Evil Masquerade / Demaskierung
Rocktimes Interview
Eine neue CD ist immer Anlass, um mit den Musikern etwas zu plauschen. Henrik Flyman von Evil Masquerade nahm sich die Zeit, um RockTimes ein paar Fragen zu beantworten.
(Interview in english can be read here)
RockTimes: Evil Masquerade - die Band setzt sich zusammen aus Ex-Mitgliedern von Royal Hunt, Wuthering Heights und Manticora, was war ausschlaggebend für die Gründung?
Henrik Flyman: Ich schrieb jede Menge Songs; ohne festes Ziel eigentlich. Vom Musikbusiness hatte ich die Nase voll und hab mich auf das wirklich Wichtige konzentriert: Musik nämlich.
Wie das dann so geht führte eins zum anderen, die Band wurde gegründet und ein Album aufgenommen. Ein Album, welches so viel Lob bekam, dass ich mich sofort an die Arbeit für die nächste CD machte. Das wird ja nun demnächst veröffentlicht und ich setze so viel Hoffnung in Evil Masquerade, dass alles andere zweitrangig ist.
RockTimes: Evil Masquerade - wie seid ihr auf diesen Namen gekommen und was wollt ihr damit ausdrücken?
Henrik Flyman: Der Name sollte so klingen, dass die Leute daran schon irgendwie erkennen können, um welche Art Musik es geht. Klar, auch cool sollte der Bandname sein. Ich glaube schon, dass der Name so weit für sich spricht, dass keiner auf den Gedanken kommen kann, wir wären eine Country & Western Truppe.
RockTimes: Ihr selbst bezeichnet Euren Stil als "Theatrical Metal", allgemein werdet Ihr aber in der Schublade "Symphonic Metal" abgelegt. Worin seht ihr einen Unterschied, was ist zutreffender und warum?
Henrik Flyman: Keine Ahnung, was da nun zutreffender ist. Mir persönlich ist die Stilbezeichnung eh' wurst; ist quasi so eine Art Hilfsmittel, damit die Leute wissen, welche Art Musik sie erwarten können. Metal an sich lässt ja von Nu-Metal bis zu unserer melodischen, progressiven Spielart alles zu. Deshalb ist die Klassifizierung hinter dem Wort Metal schon ok. Am aussagekräftigsten wäre eine Bezeichnung, die exakt unseren Stil beschreibt, also etwa "Symphonic Metal", "Fantasy Metal", "Progressive Metal", "Neo-classic-circus-power-melodic-heavy-musical-porn-Metal" oder eben auch "Theatrical Metal". Du kannst dir aussuchen, was für dich am zutreffendsten ist.
RockTimes: Ihr benutzt sehr viele klassische Elemente, so kommen zum Beispiel Wagner, Beethoven oder auch Mozart zu Ehren.
Das Einflechten solcher Parts ist nicht neu, 1000 mal kopiert. Warum begebt Ihr Euch auf bereits ausgetretene Pfade? Ist es eine besondere Vorliebe zu klassischer Musik?
Henrik Flyman: Auf Welcome To The Show war das sicher so, aber auf Theatrical Madness haben wir auf klassische Elemente verzichtet und alles was man hört sind 'Originale'. Nicht weil wir mit unserem Debütalbum nicht zufrieden gewesen wären; der Grund ist einfach der, dass wir das schon mal gemacht haben.
Ich denke auch nicht, dass die Art, wie wir klassische Musik eingeflochten haben, bereits 1000 mal gemacht wurde. Das Einzige, was an Klassischem auf der neuen CD zu hören ist, sind die Lyrics bei "Witches Chant". 400 Jahre alt, von William Shakespeare und diesen Text haben wir weder verändert, noch modernisiert. Lediglich der weibliche Latin-Chor wurde hinzugefügt und das kommt sehr gut, denke ich.
RockTimes: Die Keyboardparts werden stets von wechselnden Gastmusikern wie zum Beispiel André Andersen, Richard Andersson, Mikkel Jensen oder Mats Olausson übernommen. Außer dem Newcomer Mikkel Jensen haben alle ausnahmslos einen großen Namen in der Szene. Hat das einen besonderen Grund und warum habt ihr keinen festangestellten Keyboarder?
Henrik Flyman: Vor kurzem haben wir Mikkel ins feste Line-up genommen, wie unsere Fans wissen. Die Anderen sind dabei, weil sie zu den Besten der Welt gehören und sie auch mit uns befreundet sind. Wir fragten sie, ob sie aushelfen würden, was sie dann auch gerne taten. Sie alle haben großartige Leistungen gezeigt.
RockTimes: Euer neues Album "Theatrical Madness" wurde von mir auf Grund seiner Arrangements als eine Art Power-Metal-Musical bezeichnet. Könnte man das so stehen lassen?
Henrik Flyman: Yep, kein Problem. Viele erwähnen diesen Aspekt in unserer Musik. Eine Erklärung könnte sein, dass ich schon früher mit Musicals zu tun hatte.
RockTimes: Wer hat die Ideen zu diesen Arrangements?
Henrik Flyman: Wenn ich einen Song schreibe, arrangiere ich gleichzeitig. Das passiert quasi simultan.
RockTimes: Irgendwie hab ich den Eindruck, dass Du ein großer Malmsteen-Verehrer bist, denn bei manchen Songs spielst Du wie im Hochgeschwindigkeitsrausch.
Liege ich mit meiner Vermutung (der Malmsteen-Verehrung) richtig?
Henrik Flyman: Nein, keine Verehrung! Er ist ein begnadeter Gitarrist und Komponist und ich mag ihn sehr, aber ich habe nie versucht ihn zu kopieren, oder seine Tricks zu lernen. Wenn dich mein Spiel manchmal an Yngwie erinnert, dann vielleicht weil wir bei ähnlicher Musik auch ähnliche Maßstäbe ansetzen.
RockTimes: Wer von Euch ist für das Songwriting verantwortlich?
Henrik Flyman: Meine Wenigkeit.
RockTimes: Erzähl uns doch bitte mal, wie die Stücke entstehen?
Henrik Flyman: Zuerst kommt die Musik und das Arrangement. Die Texte kommen dann automatisch. Meistens arbeite ich an mehreren Songs gleichzeitig. Die kommen dann auf Eis, manche sind auch erst halb fertig. Wenn ich dann nochmal reinhöre, entscheidet sich die Priorität bei der Fertigstellung.
RockTimes: Wer hat die Ideen für die tollen Cover?
Henrik Flyman: Katja Handberg, eine dänischen Künstlerin. Schön, dass dir das Cover gefällt.
RockTimes: Henrik, Du hast eine hervorragende, sehr variable Stimme. Bist Du ein Naturtalent?
Henrik Brockmann: Ich bin der Meinung, dass jeder singen lernen kann, obwohl es natürlich am Besten ist, wenn man schon Talent mitbringt. Auf jeden Fall braucht es harte Arbeit und Hingabe. Ich startete mit Blues- und alten Rocksongs und schuf so meiner Stimme eine Basis. Die Variabilität in meiner Stimme nutze ich, um Spannung zu erzeugen und dann dient es auch der Story.
Es ist ganz wichtig, dass ein Sänger keine Angst hat Neues zu probieren; auch wenn es sich erst mal nicht so toll anhört. Ich nehme nie Unterricht - die Schlüssel sind: experimentieren, hart arbeiten und dynamische Gesangsübungen.
RockTimes: Power-Metal und Symphonic-Metal haben offensichtlich in Skandinavien einen hohen Stellenwert: die Bands schießen wie Pilze aus dem Boden. Was meint Ihr, ist der Grund dafür?
Henrik Flyman: Es scheint, als haben Schweden allgemein Interesse an melodischer Musik. Ich habe keinen Plan, wieso. Na ja, melodische Volksmusik hat eine lange Tradition in Schweden. Ich bin selbst ein großer Bewunderer dieser alten Weisen.
RockTimes: Ist eigentlich eine Tournee vorgesehen um Euer neues Album zu supporten und werdet Ihr uns auch in Deutschland beehren?
Henrik Flyman: Wir stehen Gewehr bei Fuß und warten, dass die Verantwortlichen das in die Wege leiten. Wir jedenfalls sind heiß auf eine Tour.
RockTimes: Bitte nennt mir doch jeder von Euch ein Lieblingsalbum und einen Lieblingskünstler.
Henrik Flyman: Eines meiner Lieblingsalben ist "Heavy Horses" von Jethro Tull.
Louis Armstrong höre ich auch immer wieder gerne.
Dennis Buhl: Das ist schwer, es gibt so viele gute Alben. Momentan steht "The Healing Process", der kanadischen Newcomer Despised Icon ganz oben in meiner Gunst. Immer eine Lieblingsband von mir wird wohl Marillion sein.
Henrik Brockmann: Ich habe viele Lieblingsalben. Einige der besten Alben sind Livesachen, Live & Dangerous von Thin Lizzy etwa. Oder Deep Purples "Live In Japan".
Was Künstler betrifft: David Coverdale, Ian Gilian, Freddie Mercury, Robert Plant und Phil Lynott.
Mikkel Jensen: Lieblingsalbum: "Silent Knight" von Saga. Lieblingskünstler: Saga, A.c.t und Dream Theater.
Kasper Gram: Helloween mit "Keeper Of The Seven Keys Part 2".
RockTimes: Was wünscht Ihr Euch für die Zukunft?
Henrik Flyman: Das es so weitergeht, wie bisher. Großartige Alben zu machen und live zu spielen.
Ich danke Euch dafür, dass Ihr Euch die Zeit genommen habt, um uns einige Fragen zu beantworten.
RockTimes wünscht Euch für Eure weitere musikalische Laufbahn alles Gute.
Wir danken auch Sandra von 'Undercover', die uns dieses Gespräch ermöglicht hat.
RockTimes welcomes our foreign guests
RockTimes: Evil Masquerade - the band was put together from ex-members of Royal Hunt, Wuthering Heights and Manticora. What triggered founding the band?
Henrik Flyman: It all started with me aimlessly writing a lot of music. I was fed up with the music biz and needed to focus on what really matters. Music. One thing led to another and soon a band was formed to record an album. We got lots of praise for our debut and I immediately started working on our second album, now soon to be released. I have high hopes for Evil Masquerade and have set everything else to second priority.
RockTimes: What is the bandname about? What do you want to express with it?
Henrik Flyman: I wanted a name that gave a hint about what kind of music to expect. And also something that sounded cool of course. I think most people understand that Evil Masquerade isn't all about Country & Western.
RockTimes: You define your style as "Theatrical Metal" but in general you are filed under "Symphonic Metal". What is the difference, what is more exact and why?
Henrik Flyman: I don't know what is best. Personally I don't need the label. That's more for others to get an idea of what style a particular band is playing. Different labels send different signals to different people. The word "metal" has in itself a broad variety of meanings. It could be anything between the nu-metal occurrence and the melodic/progressive kind of metal we're playing. Therefore there's need of an additional term to the word "metal". I think the most accurate name for our music is the kind that tells a specific person something that makes him or her understand what to expect. Whatever that might be. It could be "Symphonic Metal", "Fantasy Metal", "Progressive Metal", "Neo-classic-circus-power-melodic-heavy-musical-porn-Metal" or why not "Theatrical Metal". You're welcome to choose freely.
RockTimes: You use a lot of elements of classical music, Wagner, Beethoven and Mozart for instance. Embedding such influence isn't new and has been used 1000 times before. Why do walk down that path also? Are you specifically fond of classical music?
Henrik Flyman: That's something we played around with on our first album "Welcome to the Show". On the new album "Theatrical Madness" there is no old classic tunes. Only original material. This is not because we didn't like it on our debut. It's just because we've done that now. And the way we used classical music on our last album has absolutely not been done a thousand times before. But, as I said, now we have explored that terrain and decided to move on. The only classic material used on the "Theatrical Madness" album is the English lyrics for the song "Witches Chant", which was written by William Shakespeare about 400 years ago. Not a word has been changed or modernized. The only poetical addition is in form of a Latin female choir. This turned out pretty cool I think.
RockTimes: The keyboard parts are always performed by guest musicians, i.e. André Anderson, Richard Andersson, Mikkel Jensen or Mats Olausson. Besides Mikkel Jensen being a newcomer all others are big names in the business. Is there a certain reason for this and why don't you introduce a keyboarder into the band's lineup?
Henrik Flyman: As the more observant people already have noticed, we have recently introduced Mikkel as our permanent keyboard player. The reason for the other guys appearances on our albums are because they are some of the best in the world and also friends of the band. When we couldn't find the right man for the job, at the time being, we asked them and they were happy to help out. Needless to say, they all did a fantastic job!
RockTimes: On the basis of arrangements I have labelled your new album "Theatrical Madness" as some kind of "Power-Metal-Musical". Could you agree with that?
Henrik Flyman: I have no problem with that. Many have mentioned the musical touch to our music. But I've also been working with musicals earlier in my career, so it has its explanations, I guess.
RockTimes: Who had the idea of those arrangements? Is the Band creating those together?
Henrik Flyman: I write the arrangements simultaneously as I compose the song.
RockTimes: I somehow have the impression that guitarist Henrik Flyman is a big Malmsteen Fan as on some songs he plays with an intoxicated-like velocity. Am I right about this Malmsteen worship?
Henrik Flyman: Nope sorry, there's no Malmsteen worship. I like him and think he's a brilliant guitarist and composer but I've never tried to imitate him or learn his tricks. That's too boring. If you get a Malmsteen vibe, I guess it's because we're sometimes use similar scales on music related to each other.
RockTimes: Who of you is responsible for the songwriting?
Henrik Flyman: That would be me.
RockTimes: Please tell us how you develop your songs.
Henrik Flyman: I always start with the music and the arrangements. When I have that in place, the words come automatically. I often work on several songs at a time. I file them away half done and come back to them later. That's the best way for me to find out which songs that deserve to be completed.
RockTimes: Who comes up with the idea of the excellent cover-art?
Henrik Flyman: The Danish artist Katja Handberg does it. I'm glad you like it.
RockTimes: Henrik, you're blessed with a very variable voice. Is it all talent or did it also take a lot of lessons?
Henrik Brockmann: It is always the best if the singer have some talent, but i belive that everyone can learn how to sing. It will take hard work and dedication. When i first started singing it was most bluesmusic and old rock songs, and i think that it helped me to create a platform for me as a singer. The variable voice is somthing i do to make it more interesting and to help the story. It is very important that a singer is not afraid to try somthing new, and somtimes even sing in a more "ugly" way. Experimenting,hard work and dynamic voicework is the key. I never took any lessons.
RockTimes: Both Power Metal and Symphonic Metal are obviously highly acclaimed in Sweden with a lot of new Bands appearing on the scene. What do you think is the reason for this?
Henrik Flyman:It seems like Swedes in general have a genuine interest in melodic music. I don't know where this comes from. My guess is because Sweden has a long tradition of melodic folk music. I myself am a great admirer of many of the old Swedish traditional folk tunes.
RockTimes: Do you plan a tour to support your new album and will you also play gigs in Germany?
Henrik Flyman: We're ready. It's now all up to those who handle the businesses around us to get it together. I really hope it can be realized, because we are all eager to enter the arena as soon as possible.
RockTimes: Can each of you please name his favorite album and favorite artist?
Henrik Flyman: One of many great albums is "Heavy Horses" by Jethro Tull. An artist I listen to frequently is Louis Armstrong.
Dennis Buhl: It is hard to name a favourite album, there are so many great albums, but one of my big favourites right now would be "The Healing Process" by a new Canadian band called "Despised Icon". One of my favourite artists are and will always be Marillion.
Henrik Brockmann: I have alott of favorite albums. Some of the best albums are the livealbums. Thin Lizzy - Live and dangerous. Deep Purple - live in Japan.
On the artist side, I have to mention: David Coverdale, Ian Gilian, Freddie Mercury, Robert Plant and Phil Lynott.
Mikkel Jensen: Lieblingsalbum: Fave album: Saga-Silent Knight, Fave artist: Saga, A.c.t and Dream Theater.
Kasper Gram: Artist: Helloween. Album: Keeper Of The Seven Keys Part 2.
RockTimes: What are your hopes for the future?
Henrik Flyman: To continue what we do. Make more great albums and play live.
I'd like to thank you for the time you took to answer our questions. RockTimes really wishes you well for your future musical career.


Interview mit Henrik Flyman / Evil Masquerade
Ilka Czernohorsky, 26.04.2005