Nach Jeff Healeys Tod am 02.03.2008 ist man mit der ersten 'Erbschaftsplatte' auf dem Markt.
Der mit acht Monaten an einem Netzhautkrebs erblindete Blueser hat es während seiner Karriere auf eine stattliche Anzahl von Alben gebracht. Er bekam eine Gitarre, als er drei Jahre alt war und wurde auch bekannt, weil er diese auf den Oberschenkeln liegend spielte. Das beeinflusste natürlich seine Spieltechnik.
Während er zur Schule ging, war er Mitglied der Jazzband. Dort spielte er sowohl Gitarre, als auch Trompete. Das Blasinstrument sollte zu einem späteren Zeitpunkt der Karriere zu seinem Instrument werden, gekoppelt an die Hinwendung zum Jazz.
Mit siebzehn hatte er seine erste Band, die er Blues Direction nannte, am Start.
Im Alter von neunzehn Jahren gründete er die Jeff Healey Band. Joe Rockman am Bass und Schlagzeuger Tom Stephen waren langjährige Begleitmusiker und Healey liebte es, der Live-Öffentlichkeit seinen Blues im Trio zu servieren.
Der 1966 in Tornoto, Kanada, geborene Künstler hat sich nicht nur einen großen internationalen Fan-Kreis erspielt, er war auch gerne gesehener Gastmusiker.
So gab er seine Visitenkarte unter anderem bei John Mayall, Walter Trout, Snooky Prior, Ian Gillan, Jimmy Rogers oder David Gogo ab.
Seine erste Platte erschien 1988 unter dem Titel "See The Light".
Im Gegensatz zu seinen Live-Auftritten hatte Healey auf seinen Platten auch Keyboarder im Studio. So war es auf seinem Debüt Tom Petty-Mann Benmont Tench.
Schon sind wir bei der ersten CD.
Das eröffnende Song-Trio stammt vom Erstling und man stellt mit Freude fest, dass hier nicht nur die ersten Tracks mit mehr Sound-Dynamik daher kommen.
Der Opener sowie John Hiatts "Confidence Man" kommen mit mächtig viel Dampf daher und sind so richtig nach dem Geschmack eines Blues Rock-Fans.
"Angel Eyes", ebenfalls von Hiatt geschrieben, ist nicht unbedingt jedermanns Sache, aber Healey lässt seine Gitarre sehr schön weinen.
"Legacy: ..." setzt die Album-Chronologie mit "Hell To Pay" fort.
Da konnte man natürlich nicht auf solche Nummern wie George Harrisons "While My Guitar Gently Weeps" oder Mark Knopflers "I Think I Love You Too Much" verzichten. Den Nummern der 1990 erschienenen Vorlage, bei der die Songwriter und außerdem auch Jeff Lynne ( Electric Light Orchestra, Travelling Wilburys) sowie Paul Shaffer bereits mit von der Partie waren, hat man einen »New Mix« verpasst und zumindest ist bei Harrisons Song festzustellen, das es jetzt mit seiner akustischen Gitarre losgeht und diese mehr im Vordergrund zu hören ist, als vor nun fast 20 Jahren.
Klasse Songs, die man immer wieder gerne hört. Zumal Healey sie auch in seinem Live-Programm hatte. Dazu allerdings später.
"Full Circle" schließt den tollen "Hell To Pay"-Kreis. Dieser Track, auf dem Original der Opener, passt auch hier, nach den beiden etwas zurückhaltenden Fremdkompositionen sehr gut... Blues Rock à la Healey.
Nach Exzerpte aus zwei hervorragenden Alben, geht es in der Sampler-Reihe konsequent weiter mit der Platte "Feel This", veröffentlicht 1992 und wieder mit Keyboards.
Wenn man hören möchte, wie sich Healey einen ZZ Top-Boogie vorstellt, sollte "Cruel Little Number" aufrufen. Eine richtig feurige Angelegenheit und der Kanadier verpasst seiner Gitarre einen scharfen Klang.
Die bisherigen Trio-Platten-Zitate stockt man jetzt auf, denn es gibt mehr als nur drei Songs aus "Feel This".
"Heart Of An Angel" ist eine Power-Ballade und "Lost In Your Eyes" reduziert das Tempo auf Spielstraßen-Niveau. Mit dem viel gepriesenen Healey-Blues hat die Petty-Nummer wenig zutun, allerdings verfügt das Stück über einen gigantischen Chorus...
Down Home-Blues mit dem Protagonisten, zumindest in Ansätzen, geht auch: "It Could All Get Blown Away". War der Chorus im vorherigen Track perfekt, ist er jetzt einfach zu dick aufgetragen. Dafür verwöhnt er uns mit einer guten Version von Randy Californias "I Got A Line On You".
Mit Jimi Hendrix' "Angel" und abermals großem Chorus biegt man auf die 1995er "Cover To Cover"-Straße ab und selbst in Raffertys "Stuck In The Middle With You" kann Healey nicht anderes machen, als den Fußwippen-Anmacher fast da zu belassen, wo er herkommt. Tolle Slide-Gitrarre, die da aufheult.
"I Tried" kennt man auch von diesem Album. Es wird allerdings besonders darauf hingewiesen, dass es »Jeff Healey Band's last music video ever shot« war. Dazu muss man dann die DVD einlegen. Den Song an sich gab es schon seit 1995.
Die "Single"-CD ist eine gute Sache, auch wenn die Healey-Fans bereits alles auf dem genannten Alt-Material haben.
Das Dreierpack steigert sich und so kann sich der Hörer für die zweite CD mit bisher unveröffentlichten Live-Aufnahmen schon einmal auf etwas gefasst machen.
Es wird einem ganz warm ums Blues Rock-Herz, wenn die "Legacy: Volume One"-Verantwortlichen dafür gesorgt haben, dass der geneigte Hörer, und das ist man nach wenigen Minuten, gleich fast die Hälfte der Live-Ausgabe mit Songs aus einem Konzert bestückt haben. Mit toller Klang-Qualität zeigt uns das Jeff Healeys Power-Trio, wo der Hammer hängt.
Hier geht es richtig kräftig zu und diese Tatsache ist es wohl auch, die einen Healey so bekannt gemacht hat. Hört man seinen Namen, verbindet man wohl automatisch gut gepowerten Blues Rock damit und weniger Balladeskes.
Folglich sind es die Kraftpakete, die die Zeiger der Hörfreude an den roten Bereich reichen lassen. Auf der Bühne konnte der Gitarrist und Sänger seinen und den Fremdkompositionen deutlich mehr Feuer unter dem Hintern machen. So, als würde er um einiges befreiter aufspielen, als ihm das im Studio möglich war.
Konnte man mit der CD beziehungsweise DVD "Live In Montreux" einen Rückblick auf sein Bühnenschaffen Ende der Neunzigerjahre vornehmen, gehen diese auf der vorliegenden CD bestimmt noch weiter zurück, denn so oft wird Tom Cochrane im Beisein von Jeff Healey den Bob Dylan-Song "All Along The Watchtower" nicht gesungen haben und schon gar nicht in der Massey Hall. Das war am 11.11.1988, behaupte ich, denn Anfang der 90er-Jahre gab es in gut sortierten Plattenläden sehr wohl Bootlegs von einem Label, das sich mit einem Zigarre rauchenden sowie Hut tragenden Schwein schmückte.
Welche Songs man sich hier als Favoriten heraus sucht, die Auswahl ist ja groß, bleibt jedem Hörer persönlich überlassen, aber es gibt keinen Track, bei dem man enttäuscht sein wird.
"Legacy: Volume One" in der Ausgabe mit DVD weiß sich zu steigern.
Von doch recht bekanntem Material hin zu gepfefferten Live-Sachen kann man nach der DVD auch nur dieses Packet empfehlen, denn der letzte Silberling ist eine Tretmine der Sinnesfreuden.
Was man hier zusammengestellt hat, haut rein!
Gewundert hat mich zum Beispiel, warum auf der Live-CD kein "Roadhouse Blues" auftauchte. Bei den Montreux-Ausgaben ist der Song auf beiden Versionen vorhanden. Und viel wichtiger: Jeff Healey hat sich schließlich auch entschieden, damals den Song zu spielen.
Schaut man sich die Tracklists seiner bisherigen Live-Scheiben an, so hatten wir es bereits vor dem Beginn der Neunzigerjahre mit Songs zu tun, die später zu seinen und bestimmt auch den Lieblingen der Fans geworden sind... "Confidence Man", "See The Light" oder "Angel Eyes", um nur einige zu nennen.
Meines Erachtens ist die DVD ein Hammerteil, das in seiner Zusammenstellung höchst abwechslungsreich ist und dann hat man doch nicht auf den "Roadhouse Blues" verzichtet.
Den gerade noch erwähnten "Confidence Man" gibt es in etwas größerer Besetzung mit Rhythmusgitarrist und Keyboarder, wohl gemerkt, live.
Healey mit den Rolling Stones und dann noch mit vielen anderen Gästen auf der Bühne. Da singt noch eine Tina Turner und ein Eric Clapton zupft zusätzlich auch die Saiten. Da ist richtig was los!
Zwischendrin gibt es Interview-Ausschnitte, bei denen auch Rockman sowie Stephen zu Wort kommen. Man kann das bereits weiter oben erwähnte "I Tried"-Video sehen.
Nur eins kann man nicht: Die einzelnen Teile gesondert ansteuern. Einen Menü-Punkt gibt es... 'Play'. Vielleicht auch richtungsweisend, wie seine Musik.
Kurz vor Schluss noch eine weitere Überraschung: Healey als Talentscout des 12-Takters. Es gibt einen Konzertausschnitt mit einem sehr jungen Gitarristen, Luke Mulholland. Klasse, wie sich der Junge mit Healey ergänzt und alleine glänzt.
Einige Konzert-Mitschnitte belegen sehr wohl, dass es den Protagonisten nicht immer auf seinem Stuhl sitzend hielt. Wenn er in Fahrt war, spielte er auch im Stehen und Show-Einlagen waren dann sein Ding... Gitarre hinter dem Kopf oder mit den Zähnen spielen.
Beeindruckend sowie mit Gänsehaut-Faktor versehen ist "That's What They Say" aus dem Paradiso in Amsterdam. Healey solo, sich auf der akustischen Gitarre, die aber nur vier Saiten hat, begleitend. Das Publikum singt am Ende den Refrain. Ein ergreifender Schlusspunkt.
Eine wirklich sehens- und hörenswerte Dokumentation aus seiner Karriere, in der er verdammt vielen Bluesern begegnete und auf den Kanadier konzentriert ganz starke Musik ablieferte.
Aus der Sicht des Rezensenten macht "Legacy: Volume One" nur mit der DVD Sinn.
Line-up:
Jeff Healey (guitar, vocals)
Joe Rockman (bass, backing vocals)
Tom Stephen (drums)
George Harrison (acoustic guitar, backing vocals (CD 1) - #4)
Jeff Lynne (acoustic guitar, backing vocals (CD 1) - #4)
Paul Shaffer (keyboards (CD 1) - #4)
Mark Knopfler (guitar, backing vocals (CD 1) - #5)
Tom Cochrane (lead vocals (CD 2) - #13)
Tracklist |
CD 1: Singles
01:See The Light (4:27)
02:Confidence Man (3:15)
03:Angel Eyes (4:40)
04:While My Guitar Gently Weeps (5:17)
05:I Think I Love You Too Much (6:28)
06:Full Circle (4:14)
07:Cruel Little Number (4:35)
08:Heart Of An Angel (4:51)
09:Lost In Your Eyes (5:07)
10:It Could All Get Blown Away (4:43)
11:Leave The Light On (4:21)
12:You're Coming Home (4:28)
13:I Got A Line On You (3:12)
14:Angel (4:28)
15:Stuck In The Middle With You (4:04)
16:I Tried (4:04)
|
CD 2: Live Unreleased
01:I Think I Love You Too Much (5:38)
02:Confidence Man (3:42)
03:Full Circle (4:41)
04:Life Beyond The Sky (4:27)
05:Angel Eyes (5:52)
06:See The Light (6:12)
07:While My Guitar Gently Weeps (4:44)
08:Further On Up The Road (4:18)
09:Blue Jean Blues (7:39)
10:I Need To Be Loved (4:20)
11:White Room (5:48)
12:Don't Let Your Chance Go By (3:35)
13:All Along The Watchtower (5:45)
14:My Little Girl (3:46)
15:How Long Can A Song Be Strong (4:37)
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DVD:
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