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Golden Earring / Tits 'n Ass
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Eigentlich müsste man über Golden Earring kaum noch ein Wort verlieren. Der niederländische Exportartikel Nummer Eins in Sachen Rockmusik ist inzwischen seit über fünfzig Jahren (Anfangs noch als Golden Earrings) aktiv und besteht seit 1970 in der Besetzung Marinus Gerritsen,
Barry Hay, George Kooymans und Cesar Zuiderwijk (vorher bei Livin Blues). Fünfunddreißig Alben und acht DVDs sprechen eine deutliche Sprache zur Kreativität der Band über Jahrzehnte hinaus. Die Ideen scheinen den vier Musikern einfach nicht auszugehen. Umso erstaunlicher ist die Tatsache, dass die Truppe bei uns eigentlich sehr rar vertreten ist. Lediglich einmal wurde sie von der RockTimes-Redaktion live beobachtet, und bei den CD-Reviews ist nur der Klassiker Eight Miles High in unserem Index. Das müssten wir gelegentlich mal ändern, wenn es die Zeit erlaubt, denn in ihrem Plattenkatalog warten noch etliche Klassiker auf eine Besprechung.
Aber Golden Earring hat sich in unseren Breitengraden in den letzten Jahren ziemlich rar gemacht, während sie in ihrem Heimatland fast pausenlos unterwegs sind und dabei regelmäßig in ausverkauften Hallen auftreten, wie ein Blick auf die Tourdates der Band-Website belegt. Also gut, dann begnügen wir uns für den Moment mal mit ihrem neuesten Longplayer "Tits 'n Ass", der jetzt auf die Fans losgelassen wird.
Das Album enthält vierzehn neue Tracks und wurde in den At The State Of The Ark-Studios in Richmond, U.K. aufgenommen. An den Reglern saß mit Chris Kimsey ein Mann, der jahrelang mit den Rolling Stones zusammengearbeitet hat. Wahrlich kein unbeschriebenes Blatt in der Produzenten-Gilde. Zur Verstärkung waren noch Frank Carillo an der Gitarre, sowie der Keyboarder Jan Rooymans mit im Studio.
Und die vier Rockveteranen aus unserem Nachbarland haben es immer noch drauf. Zwar befindet sich auf dem neuen Album kein absoluter Überflieger in der Größenordnung von "Radar Love", "Holy Life" oder "Vanilla Queen", der sofort in den Ohren hängen bleiben würde, aber etliche der neuen Songs haben durchaus großes Potential, wenn sie denn mal in irgendeinem Radiosender über den Äther gehen würden.
Die eingängige Melodiösität steht bei allen Titeln absolut im Vordergrund, sodass sich schon beim ersten Hördurchgang ein hoher Unterhaltungswert einstellt. Die Jungs haben wirklich ein Händchen für eingängige und angenehme Rocksongs. Dabei wechseln sich straighte Stücke, meistens im Midtempo-Bereich, mit fast zarten Balladen ab, bei denen die akustische Gitarrenarbeit im Vordergrund steht und sich die für mich sehr ausdrucksstarke Stimme von Barry Hay sehr vorteilhaft in Szene setzt.
Zu diesen wirklich sehr gefühlvollen, emotionalen Songs sind "What Do I Know About Love" und "This Love" zu zählen, sowie "Wanted By Women", mit dem die CD ausklingt. Dabei schwimmt die Band weiter auf der bewährten Welle, denn schon in ihrer frühen Zeit gab es sehr ruhige Songs mit hohem Herzschmerz-Charakter (z. B. "Born A Second Time" vom Album "Miracle Mirror" aus dem Jahr 1968).
Doch hauptsächlich ist Golden Earring natürlich für ihren kraftvollen Rock bekannt. Und auch diese Songs sind auf dem Album reichlich vertreten. Schon gleich der Opener "Identical" geht richtig in die Beine, genau wie das sehr rhythmische "Acrobats And Clowns". Beides sind straighte Losgehrocker mit satten Gitarreneinsätzen. Etwas anders gestaltet sich da "Cool As It Gets", bei dem im Grundriff der T. Rex-Song "Get It On" Pate gestanden haben könnte. Der Sound wirkt durch die beiden Gitarren extrem dicht, und auch der mehrstimmige Gesang kommt, wie gewohnt, perfekt rüber.
Insgesamt hat Golden Earring mit "Tits 'n Ass" auch ohne einen absoluten Überflieger ein facettenreiches und sehr ausgewogenes Album eingespielt, das voll von guter und zeitloser Rockmusik ist. Die Band versteht es auch nach fünf Jahrzehnten noch, perfekt zu unterhalten.
Line-up:
Barry Hay (vocals) George Kooymans (guitars, vocals) Marinus Gerritsen (bass) Cesar Zuiderwijk (drums, backing vocals) with: Frank Carillo (guitar) Jan Rooymans (keyboards)
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