Wo sollen wir anfangen?
Das dritte Southern-Rock-Listen-Meeting in Burg/Spreewald stand auf unserem Terminkalender und logisch, dass wir da hin mussten. Der Musik wegen könnte man denken. Sicher, die Bands machten neugierig und haben sich auch gelohnt. Doch dazu später mehr.
Aber das Meeting an sich ist es wert, die lange Reise auf sich zu nehmen. Das Meeting mit all den bekannten Menschen dort - einige bezeichnen wir mittlerweile als Freunde und interessant ist es auch, neue Gesichter kennen zu lernen. Die Atmosphäre auf dem Bauernhof der Familie Jakubik, das Grillen, Bier- und Weintrinken mit Gleichgesinnten, herumchillen, fachsimpeln, in der Sonne dösen usw. Unmöglich, all das Schöne diesen Treffens in Worte zu packen. Man 'muss' dabei sein, um das alles zu erfassen und zu erleben.
Nachts um vier ging es los auf die etwas über 700 km lange Reise, die uns durch fünf Bundesländer führte. Und weil um diese Uhrzeit alle Faulpelze noch schlafen, ging es ziemlich flott gen Osten.
Die Pension war schnell gefunden und da im Haus zwei weitere RockTimes Redakteure wohnten, dauerte es auch nicht lange, bis die ersten Bier- und Sektfläschen bei strahlendem Sonnenschein auf der Wiese genossen wurden.
Eigentlich war das SR-Meeting auch so etwas wie ein kleines RockTimes Treffen, denn neben uns Vieren sollten wir auch fünf unserer Gastschreiber treffen: Janos, Norbert, Olli O., Ralf und natürlich Torsten himself.
Nachmittags ging es dann zum Bauernhof, wo die ersten 'Frühbesucher' langsam eintrudelten und wir auch gleich beim Abladen hunderter Liter Getränke eingespannt wurden. Nachdem der Durchlaufkühler installiert war und seinen Dienst aufgenommen hatte begannen wir auch sogleich mit der systematischen Vernichtung dieser Flüssigkeiten.
Smalltalk bei herrlichem Sonnenschein und wenn ich jetzt, nach dem Treffen, nach Draußen schaue, dann wird klar, dass uns die 'Musikgötter' am Südhimmel wohlgesonnen waren; sehr wohlgesonnen.
Abends stellte sich dann der Hunger ein und Torsten wäre nicht Torsten, wenn nicht vorgesorgt gewesen wäre: Brot, Schmalz und Spreewaldgurken. Aber die Menge wollte es italienisch. Vielleicht als Einstimmung auf Voodoo Lake!
Und wenn man sich auch fühlte, als befände man sich im paradiesischen 'Nirgendwo': es gab einen Italiener mit Lieferservice, der einige Schachteln mit den runden Leckereien vorbeibrachte.
Musik gab es aus der Konserve und zur Freude aller begann Hansi, der lustiger Schweizer, die Anwesenden mit allerlei Kunststückchen zu unterhalten. Es war eine kleine Runde, aber alle hatten mächtigen Spass und konnten sich so langsam auf die kommenden drei Tage einstimmen.
Stunden später ging es auch Schmalz und Gurken an den Kragen, so dass wir zur späten Stunden müde, satt und happy in die Federn krochen.
Donnerstags reiste dann das Groß der Besucher an und so nach und nach begann es in allen Ecken des Anwesens zu wuseln: Zelte wurden aufgebaut, Schlafplätze im Heu eingerichtet, geprostet, über Musik geredet, Bekannte und Freunde begrüßten sich, Unbekannte stellen sich einander vor und ruckzuck waren wir mitten drin, im Meeting.
Ein Teil der Anwesenden schnappte sich Kanus und eine Armada Südstaatenboote paddelte durch den Spreewald (sehr zu Freude der Stechmücken). Eine andere Gruppe erkundetet die Mückenwelt per Fahrrad, während der Rest die Stechviecher lieber bei eiskaltem Bier ertrug.
Abends sollte es dann ja ein erstes Highlight geben - ein gehütetes Geheimnis, welches aber so langsam auch bis zum letzen Uneingeweihten durch drang. Einige Listenmitglieder, verstärkt durch andere Musiker hatten extra für dieses Treffen eine Band gegründet, kurz geprobt und reisten so nach und nach an, um uns am Abend akustisch als Southern Rock Junkies zu unterhalten.
Überhaupt der Abend: Leckere Suppe, Gebratene Steaks und Würste, Salat.... überall mampfende Leute mit glücklichen Gesichtern und als dann die Southern Rock Junkies mit ihrer Session begannen animierten sie nicht wenige mitzusingen, oder aber per Knöchelakrobatik einzusteigen. Hier das Line-up der Junkies:
Robert Hiemer - Baß/Gesang
Christian Haller - Gesang
Epi Schmidt - Gitarre
Christian Schneider - Gitarre/Gesang
Robert Schwarz - Schlagzeug
Dieter Dressel - Gitarre/Gesang
Maik Schorrat - Mundharmonika
Verstärkt wurde die Band durch Christian Pöschl (Gitarre/Gesang), seines Zeichens Bandmitglied von Farmer und Far Out, Lutz Neumann (Mandoline), der ansonsten bei Shawue Gitarre und Micro bedient, sowie einigen Flatmännern. Und die Jamsession kam dermaßen gut an, dass wir uns tierisch auf das elektrische Set am Freitagabend freuten.
Bis Freitag Abend war allerdings noch genügend Zeit, so daß sich die Sassernjungs und -Mädels erst mal bei Speis und Trank laben konnten. Und als es später bisschen frischer wurde, war wohl keiner böse, da tagsüber genug geschwitzt wurde. Wer nicht gerade mit Mückenstichblutigkratzen beschäftigt war nahm an einem der vielen Fachgespräche statt. Und mit immer schwerer werdenden Zungen kamen auch Konstrukte wie 'Lyyrd Sskyynrd' oder 'Allman Brassers Band' immer öfters an die Ohren.
Später zeigte sich dann, dass echte Musiker auch durchaus mal zur Luftgitarre greifen. Natürlich wollte man da mit einem Besenstiel spielenden Basser auch mal für den heimischen Diaabend abgelichtet werden und positionierte sich vor dem Fotografen.
Zum Abstützen gab es hinter einem ja dieses große Holztor. Dumm nur, dass dieses Tor nicht verschlossen war und es kam, was eigentlich kommen musste: Menschenmikado. Drei standen auf und einer blieb liegen. Zum Glück fand die brandenburgische Ambulanz den Weg in die Wildnis und nahm Gummi mit, um ihm fachgerecht den Kopf zu klammern. Gottlob ist nichts Ernstes passiert, was er uns beim Konzert tags darauf auch bewiesen hat.
Der nächste Tag begann für uns mit dem Gefühl, unmöglich das Bett vor Einbruch der Dunkelheit zu verlassen. Selbst die Putzfrau, die urplötzlich im Zimmer stand, konnte uns nicht bewegen, endlich aus den Federn zu kriechen. So gegen High Noon waren wir dann doch wieder auf dem Bauernhof und lehnten dankend die Kahnfahrt ab. Brennende Sonnenstrahlen auf Katers Stirn bringen Unruh' nur ins Hirn.
Aber das Groß der Unverwüstlichen nahm in den beiden Kähnen Platz und begab sich in die Spreewaldsümpfe. Andere ließen die Beine in dem kühlen Fließ baumeln, oder entschlummerten sanft - dank der vortags genossenen 'Verpflegung'.
Gegen Nachmittag waren dann alle wieder so weit fit, um dem Konzertabend in Schlepzig in der 'Gaststätte Künzel' entgegenzufiebern.
Dort angekommen, wurden erst mal die Kellner beauftragt Küche und Keller zu öffnen, um den schon wieder hungrigen und durstigen Rockern Stärkung für die lange Nacht zu verabreichen. Mehr zu dem musikalischen Teil des Abends gibt es in den nächsten beiden Teilen. (Link siehe unten)
Samstagmorgen und immer noch kein Biernachschub. Also rein in den Kombi und ab, die einheimischen Getränkemärkte plündern. Offiziell neigte sich das Treffen nun gen Ende und die meisten der Teilnehmer reisten so nach und nach ab. Leider, denn es war 'ne super Gemeinschaft.
Anyway, der Nachmittag ging mit Musik, Referaten von Janos (bei denen sich manch alter Hase einiges abkucken kann), Flaschenöffnen und so weiter dem Ende entgegen und eine gut 20-köpfige Resttruppe machte sich zu Fuß auf, um im 'Ochsen' oder so, die Kellnerinnen zu erschrecken.
Danach ging es in eine Kneipe, deren Flair und Atmosphäre wohl einzigartig ist. Relativ unwichtig die Tatsache, dort das günstigste Guiness Deutschlands zu bekommen. Nein, Bruno himself, das Ambiente, die laue Sommernacht, die Klönerei, auch mit alten Kollegen........
Es war für uns ein Highlight des SR-Listenmeetings und sollte unser umtriebiger Torsten (der war an dem Abend nämlich in Reitwein, um sich die Bands vom Vortag noch einmal zu geben) das nicht ins Pflichtenheft schreiben, werden mit Sicherheit alle Dabeigewesenen auf eigene Faust den Weg zu Bruno, dem Saxman antreten.
Dass der Begriff vom 'Himmel des Südens' eine kapitalistische 'Lüge' ist, konnten wir auf dem Heimweg mit eigenen Augen sehen. Der Himmel über Brandenburg zeigte uns seine volle Sternenpracht und als wir vor unserer Pension standen und von den 'im-Heu-Schläfern' Abschied nehmen mussten, kam gar etwas Wehmut auf. Torsten: Musik ist zwar das Beste, sagst du immer, aber sie mit lieben Menschen zu teilen ist noch viel besser.
Der Rest ist schnell erzählt: Frühstück, packen, Auto beladen, Bauernhof ansteuern, Tschüß sagen, losdüsen, Autobahnrowdys und Staus verfluchen, tagsüber keinen Alk mehr trinken und gegen Abend wieder 'A Million Miles Away' (das musste jetzt sein *g*) vom Spreewald dem Montagstrott entgegenzittern.
Nächstes Jahr dauert noch lange, leider! Aber wir werden wieder da sein, uns von Mücken stechen lassen, verkatert aus den Federn kriechen, neue und alte Freunde treffen und hoffen, dass es diese Treffen noch bis zum Sankt Nimmerleinstag geben wird.
Jetzt hätte ich doch fast vergessen zu berichten wie das morgens war: Am Frühstückstisch mit Teutonic Mule aka Andreas über die 396te Gov't Mule Show zu reden (wenn der wüßte, wieviele Grateful Dead es gibt...), oder wieso die holländischen Grenzbeamten nicht so kontrollieren wie ihre deutschen Kollegen. Oder das ich in Schlepzig einiges von Voodoo Lake verpaßte, nur weil ich im Biergarten am Tisch blieb und Claudia 'bewachte', die auf einem Fenstersims friedlich vor sich hin schlummerter (Werner, das wäre eigentlich deine Aufgabe gewesen). Und dass Keith Schmidt, bekannt auch als Epi Richards in Schlepzig livehaftig on stage zu sehen war, habe ich auch noch nicht erwähnt.
Nun ja, es war halt alles einmalig und im nächsten Jahr verspreche ich, besser aufzupassen, alles zu dokumentieren und wenn ich jetzt mal seriös werden soll, dann kann ich sagen: Dieses Meeting hätte jedes Prozessaudit mit Bravour bestanden.
Für die Insider sage ich nur noch eines:
Gälläggeeh
Ilka Czernohorsky & Ulli Heiser, 03.06.2005
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