Henrik Freischlader Band / Live
Live Spielzeit: 57:57 (CD 1), 63:03 (CD 2), 51:13 (CD 3)
Medium: Triple-Lve-CD
Label: pepper cake/ZYX, 2008
Stil: Blues Rock


Review vom 18.09.2008


Joachim 'Joe' Brookes
Hier sitze ich nun vor meinem Laptop und es ist mir eine Ehre, etwas über die Neue des deutschen Blues Rockers und Sympathieträgers zu schreiben.
Hingelangt hat er, der Wuppertaler Gitarrist und Sänger. Er tritt gleich mit einem Triple-Live-Album an. Alles andere, in kleinerem Format, hätte man ihm bestimmt übel genommen, denn selbst ein Doppeldecker wäre des Guten zu wenig gewesen.
Sympathie-Träger kommt auch nicht von ungefähr... Jeder, der ihn bereits live erlebt hat, weiß dies zu bestätigen und letztendlich ist die RockTimes-Konzert-Berichterstattung mittlerweile auf stolze zehn Artikel angewachsen.
Letztendlich auch deswegen Sympathie-Träger, weil die gesamte dritte CD, die mit "Live Bootlegs" überschrieben wurde, Songs enthält, die auch mit anderen Musikern als dem auf den ersten beiden Platten aufgebotenen Line-up des im Wuppertaler Live Club Barmen gespielten Konzerts eingespielt wurden. Als da wären: Die beiden Schlagzeuger Hardy Fischötter sowie Mickey Neher und
Birth Control-Keyboarder Sascha Kühn. Die letzten vier Nummern auf der dritten CD stammen von diesem Gig, bei dem 'Bluesbrother' Jürgen Bauerochse anwesend war.
Beim Erstellen der externen Links für diese Review habe ich mit Erstaunen gelesen, dass Freischlader wohl in Kiel eine neue Bleibe gefunden hat. Will er sich jetzt den rauen Seewind um die Ohren pusten lassen?
Der Hörer bekommt jedenfalls rauen, grundehrlich gespielten Blues Rock, mit allem, was dazu gehört, auf die Ohren.
Die drei CDs sind in einem tollen Digipack untergebracht und werden durch ein zwölfseitiges Booklet ergänzt. Dadurch bekommt man auch etwas zum Gucken in die Hand, denn es ist mit nicht weniger als 21 Live-Bildern, zum Teil in schwarz-weiß, bestückt und klasse gestaltet. Glückwunsch, Timo Wilke! Klappt man das dicke Digipack auf, wird man von einem schönen Wortspiel empfangen: »The Blues Gets Closer Live «.
Fast hätte ich geschrieben, dass diese Zeile in einer punktgenauen Landung den Inhalt der Platten zusammenfasst. Dem ist natürlich nicht so, denn auf seinen beiden Studio-Alben sind Songs wie "Dirty Low Down And Bad" von Keb' Mo', Peter Greens "I Loved Another Woman", Louis Jordans "Let The Good Times Roll" oder der Jimi Hendrix-Doppeldecker "Fire" sowie "Voodoo Child" nicht enthalten.
Durch die aktuelle Platte wird man allerdings in die Lage versetzt, sich diese und natürlich auch andere Songs zu jeder Tages- und Nachtzeit, wo immer man sich befindet, zu genießen.
Für die Live-Aufnahmen war das Trio Freischlader, Schmellenkamp und Sengotta in Topform und selbstredend bei prächtiger Spiellaune, sodass die fast drei Stunden zu einem Festival des Blues Rock werden.
Berichte über ein auch nur annähernd schwaches Konzert der Band wird man nicht finden und so ist "Live" der perfekt dokumentierte Beleg für die Klasse der Gruppe.
Mit dem Augenmerk auf neue Kompositionen aus dem Hause der Henrik Freischlader Band ist die Eröffnung der zweiten CD: "HFB Overture", ein sphärisch angehautes Instrumentalstück mit fast sieben Minuten Länge, das in der abfotografierten Setlist für die beiden Tage im LCB gar nicht auftaucht. Ein sehr besinnliches Stück Musik in flächigem Soundgewand. Dezente Drums und Bass begleiten Freischladers tönende Ideen. Nur einmal bearbeitet Sengotta hier die Felle etwas heftiger. Diese Komposition erweist sich als meisterhafte Einleitung zu dem, was ohne Pause zum nächsten Song führt: Greens "I Loved Another Woman"... Nicht nur jetzt stellt sich heraus, dass auch ein Konzert aus der Konserve ins Zentrum der Gefühle des Hörers trifft... Gänshaut!
Danach trommelt Sengotta sein Solo und wenn man es nicht schon persönlich miterlebt hat, dann eben jetzt. Den Körperhärchen wird keine Pause gegönnt.
Wer im Besitz dieser Live-Dokumentation in drei Akten sein wird, steht auch in der ersten Reihe. Olaf Oebels (Recording) und Jens Schilling (Mixing und Mastering) sei an dieser Stelle Dank für den perfekten Transfer der Musik. Dann direkt auch an das Publikum, weil es sich, bei aller guten Laune, auch in den ruhigeren Phasen diszipliniert zeigte.
Vor den heimischen Boxen sitzend ist man in der Rolle eines Connoisseurs!
Ganz gleich, ob man sich die Longtracks "She's Back (For Another Day)", "Lonely World", "Voodoo Child" sowie "When I First Saw You" anhört oder sich den 'kürzeren' Stücken widmet, Stimmung ist garantiert...
Durch die Songs auf der dritten CD kommt es nur zu zwei Überschneidungen mit den ersten beiden Platten: Diese sind "Dirty Low Down And Bad" sowie "She Ain't Got The Blues", allerdings mit der Kühn-Verstärkung am Keyboard.
Achtung! Die Klang-Qualität der "Live Bootlegs" schließt sich nahtlos an die der vorherigen CDs an.
Alle bisherigen Konzert-Belege in Wort und Bild werden nun durch das auditive Vergnügen ergänzt.
Heftig Blues-rockend, Songs im traditionellen 12-Taker verankert oder als Ballade gespielt, hat "Live" einfach alles, was zu einem guten, ach was schreibe ich... hervorragenden Album gehört.
Die Henrik Freischlader Band hat mit diesem Triple und nach erst zwei Studio-Platten eine Zwischenbilanz gezogen, die besser nicht hätte ausfallen können. Einfach grandios!
Der Rezensent als Rosinen-Picker? Vergesst es, liebe Leser. Jeder wird wahrscheinlich seine persönlichen Favoriten haben, aber alleine schon über Anspieltipps nachzudenken, würde bedeuten, andere Tracks in den Hintergrund zu stellen. Das hat aber keiner der 26 Songs verdient.
Nach "The Blues" sowie "Get Closer" nun "Live": Ein Zeugnis der steil nach oben zeigenden Karriere-Kurve einer deutschen Band, von der man noch viel hören, lesen und sehen wird.
Mein Fazit ist kürzer als diese Rezension: 9,5 von 10 RockTimes-Uhren.
Line-up
Henrik Freischlader (guitar, vocals)
Oliver Schmellenkamp (bass)
Dirk Sengotta (drums)

Hardy Fischötter (drums - CD 3 - #1, 2)
Mickey Neher (drums - CD 3 - #5, 6, 7, 8, 9)
Sascha Kühn (keyboards - CD 3 - #6, 7, 8, 9)
Tracklist
CD 1:
01:The Blues (4:07)
02:Disappointed Woman (5:10)
03:Too Cool For Me (6:03)
04:Keep Playin' (5:45)
05:Nothin' To Lose (5:13)
06:Dirty Low Down And Bad (9:52)
07:It Is Right (4:02)
08:Livin' It Up (3:33)
09:She's Back (For Another Day) (14:13)
CD 2:
01:HFB Overture (6:41)
02:I Loved Another Woman (4:37)
03:Drum Solo By Dirk Sengotta (6:47)
04:She Ain't Got The Blues (3:35)
05:Let The Good Times Roll (8:29)
06:Lonely World (12:18)
07:Fire (3:05)
08:Voodoo Child (17:31)
CD 3 (Live Bootlegs):
01:Intro (00:54)
02:You (4:32)
03:Tired Of Beggin' (5:48)
04:Oh Pretty Woman (5:46)
05:Not Of That Kind (5:27)
06:Dirty Low Down And Bad (7:27)
07:When I First Saw You (10:45)
08:Tightrope (6:08)
09:She Ain't Got The Blues (4:49)
 
Externe Links: