Jean Michel Jarre / Magnetic Fields
Magnetic Fields Spielzeit: 36:01
Medium: CD
Label: BMG/Sony Music, 2014, (Disques Dreyfus 1981)
Stil: Electronic

Review vom 20.06.2014


Joachim 'Joe' Brookes
Von den Siebzigerjahren mit Oxygene und Equinoxe beamte sich der französische Klang-Kreateur mit seinem dritten Werk "Magnetic Fields" (oder in französischer Sprache "Les Chantes Magnetique") in die Achtzigerjahre. Zu dem Zeitpunkt waren auch Gruppen wie Depeche Mode, Heaven 17, Human League, New Order, Orchestral Manoeuvres In The Dark, Soft Cell oder Yazoo mit ihrer mehr oder weniger niveauvollen Synthi-Musik unterwegs.
Jean Michel Jarre blieb bei seinem opulent-musikalischen Leisten und brachte gegenüber den ersten beiden Alben innerhalb der fünf Teile von "Magnetic Fields" in gewisser Weise neue Ansichten seiner Musik zum Ausdruck.
Unter anderem war in der elektronischen Musik Sampling das Zauberwort. Jean Michel Jarres »[...] most significant new tool consisted oft he Fairlight CMI, a digital sampling synthesizer while he used pioneering manner. [...]« Dieses Statement stammt von Phil Alexander (Mojo Magazine) und ist im Booklet zur Platte nachzulesen.
Schon das erste Stück "Magnetic Fields Part 1" ist das krönende Lied der Scheibe. Jean Michel Jarre geht fast in ausgelassener Verspieltheit mit seinen vielen Klangerzeugern um. Das Album ist mehr als nur Eisenspäne, die sich unter dem Einfluss eines Magneten auf Papier in Feldlinien ausrichtet.
Aus der bisherigen Album-Sicht ist "Magnetic Fields Part 3" destillierte Exotik in sehr reiner Form. Asiatisches Ambiente wird erzeugt und ohne Zweifel nähren sich hier auf wundersame musikalische Art und Weise zwei unterschiedliche Kulturen, die sich in den etwas über vier Minuten fast überlagern. Klasse!
Im krassen Gegensatz hat meiner Meinung nach "Magnetic Fields Part 2" ganz andere Auswirkungen. Hier wird im wahrsten Sinn des Wortes Synthi-Pop aus dem Kaffeesatz oder Keller der Kreativität serviert. Die Nummer hat eine schöne Melodie und einen zupackend-tanzbaren Rhythmus, wirkt insgesamt allerding wenig auffordernd. Schade!
Dagegen kommen die simpel gehaltenen Rumba-Rhythmen verdammt gut an. "Magnetic Fields Part 5" ist quasi die positive Entgleisung des vorliegenden Albums. Jean Michel Jarre, der Provokateur. Da mag mancher Hörer die Nase rümpfen und den Track einfach wegdrücken. Das Stück ist bei vorgegaukelter Naivität schon wieder genial.
"Magnetic Fields Part 4" ist die gehobene Klasse des Synthesizer-Pop. Da hätte sich so manche andere Band eine Scheibe abschneiden können. Die treibende Nummer ist von vorne bis hinten beste Unterhaltung. Genial, wie er verschiedene Stimmungen mit fließenden Übergängen präsentiert. Die unterschiedlichen Schichten der Klänge ergänzen sich prächtig und auch die rhythmische Untermauerung ist sehr gelungen. Wenn sich mit einem Intermezzo aus Pink Floyds
Dark Side Of The Moon-Zeiten fast Industrial-Anleihen einbringen, dann kann man sich vorstellen, wie weit Jean Michel Jarre auf "Magnetic Fields" gehen konnte.
"Magnetic Fields Part 1" ist ein Wunderwerk an Fantasie. Betrachtet man sich das Coverbild und hier genauer die beiden Pupillen des Künstlers, dann lässt sich unschwer erkennen, dass dort unser blauer Planet abgebildet ist. Der Erdkern ist magnetisch und dessen Kräfte treten werden auf der Südhalbkugel entlassen und verschwinden wieder auf der Nordhalbkugel.
Der erste Track mit fast achtzehn Minuten Spieldauer kennt keine Polarisierung. Das Stück ist organische Klang-Kultur par excellence. Im großzügig ausgelegten, schwebend-ruhig gehaltenen Mittelstück kommen Stimmen, Sprachverfremdung und Lachen zum Vorschein. Der Musiker schlägt dann auch einen eleganten Bogen zur leichten Klassik. Klasse! Auch diese Scheibe wurde von Dave Dadwater 2014 mit einem »new mastering from analog tapes« versehen.
Mit "Magnetic Fields" ließ Jean Michel Jarre die Achtzigerjahre erfolgreich auf sich zukommen. Was Live machbar war, wurde dann 1982 und dem Album "The Concerts In China" belegt.
Line-up:
Jean Michel Jarre (all instruments)
Tracklist
01:Magnetic Fields Part 1 (17:57)
02:Magnetic Fields Part 2 (5:25)
03:Magnetic Fields Part 3 (2:55)
04:Magnetic Fields Part 4 (6:13)
05:Magnetic Fields Part 5 (3:31)
(all songs composed by Jean Michel Jarre)
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