Was trägt der Schotte unterm Rock? Diese Frage konnte auch im blues, Rhede nicht beantwortet werden. Alan Nimmo, der einzige Schotte, zumindest auf der Bühne, trug natürlich einen Kilt. Die Frage nach hochklassigem Blues Rock wurde hingegen innerhalb von knapp zwei Stunden beantwortet. Mit den beiden Engländern Lindsay Coulson (Bass), Schlagzeuger Wayne Proctor (unter anderem auch Oli Brown, Aynsley Lister, Scott McKeon, The Nimmo Brothers, Nine Below Zero, Ian Parker, Sherman Robertson) sowie dem niederländischen Keyboarder Bob Fridzema ( Dana Fuchs, John F. Klaver Band, Eric Steckel) ließ das Quartett wohl keine Frage offen. Die Gruppe hatte die beiden Alben Standing In The Shadows und Take My Hand im Gepäck. Die ausgewählten Songs aus diesen Platten hatten es in sich. Auch wenn Alan Nimmo wohl deutlich im Fokus der Blicke stand, durfte man feststellen, dass erst die Summe aus allen Bandmitgliedern King King zu dem machte, was diese Gruppe 2012 und 2013 zwei Mal zu Gewinnern der British Blues Awards kürte.
Im Namen der Band widmete Alan Nimmo Lieder unter anderem den emsigen Mitarbeitern des blues, Rhede (wie gewohnt perfekte Bedienung), dem Publikum und "Can't Help From Trying" in ganz besonderer Weise Walter Trout. Die Partitur des Blues beziehungsweise Blues Rock war gigantisch. Der Frontmann gestaltete dieses Konzert zu seiner XXL-Spielwiese. Bob Fridzema gehörte das eine oder andere Solo. Der Mann war ein Meister der Hammond und wusste durch herrliche Klangteppiche zu gefallen. Im Verbund mit dem Schlagzeuger Wayne Proctor waren die Backing Vocals eine echte Bereicherung von so manchen Nummern. Schade, dass weder dem Bassisten Lindsay Coulson noch dem Drummer Gelegenheit für ein Solo geboten wurde. Verdient hätten sie es. Bemerkenswert, mit wie wenig Platz Lindsay Coulson auskam. Ein echter Minimalist, wer nur einen halben Quadratmeter der Bühne beanspruchte. Im wahrsten Sinn des Wortes war die Nutzung des Tieftönerhalses raumgreifend. Man hatte am Ende des Auftritts den Eindruck, als hätte Lindsay Coulson keine Saite in keinem Bund ausgelassen. Er und Wayne Proctor waren das massive Fundament, auf dem sich ein Alan Nimmo erst entfalten konnte.
Nicht nur am Bühnenrand sorgte der Gitarrist mit der rauen Stimme für furiose Soli. Der Mann im Kilt war auf seinem Arbeitsgerät explosiv-extrovertiert, verträumt und einfühlsam. Der Gibson Les Paul verpasste er einen sehr scharfen Ton und nicht nur wenn das Wah Wah-Pedal, wie zum Beispiel im Album-Titeltrack von "Take My Hand", aktiviert wurde, wurden die Emotionen fast rausgeschrien. Alan Nimmo offenbarte eine riesige Palette an Riffs. Das eine oder andere Lied wurde wie am Lineal gezogen gerade durchgespielt und trotzdem war Spannung vorhanden. Bass und Schlagzeug sorgten für viele Rhythmuswechsel und boten zum Beispiel ungemein in die Fußwippe zielende Groove-Intermezzi. Als Hammer-Version entpuppte sich Frankie Millers "Jealousy". Dazu spielte Bob Fridzema herrliche E-Piano-Läufe. King King war auch in der Lage, tolle eigene Kompositionen zu liefern, die quasi links und rechts an den Straßenrändern des Blues zu finden waren. Mit Erfolg animierte man die zahlreich erschienen Zuschauer zum Mitklatschen oder-singen. Klar, diese Musik ist in fast allen Phasen dazu geeignet.
Bei "All Your Life" gönnte man den Saiten, Tasten, Fellen und Becken eine Abkühlung, nur um dann wieder volle Fahrt aufzunehmen. Szenenapplaus gab es oft und schließlich tanzten auch einige Leute vor der Bühne. Als Alan Nimmo den letzten Song ankündigte, war ein etwas überraschter Blick auf das Zeiteisen angesagt. Wie, bald schon Schluss? Da hatte man aber die Rechnung ohne King King gemacht. Was folgte war das Überding, der Höhepunkt, die Oberklasse! Um die zwanzig Minuten zelebrierte das Quartett die Eric Clapton/ Robert Cray-Komposition "Old Love". Was beim Vortags-Konzert im Dortmunder Blue Notez wohl nicht so ganz funktionierte, ging im blues, Rhede voll auf. Alan Nimmo spielte wieder einmal am Bühnenrand, drehte die Lautstärke an seiner Fender nach und nach runter bis die E-Gitarre zur Akustischen wurde und an diesem Abend waren dann wirklich alle mucksmäuschenstill. Vom ersten bis zum letzten Ton Gourmet-Klasse. Die lautstark geforderte Zugabe wurde mit dem freizügig rockenden "Let Love In" eingelöst. Die Band King King ist ein Sympathieträger des Blues. King King ist Vehemenz, Intensität, Sanftmut. Die Gruppe King King überzeugt durch ihre starken Kompositionen.
Wir bedanken uns bei André Knoch für die problemlose Akkreditierung.
Line-up:
Alan Nimmo (guitars, vocals)
Bob Fridzema (keyboards, backing vocals)
Lindsay Coulson (bass)
Wayne Proctor (drums, backing vocals)
Bilder vom Konzert
|