Donnerlotten, immerhin neun Alben hat der Mann schon veröffentlicht, um den es sich bei dieser Rezension drehen soll. Angefangen 1983 mit "Release", was drei Jahre nach seinem Ausstieg bei der 'Supergruppe' Dire Straits, die zu dieser Zeit noch brav an ihrem Superlativ arbeiten musste, eine Emanzipation von selbiger darstellen sollte. Immerhin war, so wird es vielfach kolportiert, sein mangelnder (musikalischer) Stellenwert innerhalb der Band einer der Hauptgründe, weshalb er sich mit seinem ungleich stärker im Rampenlicht stehenden älteren Bruder Mark überwarf. Fortan wollte er sich als Soloartist durchsetzen und bringt nun mit "Songs For The Siren" sein zehntes Album auf den Markt. Ein kleines Jubiläum, immerhin. Und das sogar auf dem bestens beleumundeten deutschen Roots-Rock - Label Blue Rose, welches offensichtlich seine Bandbreite vergrößern möchte, veröffentlichen doch auch die Jam- und Seventiesrocker Gov't Mule hierzulande inzwischen auf diesem Label.
Der musikalische Kontrast könnte indes nicht größer sein. Denn während die Mannen um Mastermind Warren Haynes ein wahres Feuerwerk des runderneuerten Old-School-Rocks zünden, flackert David Knopflers Feuer auf absoluter Sparflamme. Hier soll nun naturgemäß vieles an die großen, aber verblichenen Dire Straits erinnern, alleine schon deshalb, weil Davids Timbre dem seines berühmten Bruders täuschend ähnelt. Und in der Vergangenheit hat sich David Knopfler nicht unbedingt dadurch hervorgetan, sich musikalisch exorbitant von seinem einstmals mitbegründeten Goldesel entfernt zu haben. Da das nicht gut gehen kann, ist er folgerichtig auch nie wirklich ins Rampenlicht geraten, zumal er lange nicht die signifikanten gitarristischen Künste seines Bruders vorzuweisen hat.
Bei seinem Vorgängeralbum "Ship Of Dreams" (2004) wirkten noch interessante bis überraschende Gäste wie Chris Rea und Jule Neigel mit, diesmal begab er sich unter die Fittiche eines Tony 'Room With A View' Carey, der einstmals hoffnungsvoll bei Ritchie Blackmores Rainbow startete (Keyboarder, "Rising", 1976), dann viel mit Peter Maffay zusammenarbeitete (inklusive Soundtrack zu dessen Kinodebüt und gleichzeitigem Abgang "Der Joker", 1987) und darüber hinaus unzählige TV-Produktionen mit Klängen aus der eigenen Werkstatt 'bereicherte', u.a. "Wilder Westen inklusive" und einige "Tatort"-Folgen, um schließlich aktuell bei den Soulmates von Leslie Mandoki zu enden, wo der Soul erst noch einmal gefunden werden muss.
Er produzierte die "Songs For The Siren" nicht nur, sondern fungierte auch als Recording- und Mix-Engineer und steuerte ansonsten Piano-, Hammond-, Bass- und Gitarrenklänge bei.
Das Resultat wurde mir redaktionsintern als Highfidelity-Produkt angeboten, so dass ich freilich beim Erstdurchgang im Kasperplayer ganz besonders die Ohren spitzte.
Aber welche Enttäuschung! Flach, verwaschen, ohne Dynamik, ohne jede räumliche Tiefe, vollkommen unorganisch und damit leblos kommt der Sound daher, als wolle Tony Carey mit aller Gewalt den langjährigen Haus- und Hofproduzenten Eric Claptons, einen gewissen Simon Climie (Wer erinnert sich noch an das historische Verbrechen "Love Changes Everything" von 1987 zusammen mit Partner Rob Fisher - Climie Fisher?) überbieten. Das gelingt ihm jedenfalls vorzüglich, denn die Climie-Produktionen können zumindest Klangpunkte bei HiFi-Magazinen ergattern, Tony Carey dagegen ist von HiFi soweit entfernt wie David Knopfler von spannender, abwechslungsreicher, filigraner und rollender Musik.
Da fabuliert der Promo-Waschzettel vollmundig etwas von »transparent-modernem Sound«, »filigrane Balladen« und »lässige Midtempo-Stücke«, adelt die insgesamt elf Kompositionen des Albums als »betont atmosphärisch« und stellt schließlich noch die kühne Behauptung auf, dass »diese sehr persönliche Musik nicht rockt, sondern rollt!«
Liebe Freunde, auf dieser Scheibe rollt gar nix, außer vielleicht der Kopf des Produzenten, der es ob dieses Desasters nicht besser verdient hätte. Von Transparenz höre ich weit und breit überhaupt nichts, von Atmosphäre mal ganz zu schweigen. Diese Scheibe ist ein klassisches Beispiel dafür, wie einem mittelmäßig talentiertem Singer/Songwriter der Garaus gemacht werden kann.
Sicher, die Stimme gemahnt an Mark Knopfler, manch ein Arrangement mag sich wohl auch so, oder so ähnlich, irgendwo im Dire Straits-Oeuvre wieder finden und "Fire Down Below" und "Drowning Pool" haben sogar so etwas wie eine Langzeitwirkung, aber im Gesamtergebnis bleibt dies ein arg im Mittelmaß steckendes Album, welches niemandem weh tut, aber auch niemandes Ohr reizen kann. Zusammen mit der extrem leblosen Produktion ergibt das im Ergebnis ein Jubiläum, welches es sich zu feiern leider nicht lohnt.
Fazit:
Leider gilt hier, in einem etwas abgewandelten Sinne, der Albumtitel eines Comedians, der bereits den Deutschen Fernsehpreis und mehrfach den Adolf-Grimme-Preis in Gold abräumte und vor langer Zeit mit seinem Partner Wigald Boning witzelte: »Lieder, die die Welt nicht braucht«.
Line-up:
David Knopfler (vocals, guitars, piano)
Tony Carey (piano, hammond, bass, guitars)
Geoff Dugmore (additional drums and percussion)
Harry Bogdanovs (additional guitars)
Johnny Moeller (saxophones)
Tracklist |
01:Steel Wheels
02:Fire Down Below
03:Sophie's Song
04:Somebody Kind
05:Washing Horses In Eden
06:Razor Moon
07:Accidents Don't Just Happen
08:One Thing Leads To Another
09:Drowning Pool
10:The Love Of Your Life
11:Smile And Say Okay
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