Im strikten Zwei-Jahres-Rhythmus kredenzt uns Oliver Hartmann immer neuen Melodic Rock-Stoff der Extraklasse - und wenn er so weiter macht, dann freue ich mich sehr auf die nächsten 25 Studioalben in den nächsten 50 Jahren! Denn auch Nummer "III" ist eine runde Sache geworden. Stilistisch knüpft der einstige At Vance-Sänger nahtlos an die beiden Vorgänger an, einerseits ohne sich zu wiederholen und andererseits ohne größere Experimente einzugehen - nur, dass das dritte Album vielleicht etwas mehr Effekte einsetzt, was den positiven Gesamteindruck abrundet.
Diese 'Effekte' lassen "III" an vielen Stellen etwas 'moderner' klingen als die Vorgänger - allerdings gibt es auch ein ausgeprägtes Gegenprogramm. So ist "From Outta Space" ausgesprochen Classic Rock-infiziert und erinnert dank ausgiebig eingesetzter, nostalgischer und leicht 'dreckiger' Gesangs-Effekte streckenweise an einen Mix aus Lenny Kravitz mit Beatles-Einflüssen. Dieser Eindruck ist aber nur eine Momentaufnahme - die atmosphärische Mid Tempo-Bridge bietet schon wieder krasses Kontrastprogramm.
Das ist typisch für Hartmann: Seine Songs plätschern nicht einfach so vor sich hin, sondern sind gespickt mit Ideen, entwickeln sich. Und weil diese Ideen klasse sind, und die Entwicklungen spannend, hat fast jedes der Stücke diese ganz gewissen Stellen, die hängen bleiben, auf die man sich freut, bei denen man Gänsehaut bekommt. Oder Bewegungsdrang, so zu erleben bei mitreißenden Positiv-Rockern wie "I Won't Get Fooled Again" (Nein, nix The Who...), "Right Here Right Now" (Mitsing-Garantie) und "Broken Down" (einfache, aber geniale Ohrwurm-Hookline). Sogar richtig tanzbar präsentiert sich das flotte und augenzwinkernde "Lost In Havanna", bei dem der 'Hardman' eine äußerst unliebsame Urlaubsbegegnung in einer kubanischen Bar besingt.
Herausragend sind aber Stücke wie "Don't Give Up Your Dream": Vom ausgezeichneten Akustik-Drive zu Beginn bis zu den explosiven, von Breaks durchsetzten Hard Rock-Riffs ist das Stück enorm facettenreich, lebendig und mit Überraschungseffekten ausgestattet - das Songwriting ist echt ' Hartmann'! Gleiches gilt für den nicht minder episch angehauchten, aber wesentlich atmosphärischeren Rausschmeißer "Forgotten Innocence" mit schmachtvollem, soulig eingefärbtem Refrain in Manier einer Lukather-Ballade.
Ansonsten gibt's mit "All I Can Say" und "Don't Tell Me It's Over" zwei herzerweichende Powerballaden der gehobenen Anti-08/15-Kategorie, ferner das leider zu sehr nach Mainstream-Rock-Halbballade klingende "Suddenly" (wie ein durchschnittlicher Bon Jovi-Track) - und natürlich "Brothers", ein Gesangsduett mit Tobias Sammet. Diese Verbindung existiert schon länger, schließlich war Hartmann Gast bei Avantasia und ging mit Sammets All-Star-Projekt 2008 auch auf Welt-Tournee. Interessanterweise ist "Brothers" keine Party-Nummer geworden, sondern eine emotionale Anti-Kriegs-Hymne.
Insgesamt bewegt sich Hartmann mit diesem Werk auf einem Level mit den Alben Out In The Cold (2005) und Home, ohne die beiden Vorgänger toppen zu können - die waren allerdings auch Sahne... Oliver Hartmann ist nicht nur ein hervorragender Rock-Sänger mit sehr individuellem, leicht angerautem Flair und unglaublichem Ambitus, sondern auch ein 1A-Songwriter. »All Songs Written And Arranged By Oliver Hartmann« - diese Musik ist authentisch und persönlich.
Dazu kommt ein stabiles Bandgefüge... eine 'echte' Band, keine virtuelle: Außer Drummer Dario Ciccioni ( Genius, Twinspirits, Khymera), mit dem Hartmann aber auch schon lange Zeit viel verbindet, stammen alle Musiker aus dem Raum Frankfurt - Aschaffenburg - Würzburg. Irgendwie bilde ich mir ein, dass man der Musik das anhört, wenn die Musiker sich nicht nur alle paar Monate sehen, sondern auch mal zwischendurch zum Feierabend-Bierchen. Reine Einbildung, ich weiß...
Line-up:
Oliver Hartmann (vocals, guitar)
Mario Reck (guitar)
Armin Donderer (bass)
Jürgen Wüst (keyboard)
Dario Ciccioni (drums)
Tracklist |
01:I Won't Get Fooled Again
02:From Outta Space
03:Suddenly
04:All I Can Say
05:Right Here Right Now
06:Don't Give Up Your Dream
07:Broken Down
08:Don't Tell Me It's Over
09:Lost In Havanna
10:Brothers
11:Forgotten Innocence
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