Eigentlich ist es ja schon fast überflüssig, einen weiteren Konzertbericht der Henrik Freischlader Band für RockTimes online zu stellen, denn der Gitarrist/Sänger aus Wuppertal, der jetzt in Kiel beheimatet ist, gehört zu den Künstlern, die von unserer Redaktion in allen Teilen der Republik immer mit Argus-Augen verfolgt wird. Ich glaube, von kaum einer anderen Band befinden sich so viele Artikel in unserem Index, wie von dieser Truppe.
Andererseits zeugt diese Tatsache natürlich auch von einer sehr großen Qualität der Musiker, denn schließlich weiß die gesamte Rocktimes-Familie, was gut für uns und die Fans der Rockmusik ist.
Diese Tour 2008 stand aber auch unter einem ganz besonderen Aspekt für die Band. Schließlich musste die gerade erschienene 3-fach (!) Live-CD entsprechend promotet werden, und was bot sich dafür besser an, als ein weiterer Streifzug durch die Clubs in unserem Land, in denen Henrik Freischlader immer wieder ein gern gesehener Gast ist. Speziell mit der Bluesgarage verbindet die Musiker ein ganz besonderes Verhältnis, und nicht umsonst sind vier Songs des neuen Silberlings bei seinem Konzert aus dem Jahr 2006 in Isernhagen mitgeschnitten worden (Für diese Aufnahmen war übrigens der Wallbreaker verantwortlich).
So herrschte den ganzen Abend ein lebhaftes Treiben am Mechandise-Stand, und ich möchte nicht wissen, wie viele Alben und druckfrische T-Shirts den Besitzer wechselten, zumal Henrik nach dem Gig auch noch geduldig Dutzende von Autogrammen schrieb.
Überhaupt konnte man feststellen, dass sich das Publikums-Interesse an der Band merklich gesteigert hatte, denn die Zuschauerzahl hatte sich im Vergleich zum letzten Auftritt der Band nahezu verdoppelt. So tummelten sich schätzungsweise zweihundert Rockfans im Saal und diskutierten eifrig über die hervorragende Live-CD und auch über den letzten Fernseh-Auftritt im Frühstücksfernsehen von SAT 1, wo die Gruppe auch noch einmal so richtig auf sich aufmerksam machen konnte. Henrik Freischlader weiß anscheinend sehr genau, wie man sich beim Publikum ins Gespräch bringen muss.
Doch nach wie vor sind gute Live-Auftritte das A und O für einen großen Zuschauerzuspruch, und die gab es anscheinend in den letzten beiden Tagen, wenn man den Reaktionen in der Shoutbox der (ebenfalls ganz neu gestalteten) Website der Band Glauben schenken darf, wo die Shows in Kiel und Worpswede doch sehr positiv bewertet wurden. Man sieht also, dass Henrik Freischlader nicht nur ein hervorragender Musiker ist, sondern auch alle geschäftlichen Aktivitäten generalstabsmäßig plant und nichts dem Zufall überlässt.
So waren also ideale Voraussetzungen für einen gelungenen Konzertabend geschaffen. Sowohl das Publikum als auch die Musiker wirkten gut gelaunt und fast entspannt. Sofort baute sich durch viel Kommunikation eine dichte Beziehung zwischen den Anwesenden auf. Auch das ist ja eine der Stärken dieses sympathischen Mannes, der immer sehr publikumsnah ist und nie den Star raushängen lässt. Und so etwas wird von den Fans immer dankbar honoriert.
Nun mal zur Musik selbst. Natürlich waren die stärksten Songs der beiden Studio-Alben in dem zweiteiligen Gig dabei, die allerdings, wie erwartet, sehr schön in die Länge gezogen wurden, ohne dabei auch nur den Hauch von Langeweile aufkommen zu lassen. Dazu ist diese Band viel zu einfallsreich und flexibel, und baut immer wieder Improvisationen ein, die den Zuhörer faszinieren. Alle drei Musiker sind hervorragende Solisten und spielen wie aus einem Guss zusammen. Dabei gefiel mir besonders das differenzierte Bass-Spiel von Oliver Schmellenkamp, der, wie üblich, mit stoischer Ruhe seinen Part erledigte und auch beim obligatorischen Solo richtig abgefeiert wurde.
Dirk Sengotta überzeugte durch sein präzises und gleichzeitig sehr einfallsreiches Schlagzeugspiel, dessen Höhepunkt natürlich das Solo war, das wieder mit den schon fast legendären Klobürsten begann und sich auf über sechs Minuten hinzog. Zudem erwies er sich in den ruhigeren Parts auch als äußerst gefühlvoller Drummer, der bei den leiseren Gitarren-Tönen die ideale Unterstützung für Henrik Freischlader darstellte. Diese Songteile waren richtig gut anzuhören, obwohl sich wieder etliche Leute im Publikum befanden, die durch ihr ständiges lautes Gelabere auffielen. Diese Vollpfosten sterben anscheinend nie aus. Schade, aber nicht zu ändern!
Henrik selbst bewies einmal mehr, dass er so ziemlich alle Varianten der Gitarrenarbeit perfekt beherrscht. Mal wirbelte er in schönster Alvin Lee-Manier mit Höchstgeschwindigkeit über die Saiten, um dann gleich danach fast zart einen Song von Peter Green zu spielen. Es ist schon stark, wie schnell er sich in diese Stilwechsel rein versetzen kann.
Persönliche Highlights sind für mich aber immer wieder die Slow Blues-Nummern, die natürlich auch nicht fehlen durften. Diesmal wurde der selige Stevie Ray Vaughan gecovert, und zwar in einer Art und Weise, dass ich feuchte Hände bekam. Das hätte auch dem Stevie gut gefallen. Garantiert. Henrik hat eben den Blues, und wie…!
In Sachen Hendrix gab es dann eine Überraschung, denn diesmal waren nicht, wie auf der Live-CD, "Fire" und "Voodoo Chile" am Start, > sondern es waren "Foxy Lady" und "Manic Depression" angesagt, wobei ich mich ernstlich fragte, ob Mitch Mitchell damals diesen Rhythmus auch so perfekt hinbekommen hätte. Natürlich wurden auch diese Songs saustark dargeboten, und trotzdem war es schade, "Voodoo Chile" nicht zu hören, denn die siebzehnminütige Version auf der Live-CD ist schon eine Klasse für sich.
Besonderheiten gab es bei diesem Gig auch. Zum einen hörte ich zum ersten Mal die "HFB Overture" live, die den zweiten Teil des Konzertes einleitete, und die mich auf dem neuen Silberling ziemlich beeindruckte, da sie für die Band absolut untypisch ist. Und sie kam klasse rüber.
Die größte Überraschung aber war ein Song, der noch gar kleinen Namen hat und nur durch Zufall im Proberaum entstanden ist. Hier war die Band jetzt auch im Jam Rock unterwegs. Differenziertes Gitarrenspiel und ein sehr eigenständiger Bass beherrschten die Szene, und Dirk Sengotta tat das Seinige dazu, um diesen ausufernden Titel zu einem richtigen Erlebnis zu machen. Hoffentlich findet er den Weg auf das nächste Album der Gruppe!
Nach knapp 2,5 Stunden hatte die Henrik Freischlader Band mal wieder ihre große Klasse bewiesen und das Bluesgaragen-Publikum auf seine Seite gezogen.
Line-up:
Henrik Freischlader (vocals, guitar)
Oliver Schmellenkamp (bass)
Dirk Sengotta (drums)
Externer Link:
|