Metal Assault II
14.01.2012, Würzburg, Posthalle
Metal Assault II Metal Assault II
Würzburg, Posthalle
14.01.2012
Festivalbericht
Stil: Heavy Metal u.a.


Artikel vom 22.01.2012

       

Andrea Groh                  Jens Groh
                                      (Fotos und Kommentare)
Eintrittskarte Was bringt Metaller dazu, schon wieder nach Würzburg zu fahren? Richtig, eine Weinsheimer-Veranstaltung, dieses Mal kein Hammer Of Doom sondern das Metal Assault. Wobei es leider, wie bereits bei einigen anderen Festivals zu teilweise recht kurzfristigen Bandabsagen kam, darunter Hirax, die durch RAM ersetzt wurden. Trotzdem waren für uns noch genug Namen dabei, die eine Fahrt rechtfertigten.
Allerdings verpassten wir die ersten vier von zwölf Stunden (warum ist das immer sooo lang… acht Stunden würde doch auch reichen), was unter anderem an randalierendem griechischen Essen vom Vorabend lag (zum Punkt Griechen und randalieren komme ich später nochmal), jedoch keine der für uns wichtigen Bands (Anmerkung von Jens: »Ja, der vermaledeite Dorfteller soll von Charon über den Styx gefahren werden, grrrrrr!!!!«).
RAM Wir trafen also ein kurz bevor RAM begannen. Die schwedischen Traditionsmetaller mit starkem 80er Einschlag - okay, diese Beschreibung trifft auf die meisten Bands des Tages zu - kombinieren Elemente aus dem Sound von Judas Priest und Mercyful Fate und formen daraus einen eigenen Stil auf einem modernen Level. Auch live wirkt das powerful und dynamisch. Was jedoch auffiel: Das Ganze wirkte heavier als auf CD und leider gingen dabei etwas die Feinheiten und Melodien verloren. Dennoch ein überzeugender Auftritt, der auch Vorfreude auf die Ende Januar erscheinende dritte CD "Death" macht, von der ein Song vorgestellt wurde (Anmerkung von Jens: »Da kann ich der Dame vollkommen recht geben, RAM sind live eine Macht, und ließen gleich zu Anfang meine Laune steigen!«).
RAM
Nach den schwedischen Nachwuchshelden folgten altehrwürdig ergraute Briten, bzw. Alan (Gitarre) und Terry Jones (Gesang), die bereits 1978 Pagan Altar gegründet hatten und nach einer Pause seit 2004 wieder unterwegs sind. Dazu drei neue Musiker, die seit 2010 dabei und offensichtlich noch Pagan Altar nicht so ganz eingespielt sind. Denn bei aller Begeisterung für die (ok)kultige Musik entstand der Eindruck, die Band hätte noch nie oder selten zusammen geprobt bzw. einen Auftritt gehabt. Was allerdings auch an massiven technischen Problemen gelegen haben kann. Schon nach kurzer Spielzeit hatte das Schlagzeug einen merkwürdigen Wumms, kurz darauf wurde abgebrochen und eine neue Snare eingebaut. Auch schienen die Sender der Gitarren nicht immer zu funktionieren und Terry hörte seinem kritischen Blick nach zu urteilen nicht, was die anderen spielten. Daher gelang es leider nur begrenzt, eine mythische und magische Atmosphäre zu erzeugen. Schade, denn der Mix aus 70er Rock, 80er Heavy Metal und etwas Folk hat etwas herrlich Eigenständiges und Kauziges. Letzteres trifft ebenfalls auf Terrys Optik zu, der irgendwie wie ein Vampir wirkte, den man aus seinem Schlaf im Sarg geholt und auf die Bühne gestellt hat (Anmerkung von Jens: »Ja, der Gute sah aus wie der Großvater von Graf Zahl. Schade fand ich auch, dass der Gesang stellenweise recht leise war.). Faszinierend fand ich sie schon, allerdings waren sie damals auf dem Doom Shall Rise besser.«)
Pagan Altar    Pagan Altar    Pagan Altar
Pagan Altar    Pagan Altar    Pagan Altar
Alt und britisch ging es weiter: The Sanity Days spielen mit ihrem Namen auf die 1989 erschienene dritte LP von Onslaught an, "In Search Of Sanity". Der ursprünglich eher black-metallische und später thrashige Sound bekam damals eine melodiöse Komponente durch den Stimme von
The Sanity Days Steve Grimmett, der wie er auch selbst erklärte, bekannt wurde mit der NWoBHM-Band Grim Reaper. The Sanity Days spielten Songs von der "In Search Of Sanity", darunter auch das beliebte AC/DC-Cover "Let There Be Rock" und mein Favorit von der Scheibe: Die schöne Ballade "Welcome To Dying", bei der allerdings die zweite Gitarre fehlte. Trotzdem: Alleine Steves Gesang verursachte (positive) Gänsehaut. Er konnte es sich dann doch nicht verkneifen, auch etwas von seiner Hauptband zu spielen: "Rock You To Hell" und "See You In Hell", was (nicht nur) ich eine gute Idee fand. So sind The Sanity Days quasi eine Misch-Cover-Band mit Songs von Onslaught und Grim Reaper. Gehässig könnte man fragen, wer braucht das? Die Antwort darauf lautet: beispielsweise Fans von Steve Grimmett, davon waren doch einige anwesend und (nicht nur die) fanden den Auftritt gut (Anmerkung von Jens: »Das könnte man generell über viele Konzerte von Bands sagen, bei denen nur ein Mucker nicht wahr haben will, dass die großen Zeiten ein für alle Mal vorbei sind und dennoch weitermacht. So was geht zwar oft in die Hose, im Falle The Sanity Days hat es aber super geklappt!«)
Pagan Altar    Pagan Altar    Pagan Altar
Pagan Altar    Pagan Altar    Pagan Altar
Wen sieht man normalerweise in der Hölle? Satan. Passenderweise folgte nun die britische Band, die sich nach dem Gehörnten benannt hatte. Man könnte vermuten, es handele sich um bösesten Black Metal. Stimmt aber nicht. Ist eher relativ melodischer Heavy Metal mit guten Gitarren. Hat mich schon damals, als ich es das erste Mal gehört habe, etwas verwundert und enttäuscht. Denn trotz unzweifelhaft vorhandenen hohen spieltechnischen Niveaus fand ich die Band nie wirklich spannend (gleiches gilt für Blind Fury, Pariah und The Kindred - wie sie mal zeitweise hießen). Live fand ich es ehrlich gesagt recht langweilig. Sorry an die Satan-Fans (Anmerkung von Jens: »Mir hat immer die "Suspended Sentence" mit Michael Jackson - nein, nicht der Typ mit dem Affen und dem silbernen Handschuh - besser gefallen, dennoch ein gelungener Gig!«)
Satan    Satan    Satan    Satan
Nach so viel aus dem United Kingdom wurde es nun amerikanisch. Die US Metal-Band Heir Apparent kannte ich von deren Debüt auf Black Dragon Records, hatte aber seitdem nie wieder etwas von denen Heir Apparent gehört, wusste gar nicht, dass es eine zweite LP gab, und auch die erste kaum noch in Erinnerung. Wobei allerdings alleine der Labelname und dazu das Jahr 1986 für Qualität steht. Und die wurde auch geboten. Egal ob "Hands Of Destiny", "Tear Down The Walls"," Another Candle" oder "A.N.D.... Drogro Lived On" (diesen Titel fand ich damals schon merkwürdig…). Auch bei der Fremdkomposition, der Coverversion von Heaven And Hell, konnte die Truppe überzeugen. Positive Überraschung des Tages und die Feststellung, dass man manchmal einfach etwas vergisst bzw. nicht mehr auf dem Schirm hat. Was in diesem Fall den Nachteil hatte, mit dem Material nicht (mehr) vertraut zu sein (Anmerkung von Jens: »Ich hatte mir rein gar nichts von den Amis versprochen, denn mir ging es wie Andrea. Umso mehr wurde ich vom Gig der, nicht mehr ganz so taufrischen, dafür mordsagilen Band weggeballert! Besonders der Sänger wirkte, als hätte er mindestens 100 Dosen Red Bull intus, ein echtes Highlight!«)
Heir Apparent    Heir Apparent
Heir Apparent    Heir Apparent    Heir Apparent
Ebenfalls aus Seattle stammen Sanctuary, die auch nur zwei Scheiben in den 80ern veröffentlicht haben. Doch anders als bei Heir Apparent waren die beiden Hauptakteure, Sänger Warrel Dane und Bassist Jim Sheppard, die ganze Zeit aktiv: nämlich bei Nevermore. Dort lief es in Sanctuary letzter Zeit nicht mehr so gut, das Verhältnis der Musiker untereinander war ziemlich angespannt. Was die beiden veranlasste, Sanctuary wiederzubeleben und erst einmal alle Querelen hinter sich zu lassen. Momentan scheint ihnen das auch zu gelingen, dem Grinsen der zwei während ihres Auftrittes nach zu urteilen. Schön, wenn die Musiker glücklich sind, doch sind es die Fans dann auch? Im Vorfeld fragten diese sich, wie das alte Material heute klingen würde, z. B. würde es Warrel gelingen noch so extrem hoch zu singen wie auf dem Debüt? Immerhin sind seitdem über 20 Jahre vergangen. Wie würden Sanctuary klingen, so wie die erste oder eher wie die zweite ("Into The Mirror Black"), die schon deutlich komplexer und progressiver war?
An dieser Stelle ein Geständnis von mir: Ich konnte mit dieser Scheibe nie warm werden. Seltsamerweise sprach mich immer der eher straighte Science Fiction-Power Metal der "Refuge Denied" emotional mehr an (Anmerkung von Jens: Wie heißt es so schön bei "Life Of Brian": 'Nagelt die Vernunft ins Volk', da hilft auch nicht, dass ich seit zwanzig Jahren versuche der guten Andrea die Größe dieser Scheibe einzutrichtern. Vielleicht in einem anderen Leben. Ich fand besonders live die Stücke dieser Scheibe die stärkeren, obwohl kein Song dieser Götterband schlecht ist. Und weil mir die Burschen sooo gut gefielen, hat das auch irgendwie nicht mehr so recht mit dem Fotografieren geklappt, da war Headbangen angesagt, Basta!).
Sanctuary Immerhin: Die Chancen, Songs vom Debüt zu hören, standen bei ca. 50 Prozent. Und die wurden auch fast erfüllt, darunter meine Favoriten "Soldiers Of Steel" und "Sanctuary". Und auch das Jefferson Airplane Cover "White Rabbit", das für mich aufgrund der etwas abgefahrenen Version das Highlight des Abends darstellte. Warrel kann zwar nicht mehr durchgängig die stimmlichen Höhen von damals halten, kombinierte dies jedoch gelungen mit seinem späteren (Nevermore-) Stil. Stellenweise ("Battle Angels") brachte er sogar die extremen Schreie. Gegen Ende des Sets war allerdings schon zu merken, dass ihm der Gesang langsam schwerer fiel. (Anmerkung von Jens: »Besser als bei meinem letzten Nevermore-Gig war es allemal, da war der Gesang nämlich grottig, und alles steht und fällt eben mit Warrels Stimme.«)
Sanctuary Doch nach einem zwölfstündigen Festival sind auch die Fans langsam müde (oder voll) und so dürften ihm die wenigsten das übelgenommen haben. Denn Sanctuary bewiesen: Sie sind back und sie hatten den Headlinerposten verdient. Ich habe zwar auch negative Aussagen hinter mir vernommen, über Geschmack lässt sich jedoch bekanntlich nicht streiten und nicht jedem gefällt alles. So war es auch interessant zu sehen, welche Teile des Publikums auf welche Songs stärker reagierten. Ebenfalls zu beobachten: Der mir schon bei Manilla Road aufgefallene Grieche, der wieder total durchdrehte und mehrfach über die Absperrung kletterte. Insgesamt schien mir allerdings der Ausrast-Faktor bei diesem Festival geringer als bei dem Epic Day des Hammer Of Doom.
Sanctuary Fazit: Für Freunde des traditionellen bzw. 80er Metals wieder eine interessante Veranstaltung, bei der man sich jedoch bei einigen Bands erstaunt fragte 'gibt es die noch/wieder'…(Anmerkung von Jens: »Positiv muss auch wieder die Security gelobt werden, die auch zu ausgerasteten Fans immer freundlich war und am Einlass sehr korrekt dem Publikum gegenüber ist. In anderen Hallen wird man fast auf links gedreht, hier nicht! So soll es sein und bleiben. Allerdings sollten die Veranstalter endlich mal, bei einer Länge wie diesem Festival, über Sitzgelegenheiten und anderes Essensangebot nachdenken. Denn die Hot Dogs sind grauenerregend, im Gegensatz zum Festival!«)
Nächstes Mal wieder!
Sanctuary    Sanctuary    Sanctuary
Sanctuary  Sanctuary  Sanctuary Sanctuary
Setlist Heir Apparent:
01:Intro
02:The Servant
03:Hands Of Destiny
04:A.N.D.... Drogro Lived On
05:Masters Of Invasion
06:Tear Down The Walls
07:The Haunting
08:R.I.P.
09:Another Candle
10:Keeper Of The Reign
11:Dragon's Lair
12:Decorated
13: Heaven And Hell (Black Sabbath Cover)
14:Young Forever
Setlist Sanctuary:
01:Eden Lies Obscured
02:Die For My Sins
03:Battle Angels
04:Seasons Of Destruction
05:White Rabbit (Jefferson Airplane Cover)
06:The Mirror Black
07:Sanctuary
08:Future Tense
09:One More Murder
10:Soldiers Of Steel
11:Termination Force
12:Veil Of Disguise
13:Long Since Dark
Encore
14:Taste Revenge
Running Order METAL ASSAULT II:
ASGARD 12:30 - 13:15
DARK FOREST 13:30 - 14:15
TYRANEX 14:30 - 15:15
SINISTER REALM 15:30 - 16:15
RAM 16:30 - 17:15
PAGAN ALTAR 17:30 - 18:15
THE SANITY DAYS 18:30 - 19:30
SATAN 19:50 - 20:50
HEIR APPARENT 21:10 - 22:25
SANCTUARY 22:55 - 00:25
Externe Links: