Wow - 34 Jahre nach ihrem ersten Album ist diese Band sooo lebendig! Ich hätte es ja selbst nicht vermutet, aber das 'Herz' der Band, Mick Jones, schlägt so gesund und gewaltig, dass seine heutige Mannschaft überhaupt nicht wie eine Foreigner-Coverband wirkt. Nein, das hier ist Foreigner durch und durch. Wer die Truppe jüngst auf Tour mit Journey gesehen hat oder wer die erschreckend starke Live-DVD Rockin' At The Ryman sein Eigen nennt, der weiß, mit welcher ungeheuren Leidenschaft die aktuelle Besetzung hier das Gestern und das Heute miteinander verbindet. Nicht zuletzt durch Front-Jungbrunnen Kelly Hansen klingen auch all die Klassiker so umwerfend, als ob man sie zum allerersten Mal hören würde. Da kann man auch mit dieser Neuinterpretation von reichlich bekanntem Eigenmaterial - plus ein paar Überraschungen - nichts verkehrt machen ...
... aber vieles richtig. Die Melodien und Hooklines der Bandklassiker sind so großartig, dass sie durch's völlige 'Blankziehen' nochmal besonders herrlich glitzern und wie ganz neu entdeckt klingen. Mick Jones mit der Akustischen und Jeff Pilson wahlweise mit der zweiten Gitarre oder dem Akustikbass spielen sehr hübsche und variantenreiche, reduzierte Fassungen wohlbekannter Hard Rock-Weisen. Manchmal weiß man gleich, wo man dran ist, wie beim eindeutigen Riff von "Cold As Ice" - ganz sanft begleitet von Drummer Mark Schulmann mit Besen statt Sticks. Doch manchmal darf man auch ein paar Takte lang genüsslich rätseln, zum Beispiel bei "Say You Will", das mit einem verträumten Intro von Gitarre und Klavier beginnt, bevor dann Kelly Hansen a cappella einsteigt - klasse! Oder bei der cool groovenden, fast schon 'funky' angehauchten Strophe von "Double Vision" - zumindest bis der Gesang einsetzt; dann ist natürlich alles klar.
Für besondere Schmankerl sorgt Tom Gimbel mit seinen Saxofon-Soli in ein paar Stücken - gerade in den Akustikversionen kommt das Gebläse natürlich äußerst exponiert rüber und wirkt besonders sehnsuchtsvoll. Bei "Starrider" (natürlich mit Mick Jones' Lead-Gesang) spielt Gimbel dann auch noch die Querflöte. Auffällig sind auch das Cello bei "The Flame Still Burns" und ein Geigensolo in "Juke Box Hero", wer auch immer das eingespielt haben mag. Und auffällig ist auch - beim zweiten Hinhören, freilich - dass die Akustik-Arrangements niemals überladen sind. Das Klavier bei "Waiting For A Girl Like You" zum Beispiel: Das sind nur Details! Und das ist gut so. All das rückt den Fokus auf einen brillanten Kelly Hansen (schön ergänzt durch punktgenau dosierte Backings). Der Mann ist klasse - und endlich gibt es die Klassiker auch in der (etwas anderen) Studioversion von ihm. Er nimmt sich freilich nicht zurück - er zieht voll durch. Erstes Highlight: "Waiting For A Girl Like You" - als Ballade gern mal unterschätzt. Zweites Highlight: "Juke Box Hero" - klasse!
Und dieses Highlight macht auch - so wie das dramaturgisch sein soll - den Abschluss der ... sagen wir mal, 'regulären' Tracklist aus. Es folgt noch "That's All Right", das ja durch Elvis bekannt wurde - eine rock'n'rollige Überraschung, die den Jungs Spaß gemacht haben muss. Ein weiterer 'Ausreißer' auf der Tracklist ist "The Flame Still Burns", ein Song, den Mick Jones 1998 für einen Film-Soundtrack ("Still Crazy") geschrieben hatte ... hätte nicht sein müssen, fällt als brave Ballade etwas ab, wenngleich die Melodie auch nicht schlecht ist, und irgendwie typisch Mick Jones. Da wären wir auch schon bei den 'Zugaben'. "Save Me" ist ein brandneuer (mit elektrischer Verstärkung gepielter) Foreigner-Song - etwas 'pop-rockig', etwas seicht, aber auch wirklich nicht schlecht.
Als Kaufgrund für Leute, die akustische Foreigner eigentlich nicht brauchen, reicht das nicht, und das gilt auch für die darauf folgende (ebenfalls nicht akustische) Neueinspielung von "I Want To Know What Love Is" und für "When It Comes To Love", einfach vom Album Can't Slow Down reinkopiert, ohne Mehrwert. Da hätte es lieber noch der ein oder andere Klassiker mehr sein dürfen: "Dirty White Boy", "Headgames", "Urgent", "Hot Blooded" ... Das ändert aber nichts daran, dass die Neueinspielungen auf "Acoustique" Klasse und Seele haben. Yep, genau so macht man das.
Anmerkung:
Das Ganze gibt es auch im 2CD+DVD-Paket mit der Scheibe "Juke Box Heroes" voller verstärker Neueinspielungen und der DVD "Live In Chicago". Über beide kann ich keine Worte verlieren - sie liegen mir nicht vor.
Line-up:
Mick Jones (guitar, vocals)
Kelly Hansen (vocals)
Jeff Pilson (guitar, bass)
Michael Bluestein (keyboard, piano)
Mark Schulmann (drums, percussion)
Tom Gimbel (saxophone, guitar)
Tracklist |
01:Long, Long Way From Home (2:52)
02:Cold As Ice (3:42)
03:The Flame Still Burns (4:58)
04:Double Vision (3:23)
05:Fool For You Anyway (4:18)
06:Say You Will (3:26)
07:Starrider (4:29)
08:Waiting For A Girl Like You (5:16)
09:Feels Like The First Time (3:16)
10:Juke Box Hero (4:57)
11:That's All Right (2:30)
Bonus Tracks:
12:Save Me (3:50)
13:I Want To Know What Love Is (4:47)
14:When It Comes To Love (3:56)
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Externe Links:
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