Rock Hard Festival 2011 / Gelsenkirchen, Amphitheater
Rocktimes Konzertbericht
Rock Hard Festival 2011
Amphitheater Gelsenkirchen
10. bis 12. Juni 2011
Stil: Metal
Konzertbericht



Artikel vom 22.06.2011

       
Andrea Groh                  Jens Groh
Fangen wir mit dem Negativen an, was das Festival im wahrsten Sinne des Wortes überschattet hat: Regenwolken, die dann Gewitter und Starkregen brachten.
Andrea im Müllbeutel Nun, dafür können ja die Veranstalter nichts, immerhin gab es am Rock Hard-Stand Regenjacken/Capes zu kaufen, auch wenn man sich in der günstigen Variante (50 Cent) etwas vorkam wie in einem Müllbeutel…
Wirklich positiv zu erwähnen ist die friedliche Atmosphäre des Festivals, sowohl was die Besucher angeht, als auch die freundlichen Ordner (wobei allerdings etwas unklar ist, warum man eine Wasserflasche mitnehmen darf, aber keine Cola-Flasche, wenn doch beides aus Plastik ist). Kritikpunkt an dieser Stelle: Im Vorfeld entschuldigte man sich für den erhöhten Bierpreis. Aber was ist mit dem Wasser? 3,50 Euro für 0,4 L - dafür kann man im Supermarkt einen ganzen Kasten kaufen. Jetzt kommt mir keiner damit: Wer will schon Wasser... darum geht es nicht, sondern darum, dass alkoholfreie Getränke günstiger sein sollten als Bier. Wobei das Bier auch nicht gerade auf Eintrittskarte Begeisterung stieß, da gab/gibt es etliche negative Stimmen dazu. (Anmerkung Jens: »Ach das sollte Bier sein??? Mir kam das eher vor wie die Plörre aus dem Rhein/Herne-Kanal. Mann, da ist mein Morgenurin gehaltvoller als die Warsteinerpisse. Nächstes Jahr bitte Veltins oder was anderes aus der Region. Immerhin dürfte somit das RHF eines der wenigen Festivals sein, auf dem mehr Cocktails ausgeschenkt wird als Bier, und wir reden hier von einem METAL-Festival!!!«)
Das Gelände an sich ist dagegen klasse - neben der Loreley eins der schönsten Deutschlands. Im Amphitheater gibt es von fast allen Plätzen sehr gute Sicht (die Griechen haben sich bei der Form schon was gedacht…), man kann sitzen, stehen, von oben schauen oder sich ins Gewühle vor der Bühne stürzen. Optimal, genau das Gegenteil von dem, was ich letztens an der Festhalle Frankfurt kritisiert habe. Wenn man bedenkt, dass drei Tage Rock Hard kaum mehr kosten, als weniger als drei Stunden bei Maiden… nun, sollte man wohl nicht vergleichen.
Wobei es natürlich auch in Gelsenkirchen gute Bands zu sehen und hören gab:

Freitag:
Contradiction: Spontaner Eindruck - was ein Krach. Wobei auch der suboptimale Sound beitrug. Daher ebenso spontane Reaktion: Gehen wir erst mal was zu essen und zu trinken holen… Sorry, Jungs. (Anmerkung Jens: »Yep, ohne Mampf kein Kampf. HAHAHA, obwohl Krach wollten wir doch, oder???«)
Procession Procession: Die chilenischen Doomer versprachen, Finsternis über das Festival zu bringen. War zwar wahrscheinlich musikalisch gemeint, erfüllte sich leider auf andere Art: Der Himmel wurde schwarz und es brach ein heftiges Gewitter mit Starkregen los. Dieser war so extrem, dass sich in minutenschnelle 10-20 cm tiefe Pfützen bildeten, die wir von dem Merch-Stand aus beobachteten, in den wir geflüchtet waren. Dadurch haben wir dann nur einen Teil des Auftrittes mitbekommen, dieser war recht gelungen; zum Glück hatten wir die Band bereits bei einem Hallenfestival gesehen. (Anmerkung Jens: »Für die Aussage, dass er Finsternis wollte, und ein heftiges Gewitter bekam sollte der Bursche eigentlich nach Chile Schwimmen. GRRRR«.)
Primordial Postmortem: Die Berliner grunzten die Wolken wieder weg. Gut so, und gute Musik. Vor allem 'e schee Stimmche', wie ich immer sage. Wer mich kennt, weiß was das ist… Gelungener Death Metal, der Spaß macht - nicht zu kompliziert, sogar ziemlich Mitgröl-tauglich. Hätten wir glatt eine CD gekauft, wenn uns denn eine begegnet wäre. (Anmerkung Jens: »Ja, war geiler Stumpf-ist-Trumpf-Death Metal. Mir tun jetzt noch die Stimmbänder weh… Revolution…«)
Primordial Primordial: Die dritte Band hintereinander mit einem 'P' - war das eigentlich Absicht? Diesmal eher Black-/Pagan Metal, wobei die Iren recht eigenständig sind und von der Theatralik ihres Frontmannes Alan leben, der dem Leiden seines Volkes (z.B. Hungersnöte und Krankheiten) eine faszinierende Stimme gibt. Ich fand sie noch beeindruckender und grandioser als zuletzt im Februar auf dem Hammer Of Doom. Funktioniert tatsächlich im Sonnenlicht in einem Amphitheater, vielleicht gerade weil die Darbietung über reine Musik hinausgeht und damit dem ursprünglichem Geist einer solchen Anlage nahekommt.
Enslaved Enslaved: Konnten bei mir dagegen nicht ankommen, obwohl ihre ebenfalls eigenwillige und ausdrucksstarke Mischung aus progressiven Elementen, 70er-Einflüssen und Extrem Metal, kombiniert mit dem harmonischen Gesang, wirklich interessant ist. Seltsamerweise fand ich die Norweger stärker, als ich sie das letzte Mal in einem kleinen Club gesehen hatte. (Anmerkung Jens: »Ich fand ihren Gig schon sehr gut, aber nach dem x-ten Male war einfach der Überraschungseffekt weg«.)
Triptykon Triptykon: Alles Finstere und Extreme, was vorher war, war dagegen nur eine Einleitung zu dieser Zelebration von Schwärze. Tom und seine Band brachten auch Songs der Vorgängerbands Celtic Frost und Hellhammer, manches davon zum ersten und zum letzten Mal. Dies war auch als Entschädigung dafür gedacht, dass Celtic Frost schon zwei Mal ihren Auftritt beim RHF abgesagt hatten. Die Erwartungen waren dementsprechend hoch (und die Angst, es können wieder ausfallen). Doch alles war gut (oder muss man hier eher schreiben: böse?). Die Atmosphäre, die hier verbreitet wurde, lässt sich weder in Worten noch in Bildern einfangen. Triptykon Man muss es fühlen. Und alle, die es fühlen wollten, dürften hinterher zufrieden gewesen sein. Wer meckert 'zu wenig alte Songs' darf nicht vergessen, dies war nicht Hellhammer oder Celtic Frost, dies war Triptykon, und wir leben im Jahr 2011. (Anmerkung Jens: »Uhh, das war soo geil, da konnte mich nichts mehr halten. Ab in den Moshpit. Und trotz etlicher blauer Flecken, ein Hammer Auftritt. Wer immer noch meckert, weil Tom solche Mucke macht und nicht mehr wie Anfang der Achtziger klingt, hat nichts kapiert!!!«).
Samstag:
Dreamshade: Verpassten wir leider, da wir länger als gedacht auf das Taxi warten mussten, mit dem wir vom Hotel zum Gelände fuhren. (Anmerkung Jens: »Jaaa, die alten Leute sind richtig dekadent, HAHAHAHA«).
Programmheft In Solitude: Hatte ich, wie auch Primordial bereits auf dem Frühjahrs-Hammer Of Doom gesehen. Peitschte mich nicht so sonderlich, da es mir im Moment zu viele Bands gibt, die vergeblich versuchen, in die Fußstapfen von Mercyful Fate / King Diamond zu treten. (Anmerkung Jens: »Schnallt eigentlich keiner, dass das nur Mercyful Fate-Kopien vom Grabbeltisch sind? Obwohl In Solitude noch eine der besseren Sorte sind und mich ihr Debüt noch ziemlich vom Stuhl boxte?«).
Disbelief: Ein angenehmer Grunz-Stimmen-Tupfer zwischen In Solitude und Epica, dem wir schändlicherweise recht wenig Beachtung schenkten, haben sie eigentlich nicht verdient, aber passiert auf Festivals…(Anmerkung Jens: »Die deutschen Bolt Thrower sind live immer eine Macht, aber wie war das mit dem Kampf und dem Mampf??? «).
Epica: Schon auf dem Weg in das Amphitheater schlug mir ein fürchterliches Drum-Gewummere entgegen, während sich die Sängerin mühte, dagegen anzujaulen. Ganz schrecklich - und veranlasste uns, in den Metalmarkt zu flüchten. Dabei habe ich Songs, die ich kenne, gar nicht mal als so schlimm in Erinnerung. Auch wenn es nicht so ganz meine Richtung ist, fand ich es doch enttäuschend. (Anmerkung Jens: »Hilfe….was für ein Gejaule!!! Dabei konnte ich am Merchstand nicht mal mehr einen Venom- von einem Morbid Angel-Patch unterscheiden, grässlich!!!«).
Bullet Bullet: Werden im Moment mit ihrer Mischung aus AC/DC und Accept gerne abgefeiert. So auch hier. Das Ganze macht durchaus Spaß und kommt energievoll rüber, ist mir persönlich allerdings etwas zu simpel. Besser als Airbourne aber auf jeden Fall, und wer darauf steht, wird gut unterhalten. (Anmerkung Jens: »Live ganz nett, auf Platte würd ich's nicht mal meiner Tante zumuten... «).
Morgoth Morgoth: Die 1985 gegründete deutsche Death Metal-Band hatte sich nach Stilexperimenten 1998 aufgelöst und dies war einer der Re-Union-Auftritte zum 20-jährigen Jubiläum der "Cursed"-CD, was auch an der Bühnendeko zu erkennen war. Nun stellte sich die Frage: Brauchen wir diese Re-Union? So wirklich überzeugt hat es mich nicht, obwohl es auch nicht schlecht war. Genervt hat mal wieder ein wenig der Drumsound, doch noch mehr genervt hat der Regen, der einsetzte. Aus der Erfahrung des Vortages setzte wieder eine Massenflucht ein, die von Sänger Marc kommentiert wurde: »Wo wollt ihr alle hin? Seid ihr aus Zucker?« - Nee, aber wir verbringen noch 5-6 Stunden auf dem Gelände und durchgeweicht bei 11 Grad macht das nicht unbedingt Spaß. Und so gut, sich dafür nassregnen zu lassen, fanden wir sie halt auch wieder nicht. (Anmerkung Jens: »Zumal wenn dies von einer Band kommt, die noch auf ihrem letzten Album "Feel Sorry For The Fanatics" dem Hörer einen lupenreinen Techno-Track vors Fressbrett ballert, und nach fünfzehn Jahren wieder einen auf dicke Death Metal-Hose macht. Find ich doch etwas verlogen, aber wenn's schee macht... «)
Amorphis Amorphis: Für diese sind wir im Gegensatz zu Morgoth bei leicht nachlassendem Regen gehüllt in blauem Regencape ins Amphitheater zurückgekehrt. Und es hat sich gelohnt. Amorphis sind derzeit auf einem dermaßen hohen musikalischen Level, dass da eigentlich gar nichts verkehrt sein kann. Auch wenn es im kleinen Club intensiver war (na ja, lag vielleicht an der störenden Plastikumhüllung…) waren Songs, Sänger und galerieartige Bühnendeko wie erwartet einfach klasse. Ganz im Sinne von "Sky Is Mine" riss plötzlich der Himmel auf und tauchte die Bühne in wunderschönes goldenes Licht. Da es gleichzeitig weiterregnete, bildete sich noch ein Regenbogen. Eindrucksvoll, fast schon mystisch und perfekt passend zu den Lyrics über die Natur. Irgendwann hatten sogar die Wolken ein Einsehen und stellten die Dusche ein.
Iced Earth Nebenbei: Das Gelände oben sah mittlerweile aus, wie eine finnische Seenlandschaft (passend zu meinem "Tales From The 1000 Lakes"-Shirt) und einiges wäre ohne Bretter oder Europaletten nicht mehr begehbar gewesen, was dann doch etwas störend war.
Iced Earth: Die letzte Show mit Matt Barlow, und er sang wieder einmal so toll, dass dies wirklich schade ist, jedoch hatte sich schon länger abgezeichnet, dass seine Rückkehr nur eine kurze Phase war. Leider wurde nach einer halben Stunde aus Iced Earth eher 'Rainy Earth' und ich hatte langsam genug vom Wasser von oben. Wir und einige andere verließen (mit Bedauern) das Gelände und flüchteten mit einem Taxi ins trockene Hotel, wo wir mit einigen anderen als Ausgleich für uns selbst feierten. (Anmerkung Jens: »Na, das war ja schon eher ein Wolkenbruch. Und die Polonaise durchs Hotel war auch nicht von schlechten Eltern, HAHAHA«).
Sonntag:
Vanderbuyst Vanderbuyst: Viele um mich herum waren von dem eher altmodischen Metal/Hard Rock ziemlich angetan. Mich hat es nicht gepackt, mag an der Uhrzeit gelegen haben oder halt an mir. Die zwei Damen mit den choreographierten Bewegungen waren immerhin eine ausgefallene Idee, wobei das natürlich eher was für die Männer war... (Anmerkung Jens: »Auch ohne die Ladys war der Auftritt der Käsköppe richtig gut. Vor allem der Gitarrist war der Hammer! «)
Enforcer: Die sprechen mich auch nicht so sonderlich an, so dass hier Mampfpause angesagt war um rechtzeitig für die nächste Band wieder da zu sein.
Atlantean Kodex Atlantean Kodex: Eigentlich könnte man sagen: Der Drumsound ist merkwürdig, die Gitarren spielen schräge Melodien, der Gesang setzt da noch einen obendrauf und die Songs sind überlang und uneingängig. Doch wer betrachtet Musik schon mit dem Verstand? Die Emotionen packen mich und da zählen keine Argumente mehr. Was mich nur erstaunt: Dass ich schräge Sachen mag, weiß ich, aber dass so viele andere darauf anspringen, hätte ich nicht gedacht, die Band selbst auch nicht. Sie hätte nicht erwartet, auf einem für ihre Verhältnisse 'großen und kommerziellen' Festival zu spielen und tatsächlich einige (nicht alle) Zuschauer in ihrem Bann zu ziehen. Mir gefielen sie an diesem Tag noch besser als auf dem Hammer Of Doom, ich war richtig ergriffen, warum kann ich nicht wirklich erklären. (Anmerkung Jens: »Für den Drumsound möchte ich jedes Mal dem Schlagwerker beide Sticks in den Rachen stopfen. Aber auch hier: Wem's gefällt…«)
Metal Inquisitor Metal Inquisitor: Die Koblenzer schafften es tatsächlich, noch begeisterter über ihren Auftritt zu sein als die Franken. Alleine das war unglaublich sympathisch, der traditionelle Metal war dazu noch eingängig und mitreißend, wenngleich nicht immer unbedingt originell. Machte Spaß und das ist das wichtigste. (Anmerkung Jens: »Wenn auch bei etlichen NWoBHM-Bands zusammengeklaut, waren sie richtig gut. Und wie meinte 'El Rojo' so schön: »Ich krieg gleich 'n Ständer, soo geiil is das hier«. Dem ist nix hinzuzufügen«).

Anacrusis: Da waren wir mal wieder unterwegs, z.B. im Metal-Markt. Sorry.
Vicious Romors Vicious Rumors: Hier zeigt sich, wie man als Frontmann distanziert und unsympathisch rüberkommt. Sein Gesang sagt mir ebenfalls nicht sonderlich zu, es gab zudem mal wieder mieseren Sound. Hat mir daher eher weniger gefallen. Konnte die Begeisterung vieler für die Band noch nie nachvollziehen, mag Geschmackssache sein. (Anmerkung Jens: »Die Musik ist schon geil, nur das affektierte Gehabe des Sängers geht mal gar nicht...«.)
Overkill Overkill: Bobby ist wiederum genau das Gegenteil, den muss man einfach mögen. Genauso wie den erzcoolen D.D. Verni. Overkill waren damit schon gleich auf der Siegerseite. Bei gutem Sound, sorgfältig eingesetztem Stageacting und Kommunikation mit dem Publikum, konnte man über nichts meckern. Als dann noch frühzeitig "Rotten To The Core" ausgepackt wurde, tobte die Menge, insbesondere im Moshpit. Später gab es zu meiner Freude noch den Klassiker "In Union We Stand" und dann wurden ein seltenes Stück ausgepackt: "Death Rider" von 1983. Overkill waren schlicht und ergreifend top und damit wohl der eigentliche Headliner des Festivals. (Anmerkung Jens: »Overkill sind wie Motörhead: Immer geil!!! Von den Burschen gibt's kein schlechtes Konzert zu sehen. Besonders "Death Rider" bescherte mir eine richtige Gänsehaut. Himmel, dass ich das noch erleben durfte...«.)
Overkill Danach folgte der Karaoke-Gewinner-Jam, den schenkten wir uns und traten die Heimreise an, womit wir leider Down nicht mehr sehen konnten. Aber wir hatten keine Lust auf den Karaoke-Kram, der zwischendurch schon ziemlich nervte. Was brauche ich denn irgendwelches Laiengejaule von mehr oder minder guter Qualität (als Nebenbeibelustigung?), wenn auf der großen Bühne 22 Bands spielen? Verstehe ich nicht, will ich auch nicht haben, daher sind wir gegangen. (Anmerkung Jens: »Dennoch kommen wir nächstes Jahr wieder!!!! Denn das RHF ist, und bleibt trotz kleiner Negativpunkte das schönste und geilste Festival Germaniens, Amen!«
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Overkill    Overkill    Overkill
Primordial    Triptykon    Vanderbuyst
Metal Inquisitor    Metal Inquisitor    Morgoth
Vicious Romors    Vicious Romors
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