Spielzeit: 62:30 Medium: Do-LP Label: Sireena, 2013 (1990) Stil: Heavy Rock Review vom 21.09.2013 Ilka Heiser

Krokus, die Band aus Solothurn, wird auf Grund ihres Erfolges im In- und Ausland gern auch als 'Mutter aller schweizer Metalbands' bezeichnet. Ihren musikalischen Zenit erreichte sie in den 80er Jahren, den sie in den USA und Kanada sogar mit Platinauszeichnungen krönen konnten.

1989 verließen leider drei langjährige Mitglieder (Sänger Marc Storace, Drummer Chris von Rohr und Gitarrist Mark Kohler) die Band, die auch in den folgenden Jahren von stetigen Besetzungswechseln geprägt war. Der Grund für den Ausstieg der drei sollen Übermüdungserscheinungen nach der - im Anschluss an die Veröffentlichung des Albums "Heart Attack" - sich daran anschließenden Europatour im Vorprogramm von Ted Nugent und eine Headlinertour durch die USA, aber auch anhaltende Managementprobleme gewesen sein.

Kein Grund für Fernando von Arb, nun endgültig das Handtuch zu werfen. 1990 holte er die beiden Gitarristen Many Maurer und Tony Castell, Sänger Peter Tanner und Stöckeschwinger Peter Haas ins Krokus-Boot. Von Arb, der von 1977-1981 Rhythmusgitarre und von 1982-1989 die Leadgitarre spielte, tauschte diese nun erstmals gegen die dicken Saiten ein.
Die Zeit war reif für ein neues Album - "Stampede" genannt.

Alle Anzeichen für ein unaufhaltsames 'Verblühen' der Krokusse zeigten sich bereits mit den beiden Veröffentlichungen "Change Of Address" (1986) und "Heart Attack" (1988). Also 'blies' man zum Aufbruch: Neue Band - neues Glück - das dachte man sich offensichtlich und erste musikalische 'Knospen' sollten auch endlich wieder sprießen. Fernando von Arb machte sich an die Arbeit, schrieb nicht nur einen Großteil der Stücke, sondern produzierte auch "Stampede".

Dieses wurde oftmals auch als eines ihrer härtesten Alben seit "Headhunter" gewertet. Dennoch sind die Meinungen der Musik-Kritiker gespalten, was ich nach wie vor nicht nachvollziehen kann. Das Album erreichte damals immerhin Platz 18 in der Schweiz und wurde vorerst - aus welchen Gründen auch immer - nur im Alpenländle veröffentlicht (international erst 1999 als Doppelalbum "Stampede/To Rock Or Not To Be").
Der Silberling bietet eine gute Mischung aus metallischen Stücken wie dem Titelsong oder auch "Electric Man", die beide bequem auch Einzug auf einer Judas Priest-Platte halten könnten, aber auch die für Krokus so typischen Hard Rock-Nummern muss der Fan nicht entbehren: Stellvertretend seien hier "Rock'n'Roll Gypsy", "Shotgun Boogie" oder auch "She Drives Me Crazy" genannt.
"Nova-Zona" lässt sogar Led Zeppelin mit den Augen zwinkern, und dass sich "Wasteland" sogar zur Bandhymne mausern konnte, daran besteht kein Zweifel. Die Stücke pendeln gekonnt zwischen Metal und Heavy- und Hard Rock und machen "Stampede" fast schon zum Klassiker.

Nun, im Jahre 2013 nimmt sich Sireena dieser Scheibe an. Marlon Klein (Yes, Atomic Rooster, Mott The Hopple) masterte "Stampede" erstmals auf 180 Gramm schweren Vinyl. Die Tracks hat man auf vier LP-Seiten verteilt, um so einen noch besseren Sound zu erreichen. Und - daran gibt es wirklich nichts zu meckern.
Als Bonus wurde das Bachmann-Turner Overdrive-Cover "You Ain't Seen Nothin' Yet" dazu gepackt, das damals, 1994, im Line-up Marc Storace, Fernando von Arb, Many Maurer, Freddy Steady und Marc Kohler eingespielt worden ist.
Superschick erscheint die Erstauflage übrigens wieder auf dem für Sireena so typischen, farbigem Vinyl im Klapp-Cover.

Line-up:
Peter Tanner (vocals)
Many Maurer (lead guitar)
Tony Castell (guitar)
Peter 'Rabbitt' Haas (drums)
Fernando von Arb (bass)

on "You Ain't Seen Nothing Yet":
Marc Storace (vocals)
Fernando von Arb (bass)
Many Maurer (lead guitar)
Mark Kohler (rhytm guitar)
Freddy Steady (drums)