JC Crash / Electrified
Electrified Spielzeit: 48:39
Medium: CD
Label: Alister Records, 2016
Stil: Rock

Review vom 22.12.2015


Markus Kerren
Wohl dem, der sich noch an die ersten beiden Alben Beyond The Highway To Hell sowie
Fight The Cause der deutschen Rocker von Johnny Crash erinnern kann und noch wohler dem, der sie bereits auf der Bühne in Action erleben durfte, denn die bunte Mischung der Süddeutschen geht in die nächste Runde. Knapp zwei Jahre nach dem letzten Werk wird nun mit "Electrified" die neueste Werkschau des Quintetts auf Fans und alle, die es noch werden wollen, losgelassen. Aber es hat sich was getan, denn seit einiger Zeit firmiert die Combo unter dem neuen Namen JC Crash. Nach eigener Aussage »Aus Loyalität und Respekt gegenüber der US-Band Johnny Crash und weil wir diesmal nur ein einziges Stück von Johnny Cash dabei haben.«
Nun gut, solange die Jungs so geil wie üblich abrocken, sollte das keinen großen Geist stören. Aber halt... Jungs? In der Besetzung gab es ebenfalls wieder einen Wechsel: Auf "Electrified" ist nämlich die gute Conny Kohlhöfer zu hören, die den Platz von Carsten 'Hardy' Harth an der zweiten Gitarre eingenommen hat. Aber auch auf den neuen zwölf Tracks passt alles zusammen, rockt wie die Hölle und macht einfach einen Riesenspaß. Zudem darf man feststellen, dass sich die Mannen um Musiker Roland 'Rooby' Rubner und Gitarrist Andy Schneider immer mehr emanzipieren, sprich immer mehr auf eigenes Material bauen. Waren auf dem Erstling fast nur Coversongs (wohlgemerkt in der ganz speziellen Johnny Crash-Bearbeitung) zu hören, fand man auf dem Nachfolger bereits fünf selbst verfasste Tracks. Und dieses Mal sind es gleich pralle elf von zwölf.
Dass sich Rubner und Schneider (an zwei Stücken war noch 'Hardy' Harth beteiligt) auch diesbezüglich nicht zu verstecken brauchen, wird dann bereits bei den ersten Durchläufen klar. Logischerweise wird auch auf "Electrified" das Rad nicht neu erfunden und das eine oder andere Arrangement glaubt man schmunzelnd irgendwann und irgendwo schon mal gehört zu haben, was aber auf den vorliegenden knapp fünfzig Minuten ehrlich gesagt gar keine große Rolle spielt. Der Fünfer rockt und rollt nämlich erneut so dermaßen nach Herzenslust, reißt mit, macht wieder so dermaßen Dampf und hat einmal mehr so dermaßen eingängige Titel am Start, dass es nicht sehr lange dauert, bis der Hörer zu zappeln anfängt und sich leicht nervös nach der nächstmöglichen Fläche zum Abrocken umsieht.
Mit der Johnny Cash-Nummer "Train Of Love" ist der einzige Coversong der Scheibe zu finden, selbst wenn der Titel "A Boy Named Joy" umgehend Assoziationen zu "A Boy Named Sue" des Altmeisters hervor ruft. Auch "Gone But Not Forgotten" lässt spontan an Cash denken, wobei das Stück allerdings ausdrücklich dem ehemaligen AC/DC-Fronter Bon Scott gewidmet ist. Sie ist also nach wie vor vorhanden, diese so originelle Mischung aus Johnny Cash und AC/DC. Aber wie bereits geschrieben, brauchen sich Johnny Crash aka JC Crash auch mit ihren eigenen Tracks vor niemandem zu verstecken.
Neben sehr starken Rockern der Marke "She's No Angel", "Powder My Soul" oder "Bloody Liar" glänzt vor allem das etwas ruhigere, einen Gang runter geschaltete "Two Minutes To Midnight" in voller Pracht. "High'n'Dry" wird sehr effektvoll und beschwingt von dem Gast-Piano Dieter Müllers veredelt und bei "Train Of Love" ist der weitere Gast Ralf Schneider an der Harp im Einsatz. Die Rhythmusabteilung ('Skinny' Kullmann am Bass sowie Mike Stokan an den Drums) heizt ihren Vorderleuten mal so richtig ein und die neue Gitarristin Conny hat sich nahezu perfekt in die Band eingefügt. Andy Schneider, dem ganz offensichtlich flüssiger Rock'n'Roll statt Blut durch die Adern fließt, entpuppt sich erneut als ein Tier an der Gitarre und 'Rooby' Rubner gibt so gekonnt wie abgefahren den Frontmann.
Aufgrund der hohen Qualität aller drei bisherigen Alben stellt es sich als sehr schwierig heraus, sagen zu können, welche Scheibe von Johnny/JC Crash denn nun die beste ist. Den persönlich bisher größten Triumph der Band dürfte das neue "Electrified" darstellen, alleine schon deshalb, weil die Jungs (plus Lady) hier fast ausschließlich auf Eigenkompositionen vertraut haben und auch damit so richtig fett punkten können. Die Bandleader bleiben nicht nur sich selbst, sondern auch ihrem eingeschlagenen Weg treu und das ist verdammt gut so.
Felsenfest steht zumindest, dass uns - solange wir Bands wie JC Crash haben - in Deutschland um die Rockmusik nicht bange werden muss.
Line-up:
Conny Kohlhöfer (rhythm guitars)
Skinny Kullmann (bass)
Roland 'Rooby' Rubner (vocals)
Mike Stokan (drums)
Andy Schneider (rhythm-, slide & lead guitars)

Mit:
Dieter Müller (piano - #4)
Ralf Schneider (harp #12)
Soulfood Choir (background vocals - #4)
Paul McGilley (spoken words - #1)
Tracklist
01:She's No Angel
02:Gone But Not Forgotten
03:Powder My Soul
04:High'n'Dry
05:Down The Drain
06:Two Minutes To Midnight
07:A Boy Named Joy
08:Seven Year Itch
09:Bighead
10:Electrified
11:Bloody Liar
12:Train Of Love
Externe Links: