Joël Fafard
29.02.2008, Desert Pinguin, Kulmbach
Desert Pinguin Joël Fafard
Desert Pinguin, Kulmbach
29. Februar 2008
Konzertbericht
Stil: Akustik-Roots-Rock


Artikel vom 11.03.2008


Norbert Neugebauer
Endlich! - Das erste Rock-Konzert 2008. Und das am 29.02., allerhöchste Zeit!
Joël Fafard Nach so langer Durstpause stehen die Termine in der Region jetzt quasi wieder Schlange, unmöglich da überall hinzugehen, zumal viele zeitgleich stattfinden. Der Saisonopener für mich heuer war Joël Fafard in der Musikkneipe Desert Pinguin in Kulmbach. Und da mich der Mann aus Saskatchewan in Kanada interessierte, vereinbarte ich über Mats, den Wirt, auch ein Interview.
Aber zunächst zum (netto) gut zweistündigen Konzert mit ausgiebiger Pause dazwischen. Zu Beginn war es in der gemütlichen Wirtschaft mit künstlerischen Ambitionen noch recht überschaubar, der Raum füllte sich dann aber im Lauf des Abends erfreulicherweise doch noch. Unter den Gästen waren auch zwei bekannte Gesichter, Blacky und Dieter von den
Southern Rock Junkies, die wir heuer auch wieder beim Southern Rock-Treffen im Spreewald erleben können.
Joël Fafard Eine Gitarre, ein Mikrophon und zwei kleine Boxen auf Ständern - alles was der lockere Typ braucht, der in seiner Heimat gern den Hillbilly gibt. Nun, in Deutschland muss er gezwungenermaßen weitgehend auf seine Stories verzichten, mit der tiefen Stimme und dem Brummel-Slang hat man schon so Probleme ihn zu verstehen, geschweige die langatmigen Pointen mitzubekommen. Trotzdem, ein unterhaltsamer, sympathischer Mensch, dieser Fafard.
Ein Fingerpicker der allerersten Güte, der, während er seine Gitarre öfters umstimmt, von daheim erzählt, wo es hauptsächlich »nichts« gibt. Wenn man von endlosen Feldern, den Plains, einer schnurgeraden Eisenbahnlinie dazwischen und weit verstreuten Siedlungen entlang der Schienen mal absieht. War es früher entsprechend einsam, sorgt heute ein reger Verkehr mit pfeifenden Zügen im Halbstundentakt für nicht ganz so erfrischende Abwechslung. In einem dreistöckigen Haus an der Strecke ist Fafard aufgewachsen und das hat ihn wohl nicht nur rhythmisch geprägt.
Joël Fafard Seine letzten CDs waren rein instrumental, aber live singt er auch und das wirklich nicht schlecht. Mit seinem rauchigen Timbre kann er sich überall hören lassen. So wechseln sich die Gitarren-Solostücke und die mit Gesang ab, meistens aus den letzten Alben. Die Themen beschäftigen sich mit seiner Umgebung und den wortkargen, schrulligen Typen darin. Dazwischen mischt sich, als es im Raum lauter wird, auch mal als Ausrufezeichen ein bekanntes "Spoonful", bei dem der Daumen schön die Basslinien seines großen Schöpfers anschlägt. Oder "If I Had A Boat" von Lyle Lovett, das in dem Genre wohl gern gecovert wird. Auch der Bluegrass-Klassiker "Don't Let Your Deal Gone Down" kommt zu Ehren. Ab und zu streift er ein schweres Bottleneck über und spielt dann mit kombinierter Technik, was bei ihm mühelos aussieht. Er schöpft stilistisch aus dem vollen Roots Music-Topf und hat auch als Songschreiber entsprechende Klasse.
Joël Fafard Deswegen wurden seine letzten Scheiben auch für diverse kanadische Awards einschließlich des Junos nominiert und das letzte "… And Another Thing …" erhielt den Western Canadian Music Award für 'Outstanding Instrumental Recording'.
Vor, zwischen und nach den beiden Sets unterhielt er sich locker mit den Gästen, die ihm während des Konzerts an Fingern und Lippen hingen und kräftig klatschten. Nur zwei Dauerquatschköpfe am Tresen (diese Selbstdarsteller gibt es wohl überall) konnten partout die Klappe nicht halten und nervten nicht nur den Gast aus Kanada. Der eine mit Kopfsocke entpuppte sich anschließend als Redakteur der örtlichen Zeitung, verantwortlich für die Jugend- und Musikseite, der mir erklärte, dass er den Wirt »immer gern unterstützt«.
Naja, wahrscheinlich beim Freibier …
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