Henrik Freischlader als Gast bei Greg's Bluesnight!
Das durfte man sich im Bergkamener Haus Schmülling nicht entgehen lassen. In eine ähnliche Richtung dachten wohl auch die zirka 280 Besucher dieses Konzertes und an diesem Abend wurde keiner der Anwesenden enttäuscht.
Auch diese Bluesnight war etwas Besonderes. Einerseits war man gespannt darauf, wie ein Gig des Wupper-Bluesers Freischlader im erweiterten Kreis von Musikern angelegt wurde, andererseits verabschiedete sich nach 8 Jahren und rund 1.000 Konzerten Frank Boestfleisch (drums) von der Bluesnightband. Er steigt als Produktmanager bei einer großen nationalen Schlagzeugfirma ein.
Es war also angerichtet und um 20:10 Uhr eröffnete die Band mit einem Instrumental den Abend. Das Stück war geprägt von einem brillanten Zusammenspiel zwischen Gregor Hilden und Tommy Schneller (saxophone). Beeindruckend, wie das rüber kam und jeder in der Band stellte sich persönlich durch ein Solo vor.
Nach dem zweiten Song, von Horst 'The Crow' Bergmeyer gesungen, spielte die Band einen schwer schleppenden Chicago-Blues und Tommy kündigte auf seine unnachahmlich sympathische Art den Gast des Abends an.
Der schulterte seine feuerrote halbakustische Gibson, die für den gesamten Gig sein Begleiter bleiben sollte. Ein überraschendes Break führte zu einem saustarken laid back Part in dem Song, wobei Tommy Schneller das erste Solo spielte. Freischlader schaute zu seiner Rechten und gab den Weg frei für Hildens Solo. Auch bei diesem Konzerte wurde deutlich, dass der Gast der 'master of the ceremony' war. So wurde der Solo-Staffelstab an Horst Bergmeyer weitergegeben, der eine herrlich treibende Einzeleinlage zum Besten gab. Kein Wunder, dass der den Spitznamen 'The Crow' hat. Die Band groovte bis zum fulminanten Ende der Nummer.
Schwerpunkte der Setlist des Abends waren Songs aus Henriks erstem und aktuellen Album Get Closer.
Der junge Blueser leitete das funkige "Keep Playin'" ein, überließ allerdings dem Keyboarder, dem Saxofonisten und Gregor Hilden die Soli. Das zeugte schon von einer gewissen Größe, die man dem ansonsten im Power-Trio spielenden Gitarristen zugestand.
Grundsätzlich wurde offenkundig, welch hohen Standard das Freischlader'sche Songwriting hat. Die Solobeiträge der einzelnen Musiker waren für sie zum Austoben und für das Publikum ein ums andere Mal zum Genießen.
Balladen standen dann auf dem Programm des ersten Sets, der nach etwas über einer Stunde ausklang.
In Worten ausgedrückt: "I Give Up On Loving You" und "She's Back (For Another Try)". Tommy musste diesen Song besonders mögen, denn er blies ein derart melancholisches Solo, bei dem er beide Augen geschlossen hatte, dass es einem kalt den Rücken runter lief. Hölle, wenn der mit der Oktavklappe an die ganz hohen Töne kommt!
Der zweite Slow-Blues wurde zu einem zentralen Stück des Abends, denn "She's Back (For Another Try)" wurde mit 17 Minuten fast schon zelebriert. Während Freischladers Solo konnte man die berühmte Stecknadel fallen hören. Es knisterte im Saal und da waren selbst die Auslösegeräusche der Kameras zu hören. Ein großes Lob an das Publikum im Haus Schmülling, das sich darauf verstand, zur rechten Zeit die Ruhe zu bewahren und es schaffte, jedes Solo mit berechtigtem Applaus zu honorieren.
Nach der Pause war Tommy Schneller nicht nur an der Kanne gefordert, denn er sang überzeugend den Percy Mayfield-Klassiker "Danger Zone".
Mit einem Song im Boogie-Muster kam Freischlader zurück auf die Bühne und es kam zu einem genüsslich langen Frage-Antwort Spiel zwischen ihm und Schneller. Die Vorlagen waren zunächst einzelne Töne, die stetig erweitert wurden. Den Schluss dieser Einlage kommentierte der Tommy mit einem Lachen… durch sein Saxofon gespielt.
Nach dem Midtempo-Blueser "Too Cool For Me" kam es mit "Not Of That Kind" zur swingenden Seite des Konzertes. Während Freischladers Solo lieferte Hilden feinste Licks und spielte seine Gitarre bei seinem Solo mit Samtpfoten. Derweil jagte ein musikalischer Höhepunkt den nächsten und mit Peter Greens "I Loved Another Woman" wurde authentisch interpretiert. All Hochachtung, wie Hilden mit seiner Gibson Les Paul Green zitiert.
Dann wurde den Zuschauern so richtig eingeheizt. Das Motto lautete "She Ain't Got The Blues" und im Haus wurde gerockt. Die Gitarristen schraubten sich gegenseitig in schwindelerregende Blues Rock-Höhen, Tommy rockte und die Rhythmusabteilung ließ sich da auch nicht lumpen.
Der Schlusspunkt des Konzerts saß und mit einer 10-minütigen balladesken Zugabe war dann um 22:50 Uhr unter tosendem Beifall Schicht im Schacht.
Die Musiker durften während diverser Smalltalks noch viele Autogramme geben.
Resümierend bleibt festzustellen, dass das Songmaterial eines Henrik Freischladers hervorragend ist und auch in einem größeren Line-up vollkommen berechtigte Klasse aufweist.
Danke für einen tollen Blues-Abend!
Line-up:
Gregor Hilden (guitars)
Horst Bergmeyer (keyboards)
Frank Boestfleisch (drums)
Olli Gee (bass)
Tommy Schneller (saxophone)
special guest:
Henrik Freischlader (guitar, vocals)
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