14. Schmölzer Blues Tage
vom 07. - 09. September 2007,
Küps-Schmölz, Zelt am Schloss
14. Schmölzer Blues Tage 14. Schmölzer Blues Tage
vom 07. - 09. September 2007
Küps-Schmölz, Zelt am Schloss
Festivalbericht
Stil: Blues, R&B, Rock



Artikel vom 13.09.2007


Norbert Neugebauer
Der Blues lebt in Schmölz!
14. Schmölzer Blues TageVor einem Jahr hatte ich an gleicher Stelle den Blues, weil's nach 13 Jahren in Schmölz keinen Blues mehr gab. Die 14. Blues Tage waren ausgefallen, nachdem die Macher berufsbedingt nichts machen konnten. Nun, glücklicherweise war das nur eine Pause, heuer ging es dann umso munterer und mit frischen Kräften weiter.
"Der Blues lebt" war das treffende Motto der Veranstaltung und ohne das Festival im Küpser Ortsteil war er zumindest in Oberfranken auch ziemlich am Dahinsiechen. Selbst das erstmals in diesem Jahr in Bamberg etablierte Blues-Wochenende war dagegen mit seinem Unterhaltungsprogramm für die echten Fans bestenfalls ein Grund, sich zum Einkaufsbummel mit Musikbeschallung in das Weltkulturerbe locken zu lassen. Der echte Stoff, sprich die Bands, die statt Routine den Blues auf der Bühne in seinen unterschiedlichen Spielarten ausleben, die kommen dagegen nach Schmölz, mitten in die Prärie zwischen Frankenwald und Obermaintal.
Die RiffsurfersDas galt zumindest für die meisten der Künstler, die Organisator Uwe Angermüller für die Neuauflage gebucht hatte (angesichts der nur einjährigen Pause allerdings von einer 'Wiedergeburt' zu sprechen, war dann doch etwas dick aufgetragen!). An den beiden Abenden bekam in guter Tradition eine einheimische Band die Chance, sich als Opener vor dem Fachpublikum zu präsentieren.
Die Riffsurfers in der Besetzung Matthias Amm, Christian Pietz (beide abwechselnd an Gitarre und Bass) und Phillip Sammet (Schlagzeug) zogen am Freitag nach den eigenen Blues/Funk-Titeln eine heiße Jimi Hendrix-Show ab. Dagegen war der zweite Freitags-Gig mit der Rene Trossman Band aus USA/CZ eher etwas für die Freunde des altgedienten Zwölftakters, die aber trotz der beiden Gitarristen insgesamt nur Schmalkost bot: Durchschnitts-Blues mit Standard-Repertoire. Zumindest actionmäßig legte Timo Gross dann schon zu. Mit seinem eigenen Material, Bluesrock mit diversen Ausflügen in Artverwandtes, machten der Pfälzer und seine drei Begleiter ordentlich Party. Zweifelsohne ist er ein guter Gitarrist, der allerdings mit seinen Dauergrimassen ziemlich übertreibt. An die Klasse eines Henrik Freischladers, der als Newcomer 2005 das Zelt zum Kochen brachte, kommt er aber lange nicht heran.
Timo Gross     Timo Gross     Die Riffsurfers
Rene Trossman Band      Rene Trossman Band      14. Schmölzer Blues Tage
Saturday Night Fever
Konnte das Line-Up am ersten Abend im schon gut besetzten Zelt noch nicht ganz überzeugen, bot dafür der Samstag ein Programm der Spitzenklasse. Auch diesmal heizten die Riffsurfers, nun mit Drummer Bernhard Först und Rockröhre Janina "Janis" Färber mit diversen schwerblütigen Bluesrock-Covern kräftig ein und kamen erneut nicht ohne Zugabe von der Bühne. Frauen-Power auch beim zweiten Set in der mittlerweile vollen Bude. No TroubleDie kleine Belgierin Cora Lee mit ihrer Band No Trouble war die große Überraschung der 14. SBT. Die fulminante Stimme und ihre energiegeladene Show begeisterten die Fans, die zum abwechslungsreichen Set auch kräftig vor der Bühne mitrockten. Zwar bot auch die durch einen Motorradunfall gehandicapte Cora größtenteils Covers von CCR, Stevie Ray Vaughan, T-Bone Walker oder Muddy Waters, aber wie sie die, zusammen mit ihren ebenfalls hervorragenden Kollegen interpretierte, war schon klasse! Die Rhythmusmaschine gab den richtigen Groove, darauf zündeten Harper Eric Nobels und der junge Gitarrist Alexander Simunovic zusammen mit der Bandchefin ein Blues- R&B- und Soul-Feuerwerk, für das sie immer wieder Szenenapplaus bekamen. Erst nach der scharfen Doppelzugabe "Jesus Just Left Chicago" - "Shakey Ground/Sex Machine" durfte die Band einpacken. Die öfters zur Entlastung benötigte Krücke hinderte die kompakt gebaute Cora übrigens nicht im Mindesten daran, ihren Auftritt mit einer geballten Ladung Sex zu würzen.
Capello, Hotel La SalleNach dieser in Deutschland wohl ziemlich unbekannten Band (seit 2004 kein Auftritt in Germany aufgelistet) standen einmal mehr mit den Italienern Hotel La Salle gute Freunde der SBT auf den Brettern. Diesmal hatten sie ihre Kollegen von den Belzebuè Rhythm Troubadours mitgebracht, die in dieser Formation sonst nur einmal jährlich zusammen öffentlich jammen. Im Wechselspiel der ursprünglichen Dreierformation mit dem immer wieder beeindruckenden Oskar Bauer an Leadgitarre und Mikro, Basser und Sänger Lupo sowie Drummer "Capello" Mattolini mit der vollen Besetzung mit Mimmo "Wild" Mollina (auch schon mal mit der Mama Blue Blues Band in Schmölz) an der Mundharmonika, Perkussionist Saverio Del Rosso und dem des Öfteren gleichzeitig Saxophon und Klarinette blasenden Cris Pacini boten die Toskaner diesmal New Orleans-Sound mit viel Funk, Jazz, Second Line und Swamp-Blues. Lupo, Hotel La SalleBauers sanftes Intro auf der Slide-Guitar war nur der Auftakt zu mehr als zwei höchst unterhaltsamer Stunden einer musikalischen Exkursion durch die verrückte Musikszene von Big Easy (und einiges mehr). Die Fans gingen voll mit und tanzten, dass der Kies nur so spritzte. Ob der Gitarrist mit einem feinen Fingerpicker-Stück (von Tommy Emmanuel, danke Matze!) solo spielte oder ob die komplette Combo volle Brass-Breitseiten donnerte, da paarte sich immer großes Können mit viel Spaß auf der Bühne. Songs von Johnny Cash, Ry Cooder oder
Steve Miller wurden schön schräg aufgepeppt, aber auch gefühlvolle Instrumentals im Stil der Allmans aus der eigenen Ideenwerkstatt begeisterten das Publikum. Obwohl schon der reguläre Set ohne Pause bis nach 1:30 Uhr dauerte, legte die Band noch einmal kräftig nach. Bei Sonny Landreth' "Bayou Teche" hab ich mich dann allerdings verabschiedet. Leider war während des gesamten Auftritts der bis dahin gut abgemischte Sound problematisch (vor allem die Blasinstrumente gingen völlig unter), dafür wurde es gegen Ende völlig unnötig immer lauter, was viele Besucher vorzeitig aus dem Zelt trieb. Möglicherweise hatte sich das Frauendorfer Kellerbier bei den Mixern auf die Ohren gelegt ...
No Trouble     No Trouble     No Trouble
No Trouble           Oskar Bauer           Oskar Bauer
14. Schmölzer Blues Tage        Mimmo, Hotel La Salle        Stuhlfabrikant
Blues-Frühschoppen mit Gebläse
Auch am Sonntag konnte Uwe Angermüller zum eintrittsfreien Bluesfrühschoppen telefonisch ein volles Haus melden. Auf der Bühne hatte sich ein Ensemble heimischer Musiker eingefunden, das in zehnköpfiger Besetzung als Downbeat den Blues samt Verwandtschaft mit dickem Gebläse aufbereitete. Mir selbst fehlte leider die Zeit, nochmal nach Schmölz zu düsen.
Welche Bedeutung die SBT für die Liebhaber guter Livemusik in dieser hautnahen Atmosphäre haben, zeigte sich nicht nur an der erfreulich guten Publikumsresonanz. Neben treuen Alt-Fans aus Franken und Thüringen, erstaunlicherweise vielen jungen Zuhörern, dem auf seinen Stühlen Autogramme sammelnden Möbelfabrikanten, diversen Musikerkollegen aus dem Umkreis, dem Landkreis- und Gemeindechef sowie der Freiwilligen Feuerwehr, die zusammen mit dem Freundeskreis für Parkeinweisung und Zeltservice sorgten, halfen aus eigenem Antrieb auch neue Gesichter bei der Durchführung mit. So standen ein junger Metal-Fan und ein Beat-Oldie einträglich am Einlass und kontrollierten die Karten. Der Blues lebt in Schmölz und hoffentlich noch lange!
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