Marc Ford / Holy Ghost
Holy Ghost Spielzeit: 46:01
Medium: CD
Label: V2 Records (H'ART), 2014
Stil: Roots, Americana

Review vom 20.05.2014


Markus Kerren
Irgendwie war es in den letzten Jahren ein bisschen still um den ehe- bzw. zweimaligen
Black Crowes-Gitarristen Marc Ford geworden. Da er durchgehend aktiv sowie produktiv war, konnte man ihn zwar immer finden, aber eigentlich nur dann, wenn man ihn auch suchte. Denn in der Presse fand er leider kaum noch statt. Wobei das mittlerweile durchaus zum Selbstverständnis dieses Klasse-Gitarristen gehören mag, der bereits die höchsten Höhen (vor allem natürlich mit den Crowes), allerdings auch die tiefsten Tiefen (Drogen und Alkohol) erlebt hat. Bereits vor Jahren hat er seine Spiritualität entdeckt, die ihm nach eigener Aussage nicht nur dabei hilft clean zu bleiben, sondern ihn auch insgesamt zu einem glücklicheren und zufriedeneren Menschen macht.
Nachdem wir euch hier in RockTimes bereits It's About Time aus dem Jahr 2003 und
Weary And Wired (2007) vorstellen konnten, erschienen noch zwei weitere Scheiben, bevor der Kalifornier nun mit "Holy Ghost" seine fünfte Soloplatte vorlegt. Und die ist überraschend ruhig ausgefallen; kaum mal Rockmusik, sondern vielmehr Americana und Roots-Stoff sind die Zutaten dieser insgesamt zwölf Tracks. Sehr nachdenklich und persönlich wirft Ford hier einen ehrlichen Blick zurück auf sein bisheriges Leben. Natürlich nicht, ohne dabei immer wieder auch seine Gitarre mit herrlichen Soli die passenden Kommentare abliefern zu lassen.
Um den einzigen wirklichen Kritikpunkt mal gleich vom Tisch zu bekommen, muss gesagt werden, dass das Songwriting des Amerikaners nicht unbedingt bei jedem Song strahlt wie ein geschliffener Diamant. "If You Know What I Mean" bedient sich musikalisch und bei den Gesangslinien der Strophen doch deutlich an Steve Earles "I Ain't Ever Satisfied", "If I'd Waited" hat ein bisschen was von einem Rod Stewart-Song und auch sonst tauchen hier und da mal kleinere Zitate auf. Dies mal beiseite gelassen, ist "Holy Ghost" allerdings sehr gut gelungen. Und um auch diesen Aspekt gleich mal abzuhaken: Marc Ford war zwar noch nie der ausdrucksstärkste Sänger unter der Sonne, aber speziell zu diesen Americana-Songs passen seine Vocals doch sehr gut.
Wie gesagt haben wir es mit einem sehr persönlichen und ehrlichen Album zu tun, was sich natürlich am ehesten an den Texten festmachen lässt. Es wird Vieles aus der Vergangenheit behandelt (das sich "If You Know What I Mean" um die Brüder Chris und Rich Robinson dreht, soll übrigens nur ein Gerücht sein), aufgearbeitet und bewertet, aber auch die aktuelle Situation kommt zur Sprache. Und ja, der gute Marc hat zum Glauben gefunden. Was er mit Tracks wie beispielsweise "In You" oder "Call Me Faithful" zwar deutlich macht, dabei aber glücklicherweise nie die Holzhammer-Methode anwendet, lediglich von sich selbst spricht und alles weitere offen lässt.
Als Begleitmusiker hatte er neben seinem Sohn Elijah und seiner Frau Kirsten die englische Country-/Soul-Band Phantom Limb an seiner Seite, deren Debütalbum er kurz davor als Produzent in die richtige Form brachte. Und die zaubert einen sehr angenehmen, warmen Sound aufs Parkett, überzeugt darüber hinaus auch musikalisch auf voller Länge. In allererster Linie sind hier das starke Pedal Steel-Spiel von Stew Jackson, aber auch die tolle Tastenarbeit (speziell auf der Hammond und dem Mellotron) von Dan Moore hervorzuheben.
Auf "Holy Ghost" gibt es nichts Reißerisches, keine Rockstar-Posen und keine Stardust-Atmosphäre. Lediglich ein Dutzend rootsige Songs, die einem ruhig und unaufdringlich ganz langsam unter die Haut kriechen, den Hörer früher oder später aber doch ganz gewaltig packen. Letzten Endes ein wunderschönes Album, dem man ein paar Durchläufe zugestehen sollte, bis es seine volle Blüte entfalten kann. Und über Marc Fords Gitarrenspiel braucht wohl nichts mehr gesagt zu werden, oder? Vielleicht nur soviel: Ich kann versprechen, dass er nichts verlernt hat!
Meine klare Empfehlung, "Holy Ghost" mal anzutesten!
Line-up:
Marc Ford (guitars, lead vocals)
Elijah Ford (guitars, background vocals)
Stew Jackson (guitars, pedal steel, background vocals)
Dan Moore (piano, Hammond organ, mellotron, Fender Rhodes, background vocals)
Luke Cawthra (guitars)
Andy Lowe (bass, double bass)
Matt Brown (drums)
Louis Lewis-Smith (banjo)
Luke Smith (guitars, percussion, background vocals)
Chris Lizotte (background vocals)
Kirsten Ford (background vocals)
Tracklist
01:If I'd Waited
02:Blue Sky
03:Dancing Shoes
04:Dream #26
05:In You
06:I'm Free
07:Just A Girl
08:You Know What I Mean
09:Turquoise Blue
10:Sometimes
11:Badge Of Descension
12:Call Me Faithful
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