RockTimes: Zunächst einmal vielen Dank dafür, dass ihr euch die Zeit für dieses Interview genommen habt.
Tia: OK.
RockTimes: Zwei Termine der aktuellen Tour liegen bereits hinter euch. Wie war die Resonanz beim Publikum?
Daniel: Gestern war es wirklich gut.
Tia: Yeah!
Daniel: Dieser Part ist an und für sich ein Teil einer größeren Tour. Wir haben drei Wochen im März und April gespielt und die Konzerte, die wir jetzt spielen, passten aus Zeitgründen nicht in den damaligen Plan.
Tia: Wir haben viele CDs und T-Shirts verkauft.
RockTimes: Das ist wichtig.
Tia: Es ist wirklich wichtig. So verdienen wir unser Geld.
RockTimes: Morgen spielt ihr auf dem Woodstock Open Air. In diesem Name steckt ein guter Teil Rock-Geschichte. Was denkt ihr über das damalige Woodstock?
Tia: Auf der DVD habe ich viele sehr gute Live-Performances gesehen, z.B. Jimi Hendrix und natürlich andere Bands. Ich glaube dort dabei gewesen zu sein, war wegen der vielen Leute echt nervenaufreibend und absolut verrückt.
RockTimes: Rock, Retro Rock, Stoner Rock. Für mich seid ihr eine der Speerspitzen dieser Bewegung. Liege ich richtig mit meiner Vermutung, dass es dafür so etwas wie ein Nest in Schweden gibt?
Daniel: Ja, irgendwie schon. Es gibt viele schwedische Bands, die sich außerhalb des Landes einen Namen erspielt haben. Verglichen mit der Anzahl der in Schweden lebenden Leuten mit denen im kontinentalen Europa, gibt es einen hohen Prozentsatz an Bands. In Schweden wird diese Art von Musik nicht als große Sache angesehen. Aber komischerweise außerhalb unseres Landes. Es ist viel schöner im kontinentalen Europa und der USA zu touren und sich über diesen Weg im eigenen Land einen Namen zu machen.
Tia: Für diese Musik gibt es absolute keine Szene in Schweden.
RockTimes: Na ja, ich dachte, es wäre so.
Tia: Leute spielen in ihren Häusern oder Studios. Dann touren sie außerhalb des Landes, aber nicht in Schweden. Wir hatten dieses Jahr einen Termin in Schweden.
Daniel: Und das nur, weil wir einen Gig mit der britischen Band Josiah hatten. Das war der einzige Grund für diese Doppel-Headliner-Show in Stockholm.
Nimm mal Bands wie Witchcraft, Graveyard und Truckfighters. Es gibt viele bekannte Bands in diesem Genre, die ziemlichen Erfolg außerhalb von Schweden haben, aber so ist es nicht in Schweden. Tja, das ist schon komisch.
RockTimes: Dexter Jones' Circus Orchestra: Was steckt hinter diesem Namen? Wer hatte die Idee, der Band einen solchen Namen zu geben?
Tia: Vorher hatten wir schon eine Band mit den gleichen Musikern und dann starteten wir eine neue Band mit identischem Line-up. Für die vorherige Band hatten wir bereits den Namen Circus Orchestra und einen Manager mit Namen Dexter Jones. Wir haben einen Vertrag unterschrieben und als er uns anrief, sagte er: »Euer Bandname ist Dexter Jones' Circus Orchestra.« Das war alles.
Da er unser Freund ist, war es mehr ein Witz. Deswegen heißen wir jetzt Dexter Jones' Circus Orchestra.
RockTimes: Side By Side hat tolle Kritiken bekommen. Auf einigen Songs spielt ihr auch akustische Gitarre. Hört man die auch auf euren Konzerten?
Daniel: Manchmal.
Tia: Bedauerlicherweise nicht heute Abend.
Daniel: Aber Tia geht beim Spielen seiner elektrischen Gitarre Kompromisse ein. Wir hatten schon einmal einen weiteren Gitarristen mit auf Tour, um das gesamte Spektrum abzudecken.
RockTimes: Noch einen Gitarristen?
Daniel: Ja, wir tendieren zu einem weiteren Gitarristen.
Tia: Ich glaube, auf einer Tour waren wir mal zu fünfen.
Daniel: Aber es ist ein ganz schönes Theater mit so vielen Gitarristen. Der Soundcheck dauert Ewigkeiten. Die Band von heute Abend ist das Kernstück, quasi die Essenz davon. Manchmal spielt Tia seine E-Gitarre wie eine Akustische.
RockTimes: Tia, erzähle uns etwas über den Text von "Feel The Cold". So etwas wie »This world is far way bigger than mummy told…« und »You need a hand to hold on but all you've got is the cold…« klingt depressiv und du gibst keine Lösung an.
Tia: Tut mir leid, es gibt wirklich keine Lösung. Ich schreibe die Texte in dem Moment, wenn ich etwas fühle. So kommt es oft vor, dass ich Texte während einer Tour schreibe, wenn ich einiges an Mist gesehen habe. Alles war schlecht. Also habe ich den Text geschrieben und ich konnte keine Lösung sehen. Folglich war alles Mist. Ich schreibe aus dem Augenblick heraus.
Daniel: Das ist das gute an Tias Texten. Sie sind nicht zensiert oder fixiert. Wenn es depressiv ist, dann ist so. Andererseits schreibst du nicht viele fröhliche Texte.
Tia: Ja, das stimmt. Meistens schreibe ich, wenn etwas nicht OK ist. Das drücke ich in meinen Texten aus.
RockTimes: Irgendwie hat eure Musik einen eigenen Stellenwert. Es fällt schwer, andere Bands mit euch zu vergleichen und alles klingt sehr nach den Siebzigern. Wie hat sich euer Stil entwickelt? Gibt es Bands aus der Ära, mit denen ihr verglichen werden möchtet?
Tia: Ich glaube, dass unsere musikalische Richtung damit begann, Musik für eine Theatergruppe zu schreiben. Mir wurde klar, dass ich eine solche Art von Musik schreiben konnte und deswegen gab es mit der Band auch einen neuen Start. Wir spielten Heavy Rock. Aber in Verbindung mit den Theaterstücken fügte ich viele Elemente zusammen. Jetzt ist es großartig.
Daniel: Einige Zeit hat das schon gedauert. Du hast viele Songs geschrieben und als wir damit begannen, an diesen Liedern als Band zu arbeiten, brauchten wir schon so ein bis anderthalb Jahre dafür. Wenn wir probten, war es, als würden wir uns im Raum einschließen, um herauszufinden, wie unser Stil werden würde. Das war verdammt viel Arbeit.
Tia: In unserer Musik findet man viele Einflüsse von ZZ Top und Thin Lizzy.
Daniel: Jethro Tull.
Tia: Alle tolle Bands. Juicy Lucy.
RockTimes: Ihr spielt mit drei Gitarristen, was ziemlich ungewöhnlich ist. Warum habt ihr euch dazu entschlossen, einen Sound mit drei Gitarristen zu kreieren?
Tia: Beide Bands hatten drei Gitarristen, als wir Aufnahmen machten. Auf dem Album sind drei Gitarristen, zwei für die Harmonien und einer für die backings. So etwas haben wir auch live auf die Beine gestellt. Seit dem letzten Jahr haben wir nur zwei Gitarristen. Das kommt gut. Aber auf dem Album werden wir einige Gäste haben.
Also landen wir wieder bei drei Gitarristen.
RockTimes: Auf der neuen Platte?
Tia: Ja.
RockTimes: Tia, wie schreibst du Lieder? Welchen Part spielt die Band dabei?
Tia: Wenn mein Sohn nicht da ist, habe ich einige Stunden für mich. Ich spiele Gitarre und manchmal kommt etwas dabei herum, manchmal nicht. Oder ich gehe die Straße herunter und wenn mir etwas einfällt, singe ich es in mein Handy. Diese Sachen werden gesammelt und ich brauche zirka zwei Tage, um alles in meinem Heimstudio aufzunehmen und zu arrangieren. Dann präsentiere ich es der Band. Sie suchen Songs aus, die wir mit dem Circus spielen wollen und schließlich arrangieren wir die Songs noch einmal.
RockTimes: Wird es in naher Zukunft ein neues Album geben?
Daniel: Ja!
Tia: Ja, wir sind gerade damit beschäftigt, an der neuen Platte zu arbeiten. Im nächsten Monat nehmen wir sie auf.
RockTimes: Gibt es schon neue Songs in der Setlist? Werden wir heute Abend welche hören?
Tia: Ich habe mich schon bei den anderen Jungs darüber beschwert, dass ich wirklich neue Songs spielen möchte. Aber es ist so, als würde ich mit einer Wand sprechen.
Daniel: Im Sommer spielen wir auf einem Festival und in dem Zusammenhang sprachen wir über neue Songs, weil wir dann alles aufgenommen haben.
RockTimes: Ich glaube, ihr verdient nicht ausschließlich Geld mit Musik? Könnt ihr euch vorstellen, nur damit eure Kühlschränke zu füllen?
Daniel: Unser Bassist Frederik spielt auch in anderen Bands und gibt Unterricht. Wir halten uns mit anderen Dingen über Wasser. Ich zum Beispiel bin Koch.
RockTimes: In meiner "Side By Side"-Kritik habe ich deine Stimme mit der von Ray Davies verglichen. Würdest du dem zustimmen?
Tia: Daran habe ich noch nicht gedacht. Es ist ziemlich schwierig, über meine eigene Stimme zu sprechen.
Daniel: Ja, vielleicht. Jetzt, wo du es erwähnst, kann ich mich daran erinnern, es irgendwo mal gelesen zu haben. Welch ein Zufall: Es ist erst einen Monat her, dass wir mit Ray Davies' Sohn Daniel Davies zusammen gespielt haben. Das war cool. Tias Stimme wurde auch mit der von Sting verglichen, aber ich glaube, manchmal liegt es an Tias nasalem Klang. Allerdings finde ich Vergleich schwer.
RockTimes: Gibt es etwas, was ihr euren deutschen Fans sagen möchtet?
Tia: Hört kein Radio! Da wird nur Mist gespielt.
RockTimes: Nochmals vielen Dank für das Interview.
Daniel: Vielleicht sehen wir uns nächstes Jahr, mit dem neuen Album.
Wir danken Kiste von Rock This Town, der uns dieses Gespräch ermöglichte.
RockTimes: First of all thank you very much for taking your time of the interview.
Tia: OK.
RockTimes: You already played two dates of you current tour. How was the feedback of the audience?
Daniel: Last night it was really good.
Tia: Yeah!
Daniel: This actually is a smaller piece of a bigger tour. We had a three weeks tour in March and April. The dates we're doing now are the ones we couldn't do because we didn't have that much time.
It has been really good.
Tia: We sold a lot of CDs and T-shirts.
RockTimes: That's important.
Tia: It's really important. That's how we earn our money.
RockTimes: Tomorrow you're playing a festival called Woodstock Open Air. There is a good bit Rock history in the name. What do you think about the ancient Woodstock?
Tia: I've seen a lot of very good live-performances on DVD. E.g. Jimi Hendrix and obviously other bands. I think it must have been a pain in the ass to actually be at Woodstock at that time because of the amount of people. It must have been maniac.
RockTimes: Rock, Retro-Rock, Stoner Rock. To me you are one of the spearheads of this movement. Am I right that there seems to be a nest of this kind of music in Sweden?
Daniel: Yes. In one way because there are a lot of Swedish bands that have made a name for themselves outside of Sweden. Compared to the people living in Sweden and the whole continental Europe you have a high percentage of bands. But in Sweden this kind of music is not considered to be a big thing. But outside of Sweden which is pretty strange. It's much nicer to go outside of Sweden and tour continental Europe or US get recognition that way.
Tia: There is absolutely no scene in Sweden for this kind of music.
RockTimes: Well, I thought it would be.
Tia: People tend to play it in their house and studios. Then they go to continental Europe and US do the touring there but nothing in Sweden. We had one date in Sweden this year.
Daniel: And that's only because we did a gig with a band form the UK called Josiah. That's the only reason we did that show in Stockholm. It was a two headline show.
Take Witchcraft, Graveyard and Truckfighters. There are a lot of big bands in the genre that are making it really good outside of Sweden. But it's not the same thing in Sweden. Yeah, that's strange.
RockTimes: Amazing. I thought it was a big scene there and you now find new fans in the rest of Europe.
Daniel: Maybe we're doing it the other way round. First a big name down here and then in Sweden.
RockTimes: Dexter Jones' Circus Orchestra: What's behind that name? Who had the idea to give the band this name?
Tia: We had a previous band with the same members and yet we started a new band with the same members as well. Like a new start. And we got the name Circus Orchestra and for the previous band we had this manager called Dexter Jones. And we had signed this contract and he phoned us up and everything you do… your name is Dexter Jones' Circus Orchestra. That's the story.
He's a friend. So it's more like a joke. That's the reason why we became Dexter Jones' Circus Orchestra.
RockTimes: Side By Side got great reviews. On some songs there is an acoustic guitar. Do you have it in your live-performance, too?
Daniel: Sometimes.
Tia: Not tonight, unfortunately.
Daniel: But Tia is playing the electric guitar in a compromised way. We have been touring bringing along extra guitarists in order to give the whole spectra.
RockTimes: Another one?
Daniel: Yeah. We tend to use another guitarist.
Tia: I think it must have been five on a tour.
Daniel: But it's a bit of a hassle with that many guitarists. The soundcheck take ever so long. This version of the band that you will hear tonight is the core, the essence of it. Tia plays the guitar as an acoustic guitar.
RockTimes: Tia, tell us about the lyrics in "Feel The Cold". Words like »This world is far way bigger than mummy told…« and »You need a hand to hold on but all you've got is the cold…« are, let's say depressive and there is no solution.
Tia: I'm afraid there is no solution. I write the lyrics in a moment I'm feeling something. So it's often like I write lyrics during a tour when I've seen a lot of shit. Everything was bad. So I wrote them and I couldn't see a solution. So everything was bad. I write from the moment.
Daniel: I think that's the good thing with Tia's lyrics. They are not censored and not fixed. If it's really a low key, a depressive thing it is depressive. But then again you don't do many upper key lyrics.
Tia: No, I don't. Mostly I write when something's wrong. I get it out in the lyrics.
RockTimes: Somehow your music is unique. It's hard to find bands that one can link your music to. It's very seventies like. Just a decade. That's it. How did your musical style develop? Are there bands out of that era you would like to be compared to?
Tia: I guess this musical direction we started began when I was writing music for a theatre-group. And I realised I could write this kind of stuff. That's why we did this new start of the band. We played Heavy Rock. But with the theatre-plays I put many things together. So, it's great now.
Daniel: It took some time. You wrote a lot of songs and when we started working with the songs as a band it seriously took one and a half years for us. We rehearsed and we were like locking ourselves in the rehearsal place and finding out what would become our style. It was a lot of work.
Tia: You can find a lot of influences in our music like ZZ Top, Thin Lizzy.
Daniel: Jethro Tull.
Tia: All those great bands. Juicy Lucy.
RockTimes: You play with three guitars. That is quite unusual. Tell us why you decided to create a sound with three guitars?
Tia: I think both bands used at least three guitars when they actually recorded. There are two guitar players on the record. You have two harmonies and a backing guitarist as well. We wanted to do that kind of thing live as well. But nowadays there are only two guitarists for the last year. It worked out fine. But on the album we're gonna have some guest appearances. It's gonna be three guitarists on the album.
RockTimes: On the new one?
Tia: Yes.
RockTimes: How do write your songs, Tia? What is the band's part?
Tia: Usually I got a couple of hours at home for myself. I play the guitar and sometimes something comes up and sometimes not. Or I walk down the street and if I think of something I sing it in my mobile. I gather stuff and it takes about two days to record everything. I got this home studio and I record the songs and I do some arrangement stuff. Then I present it to the band. They pick songs that we can do with the Circus and then we start really arranging.
RockTimes: Will there be a new album in the near future?
Daniel: Yes.
Tia: Yes, that's what we're doing now: working on the new album. We are going to record it next month.
RockTimes: Are there new songs in set list. Will we hear a new song this evening?
Tia: No. I've been complaining to the other guys that I really want to do some new songs but it's like speaking to a wall.
Daniel: In the summer we do a festival and we talked about doing new songs because by then we recorded everything.
RockTimes: I think you all are not only musicians… professionals. Can you imagine filling your fridge only from your music?
Daniel: There is Frederik. He plays in a lot of other acts and he also teaches bass playing. We try to make ends meet by other means. I'm a cook for instance.
RockTimes: In my "Side By Side"-review I compared your voice to Ray Davies. Would you agree to that?
Tia: Never though about it. It's hard to speak about your own voice.
Daniel: Yeah, maybe. You mentioning it now, I remember having read it somewhere. We actually played with Ray Davies son Daniel Davies a month ago. That was cool. Tia's voice had also been compared to Sting but maybe it's Tia's nasal sound sometimes. But I find it hard to compare.
RockTimes: Is there something you would like to say to your German fans?
Tia: Don't listen to the radio. It's always shit down there.
RockTimes: Thank you again for the interview.
Daniel: Maybe see you next year with the new album.
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