Dana Fuchs / 01.10.2011, Quasimodo, Berlin
Support: Jon Allen
Quasimodo
Dana Fuchs
Support: Jon Allen Quasimodo, Berlin
01. Oktober, 2011
Stil: Rock
Fotos: Conny Kempf


Artikel vom 06.10.2011


Mike Kempf
Dana FuchsFür einen RockTimer ist es keine Seltenheit, wenn es an einem Wochenende zu zwei Konzertbesuchen kommt. So war ich am 30.9.11 zu Gast bei Erja Lyytinnen und Meena, um einen Tag später Dana Fuchs die Ehre zu erweisen. Während ich am Vortag locker ins Quasimodo marschierte und es mir auf einem Stuhl direkt vor der Bühne gemütlich machte, ging diese Rechnung diesmal nicht auf. Kaum angekommen, mussten wir uns erstmal in die Schlange stellen, die sich gut dreißig Meter in die Länge zog. Mit viel Glück konnten wir uns trotzdem einen Frontplatz sichern, der es ermöglichte, dass ich ein paar Filmaufnahmen und meine Frau Conny ein paar Fotos machen konnten.
Jon AllenDie Fans mussten reichlich Stehvermögen mitbringen, denn im Nu war die Hütte ausverkauft, drängten die Anwesenden unermüdlich nach vorn und es war schier unmöglich, sich ein paar Tassen Bier zu bestellen, um den Wasserhaushalt im Körper zu regulieren. Nun gut, dadurch war man auch nicht genötigt, während des Gigs das WC aufzusuchen, denn die Flüssigkeiten wurden eh durch die Schweißdrüsen entsorgt. Trotzdem, das endlose Warten nagte schon ein wenig am Nervenkostüm, bis endlich, was für eine Überraschung,
Jon Allen per Gesang und Akustikklampfe versuchte, die Fans in beste Stimmung zu versetzen. Überraschung deshalb, weil ich erst kürzlich für unser Magazin seine neueste CD Sweet Defeat rezensierte. Seine Vorstellung war völlig o.k., doch um die Fans richtig auf Betriebstemperatur zu bringen, fehlte, ohne Bass und Drums, der nötige Druck. Nach ein paar Songs des Hippie-Boys mussten sich die Anwesenden nochmals dreißig Minuten gedulden, bis Dana endlich, um 23.10 Uhr die Bühne betrat!
Dana FuchsGitarrist Jon Diamond hatte den Vorteil, sich seine Getränke selbst mitzubringen, die hauptsächlich aus Whiskey, den er ausschließlich unverdünnt konsumierte, bestanden. Nachdem Walter Latupeirissa seinen Bass gestimmt, Drummer Carter Mc Lean sich an seinem Schlagzeug platzierte hatte, betrat Dana Fuchs die Holzplanken des Clubs und begrüßte die Zeitzeugen sehr herzlich. Fortan suchte sie ständig den Kontakt zu den Fans und führte zwischen den Songs zahlreiche Dialoge mit den Themenschwerpunkten, Gott, Moses, Supermann, Spidermann oder W. Bush. Spannend fand ich die Geschichte, wie sie ihren Gitarristen Diamond in einem Cafè am Times Square kennenlernte und sie ihre Adressen auf Servietten austauschten. Dass ich später von ihr per Augenzwinkern den Auftrag erhielt, den Lüfter besser für sie zu platzieren, verwirrte mich wegen des Überraschungseffektes und zugegebener Maßen wegen ihrer unbeschreiblichen Aura! Berührungsängste kannte die New Yorkerin gar nicht, im Gegenteil, oft stand sie nur wenige Zentimeter vor mir, beugte sich leicht nach vorn, sang aus tiefstem Inneren und ließ erstklassige Einblicke in ihr großzügig freigelegtes Dekolleté gewähren!
Dana FuchsWar bei mir, wegen der langen Wartezeit, zuerst die Freude auf den Fuchs-Gig getrübt, schaffte es die Lady in Bruchteilen von Sekunden, mein Adrenalin in schwindelerregende Höhe zu treiben. Über zwei Stunden nutzte die Rockröhre die gesamte Bühne, um ihren makellosen, durchtrainierten Körper zur Show zu stellen. Ob auf dem Boden liegend, auf dem Tresen räkelnd, ihre Performance ließ keine Wünsche offen! Dazu dieser unglaubliche Gesang, der mehr als nur an Janis Joplin erinnerte und ich fragte mich, welche Lungenkapazität die Frau haben muss, um so ausdauernd die Stimmbänder zu strapazieren! Diese müssen aus Drahtseilen bestehen, denn selbst nach guten zwei Stunden sang sie, als ob sie eben erst angefangen hätte!Dana Fuchs Wenn sie ihren Schellenring zum Einsatz brachte, wurde dieser auf ihrer Brust, an ihren Schenkeln, dem Rücken, eigentlich überall ausgedroschen, dass ich vor Begeisterung nicht nur völlig ins Schwitzen kam, sondern durch ihre gebotene Dynamik meinte fühlen zu können, das sich das auf meiner Stirn gebildete Rinnsal zu einem gewaltigen Tsunami entwickelte. Nach "Misery" folgte mit Led Zeppelins "Whole Lotta Love" eine Coverversion, an der selbst Robert Plant seine helle Freude gehabt hätte! Während dieser Maxiversion durften sich Latupeirissa mit einem tollen Bass- und der italienische Drummer McLean mit einem erstklassigen Drumsolo, für die sich mittlerweile im Rausch befindlichen Fans, einbringen.
Dana FuchsTrotzdem, es war Dana Fuchs, die glänzend Regie führte und ganz klar im Mittelpunkt des Geschehens stand! Ihre Gesangsvortäge, die sie oftmals bis zum Anschlag ausreizte, dass es mich bis ins Rückenmark traf, waren mit dermaßen hoher Qualität ausgestattet, dass mir nur Layla Zoe einfiel, die sich vielleicht mit Dana messen lassen kann.Dana Fuchs Ebenfalls bemerkenswert, wie sie fast die komplette erste Reihe umarmte und man ihren ehrlichen Dank hautnah bekam! Zum Ende des Gigs fragte ich mich, ob ich oder Dana mehr fertig war? Ich war jedenfalls völlig platt, aber äußert zufrieden! Noch nie war ich in der Vergangenheit nach einer Doppelveranstaltung so durcheinander. War ich schon am Vortag bei Lyytinen und Meena zufrieden, bekam ich nun das Gefühl, gestern bei einem Kindergeburtstag gewesen zu sein. Zwischen dem gestrigen und dem heutigen Konzert lag ein Klassenunterschied! Die Energie und Dynamik von Dana Fuchs ist aber auch nur sehr schwer zu toppen. Dass sie dabei auch noch Turneinlagen bot, bei denen vermutlich selbst unsere Nationalriege der Bodenturnerinnen nicht schlecht staunen würde, ließ im Verbund mit ihrem Zwerchfell, nur eine Note zu: 1 plus! Wir bedanken uns bei Ruf Records für die problemlose Akkreditierung, mit der Ankündigung, dass ich mich vorab auch für 2012 vormerken möchte, um diesen brodelnden Blues-Vulkan wieder live zu erleben!
Dana Fuchs
Line-up:
Dana Fuchs (vocals)
Jon Diamond (backing vocals, guitar, harmonica)
Walter Latupeirissa (bass)
Carter McLean (drums)

Support:
Jon Allen (vocals, acoustic guitar)
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