Den nachfolgenden Review schreibe ich, ohne die zu besprechende CD in Händen zu halten. Das mag ungewöhnlich sein, ist allerdings auch nicht erforderlich im Hinblick darauf, was ich dazu sagen möchte.
Just in die Zeit, in der Henrik Freischlader auf seiner Homepage für den 7. September 2012 die Veröffentlichung einer neuen Studio-CD sowie (endlich) einer DVD ankündigt, erscheint auf den Seiten der einschlägigen Online-Händler das Angebot (ab dem 4. Mai 2012) einer weiteren Freischlader-CD bzw. sogar Do-CD unter dem klangvollen Titel "The Soul Of HFB". Und als ob das noch nicht ausreicht, gibt es auch noch einen Untertitel "Funk'n'Blues & Ballads". Wahrlich, eine bombastische Benennung! Und fast hätte ich ungehört eine Bestellung aufgegeben, weil ich ungeachtet des vorzeitigen Erscheinungstermins dachte, das wäre die neue Scheibe!
Die Angabe zur veröffentlichenden Plattenfirma - Pepper Cake/ZYX - macht allerdings schnell klar, dass es sich hier höchstwahrscheinlich um altes Material des Protagonisten handelt, denn auf Pepper Cake hat Henrik Freischlader - abgesehen von einer noch früheren, nicht mehr erhältlichen Veröffentlichung - seine ersten beiden Studio-Alben The Blues und Get Closer sowie die Dreifach-CD Live veröffentlicht, mit denen sein Stern am deutschen Blues Rock-Himmel aufgegangen ist. Damals halt noch als 'primus inter pares' mit der nach ihm benannten Band (derzeit firmieren seine Scheiben allein unter seinem Namen).
Und in der Tat, ein näherer Blick auf das Angebot bestätigt schnell die Vermutung: Die Do-CD beinhaltet praktisch alles, was auf den beiden Studio-CDs veröffentlicht worden ist. Lediglich von "Is It Right" gibt es ausschließlich die Live-Aufnahme, und einzig "Too Cool For Me" ist vorliegend überhaupt nicht berücksichtigt. Warum allein diese beiden Studio-Aufnahmen nicht mit dabei sind, erschließt sich mir nicht. Platzmangel kann kein Grund dafür sein, da es sich ja zunächst einmal um das Material von zwei CDs handelt. Außerdem gibt es vorliegend zusätzlich mit "Dirty Low Down And Bad", "Fire" sowie "I Loved Another Woman" noch drei Aufnahmen aus dem "Live" -Album, von denen es keine Studio-Version gibt. Hier hätte es allerdings noch weiteres Material gegeben, das mangels Vorliegens einer Studio-Version auch noch hätte verwendet werden können - allen voran eine lange Version von "Voodoo Child"; bei einer anderen Reihenfolge der Tracks wäre auch hierfür noch Platz gewesen! Überhaupt geht die Reihenfolge der Songs vorliegend im Vergleich mit den Originalaufnahmen querbeet durcheinander, ohne dass auch hierfür ein Grund ersichtlich wäre.
Zwar könnte ich jetzt natürlich auch etwas über die hier veröffentlichte Musik schreiben, da ich als HFB-Fan der ersten Stunde selbstverständlich seinen gesamten Katalog besitze, möchte aber an dieser Stelle lieber auf die oben bereits verlinkten Original-Reviews des geschätzten Joe Brookes verweisen. Sonstige Angaben - insbesondere dazu, ob das Album ein Booklet oder sonstiges Bonus-Material enthält - kann ich aus dem einleitend genannten Grund nicht machen. Darum geht es mir auch nicht.
Vielmehr geht es mir einmal mehr um das Thema Veröffentlichungs-Politik der Plattenfirmen. "The Soul Of HFB" ist einfach - mal wieder - nichts anderes als Wiederverwertung alten - zudem bereits vollständig veröffentlichten - Materials, wahrscheinlich auch aus Verärgerung der Plattenfirma über einen Künstler, dem man vor Jahren die Chance der Veröffentlichung gab und der - nachdem sich erste Erfolge einstellten - die Plattenfirma aus welchen Gründen auch immer verlassen hat. Die Tatsache, dass sich auf der Homepage von Henrik Freischlader kein Hinweis auf das vorliegende Album findet, spricht ebenfalls dafür, dass hier die ehemalige Plattenfirma die Veröffentlichung ohne Einbindung des Künstlers vornimmt.
Vor diesem Hintergrund stellt sich allerdings auch die Frage, an wen sich die Plattenfirma mit diesem Angebot überhaupt wendet, zumal sämtliche CDs einzeln noch verfügbar sind (und die beiden Studio-Alben in Kürze zusätzlich auch auf Vinyl herausgebracht werden, was selbst Henrik Freischlader nach eigenen Angaben nur durch Zufall erfahren hat!). Wer - wann auch immer - vom Freischlader-Virus befallen wurde, hat sicherlich zwischenzeitlich sämtliches Material gesammelt. Allein für wirkliche Neueinsteiger ist die Veröffentlichung interessant. Aber warum sollten sie gerade durch ein derartiges Album erfolgreich angesprochen werden, es sei denn durch den wirklich günstigen Preis, zu dem das Album daher kommt? Für diejenigen sei allerdings an dieser Stelle angemerkt: Unbedingt kaufen, denn die Musik ist einfach klasse!
Line-up:
Henrik Freischlader (vocals, guitar)
Oliver Schmellenkamp (bass)
Dirk Sengotta (drums)
Tracklist |
CD 1:
01:Blues Music (03:23)
02:Someone Like Me (04:38)
03:Nothin To Lose (04:54)
04:As Long As (04:09)
05:Did You Right (05:34)
06:Livin It Up (02:52)
07:Is It Right (04:03)
08:Not Of That Kind (04:06)
09:Tired Of Beggin (04:30)
10:The Blues (04:21)
11:You (02:54)
12:Busy (03:24)
13:She Ain't Got The Blues (02:49)
14:Fire (03:05)
15:Keep Playin' (04:13)
16:Disappointed Women (04:00) |
CD 2:
01:Sometimes (03:39)
02:When I First Saw You (07:21)
03:Get Closer (04:13)
04:My Baby (05:22)
05:Dirty Low Down And Bad (09:22)
06:I Loved Another Woman (04:37)
07:No Questions (04:15)
08:I Give Up On Loving You (04:41)
09:Lonely World (08:23)
10:She's Back (For Another Try) (09:39)
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Externe Links:
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