Die 'SR Mailing Listen-Mitglieder' veranstalteten vom 26.-29.05.2005 ihr 3. Treffen in Burg/Spreewald. Musikalischer Höhepunkt war am Freitagabend ein über fünfstündiges Konzert in der Gaststätte 'Künzel ' in Schlepzig mit den Bands Southern Rock Junkies, Flatman und Voodoo Lake.
Der Wirtshaussaal ist eine bereits von den Vorgänger-Treffen und von anderen Konzerten der Initiative 'Rock im Spreewald' (auch diesmal Mitveranstalter) bekannte Lokalität und dafür recht gut geeignet. Am Rande Sitzgelegenheiten, in der Mitte einige der praktischen, mobilen Bistrotische. Die angebaute Bühne ist geräumig genug für Bands üblicher Größenordnung, hat eine ansprechende Beleuchtung und kann von fast allen Plätzen gut eingesehen werden. Die Getränkeversorgung (unter anderem mit dunklem Bier aus der nahen Schlepziger Kleinbrauerei) aus den Vorraum und einer Hofschänke klappte reibungslos, also insgesamt beste Voraussetzungen für eine gute Rocknacht.
Neben den Listenmitgliedern, die per Bus aus Burg kamen, fanden sich auch eine Reihe von Spreewälder Zuhörern ein. Die diversen T-Shirts und sonstigen Aufmachungen ließen keinen Zweifel daran, dass es sich um ausgesprochene Fans handelte. So um die 250 Zahlenden werden es wohl gewesen sein, die den Saal zeitweise richtig voll machten. Den tropischen Temperaturen des letzten Maiwochenendes entsprechend, waren Türen und Fenster der in der Dorfmitte liegenden Lokalität bis zum Veranstaltungsende weit geöffnet. Spätestens ab Mitternacht hatte ich damit gerechnet, dass die Brandenburgischen Ordnungshüter wegen Anwohnerbeschwerden auf der Matte ständen. Keine Spur, entweder sind die Nachbarn alle Rockfans, stocktaub oder waren alle verreist ...
So gegen 21.30 Uhr begrüßte 'SR-Küken' Anne Starke die Gäste auf der Bühne und kündigte die Southern Rock Junkies an. Die Formation besteht aus Listenmitgliedern, die sich speziell für diesen Abend zusammenfand und erstmals live präsentierte. Von ROB Hiemer ging die Initiative aus, der auch das Ganze organisierte.
Erst im März 2005 stand die endgültige Besetzung, die vorher nie zusammen gespielt hatte. Per Email und CD-Tausch wurde das Repertoire festgelegt, das dann jeder der Musiker zuhause einübte. Ende März fand die erste gemeinsame Probe in Kulmbach statt, die jedoch ohne Chris Schneider erfolgte, der wegen des akuten Schneechaos nicht anreisen konnte.
Einen Monat später klappte es dann zur zweiten und letzten Probe. Beide Male fehlte jedoch Harper Maik Schorrat. Die SRJ komplett: An den Gitarren Dieter Dressel (Kulmbach), Eberhard 'Epi' Schmidt (Marktheidenfeld) und Chris(tian) Schneider (Bremen). Am Schlagzeug Robert 'Blacky' Schwarz, Gesang Christian Haller (beide Kulmbach), Mundharmonika Maik Schorrat (Lübbenau) sowie am Bass Robert Hiemer (Weiden). Gleich vornweg, die vier Franken, der Oberpfälzer, der Bremer und der Brandenburger harmonierten prächtig und knallten den Fans bekannte Rocknummern mit Power um die Ohren.
Wer jedoch eine wilde Jam-Session (die gabīs am Abend vorher auf dem Bauernhof akustisch) von Gelegenheits-Amateuren erwartet hatte, wurde schnell bekehrt. Ein professionell gestaltetes Banner prangte über der Gruppe, die wohl eher als All-Star-Combo bezeichnet werden durfte. Nach dem witzigen "Ghost Riders In The Sky" gingīs munter weiter durch den Boogie-, R&B- und SR-Kosmos, teilweise mit wechselnden Lead-Vocals.
Eine brodelnde "Pickin' the Blues - Dust my Broom"-Version mit Dieter Dressel an der Slide ließ die aufgeheizten Fans richtig ausflippen. Auch der weitere Höhepunkt "Dreams" in der Hatchet-Version zeigte die (angesichts der minimalen Vorbereitung) überraschend gute Abstimmung der Band. Dass die groovenden Harp-Einsätze völlig ungeprobt waren, fiel sicher niemand im Saal auf.
Was für Musiker! Leider war der Sound während des gesamten Gigs ausgesprochen matschig bis verzerrt (vor allem der drei Gitarren und des Gesangs), sonst wäre der Spaß noch größer gewesen. Für ihr Debut bekamen die Junkies einen Riesen-Applaus und bedankten sich mit dem erst auf der Bühne abgesprochenen und improvisierten "Johnny B. Goode" als Zugabe. HOPE TO HEAR YOU AGAIN, BROTHERS!
Nach kurzer Pause feierten dann Flatman ein Wiedersehen mit "seinem" Spreewald-Publikum. Nun war der Laden proppe gefüllt und von der ersten Nummer "Thatīs All I Need" an ging die Post ab. Das war der wahre Stuff, den der SR-ler in einer solchen Nacht brauchte. Gitarren satt, Drums & Bass wie aus der Schmiede und eine "Bottle Of Booze"-dauergeölte Röhre, die alle Tugenden und Laster einer 'Damn good Band' predigte.
Dazu die beiden Mädels, als optische und stimmliche Ergänzung.
Ärgerlich die wieder nur halbwegs vernünftige Aussteuerung. Etwas ungewohnt 'hell' klang das neue Gitarren Line-Up mit den beiden Fender-Brettern der Kossmann-Brüder und der roten Ibanez von Emmi Renner gegenüber dem bisherigen 'Paula'-dominierten Sound. Der neuerdings kahlrasierte Stefan tönte stimmlich zwar unsauber, erwies sich jedoch einmal mehr als 1A-Performer, der seine Mitstreiter gekonnt in Szene setzte.
Schon bald kam mit Hans Peter Mehnert aus Schwarzenbach/Saale ein vierter Gitarrero auf die Bühne und nun ging der brennende Gaul richtig durch. Abwechselnd sprangen die Gitarren-Männer auf die Bühnenbalustrade und jagten ihre Salven in die Menge. Nein, da gab es nichts zu verstecken, es war ein gnadenloses 'Shot down' und am Ende strahlte das triumphale "T For Texas" über der "Edge Of Sundown".
Natürlich durfte Flatman nicht einfach so von der Bühne. Mit "Hidden Man In The Mountains, Call Me The Breeze" und der ultimativen Ballade "Tuesdays Gone" With The Wind katapultierte die Band sich und die tobenden Fans endgültig in den SR-Himmel von Schlepzig.
Nach dem fulminanten Auftritt des oberfränkischen Dampfhammers machten sich bei manchen Fans Zweifel breit, wie die italienischen Gäste denn bestehen könnten.
Sie taten es mit Bravour! Schon beim ersten Song wurde klar, dass Voodoo Lake eine ganz andere Version des SR pflegt. Musikalisch sehr abwechslungsreich, teilweise psychedelisch angehauchte bis jazzige Arrangements, die an die frühen Allmann Brothers erinnerten.
Das Publikum schwenkte auch schnell um; nach dem schweißtreibenden Abrocken war jetzt eher Zuhören angesagt (was sich natürlich auch kombinieren ließ). Und die Begeisterung im Saal schwappte schnell auf die Bühne ( Viva la musica!" - Hansi, gell?), wobei sich die anfänglich Anspannung vor allem bei Frontfrau Julia Coluzzi sichtlich löste.
Teils solo, teils im mehrstimmigen Satzgesang mit ihren männlichen Kollegen gab sie dem Bandsound einen zwar für Hardcore-Fans vielleicht gewöhnungsbedürftigen, jedoch sehr eigenen, unverwechselbaren Klang. Dazu die beiden gut harmonierenden Gitarren, oft slide ( Max Arrigo) gespielt, ein Keyboard, dass das Spektrum interessant erweiterte und die variable, eingespielte Bass/Schlagzeug-Abteilung, die auch solistische Akzente setze.
Seltsamerweise stimmte jetzt schon bei den ersten Akkorden der durchaus komplexe Sound, die Stimmen und Instrumente kamen sehr transparent aus den Boxen.
Zum Setbeginn waren die Stücke noch recht kompakt (u.a. mit einem sehr straighten "Midnight Rider"); später wurden die Tracks immer jammiger. Auch hier bewiesen die Turiner ihre Klasse, variierten geschickt Themen und Tempi, spielen sich die Bälle zu, ohne bei den Soli unnötig auszuufern.
Ein starkerAuftritt, wobei die eigenen Nummern homogen mit weiteren Covern (u.a. der ABB - "One Way Out") gespickt wurden. Für "Son Of The Witch" wurde Flatman Stefan noch mal ans Mikro geholt, der den Titel auch als Gast auf der jüngsten (noch unveröffentlichten) CD singt. Verblüffend die musikalische Reife der Band, deren Mitglieder bis auf die beiden Gitarristen gerade erst Anfang 20 sind.
Mein persönlicher Vergleich mit der anderen bekannten SR-Band W.I.N.D. aus Italien fiel eindeutig zugunsten vom Voodoo Lake aus, die auch dank der erweiterten Besetzung auf einer breiteren musikalischen Basis spielt. Zum Finale gegen 3:00 Uhr verabschiedete sie sich mit den Zugaben "The Joker", "Sometimes" sowie "Sweet Home Alabama" und wurden von den verbliebenen Fans gebührend gefeiert.
Rob Hiemer hatte die Fans auf der Liste aufgefordert in Schlepzig 'den Puls des Südens zu erleben'. Dazu brauchte es nicht viel Fantasie (und vielleicht ein paar Bierchen). Die Hitze brütete über dem Bayous (die dort Fliese heißen), im Dämmerlicht konnten die Pappeln und Schwarzerlen auch als Zypressen durchgehen, notfalls sogar die Nutrias und Bisamratten als Gators ...
Das Bier lief, die Stimmung auf Hochtouren, klasse Musik - es war schon eine tolle SR-Night im Spreewald. Und für eine aussterbende Gemeinde schienen die SR-Fans noch ganz schön lebendig, Mr. Flatman!
Die Set Lists des Abends:
Southern Rock Junkies
Ghost Riders In The Sky
Statesboro Blues
Gimme 3 Steps
Its All Over Now
Highway Song
Let Lhe Good Times Roll
Gator Country
Pickin' The Blues
Tube Snake Boogie
Dreams I'll Never See
Johnny B. Goode(Encore)
Flatman
Thatīs All I Need
I Pray
Damn Good Band
Revenge
Hold My Heart
Mama Told Me
Sailor
Lonesome Boy From Dixie
Horse In Flames
Better You Hide
Shot Down
T For Texas
Bottle Of Booze
Edge Of Sundown
Hidden Man in the Mountains (Encore)
Call me the Breeze (Encore)
Tuesdays Gone (Encore)
Voodoo Lake
Hellbound
Chain Of Fool
Daddy
Midnight Rider
Live With It
Son Of The Witch
Need To Leave
Manson
Fear Another
Lady Of The Rocks
Damn Light
The Joker (Encore)
Sometimes (Encore)
Sweet Home Alabama (Encore)
Norbert Neugebauer, 03.06.2005
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