Gary Hunn / Breaking Blue
Breaking Blue Spielzeit: 33:42
Medium: CD
Label: Alligator Creek Records, 2013
Stil: Country

Review vom 16.08.2013


Markus Kerren
Der geschätzte Kollege Wolfgang hatte vor knapp zwei Jahren Gary Hunns Debüt Dust & Gin vorgestellt, dem er eine sehr positive Note abgewinnen konnte. Im Anschluss an diese Aufnahmen zog sich der auf der zu Australien gehörenden Insel Magnetic Island lebende Musiker nach eigenen Angaben zurück, um sich intensiv mit Alben von George Jones, Gram Parsons und auch Justin Townes Earle zu beschäftigen, deren Musik er schon immer geliebt hatte. Und das Ergebnis dessen liegt nun in Form seiner zweiten Platte "Breaking Blue" vor.
Sehr konsequent war er bei der Umsetzung gleich in mehreren Beziehungen. Er verzichtete beispielsweise zu Beginn der Aufnahmen ganz bewusst darauf, eine Rhythmusspur mit der Akustikgitarre zu legen, um die Songs von vornherein nicht zu glatt werden zu lassen. Und so regiert neben dem Schlagzeug und Bass musikalisch bei sämtlichen Tracks dann auch die Pedal Steel, die übrigens ganz klasse von Phil Baker eingespielt wurde. Desweiteren konsequent war er bei der Länge der jeweiligen Songs, die nur zwei Mal über die Drei-Minuten-Grenze hinaus kommen und grundsätzlich unter vier Minuten Laufzeit bleiben. Was allerdings leider auch mit dem Nachteil verbunden ist, dass die Scheibe gerade mal etwas länger als eine halbe Stunde ist.
"Breaking Blue" fühlt sich tatsächlich wie eine Zeitreise in die sechziger Jahre an. Sowohl vom Songwriting, von der Instrumentierung bis hin zum Sound. Mir gefällt das sehr gut, wobei ich mir durchaus vorstellen kann, dass diese Songs polarisieren werden, da man als Hörer ein Faible für diese Epoche und Musik haben muss, um mit dem Album klar zu kommen. Die bereits oben erwähnten George Jones und Gram Parsons grüßen tatsächlich an allen Ecken und Enden, wobei die beiden ja nun wirklich keine schlechten Inspirationsquellen darstellen.
Das Stück "Anywhere In Georgia (For G.P.)" ist dann auch - wie man schon am Songtitel erkennen kann - ganz speziell Parsons (»Don't burn me up like the Grievous Angel...«) gewidmet. Insgesamt gesehen kommen die Songs auf den ersten Eindruck sehr relaxt und ohne große Aufregung daher. Die Texte, in denen es um Selbstzerstörung, verlorene Liebschaften und andere unschöne Dinge im Leben geht, haben es allerdings in sich, was den Tracks natürlich nochmal ein ganz neues Gesicht verleiht. Gesanglich ist Hunn sicherlich kein Ausnahmekünstler, aber das Pendel schlägt auch zu keinem Zeitpunkt ins Negative aus.
Die insgesamt zwölf Songs erklingen durchaus handgemacht und neben der allgegenwärtigen Pedal Steel können auch die Violine (Stephen Frewen-Lord) und das Piano von Mark Wyer immer wieder schöne Akzente setzen. Und dann sind da noch die starken Background Vocals von Peta Cherae, die Gary Hunn bei "Out Of My Life" auch als Duett-Partnerin zur Seite steht. Ihre Stimme verrät sehr schnell, dass sie keine zwanzig mehr sein kann, kommt gerade deshalb auch sehr authentisch und glaubhaft.
Sicherlich muss man diesen Retro-Sound lieben, um "Breaking Blue" zu mögen, denn modern hört sich hier nullkommanix an. Wenn dem aber so ist, dann kann man sich das Album durchaus gönnen. Die Songs sind klasse, die Texte tiefgehend und die Scheibe gibt einen stimmigen wie konsequenten Gesamteindruck ab. Perfekt, um am Abend mit einem Gläschen Wein - oder was auch sonst immer - zu relaxen. Und wenn man es etwas intensiver möchte, besteht die Möglichkeit, sich mit den komplett im Booklet abgedruckten Texten auseinander zu setzen.
Kein essenzielles, dafür aber ein sehr schönes Album!
Line-up:
Gary Hunn (guitars, lead vocals)
Phil Baker (pedal steel)
Mark Wyer (piano)
Anthony Taylor (lead guitars)
Paul Neilson (drums)
Peter Clay (bass)
Stephen Frewen-Lord (violin)
Dave Roberts (rhythm guitars)
Peta Cherae (background vocals, lead vocals - #4)
Tracklist
01:Heads You Win
02:Dirty Little World
03:Can't Get Past The Hurting
04:Out Of My Life
05:Christmas In South Dakota
06:Hard Times A' Coming
07:Till I Found You
08:Anywhere In Georgia (For G.P.)
09:A Little Disappointed In Her Now
10:Just Like A Daughter
11:Heartaches, Hangovers & Cheating Songs
12:My Heart, My Soul, My Own
Externe Links: