Nennt man sein Event Heroes Of Rock, dann muss man auch etwas bieten, das dem Namen halbwegs gerecht wird und subjektiv betrachtet fallen jedem Leser da sicherlich viele unterschiedliche Bands ein. Trotz allen individuellen Geschmacks trifft das Billing im Kölner Tanzbrunnen aber sicherlich eben vorgenannte Voraussetzung. Die Organisatoren dieses kleinen Festivals hatten sich Namen ausgesucht, die über jeden Zweifel erhaben sind: Uriah Heep, Bonfire, AC/DC, Deep Purple und Rainbow. Waren die beiden erstgenannten Bands noch im Original angereist, so gab es für die anderen zumindest mal spitzenklassigen Ersatz in Form zweier Tribute-Bands, namentlich Demon's Eye und Barock. Insgesamt also eine feine Mischung für einen unterhaltsamen Abend in der Domstadt am Rhein. Einziges wirkliches Novum für den Rezensenten war die Band Barock, alle anderen haben schon früher mal auf dem Zettel gestanden, wenngleich das letzte Zusammentreffen mit den Ingolstädtern von Bonfire viele, viele Jahre zurückliegt. Allerdings boten auch die schon häufiger gesehenen Combos die eine oder andere Novität, aber dazu später mehr.
Bereits gut zur Hälfte gefüllt stellte sich mir das Theater am Tanzbrunnen vor, das allerdings wenig von einem handelsüblichen Schauspielhaus mit Rängen und Teppich und so weiter hat. Im Grunde ist das Ding eher eine große Multifunktionshalle mit schönem Foyer und Bar und einer vernünftigen Bühne.
Sei's drum, draußen warteten noch so einige Besucher in der Schlange und letztendlich war die Halle dann bei den ersten Tönen auch recht gut gefüllt. Demon's Eye machten den Auftakt zum Heroes of Rock 2013 und da gab es dann für mich direkt schon eine der angesprochenen Neuheiten: Am Mikro war nicht wie bislang gewohnt Doogie White oder Dario Velasco zu sehen, sondern der kürzlich verpflichtete David Readman, der sich u. a. auch bei Pink Cream 69 oder Voodoo Circle verdungen hat. Doogie White ist ja bekanntermaßen derzeit stark bei Michael Schenker und dessen Temple Of Rock-Tour eingebunden, so dass er nicht nur bei Demon's Eye sondern auch bei Tank kürzer treten muss. Dario Velasco hat ja leider seinen Hut genommen, um anderen Verpflichtungen nachzugehen - eine Tatsache, die ich persönlich sehr bedauere, da mir seine Interpretation der alten Purple-Klassiker einfach unglaublich gut gefallen.
Aber wir wollen jetzt mal nicht unfair sein und dem David geben, was des Davids ist, nämlich eine ganze Karre voll von Lob. Er führte stimmgewaltig durch das kurze aber dennoch sehr knackige Set und dass er wirklich gut singen kann, ist ja nun wahrlich kein Geheimnis. Für das Kölner Publikum gab es eine feine Melange aus dem Repertoire der wohl besten Tribute-Band in Sachen Purple & Co. zu sehen. Schade war lediglich die Tatsache, dass sich die Band, zumindest gefühlt, gerade erst warm gespielt hatte und schon wieder aufhören musste. Nur im Ansatz konnte man das Potenzial erahnen, das noch hätte freigesetzt werden können, so auch die berühmten Duelle zwischen Gitarre und Keyboards. Trotzdem nahm das Publikum alles dankbar auf und wurde mit den fast schon obligaten "Highway Star" und "Smoke On The Water" ins Foyer entlassen. Sehr sympathisch auch die Tatsache, dass die komplette Band anschließend wirklich lange, lange am Verkaufstisch für Gespräche und Fotos zu Verfügung stand; es schien ein aufrichtiges Anliegen zu sein und das wurde vom Publikum auch dankbar angenommen (so auch von einer größeren Gruppe Fans, die extra aus dem belgischen Genk angereist war).
Bonfire standen als nächste Band auf der Liste und mit ihr gleich auch eine weitere Neuerung - vorübergehend zwar nur, aber dennoch neu und anders. Der Stammtrommler Harry Reischmann war/ist nämlich mit Frank Petersons Gregorian auf Tour, um die Welt mit den typischen gregorianischen Gesängen zu verzücken. An seiner Stelle nimmt derzeit Alex Landenburg von Luca Turillis Rhapsody den Platz hinter der Schießbude ein und das sollte an diesem Abend sein erster Auftritt mit der Band sein. Bereits seit Mitte der Achtziger treibt es die Bajuwaren unter dem Namen Bonfire durch die nicht nur deutsche Hard Rock-Landschaft. Allerdings reichen die Wurzeln bis in die frühen siebziger Jahre zurück, als Bandgründer Hans Ziller die Truppe Cacumen aus der Wiege hob, die dann auf Bestreben der Plattenfirma später in Bonfire umbenannt wurde. Aus den Geschichtsbüchern wird diese Band sicherlich nie verschwinden, zu einflussreich hat sie ihre Karriere in den letzten Jahrzehnten gestaltet und nach wie vor können die Jungs voll berechtigten Stolzes auf eine große internationale Fangemeinde blicken.
Auch in Köln drängte man nun etwas dichter vor die Bühne, als die ersten Töne des Intros "The Räuber" von der gleichnamigen Vertonung des Schiller'schen Werks "Die Räuber" erklangen. Sänger Lessmann und seine Kollegen ließen von Anfang an nichts anbrennen und auch kleine, kurzzeitige technische Probleme taten der Show keinen Abbruch. Wie auch auf der Scheibe gab es anschließend die "Bells Of Freedom", bevor man dann einmal quer durch die Bandgeschichte rockte, beginnend bei "Hot To Rock" und "Don't Touch The Light" vom gleichnamigen Debüt bis hin zu "Follow The Rainbow" vom letzten Album aus dem Jahre 2011.
Ich bin ja ein ausgewiesener Freund von Kommunikation zwischen Musikern und Publikum und freue mich immer wieder über kleine Anekdoten und Zwischenansagen und auch am heutigen Abend kam ich voll auf meine Kosten. Gleichwohl habe ich Stimmen gehört, die weniger Gerede und mehr Musik vorgezogen hätten - can't have it all, can you?! Neben den Geschichten gab es natürlich manch älteren oder alten Kracher und so konnten nicht wenige Besucher dabei ertappt werden, wie sie bei "Proud Of My Country" oder "Ready For Reaction" in Verzückung gerieten. Ein toller Auftritt, der einmal mehr deutlich machte, dass 'alte' Bands nicht zum Alteisen gehören; ich zumindest werde mir den Tourplan zukünftig etwas genauer ansehen.
Nun wurde es Zeit für den nächsten Headliner, denn die Stage Crew baute fleißig für Uriah Heep um und schon wieder gab es etwas Neues, auf das man gespannt sein durfte. Es ist ja mittlerweile kein Geheimnis mehr, dass sich der Bassist der Band, Trevor Bolder, nach einer Krebsbehandlung nun in einer langwierigen Rekonvaleszenzphase befindet und zumindest mal noch während der nächsten Monate pausieren muss. Für ihn greift aktuell Dave Rimmer in die dicken Saiten und ich kann eine gewisse Neugier darauf nicht verhehlen, wie sich der Zodiac Mindwarp-Basser wohl machen würde. Irgendwie passten dann aber noch zwei Bier und ein ausgedehnter Plausch in die Umbaupause, bevor es wieder Zeit war, den Foto-Graben vor der Bühne zu betreten. Licht aus, Intro an und los ging es dann endlich mit einem hämmernden "Against The Odds", gefolgt vom nicht weniger intensiven "Overload" und es wurde sehr schnell klar, dass Rimmer keine Fehlbesetzung ist. Trevor Bolders Art und Weise, den Tieftöner zu bedienen, hat ja schon etwas Spezielles, aber Dave Rimmer ließ sich den Schneid nicht abkaufen und gab mächtig - und passend - Gas. Tempo raus, etwas "Sunrise" gespielt und danach mit "I'm Ready" und "Between Two Worlds" wieder ein paar neuere Stücke. Naturgemäß wurde der folgende Block aus "Stealin'", "Gypsy", "Look At Yourself" und "July Morning" - nur unterbrochen vom Titelsong der neuen Scheibe, "Into The Wild" - begeistert aufgenommen. Sehr schön war die lange Instrumentalpassage mit viel Platz für Mick Box' Gitarre bei "Look At Yourself". Das hauptsächlich gesetztere Publikum wartete natürlich auf den alten Straßenfeger "Lady In Black", heuer mal nicht im Zugabeblock, aber dafür wie immer mit gemeinschaftlichem Absingen des Refrains. Fast schon wie eine Institution ist die alte Angewohnheit der Heeps, zu "Free & Easy" eine Ladung Mädels auf die Bühne zu holen, die zu diesem »first heavy metal song in history« die Mähne schütteln dürfen. Ken Hensleys "Easy Livin'" komplettiert das Set einer außerordentlich gut gelaunten Band, deren Keyboarder Phil Lanzon zudem an diesem Tag seinen Geburtstag feierte.
Danach verließen gefühlte 50% der Anwesenden die Halle, sie hatten offensichtlich ihr Ding gesehen und brauchten zu vorgerückter Stunde keine weitere Show. Nicht, dass es groß geschadet hat, denn die Ausharrenden waren immer noch ein ansehnlicher Haufen Rockfans. Und dieser Haufen wurde mit einem Killer Set der AC/DC-Tribute-Band Barock belohnt. Neu für mich, nicht ganz so neu für einige der Anwesenden, legten die Jungs eine beinharte Show aufs Parkett, allen voran die Rampensau Grant Foster. Der Fronter mit der markant rauen Stimme würde gut als jüngere Ausgabe von Brian Johnson durchgehen und er soll ja auch als einer der Besten auf dem Tribute-Sektor gelten. Eigentlich in London lebend, wird er für die Shows extra auf den Kontinent geholt - und der Aufwand lohnt sich. Nicht nur seine Fähigkeit, dem Organ des Echten gleichzukommen, machte diese Show aus, auch die spaßigen und mitreißenden Zwischenansagen konnten sich sehen lassen und sorgten für feine Stimmung. Gitarrist Eugen Torscher wirbelte dazu im passenden Angus-Outfit über die Bühne und ließ ein fast schon 'reales' Bild entstehen. Das Set wurde vom Publikum begeistert aufgenommen und auch beim Rezensenten entstand der Eindruck, dass man schlussendlich mit einer passenden Darbietung einiger der ganz großen Songs unserer Helden aus Down Under diesen gelungenen Abend zu einem gelungenen Abschluss brachte.
Herzlichen Dank an Andreas Althammer von Nemesis Concepts für die freundliche und unkomplizierte Akkreditierung. Wir sind sehr gespannt, wie eine weitere Auflage von Heroes of Rock aussehen wird; klar ist, wir würden wieder dabei sein.
P. S. Es tut übrigens nicht weh, der Bühne ein wenig mehr Frontlicht zu geben, 10 % würden ja schon reichen, um den Fotografen glücklich zu machen.
Bilder vom Event
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