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Gov't Mule / Dark Side Of The Mule
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Wow! Was liegt da für ein Wahnsinns-Paket vor mir! Drei CDs, eine DVD, dazu noch ein, allerdings äußerst knappes, Booklet in einem fünfteiligen Digipak. Drei Stunden Musik - sowohl Audio als auch Audio-Visuell.
Und der Titel des Albums gibt dem in der Rockmusik Bewanderten einen eindeutigen Hinweis, was ihn erwartet: "Dark Side Of The Mule", diese simple Kombination eines der besten Alben von Pink Floyd (natürlich meine subjektive Meinung) und dem Namen der vorliegend agierenden Interpreten, ist im Wesentlichen (genau genommen zu beinahe exakt 50 %) eine Hommage der Jam-Rocker um ihren Mastermind Warren Haynes an eine Band, die über 50 Jahre hinweg - im Wesentlichen aber wohl Ende der 60er bis Anfang der 80er Jahre des vorigen Jahrhunderts - Musikgeschichte geschrieben hat. Natürlich ist das nichts wirklich Neues: Gov't Mule haben in der Vergangenheit schon mehrfach bei ihren oft langen Konzerten einzelne Songs von Pink Floyd gecovert, und auch die 'Adaptierung' eines Plattentitels auf ihren eigenen Bandnamen (einschließlich der Implementierung eines Mulis auf dem Plattencover) ist spätestens seit Mad Mules And Englishmen (Silvesterkonzert 2011, als Hommage an das ähnlich klingende Album von Joe Cocker) nichts wirklich Neues. Und die vorliegenden Aufnahmen sind auch nicht gerade aktuell, sondern stammen aus dem (ähnlich wie die Silvesterkonzerte der Band) traditionellen Halloween-Konzert bereits im Jahr 2008. Und schließlich konnte man schon seit langem und kann man nach wie vor das Konzert auf muletracks.com zu einem wirklich günstigen Kurs als mp3-Datei (sowie in anderen Formaten) käuflich erwerben. Aber als Silberling - das ist wirklich neu! Und: Das wirklich Besondere an dem vorliegenden Paket ist die vollständige DVD-Dokumentation des Konzerts, die jetzt erstmals erhältlich ist.
Angesichts der Tatsache, dass - warum auch immer - Videoproduktionen der Band relativ selten sind (ich selbst besitze trotz einer durchaus ansehnlichen Gov't Mule-Bibliothek nur das Album
The Deepest End, das neben dem Audio-Mitschnitt noch eine DVD-Dokumentation enthält), ist diese DVD das eigentliche Schmankerl des Pakets. Den ersten Teil des Konzerts - komplett auf CD 1 gepresst - bildet ein Querschnitt durch das frühere Repertoire der Band. Nichts wirklich Spektakuläres, auch die teils sehr ausschweifenden Jams sind - wenn auch, wie bei "Trane/Eternity's Breath/St. Stephen Jam", in neuer Zusammenstellung - durchaus übliche Darbietungen. Dennoch aber allesamt schön anzuhören und insbesondere (s. o.) gerne auch mal anzusehen.
Nach einer Pause kommen Gov't Mule frisch gewandet - um nicht zu sagen: festlich gekleidet! - zurück auf die Bühne. Selbst Matt Abts, der sonst regelmäßig nur im T-Shirt, wenn nicht sogar lediglich im Muscle-Shirt, seine Felle bearbeitet, erscheint im rosafarbenen Sakko (!), das er während der gesamten Darbietung anbehält. Erst zu den letzten beiden Zugaben, die wiederum aus Mule-Songs bestehen, kehren die Musiker im gewohnten Outfit auf die Bühne zurück.
Und dazwischen?
Der Pink Floyd-Teil ist nicht allein, wenn auch zu einem großen Teil, die Einspielung des namensprägenden Albums, sondern enthält zudem Songs von Wish You Were Here, "Meddle", Animals sowie "The Wall". Alle Songs sind äußerst nah am Original gespielt und selbst die prägnante Stimme von Warren Haynes klingt beinahe so, als wäre sie das Original. Bei "Have A Cigar" übernimmt hingegen Matt Abts den Lead-Gesang (auch wenn es mehr ein Sprechgesang/Geschrei ist). So sehr ich ihn als Drummer schätze, als Sänger ist er nicht wirklich zu empfehlen, doch hier passt selbst das. Natürlich kann man beim genauen Hinhören die Feinheiten im Spiel von Warren Haynes und damit die Unterschiede zu David Gilmour heraushören. Und auch die jeweils agierenden Drummer haben ihre persönlichen 'fingerprints'. Dennoch: Das Ganze klingt ausgesprochen authentisch. Bei "The Great Gig In The Sky" kommen sogar zwei ehemalige Background-Sängerinnen von Pink Floyd 'zu Wort' (Machan Taylor und Durga McBroom-Hudson), was dem Ganzen noch mehr an Authentizität verschafft - einfach klasse diese Interpretation!
Noch kurz zur Technik: Die Bilder sind - entsprechend der Musik - recht ruhig gehalten, man schaut gerne hin. Der Ton ist sowohl im normalen Stereo-Format wie im Surround-Sound verfügbar. Es gibt wirklich nichts auszusetzen. Man kann das Ganze auch als Einzel-CD erwerben, die ausschließlich Pink Floyd-Songs enthält (aber auch diese nicht vollständig; so fehlt insbesondere das gigantische "The Great Gig In The Sky"). Aber dessen Kauf würde heißen: am falschen Ende gespart!
Warum wurde das Ganze (erst) jetzt veröffentlicht? Die Band wollte zum 20-jährigen Bestehen etwas Besonderes bieten - was sie hiermit unzweifelhaft getan hat. Aus demselben Anlass erscheint im Januar 2015 ein Album mit zwei CDs mit Konzertmitschnitten, die im Jahr 1999 gemeinsam mit dem Jazz-Gitarristen John Scofield ("Sco-Mule") eingespielt wurden, mit dem sie zudem Anfang nächsten Jahres erneut auf Tournee gehen.
Braucht man das? Eine weitere Pink Floyd-Coverband? Braucht man die Dokumentation eines Gov't Mule-Konzerts, das zur Hälfte aus Cover-Songs besteht, die derart nah am Original angelegt sind, dass man kaum merkt, dass man einem Gov't Mule-Konzert beiwohnt, weil es so wenig Elemente aufweist, die ansonsten Gov't Mule-Konzerte ausmachen? Und das, obwohl Matt Abts in den Jahren davor mit einem Nebenprojekt unterwegs war, das die Songs von Pink Floyd so gänzlich anders interpretierte? Ob 'man' das braucht, das weiß ich nicht. Ich aber, als 'Intensiv-Fan' von Gov't Mule sowie als langjähriger, nicht weniger intensiver Fan von Pink Floyd, habe ohne zu Zögern zugegriffen, als ich das Album entdeckte und wurde nicht enttäuscht. Ich habe es gebraucht!
Line-up:
Warren Haynes (guitar, vocals) Matt Abts (drums) Danny Louis (keyboards) Jorgen Carlsson (bass) Guests: Machan Taylor (background vocals) Sophia Ramos (background vocals) Durga McBroom-Hudson (background vocals) Ron Holloway (saxophone)
Externe Links:
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