Geil war's gestern, einfach nur geil!
Und der fast nur auf der eigenen Homepage erfolgten Ankündigung, dass Flatman im Münchberger Apollo Theater ihr drittes Album live aufnehmen, waren doch eine ganze Reihe von Stammfans gefolgt, die für die entsprechende Kulisse sorgten. Auch viele bekannte Gesichter von der Southern Rock-Mailing-Liste wollten dabei sein, von Gera in Thüringen über die Oberpfalz bis aus München und Baden Württemberg kamen sie und bereut haben sie es bestimmt nicht. Zumal mit Voodoo Lake ein Support der Extra-Klasse speziell aus Turin angereist war.
Die musikalische Kombination genossen die Sassern-Fans bereits beim Listentreffen 2005, damals allerdings in umgekehrter Reihenfolge. Die Italiener hatten da erste Kostproben aus ihrem zweiten Album Flowers In The Sand gespielt, das nicht nur in der RockTimes-Redaktion einschlug und sich sofort als Anwärter für das 'Album des Jahres 2006' positionierte.
Nun also die Neuauflage am letzten Samstag in Münchberg/Oberfranken. Da ich erst aus dem Urlaub kam, überraschte auch mich die Meldung in den RT-News, woraufhin ich, wie auch manch andere Konzertbesucher, kurzfristig den Wochenendplan neu ausrichtete. Nachdem ich ja schon einiges mit den 'Flätmännern/-frauen' erlebt habe und auch mittlerweile weiß, was Chief Stefan für ein Organisationstalent ist, war ich aber schon überrascht, dass er den Gig ausgerechnet auf den 60. Geburtstag des eigenen Vaters gelegt hatte …
Das Apollo kannte ich als Location noch nicht. Als Kino existiert es zwar seit ewigen Zeiten und dort wurde auch schon in den Swingin' Sixties Live-Musik gespielt. In seinen jetzigen Zustand wurde es 1982 versetzt, ein äußerst angenehmer Ort für Veranstaltungen aller Art. In der Mitte indirekt beleuchtete Clubtische mit Sesseln, außenrum eine abgestufte Empore und dazu noch eine Bar an einer Längsseite. Angeschlossen ist auch noch eine Gaststube mit Küche und serviert wird die 'kleine Speisekarte', ein anständiges Bier, alles zu Normalpreisen und das von einer jungen Bedienung, die mit ihren gezeigten üppigen Reizen jedes Trinkgeld verdient. Es darf natürlich auch geraucht werden, der Laden verfügt aber offensichtlich über eine so gute Be- und Entlüftung, dass anschließend nicht mal die Klamotten gestunken haben. Die Bühne ist ausreichend groß und genau in der richtigen Höhe. Allerdings war die Beleuchtung zum Fotografieren ohne Blitz verdammt mau, seltsamerweise lagen weitere Scheinwerfer-Batterien uninstalliert neben der Bühne. Bands, die wert auf vernünftige Fotos legen, sollten auch für vernünftiges Licht sorgen! Den Wirt hab ich erst beim Hinausgehen kennen gelernt, beim nächsten Mal werd ich mich mal länger mit ihm unterhalten.
Let's talk about the music now! Voodoo Lake beendete eben das erste Stück "Hellbound", als wir um 21:10 Uhr eintrafen. Kurzer Blick in die Runde, noch viel Platz, aber die Flatman-Fans waren natürlich schon alle im Saal verteilt. Am Abend vorher hatte die Band im Rockkeller in Schwarzenbach ohne Werbung vor knapp drei Dutzenden Leuten gespielt, wie sie mir später erzählten. Aber trotzdem waren sie froh um den Zusatzgig in Deutschland, so oft kommen sie auch nicht im Ausland auf die Bühne. Dann folgte das grandiose "Daddy", das 'Jam-Monster' (s. Review des Kollegen János) vom zweiten Album und die Fans reagierten entsprechend. Was sofort auf der Bühne für eine sichtbare Entspannung sorgte und selbst die schüchterne Giulia Coluzzi wagte ein erstes scheues Lächeln.
Das Repertoire bestand aus Titeln beider CDs und damit einem Mix aus den noch mehr SR-orientierten und jammigen Stücken. Wer beide Scheiben kennt, weiß, welche Fortentwicklung und welche Stilerweiterung da stattgefunden hat. Und live hielt die Band um die beiden Köpfe (und Gitarrenpartner) Max Arrigo und Simone Ubezio das Niveau der letzten Produktion mit spielerischer Leichtigkeit. Auch das Können und die Reife der Youngsters Maurizio Spandre (keys), Joe Ferrante (bass) und GianMaria Pepi (dr) war erneut verblüffend.
Glücklicherweise fand der Mann am Mischpult wieder die Reglereinstellungen, mit denen er seinerzeit beim Gig in Schlepzig den Abend doch noch gerettet hatte. Ansprechend auch die psychedelisch angehauchte Bühnenilluminierung, wenngleich der verlaufende grüne Farbklecks auf Dauer auch etwas eintönig wirkte. Eine gute Stunde musikalischer Hochgenuss (Finale: "Damn Light") plus die verdiente Zugabe "Son Of The Witch", bei der erwartungsgemäß Stefan Kossmann seinen Guestpart einnahm. Auch ohne die fehlende Harp groovte das Stück und der Ober- Flatman bereitete das inzwischen gut angewachsene Publikum auf das vor, was es nach der Pause bekommen sollte: Die volle Party der wohl heißesten SR-Band in Good Ol' Europe (ohne damit der musikalisch besseren aus dem Ländle irgendwie nahe treten zu wollen)!
"That's all you need" - aber klaro, das bekannte Drei-Gitarren-Line Up, die grundsolide Basis mit 'Mimi' Schneiderbanger an der nagelneuen Batterie mit Double-Bass-Drum und 'Gummi' Popp am Bass, die beiden Chor-Mädels (diesmal sogar ab und an zu hören …) und natürlich die markante Röhre des Shouters Stefan. Auch Leadklampfer Thorsten war mal wieder im Gitarrenladen und hatte eine neue 'Firebird' mitgebracht, während sein Bruder recht oft an seiner 'Paula' rumstimmen musste (auch mal wieder was Neues fällig?).
Bei jedem Song gab's ein passendes Motiv auf der Leinwand über der Bühne, passend zu den Bands, deren Songs interpretiert wurden. Ich hatte vorher gefragt, ob auch neue Titel gespielt würden, aber nur was von 'Covers' gehört. In der Tat, es gab nix Neues aus der eigenen Schreibe, was nicht nur ich bedauerte: »Bei ihren eigenen Stücken sind sie am Besten«, vermerkte SR-Buddy Rob fachmännisch. Aber dass ihre Version von "Dreams I'll Never See" nicht nur die vielbegrüßte Zugabe, sondern auch der grandiose Stimmungsgipfel war, da lasse ich keinen Widerspruch zu, gell!
Schaun wir mal, was also neu war. "Big Apple" und "Sailor" von der scharfen Molly wurden wieder ins Programm genommen und der Eigen-Titel "Gambler" in verändertem Arrangement vorgestellt. Erstmals präsentierte die Band den Hammer "Ghost Train From Georgia" von Grinderswitch und der schlug auch voll ein!
Die Stimmung kochte schnell, was auch sonst? Die Lokalmatadoren in Topform in dieser schönen Location und mit ihren Fans in bester Laune, wenn das kein Live-Album zum Abfeiern gibt, dann weiß ich auch nicht! Hoffen wir mal, dass die Aufzeichnung geklappt hat und Thorsten die Bänder so gut abmischt wie bei den Studioproduktionen. Im Saal war diesmal der Sound zwar auch nicht astrein (die üblichen Probleme mit den Stimmen), aber halbwegs ausgewogen und in der grad richtigen Lautstärke.
Emotionale Höhepunkte bildeten zwei Jams mit den Voodoo Lakern, bei denen mit den Gassenhauern "Sweet Home Alabama" und "Call Me The Breeze" den gemeinsamen Vorbildern leidenschaftlich und mit viel Spaß gehuldigt wurde. Drei Stunden Party, krachender, schweißtreibender Southern Rock, Bühnenaction und Abrocken vor der Bühne - DAS IST ALLES WAS DU BRAUCHST!
Früh um Zwei hab ich mich dann noch mit den italienischen Gästen zusammen gesetzt und ein ganz entspanntes Interview geführt, das ich für RockTimes entsprechend aufbereiten werde. Und ich denke, Flatman werden mir auch was über "Live At The Apollo Theatre" (soll noch heuer herauskommen) erzählen.
Setlist Voodoo Lake
Hellbound
Daddy
Take Me To The River
Live With It
Silas
Fear Another
Swamp Of Grace
Flowers In The Sand
Lady Of The Rocks
Screaming Guitars
Sometimes
Damn Light
Encore:
Son Of The Witch (mit Stefan Kossmann)
Setlist Flatman
That's All I Need
Mama Told Me
Dawn Good Band
Edge Of Sundown
I Pray
Big Apple
Tuesday's Gone
Better You Hide
Gambler
Ghost Train From Georgia
The Revenge
Sailor
Lonesome Boy From Dixie
Simple Man
Gimme Three Steps
Sweet Home Alabama (mit Voodoo Lake)
Bottle Of Booze
T For Texas
Horse in Flames
Free Bird
Encore:
Shot Down
Dreams I'll Never See
Call Me the Breeze (mit Voodoo Lake)
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