Ebenfalls aus Seattle stammen
Sanctuary, die auch nur zwei Scheiben in den 80ern veröffentlicht haben. Doch anders als bei
Heir Apparent waren die beiden Hauptakteure, Sänger
Warrel Dane und Bassist
Jim Sheppard, die ganze Zeit aktiv: nämlich bei
Nevermore. Dort lief es in
letzter Zeit nicht mehr so gut, das Verhältnis der Musiker untereinander war ziemlich angespannt. Was die beiden veranlasste,
Sanctuary wiederzubeleben und erst einmal alle Querelen hinter sich zu lassen. Momentan scheint ihnen das auch zu gelingen, dem Grinsen der zwei während ihres Auftrittes nach zu urteilen. Schön, wenn die Musiker glücklich sind, doch sind es die Fans dann auch? Im Vorfeld fragten diese sich, wie das alte Material heute klingen würde, z. B. würde es
Warrel gelingen noch so extrem hoch zu singen wie auf dem Debüt? Immerhin sind seitdem über 20 Jahre vergangen. Wie würden
Sanctuary klingen, so wie die erste oder eher wie die zweite ("Into The Mirror Black"), die schon deutlich komplexer und progressiver war?
An dieser Stelle ein Geständnis von mir: Ich konnte mit dieser Scheibe nie warm werden. Seltsamerweise sprach mich immer der eher straighte Science Fiction-Power Metal der "Refuge Denied" emotional mehr an (Anmerkung von
Jens: Wie heißt es so schön bei "Life Of Brian": 'Nagelt die Vernunft ins Volk', da hilft auch nicht, dass ich seit zwanzig Jahren versuche der guten
Andrea die Größe dieser Scheibe einzutrichtern. Vielleicht in einem anderen Leben. Ich fand besonders live die Stücke dieser Scheibe die stärkeren, obwohl kein Song dieser Götterband schlecht ist. Und weil mir die Burschen sooo gut gefielen, hat das auch irgendwie nicht mehr so recht mit dem Fotografieren geklappt, da war Headbangen angesagt, Basta!).
Immerhin: Die Chancen, Songs vom Debüt zu hören, standen bei ca. 50 Prozent. Und die wurden auch fast erfüllt, darunter meine Favoriten "Soldiers Of Steel" und "Sanctuary". Und auch das
Jefferson Airplane
Cover "White Rabbit", das für mich aufgrund der etwas abgefahrenen Version das Highlight des Abends darstellte.
Warrel kann zwar nicht mehr durchgängig die stimmlichen Höhen von damals halten, kombinierte dies jedoch gelungen mit seinem späteren
(Nevermore-) Stil. Stellenweise ("Battle Angels") brachte er sogar die extremen Schreie. Gegen Ende des Sets war allerdings schon zu merken, dass ihm der Gesang langsam schwerer fiel. (Anmerkung von
Jens:
»Besser als bei meinem letzten Nevermore-Gig war es allemal, da war der Gesang nämlich grottig, und alles steht und fällt eben mit Warrels Stimme.«)
Doch nach einem zwölfstündigen Festival sind auch die Fans langsam müde (oder voll) und so dürften ihm die wenigsten das übelgenommen haben. Denn
Sanctuary bewiesen: Sie sind back und sie hatten den Headlinerposten verdient. Ich habe zwar auch negative Aussagen hinter mir vernommen, über Geschmack lässt sich jedoch bekanntlich nicht streiten und nicht jedem gefällt alles. So war es auch interessant zu sehen, welche Teile des Publikums auf welche Songs stärker reagierten. Ebenfalls zu beobachten: Der mir schon bei
Manilla Road aufgefallene Grieche, der wieder total durchdrehte und mehrfach über die Absperrung kletterte. Insgesamt schien mir allerdings der Ausrast-Faktor bei diesem Festival geringer als bei dem Epic Day des Hammer Of Doom.
Fazit: Für Freunde des traditionellen bzw. 80er Metals wieder eine interessante Veranstaltung, bei der man sich jedoch bei einigen Bands erstaunt fragte 'gibt es die noch/wieder'…(Anmerkung von
Jens:
»Positiv muss auch wieder die Security gelobt werden, die auch zu ausgerasteten Fans immer freundlich war und am Einlass sehr korrekt dem Publikum gegenüber ist. In anderen Hallen wird man fast auf links gedreht, hier nicht! So soll es sein und bleiben. Allerdings sollten die Veranstalter endlich mal, bei einer Länge wie diesem Festival, über Sitzgelegenheiten und anderes Essensangebot nachdenken. Denn die Hot Dogs sind grauenerregend, im Gegensatz zum Festival!«)
Nächstes Mal wieder!