Larman Clamor / Alligator Heart
Alligator Heart Spielzeit: 38:37
Medium: CD
Label: Small Stone Records, 2013
Stil: Alternative Blues


Review vom 10.09.2013


Joachim 'Joe' Brookes
Nach Altars To Turn Blood und Frogs schleicht Alexander von Wieding aka Larman Clamor durch die Swamps des Mississippi Delta. Der Künstler ist auf der ständigen Suche nach verwegenen, neuartigen Sounds des Blues. Das Ein-Mann-Projekt Larman Clamor ist unkalkulierbar, mit einem anderen Blick auf das Genre in besonderer Art ein Verwalter der Tradition. Dabei hat man sich mittlerweile einem unverkennbaren Klang verschrieben. Dieser wird auf künstlerisch hohem Niveau in verschiedenster Weise differenziert.
"Alligator Heart" ist einerseits rau und berührt den Hörer andererseits mit einer ungemeinen Sanftheit. Psychedelic ist das alles überspannende Dach der zwölf Eigenkompositionen. Die surrealen Ausflüge in die Sümpfe entstanden in den Studios von North Of The Stairs/Hamburg. Larman Clamor hat den Blues eines Robert Johnson oder Mississippi Fred MacDowell konsequent in unsere Gegenwart transferiert.
Alexander von Wiedings großes Potenzial drückt sich nicht nur im eigenwilligen Einsatz diverser Instrumente aus. Eine seiner künstlerischen Schätze ist eine ausdrucksstarke Stimme, die er auf ganz unterschiedliche Art einsetzt und den Nummern ihren unwiederbringlich individuellen Stempel aufdrückt. Die gesamte Gestaltung des Albums lag ebenfalls in der Hand des Künstlers, der auch für Cortez, Freedom Hawk, Infernal Overdrive, Karma To Burn, Monster Magnet und unzählige weitere Gruppen Coverarts entwickelt hat.
Das Banjo zieht sich als eine Hauptschlagader durch "Alligator Heart". Diverse Percussioninstrumente kreieren gar fernöstliche Stimmungen. Neben opulenter arrangierten Stücken stößt der Hörer im Verlauf der Scheibe auch auf sehr sparsam, fast schon spartanisch instrumentierte Stücke. Die unterschiedlich servierten Songs stehen in der Tracklist zum Teil in nachbarschaftlicher Eintracht und sind doch so kontrastierend.
Mit divergierenden Gitarrensounds setzt Larman Clamor auf Vielfältigkeit, die den Hörer ein ums andere Mal überzeugt. Das gesamte Album vermittelt eine Atmosphäre, bei der man ganz tief in die Musik versinkt. Es rockt, es groovt, Dynamik regiert und der eigenwillige 12-Takter formt ungeahnte Gemälde. Harsche Pinselstriche stehen neben pastellfarbener Entspanntheit.
Alexander von Wieding setzt seine aussagekräftigen Texte in perfekt inszenierte Musik um. Bei den beiden Instrumentals "Vines Of Yggdrasil" sowie "Crow On A Wagon Wheel" darf sich die Fantasie des vorurteilsfreien Hörers ausleben.
Abschließend serviert uns Larman Clamor einen zweiteiligen Blues. "Aether Bound I: Scorched Earth" ist genial in Szene gesetzte, düster-tickende Endzeit-Melancholie:
»Typhon's robot hornets made me leave my home
Down by the Silver Pond, my city lies in ruins, yeh
[...]
Out of the dark wes hall rise
That's what the shaman's been tellin' me«
In "Aether Bound II: Dust & Ghost" wächst die Hoffnung; ein eigenwilliger, von Handtrommeln erzeugter Groove bestimmt den Track. Darüber rockt die E-Gitarre mit unaufhaltsamer Motivation.
»So I kept wandering the spheres
Until something found me
It was a spark
Tiny, helpless and cold
But it guided me
And where it landed, I dug my fingers into the ground
[...]
It felt like a deep breath
My fingers became the roots of a tree«
Larman Clamors Kosmos ist ein weit gefächerter Blues. Den haben durchaus auch andere Künstler/Bands, aber "Alligator Heart" ist unkonventionell, geprägt von einer sehr individuellen Sichtweise auf den Zwölftakter. Alexander von Wieding präsentiert seine Fantasien fernab der bekannten Pfade des Genres und durch die Kraft des Außergewöhnlichen ist es notwendig, dass diese Album eine Tipp-Grafik erhalten muss.
Line-up:
Alexander von Wieding (all instruments, vocals)
Tracklist
01:Alligator Heart (4:24)
02:Banshee W'Me (1:25)
03:Perdition At Dawn (3:11)
04:Done No Good (3:20)
05:Vines Of Yggdrasil (3:35)
06:Been Cookin' (3:08)
07:Sambucus Nigra (2:12)
08:She Sent Her Hounds (4:59)
09:I'm Buildin' Ruins (3:07)
10:Crow On A Wagon Wheel (1:49)
11:Aether Bound I: Scorched Earth (3:51)
12:Aether Bound II: Dust & Ghost (3:33)
(music & Lyrics by Alexander von Wieding)
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