Gamma Ray / Hell Yeah!!! The Awesome Foursome
(And The Finnish Keyboarder Who Didn't Want To Wear His Donald Duck Costume)
Live In Montreal
Hell Yeah!!! The Awesome Foursome Spielzeit: 61:20 (CD 1), 63:38 (CD 2)
Medium: CD
Label: SPV, 2008
Stil: Power Metal

Review vom 23.10.2008


Moritz Alves
Erheben Gamma Ray etwa Anspruch auf den längsten und merkwürdigsten Live-Dokumenten-Titel aller Zeiten? Es sieht fast danach aus, denn ihr neuester, gleichzeitig auf Doppel-CD sowie DVD erscheinender Mitschnitt ist mit nichts anderem als, Achtung!, "Hell Yeah!!! The Awesome Foursome (And The Finnish Keyboarder Who Didn't Want To Wear His Donald Duck Costume) - Live In Montreal" betitelt worden! Puh, da muss man doch erst mal Luft holen...
Bei so einem langen Namen wäre es natürlich schön, wenn alle wichtigen Informationen schon darin enthalten sind, finde ich. Und richtig, die Hanseaten um den charismatischen Frontmann Kai Hansen kommen diesem Wunsch gerne nach: 'Hell Yeah' wird für den Metal im Allgemeinen stehen, mit 'The Awesome Foursome' sind die vier Strahlemänner selbst gemeint, 'Live In Montreal' bezieht sich natürlich auf den Ort des Mitschnitts - ja, aber wie zur Hölle passt da jetzt ein kurioser finnischer Keyboarder rein, der darüber hinaus nicht mal im Donald-Duck-Kostüm auf die Bühne will?
Nun, der Mann hört auf den Namen Eero Kaukoimes und spielt eigentlich bei der in Helsinki ansässigen Gamma Ray-Coverband Guardians Of Mankind. Irgendwann im Jahre 2006 muss für ihn dann ein Traum wahr geworden sein, denn Kai Hansen & Co. benötigten seine Fähigkeiten für die erste Nordamerika-Tour Gamma Rays. Und wie kommt da jetzt der gute Onkel Donald ins Spiel? Hansen klärt auf: »Während der Tour fiel Henjo [Richter, Gitarre - Anm. d. Verf.] irgendwann auf, dass Eero einen etwas entigen Laufstil hat. So entstand die verrückte Idee, ihn bei der Show in Montreal in ein Donald-Duck-Kostüm zu kleiden und den Zuschauern zu präsentieren. Dieser super Vorschlag stieß bei Eero natürlich auf nur wenig Zustimmung und so wurde aus dem Ganzen ein running gag.«
Soweit also zum Titel der zwei Silberlinge, die übrigens - nach "Alive '95" (1996) und "Skeletons In The Closet" (2003) - bereits das dritte Live-Album der Hanseaten darstellen. Dass es sich hier um einen Mitschnitt aus Kanada handelt, wissen wir bereits. Interessant ist allerdings, dass nicht alle zweiundzwanzig Stücke in Montreal mitgeschnitten wurden, sondern dass das eigentliche Konzert seinen Abschluss in "Send Me A Sign" findet. Natürlich sind auch die vier Bonus-Tracks auf der zweiten CD Live-Versionen, nur können sie gar nicht von diesem Abend in Montreal stammen, da sich das Album Land Of The Free - II (2007) zum damaligen Zeitpunkt wohl allerhöchstens im Entstehungsprozess befand. Trotzdem geben Gamma Ray zum guten Schluss auch gleich noch einen guten Überblick über eben jene im vorigen Jahr erschienene Scheibe, bevor es im kommenden Jahr dann mit einem brandneuen Langeisen weitergehen soll... Dem aufmerksamen Leser der Trackliste wird außerdem aufgefallen sein, dass sich mit "I Want Out" hier noch ein Klassiker aus Hansens Zeit bei Helloween eingeschlichen hat.
Und wie sieht es generell mit dem Material auf "Hell Yeah!!! The Awesome Foursome..." (und so weiter, und so fort) aus? Schaut man sich die Setlist aus Montreal an (also bis einschließlich "Send Me A Sign") fällt auf, dass Gamma Ray hier einen sehr guten Überblick über ihre bisherige Schaffensphase geben. Von allen acht bis zum damaligen Zeitpunkt erschienenen Studioalben sind Stücke vertreten, wobei von "Somewhere Out In Space" (1997) insgesamt drei Titel stammen, während es "Heading For Tomorrow" (1990), "Sigh No More" (1991) und "Powerplant" (1999) lediglich mit einem Song in die Auswahl geschafft haben. Von allen restlichen Scheiben, darunter die damals neue Scheibe Majestic (2005) gibt jeweils zwei Stücke zu hören.
Insgesamt ist die erste CD von der Songaufteilung her etwas variabler, da auf dem zweiten Silberling allein alle drei "Somewhere Out In Space"-Stücke vertreten sind. Außerdem sind die Arrangements auf CD 1 ausladender und verspielter, was insbesondere "Blood Religion", "Heavy Metal Universe" und "Dream Healer" betrifft. Dennoch muss das Konzert als Ganzes betrachtet werden und darf nicht stumpf in CD 1 und CD 2 aufgeteilt werden. Da man also hoffentlich davon ausgehen kann, dass die originale Reihenfolge der Setlist hier beibehalten wurde, kommt es nun mal vor, dass die Aufteilung leicht unausgewogen ist.
Fazit: Gamma Ray liefern ein sehr gutes Live-Dokument ab, das nicht nur durch seinen außergewöhnlichen, langen Titel besticht. Die Songauswahl hat es in sich, der Sound ist klasse und die Live-Atmosphäre wird bestens in die eigenen vier Wände transportiert. Wie es so eine Zusammenstellung so an sich hat, finden sich epische Passagen ebenso wie rasendschnelles Gebretter mit doppelter Fußmaschine. Somit bietet diese Doppel-CD also auch Anreize für Neueinsteiger, da Gamma Ray einmal mehr beweisen, dass sie zu den besten Metal-Exporten Deutschlands gehören!
Wer übrigens gerne das komplette, audiovisuelle Konzerterlebnis möchte, dem rate ich zu der parallel erscheinenden DVD, die zudem noch mit reihenweise Extras aufwartet.
Line-up:
Kai Hansen (guitars, vocals)
Henjo Richter (guitars)
Dirk Schlächter (bass)
Daniel Zimmermann (drums)
Tracklist
CD 1:
01:Welcome (1:07)
02:Gardens Of The Sinner (5:27)
03:New World Order (5:54)
04:Man On A Mission (5:22)
05:Fight (3:28)
06:Blood Religion (7:26)
07:Heavy Metal Universe (10:27)
08:Dream Healer (8:15)
09:The Heart Of The Unicorn (4:48)
10:Fairytale (1:58)
11:The Silence (7:08)
CD 2:
01:Beyond The Blackhole (5:34)
02:Valley Of The Kings (4:06)
03:Somewhere Out In Space (9:05)
04:Land Of The Free (4:04)
05:Rebellion In Dreamland (8:53)
06:I Want Out (4:47)
07:Send Me A Sign (6:31)
08:Into The Storm [Bonus Track] (3:20)
09:Empress [Bonus Track] (5:48)
10:From The Ashes [Bonus Track] (5:43)
11:Real World [Bonus Track] (5:47)
Externe Links: