Die
Fanfare bläst diesmal ohne die
Queens and Kings , aber deshalb nicht weniger intensiv. Das Zigeuner-Ensemble aus einem Dorf in der rumänischen Walachei hat längst die Weltmusik-Charts und die Herzen der Balkan Brass-Fans erobert. Dank seines vorbildlich agierenden Labels und familiärer Bande ist Berlin wohl eine Art zweite Heimat geworden, jedenfalls sind diverse Auftritte der Formation in der Bundeshauptstadt auf dieser Compilation festgehalten.
Und live kommt die ungestüme Energie der ganzen Brass&Drums-Bands halt immer noch am besten rüber. Auch wenn das lange kein adäquater Ersatz für den Konzertbesuch ist, der den Besucher mit allen Sinnen in seinem Sog zieht. Das 13-köpfige Ensemble ist bei den dokumentierten Gigs in Hochform und die beiden üppigen Tänzerinnen heizen die Stimmung noch zusätzlich an.
Die Geschichte von
Fanfare Ciocărlia ist fast schon ein wahrgewordenes Märchen und wird in diesem Medienpaket aus DVD und CD anschaulich geschildert. Es ist auch die Erfolgsgeschichte zweier Musikverrückter, die sich auf dem nachsozialistischen Balkan auf die Suche nach außergewöhnlichen, authentischen Künstler machten. Eine ähnliche Story haben wir ja schon von
Garth Cartwright in seinem Buch
Balkanblues und Blaskapellen erzählt bekommen, der schließlich auch in jenem Zigeunerdorf mit Bahngleis, jedoch ohne Bahnhof, gelandet ist. Er befand sich auf den Spuren von
Henry Ernst und
Helmut Neumann, vor allem ersterem ist die Entdeckung dieser verrückten Kapelle zu verdanken. Wie es dazu kam und was daraus wurde, zeigt der Film "Iag Bari - Brass On Fire" von
Ralf Marschallek aus dem Jahr 2002. Mit Hilfe der beiden Deutschen, die auch in die Musiker-Sippe heirateten (die beiden Tänzerinnen), machte sich die bunte Schar mit ihren zerbeulten Instrumenten auf, die Welt zu erobern. Es werden Reiseeindrücke und Konzertausschnitte aus Berlin, Italien und Japan gezeigt und überall sind die Zuschauer begeistert von der Blaskapelle mit dem irrwitzigen Tempo. Die CD-Verkäufe und die Tourneen brachten Wohlstand in das arme Dorf der Musikanten und die stifteten dann auch die erste Zigeunerkirche in Rumänien.
An beiden Scheiben gibt es nichts auszusetzen was Bild und Ton betrifft, beides ist topp. Das Mitreißende der Musik von Fanfare Ciocărlia ist gekonnt eingefangen, soweit das überhaupt möglich ist. Auf jeden Fall eine dicke Empfehlung für alle Fans der Balkan Brass-Bands und natürlich von Fanfare Ciocărlia!
Gemacht wurde diese einmal mehr bestens ausgestattete Veröffentlichung vom Asphalt Tango Records-Label aus Berlin. Und dahinter stehen übrigens die Herren Ernst und Neumann.