Nanu, was ist denn da passiert?, dachte ich so bei mir, als ich das neue Johnny On The Spot-Album zum ersten Mal in den Händen hielt. "Stillstand ist der Tod"?? Die hatten doch eigentlich immer englisch gesungen und ein kurzes Nachschlagen im RockTimes-Index bestätigte meine Gedanken dann auch umgehend: Sowohl die EP Let Johnny Take Over als auch das Album Emma waren textlich im Angelsächsischen zuhause. Aber in den letzten vier Jahren hat sich noch so einiges mehr im Bandlager getan. Zum einen ist der Gitarrist Mattis nicht mehr in der Band (und wurde auch nicht ersetzt), zum anderen ist mittlerweile Tim Lais am Bass aktiv, der den ehemaligen Tieftöner Felix ablöste.
Das waren aber bei weitem noch nicht die einzigen Überraschungen, denn direkt in den ersten Sekunden des eröffnenden Titelsongs lässt dem Hörer ein fetter, bärenstarker Gitarrensound das erste mal so richtig das Herz vor Freude hüpfen. Wow! Nicht ganz unschuldig daran dürfte übrigens Jim Voxx sein, seines Zeichens Gitarrist der Berliner Band Skew Siskin, der die Produktion der Scheibe übernommen hatte. Die insgesamt elf Tracks kommen als richtig geile Rocksongs mit klitzekleinen Punk- sowie Heavy Rock-Einschlägen daher, was manchmal unter anderem ein bisschen an Motörhead ca. Anfang bis Mitte der neunziger Jahre denken lässt. Das geht richtig gut nach vorne ab und macht jede Menge Spaß. Speziell wenn man dazu keine Berührungsängste mit der deutschen Sprache hat, denn diesen Stiefel ziehen die vier Jungs jetzt offensichtlich voll durch. Und zwischendurch (wie bei "Mehr") wird auch immer mal so richtig herzerfrischend gegroovt.
Julian Flach ist ein richtiges Powerhouse hinter seinen Drums und 'Lurchi' Hoff zeigt durch die Bank, dass er nicht nur geile Riffs aus dem Ärmel schütteln kann, sondern auch bei den Soli eine richtig gute Figur abgibt. Das Stärkste an diesem Album ist aber der Gesamtsound, der mächtig sowie powervoll ist und von Anfang bis Ende überzeugt. Die Reise nach Berlin hat sich gelohnt, soviel darf man jetzt schon mal feststellen! Tja, und Johnny Cigar macht auch hinsichtlich seiner Muttersprache eine sehr starke Figur vor dem Mikro, sowohl was die Texte als auch die gesangliche Leistung angeht. Es geht um Gesellschaftskritik ("Was dir fehlt"), das Tour-Leben auf der Straße ("Feuertaufe"), Religion ("Gottlos") oder auch mal leicht Unverständliches ("Bunga Bunga"). Und schließlich, hah, dann doch noch ein Song mit englischem Text. "Dear Johnny" ist am Ende eine ganz spezielle Geschichte, über die ich aber noch gar nicht so viel verraten will. Das Gute ist schließlich, dass im Booklet (falls man sie nicht versteht) auch alle Texte abgedruckt sind.
Nicht, dass ich hier als furchtbar einfallslos rüberkommen möchte, dennoch will ich dieses Review - weil es nach wie vor punktgenau stimmt - gerne genauso abschließen, wie die letzten zwei, bei denen jeweils am Ende stand: »Unbändige Spielfreude mit jeder Menge Druck von hinten, eine vor Energie nur so berstende Gitarre und ein Sänger, der es wunderbar versteht, Melodiösität mit der nötigen Power zu versehen machen diese überaus gelungene Scheibe aus.«
Nur mit dem Unterschied, dass Johnny On The Spot immer besser werden. Und "Stillstand ist der Tod" beweist das.
Line-up:
Johnny Cigar (Gesang)
Christof 'Lurchi' Hoff (Gitarre)
Tim Lais (Bass)
Julian Flach (Schlagzeug)
Tracklist |
01:Stillstand ist der Tod
02:Was dir fehlt
03:Dunkles Herz
04:Bunga Bunga
05:Gottlos
06:Keine Reue
07:Mehr
08:Feuertaufe
09:Adrenalin
10:Sünde
11:Dear Johnny (A Filthy Fan-mail)
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