Little Caesar / American Dream
American Dream Spielzeit: 53:42
Medium: CD
Label: Eigenproduktion (Dirty Deeds), 2012
Stil: Hard Rock

Review vom 01.06.2012


Jochen v. Arnim
Jeder von Euch hat ihn schon einmal gesehen, JEDER! Die Rede ist von Ron Young, Frontmann der angesleazeten Hard Rocker Little Caesar, und wenn Ihr jetzt meint, der Autor hat sie nicht mehr alle, dann drückt im Hirn mal den Fast-Backward-Knopf und bleibt so ungefähr im Jahre 1991 stehen, als Terminator II in die Kinos kam. Da gibt es doch so ein paar Billard spielende Biker, die sich mit Arnold meinen anzulegen müssen. Richtig, der ohne Zigarre ist unser Mann hier, minus Haare. Gerade vor ein paar Tagen habe ich den Clip noch auf einer weltweit bekannten Plattform angeguckt, da rauscht mir das neue Album der Kalifornier auf den Rechner, vom Chef höchstpersönlich zugestellt.
Nach der Redemption und der darauf folgenden Tour durch europäische Locations, vom Rockpalast-Team des WDR für die Nachwelt festgehalten, waren sie landauf landab wieder im Gespräch. Ebenso drang recht bald danach die Kunde von neuem Material durch den Äther und nun liegt sie vor, die "American Dream". Der erste Gedanke, der mir bei dem Albumtitel durch den Kopf schoss, ging ein wenig ketzerisch in Richtung Bruce Springsteen und seinem neuen Werk. Im Grunde sollte doch getauscht werden, denn "Wrecking Ball" passt besser zu LC und "American Dream" zum Boss…
Was erwartet uns denn nun, oder besser, was erwarten wir von einem neuen Album? Natürlich jede Menge Hard Rock, denn vom damals populären Hair Metal haben sie sich ja energisch distanziert, wenngleich auch einige Grenzen fließend waren. Das Ganze wird dann mit R'n'B, Rockabilly und Soul gespickt und in elf satt rockende Tracks umgewandelt. Nicht zu vergessen ist dabei die immer noch vorhandene Straßenköter-Attitüde, die uns besonders bei 'Dog' Molinares Gitarrenspiel verdeutlicht wird. Immer wieder wird hier kräftig etwas davon eingeflochten, unterlegt von dem hämmernden Bass Fidel Paniaguas. Der Opener rockt als "Holy Roller" direkt mächtig und in altbewährter Caesar-Manier das Haus und schon bei den ersten Klängen kann ich es kaum erwarten, den Fünfer ganz bald wieder live auf der Bühne zu sehen. Ebenso kommt nach einem unheimlich starken "Hard Rock Hell" (Anspieltipp) der "Prisoner Of Love" als ein Stück daher, das gerade live unheimlich viel Freiraum für kleine gefühlvolle Ausflüge der Bandmitglieder bieten sollte. Uuups, beinahe den Titeltrack vergessen. Den oben erwähnten Tauschhandel mit Springsteen darf man getrost auf den Inhalt dieses Songs ausdehnen. Wer ab und zu mal den Gedanken Ron Youngs auf Facebook folgt, dem wird eine gehörige Portion Sozialkritik nicht verborgen geblieben sein. Als volltätowiertem Biker, Rock'n'Roller, Hot Rod-Schrauber und -Fahrer wird ihm sicherlich kaum ein Vorurteil der doppelzüngigen amerikanischen Gesellschaft fremd sein und mit seiner markanten rauen Stimme klagt er sie alle an, die guten Amerikaner. Zudem genügt ein Blick auf das Cover, um jedwede Assoziation zum Thema des amerikanischen Traums freiwerden zu lassen
Aber es gibt auch balladenhafte Klänge in dieser steroidschwangeren Gesellschaft und, man mag es kaum glauben, die Töne zu "Only A Memory Away" kommen so gut, dass ich es mir nicht verkneifen kann, diesen Track als kleinen Kontrastpunkt ebenfalls zu einem Anspieltipp zu küren. Ein weiteres Highlight ist "Is Your Crazy Gettin' Lazy", das sich vor Nichts und Niemandem verstecken muss, das ist Little Caesar wie wir sie gewöhnt sind - wenn sie auch lange von der Bildfläche verschwunden waren. Der Rest der Tracks macht ebenfalls keine Gefangenen, hier wird No-Nonsense-Rock'n'Roll gespielt, um mal diesen etwas abgegriffenen Begriff zu verwenden.
Es ist sehr erfreulich zu sehen (und zu hören natürlich), dass sich nach dem ohnehin schon starken "Redemption" auch das 'Zweitwerk der neuen Zeitrechnung' nahtlos an den Sound und die Klasse der Vorgänger anschließen kann. Die Mannen aus Hollywood haben nichts von dem verlernt, was bereits in den späten Achtzigern ihre Stärke ausmachte, nämlich guten und schnörkellosen Hard Rock zu spielen, der alles Blut in jeder noch so entlegenen Bar in Wallung bringen kann. Ich bin innerlich schon aufgeregt wie ein 14-Jähriger vor dem ersten Date mit seiner Angebeteten, wenn ich an die in wenigen Wochen beginnende Tournee denken muss. Dank der Umsicht der Booking Agency Teenage Head Music wird dieser Kelch auch heuer wieder nicht an uns vorübergehen.
Line-up:
Ron Young (vocals)
Loren Molinare (guitars, backings)
Joey Brasler (guitar)
Fidel Paniagua (bass)
Tom Morris (drums)
Tracklist
01:Holy Roller
02:American Dream
03:Hard Rock Hell
04:Prisoner Of Love
05:In My Mirror
06:Only A Memory Away
07:The Girl's Rockin'
08:Is Your Crazy Getting' Lazy
09:Own Worst Enemy
10:Drama Queen
11:Dirty Water
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