Ein Musiker ist keine Kapitalgesellschaft und Musik lebt viel länger als ein Kontoauszug!!
Ron Young Dieser Tage geht Little Caesar mal wieder auf Deutschlandtour. Aus diesem Anlass stand uns Sänger Ron Young (in bemerkenswert offener Weise!!) Rede und Antwort und sprach dabei von den besonderen Beziehungen der Band zu ihren europäischen Fans, bilanzierte schonungslos die Bandhistorie und gab Ausblicke auf die nahe Zukunft. Nach der Tour stehen nämlich erste Aufnahmen für ein neues Little Caesar-Album an.

Aber Ron blickte weit über den persönlichen Tellerrand hinaus, indem er die Musikindustrie und gesellschaftliche Entwicklungen in den USA kritisch unter die Lupe nahm. Aber lest doch selbst...


Interview vom 04.06.2013


Steve Braun
RockTimes: Hi, Ron! Erstmal vielen Dank, dass Du Dir die Zeit für die Beantwortung unserer Fragen nimmst! Wir hoffen, es ist alles klar bei Euch und Dir?
Ron: Natürlich, gerne! Ich bin wirklich sehr aufgeregt, wieder auf Tour zu gehen.
RockTimes: In ein paar Tagen kommst Du mit Deinen Kumpels von Little Caesar mal wieder auf Tour durch Europa... und jedes Mal sind es mehr Termine in Deutschland. Was gefällt Euch so gut hier... natürlich außer unserem verdammt guten Bier?
Ron: Die Fans sind großartig! Wir bekommen nicht genug davon. Wir wollen dort spielen, wo wir herzlich begrüßt werden und eine große Interaktion mit dem Publikum stattfindet. Das ist der Grund, warum wir immer wieder gerne nach Deutschland kommen.
RockTimes: Wie erlebt Ihr die europäischen Fans, speziell uns Deutsche?
Ron: Die europäischen Fans sind sehr loyal und nicht so abgestumpft, wie die amerikanischen. Sie sehen die Musik nicht als Einwegartikel wie viele Leute in den US.... besonders hier in Deutschland. Die Deutschen lieben Blues-basierte Musik, mehr als jede andere Region, durch die wir reisen. Weil wir eine starke Verbindung zum R&B haben, ist es sehr wichtig für uns, für Menschen zu spielen, die die Wurzeln des Rock'n'Roll schätzen. Die Deutschen 'umarmen' diese Musik regelrecht und ich kenne viele vom Blues inspirierte Künstler, deren Karrieren gerade aufgrund ihrer deutschen Fans gediehen... wir sind da nicht anders.
RockTimes: Was macht den Unterschied zwischen einer Show, sagen wir mal in Bonn (wo ich Euch 2011 erleben durfte), und im heimatlichen L.A. aus?
Ron: Die Leute in L.A. sind wirklich SEHR apathisch! Sie wollen jede Nacht eine ganze Reihe berühmter Bands und Musiker erleben. Sie müssen sich stets aufs Neue verwöhnen und haben darüber den Hunger verloren, eine Bands wirklich live und damit einen Moment zu erleben, der so nie wieder kommt. Denn das ist es, was ein Konzert wirklich ausmacht! Die gesamte Musikszene in L.A. leidet daran. Eine Band wie die Rival Sons spielen hier in L.A. doch tatsächlich vor hundert Leuten, oder so. Die Leute wollen hier unglaublich 'cool' sein und vergessen darüber, dass sie die andere Hälfte der Gleichung in einer Live-Show sind. Diese Energie bekommen wir nur außerhalb unserer Heimatstadt. Wir lieben es, live zu spielen und viel Spaß mit der Musik und den Fans zu haben. Es ist eine Schande, dass wir manchmal daran erinnern müssen, dass es völlig in Ordnung ist, wenn man einfach mal eine gute Zeit hat!
RockTimes: Werdet Ihr im Juni auch bereits neue Songs präsentieren? Sprich: Dürfen wir bald mit einem neuen Album rechnen?
Ron: Wir werden mit den Arbeiten zum neuen Album beginnen, wenn wir von dieser Tour zurückkommen. Wir bekommen unsere Inspiration 'von der Straße'... von den Leuten, die wir treffen, von den Dingen, die wir sehen, den Geschichten, die wir hören. Das ist alles sehr inspirierend, auch wenn das Touren sehr kräftezehrend ist.
RockTimes: Erst kürzlich habt Ihr als Band bei der Hochzeit eines deutschen Fans in Las Vegas quasi als Überraschung ein akustisches Set gespielt. Das würde wahrlich nicht jede Band machen und es hat den Anschein, als hätten ehrliche Fans für Euch einen sehr hohen Stellenwert, mehr als nur diejenigen zu sein, die Platten kaufen, zu Konzerten gehen und Euch die Miete bezahlen. Ich glaube kaum, dass dieser Eindruck täuscht, richtig?
Ron: Das ist exakt richtig... ohne unsere Fans sind wir nichts!! Wenn wir von ihnen hören, wie wichtig unsere Musik für sie ist, ist dies das größte Kompliment, das eine Band erhalten kann. Unser Freund Marc fragte uns in Belgien (er war aus Deutschland angereist), ob wir im Frühjahr anlässlich seiner Hochzeit in Las Vegas spielen würden. Ich glaube er dachte, wir hätten nur zugesagt, um ihn glücklich zu machen... aber wir wollten das wirklich gerne machen. Zudem war es für uns schlicht eine Ehrensache. So fuhren wir am Tag seiner Hochzeit vier Stunden, um dort "In Your Arms", das Lieblingslied seiner Verlobten, zu singen... und natürlich auch ein paar andere noch dazu.
Ron Young RockTimes: Wie findest Du es, bspw. in Deutschland das böse 'F-Wort' ohne Konsequenzen auf der Bühne aussprechen zu können - und daran anschließend: Stimmt das gerne kolportierte Gerücht, wonach Ihr seinerzeit bei einigen Radiostationen auf dem Index standet, nachdem die Verantwortlichen Promofotos von Euch gesehen und Interviews gelesen haben?
Ron: Richtig. Es war tatsächlich ein Fehler von Geffen, dass sie uns mit Hits im Pop-Radio platzieren wollten, bevor wir uns als Rockband etabliert hatten. Das war noch bevor Nirvana und andere Rockbands in den Pop-Top-40-Stationen gespielt wurden. Die Verantwortlichen dort konnten nichts mit uns anfangen und letztendlich litten wir darunter. Einige dieser Stationen hatten "In Your Arms" in ihren Playlisten, aber als sie mitbekamen, wie wir aussahen, schmissen sie uns sofort wieder raus. Ich war froh darüber, denn ich wollte kein Popstar werden! Wir waren eine Rockband. Sie [Anmerk.: Geffen] versuchten uns zu 'rasieren' und zum 'Schöne-Kleider-Tragen' zu animieren, damit wir massenkompatibel werden würden... Nachdem sie einen Haufen Geld verschwendet und wir eine Million Kämpfe hatten, ging ihnen das Geld und der 'Dampf' aus, sodass die Ratten so schnell wie möglich das sinkende Schiff verlassen wollten... Die Wahrheit war aber, dass ihre Ziele und Pläne schlecht waren... und damit war unsere Karriere im Eimer. Es waren geschäftliche Versäumnisse, aber genau die haben nichts mit der musikalischen Glaubwürdigkeit einer Band zu tun. Es dauerte eine ganze Weile, das zu realisieren.
RockTimes: Weil es das erste Inteview für unser Magazin ist, würde ich gerne ein paar Fragen zu Eurer Historie stellen, wenn das für Dich okay ist. (Nicht nur) für mich war Euer Debütalbum eine kleine Sensation. Ich war seinerzeit furchtbar gelangweilt vom Stadionrock, wie ihn Bon Jovi oder Bryan Adams damals zelebrierten. Mich überrascht noch heute, wie viele völlig unterschiedliche Fans hier in Deutschland auf Euch abfuhren. "Little Caesar" (1990) fanden Hardrocker, wie Metaller und Glam-Rocker gleichermaßen gut. Sogar lupenreine Southern-Rocker wie ich waren begeistert. Hatte sich das damals bis nach Kalifornien rumgesprochen, wie gut Ihr Deutschland ankamt?
Ron: Oh ja, und ob wir davon gehört haben! Unglücklicherweise hatte unser damaliges Label [Anmerk.: Geffen Records] einen sehr kurzsichtigen Blick auf diese Möglichkeiten. Als wir dann endlich drüben ankamen, waren wir von dem Empfang völlig überwältigt. Aber dann sind soviel unerfreuliche Sachen passiert... letztlich konnten wir leider aus dieser Unterstützung kein Kapital schlagen.
RockTimes: Seid Ihr seinerzeit auch in Europa auf Tour gegangen und wie kamen die europäischen Fans bei Euch an?
Ron: Wir machten nur eine Handvoll Shows im Jahr 1992, darunter je eine Show in Hamburg, London und das Bulldog Bash Festival für die Hells Angels in England. Die Gigs in London und Hamburg waren wirklich verrückt. Wir waren völlig von den Socken! Nach zwei Jahren voller Kämpfe mit Geffen Records versuchten wir's noch einmal, auch um die Band wieder zu revitalisieren, aber der Erfolg war nur von kurzer Dauer. Als wir dann wieder zuhause waren, begannen erneut die Kämpfe mit den Verantwortlichen von Geffen - das war etwas zu viel für uns...
RockTimes: Apache war ein ganz wichtiger Songschreiber des ersten Albums. Warum stieg er damals (1991) bei Little Caesar aus?
Ron: Apache war total genervt von dem ganzen Mist mit Jimmy Iovine, John Kalodner und Bob Rock. Er spürte, dass er sich an sie verkauft hatte und sein Input von ihnen nicht respektiert wurde.
RockTimes: Kurzer Zeitsprung: Bei Eurer Reunion war er für kurze Zeit wieder an Bord, stieg aber noch vor den Aufnahmen zu "Redemption" wieder aus. Gab es unterschiedliche Vorstellungen, wie es weitergehen sollte?
Ron: Es gab zu viele Probleme, die Apache immer noch nicht aufgearbeitet hatte. [Anmerk.: vmtl. Drogen?] Wir anderen hatten die Vergangenheit hinter uns gelassen - er scheint allerdings noch nicht darüber hinweggekommen zu sein. Wir wollten einfach nur Musik zu unseren Bedingungen machen, Spaß haben und es dabei belassen. Aber dies brachte ihm zu viele schlechte Erinnerungen zurück und letztendlich ist da immer noch ein Groll, der sich auch nach all den Jahren gehalten hat.
RockTimes: Die zweite Scheibe, "Influence" (1992), war zwar äußerst ambitioniert und hatte einige richtig tolle Songs, konnte aber nicht so recht an den Erfolg des Debüts anschließen. Worauf führst Du das zurück und welchen Stellenwert gibst Du dem Album heute? Und welche Rolle spielte die damalige Plattenfirma?
Ron: "Influence" war ein bizarres Album. Wir waren wütend, dass sie [Anmerk.: Geffen] unser Debüt aufs Abstellgleis rangiert hatten, Earl Slick war nun in der Band und auch er war verbittert über diesen ganzen Business-Quatsch. Ich glaube, dass "Influence" nicht annähernd so stark und vielfältig wie unsere erste Platte war und ist. Vieles darauf machten wir aus Trotz - und Trotz ist eben keine gute Muse!
RockTimes: Wem ist die "Ballad Of Johnny" gewidmet?
Ron: Ich hab mit der Zeit herausgefunden, dass wohl ich dieser "Johnny" war. Irgendwie wussten wir alle, dass "Influence" ein letzter, vergeblicher Versuch war, unsere Karriere und Zukunft mit Geffen neu zu beleben. Zuviel böses Blut, Scham und Geld wurde allerdings zuvor ins Klo gespült. Wir wussten genau, dass es keine Pläne mehr gab, dieses Album zu pushen. So haben wir einfach unseren Vertrag erfüllt. Geffen hatten seinerzeit eine Menge Leute entlassen und der Verkauf des Labels stand an. Wir wussten: es geht nichts mehr. Während der Aufnahmen fing ich mit Heroin an und konnte sieben lange Jahre nicht davon lassen. Ich wusste, was kommen würde... und konnte damit geistig nicht umgehen.
Ron Young RockTimes: Es war immer zu lesen, Ihr hättet den Rock'n'Roll-Lifestyle seinerzeit hemmungslos ausgelebt. Stimmt das und haben ggf. die Auswirkungen maßgeblich zum Split 1993 beigetragen?
Ron: Wir waren wirklich ziemlich anständig, professionell, geerdet, mit Familie, gebildete Leute eben. Es war Geffen, die diese Gerüchte in die Welt setzten, wir seien Drogenabhängige, würden Frauen schlagen und so weiter. Das war alles dummes Zeug und es machte uns wütend! Nur, weil wir kein Make-up benutzten und alle im wirklichen Leben Harley Davidson fahren und nicht nur im Video? Wir haben Motorradclubs als Freunde, weil die eben genau wussten, dass wir echte Männer mit Ehre und keine 'Poser' sind. Das war alles totaler Schwachsinn!! Wir wurden wie tätowierte, mit Äxten bewaffnete Mörder-Biker angesehen - auch Vergleiche zu Transvestiten auf dem Sunset Strip wurden gezogen... das war echt zu hart für uns. Und dann machten wir Balladen wie "In Your Arms" und "From The Start" und sie [Anmerk.: die Verantwortlichen von Geffen] merkten, dass sie ein noch größeres Problem hatten: Wie sollten sie all diesen Irren erklären, dass wir solche seelenvolle Musik machen? Ein weiteres Beispiel für diese verdammt schlechte Planung...
RockTimes: Wie kam es in dieser Zeit zu Deiner Rolle als wild gewordener Biker in "Terminator 2"? War damals eine Karriere als Schauspieler für Dich eine Option gewesen?
Ron: Nein, das war nur ein Gefallen für meinen Freund Jim Cameron. Er rief mich an und sagte, er habe eine Rolle in seinem Film - ich solle kommen, damit wir darüber reden können. Ich kenne ihn, seit er mit Kathryn Bigelow, einer langjährigen Freundin von mir, verheiratet ist. Argh... Hollywood!!!
RockTimes: Was habt Ihr - und speziell Du - in der Zeit bis zur Reunion gemacht?
Ron: Wir waren alle ziemlich ausgebrannt, blieben allerdings alle in Kontakt, stiegen in 'echte' Jobs ein und ließen die Wunden heilen. Ich hatte bspw. für etwa neun Jahre einen Nachtclub. Wir hatten alle das Bedürfnis, etwas Abstand von der Musik zu gewinnen. Von einer Plattenfirma derart gelinkt worden zu sein, war wirklich sehr schmerzhaft... aber wir haben daraus viel gelernt.
RockTimes: Mich persönlich hat es regelrecht umgehauen, als ihr 2009 Redemption veröffentlicht habt. Ich hatte mit allem, außer einem neuen Little Caesar-Album gerechnet. Vor allem: Wie habt Ihr es geschafft, quasi nahtlos an "Influence" anzuknüpfen, als hätte es keine fünfzehnjährige Pause gegeben?
Ron: Irgendwie war es ganz leicht. Wir wollten immer eine 'klassische' Rockband sein, waren also nie auf 'große Produktionen' aus. Die Musik sollte immer möglichst nah an dem sein, was man bei Little Caesar auch live hört. Damals, als wir uns gründeten, waren wir keine der damals angesagten Hair Metal-Bands, denn wir waren stets Straight-ahead-Rocker. Deshalb konnten wir einfach an unseren Sound von früher anschließen, ohne dass es nach den vielen vergangenen Jahren irgendwie seltsam klang.
RockTimes: Warum war Earl Slick nicht mit von der Partie? Gab es zeitliche Probleme (Termine mit David Bowie und anderen)?
Ron: Earl ist wirklich SEHR beschäftigt mit Bowie, außerdem lebt er nicht in Los Angeles und ich denke, dass das nicht funktioniert hätte. Man muss wirklich in einem Raum zusammenkommen und eine ganze Menge zusammenspielen, um einen Song zum Leben zu erwecken. Unter Stress würde die Musik leiden, wenn man eben nur sehr wenig Zeit füreinander hat.
RockTimes: Wie kam es zur Zusammenarbeit mit dem neuen Gitarristen Joey Brasler, der bekanntlich einen fantastischen Job macht?
Ron: Joey ist ein alter Freund, ein großartiger Songschreiber und Musiker. Wir lieben alle die gleiche Art von Musik, deshalb gibt es zwischen uns eine nonverbale Kommunikation, die essentiell für eine Band ist.
RockTimes: Wie würdest Du die Energie in der neuen, alten Truppe charakterisieren?
Ron: In unserem Alter müssen wir uns nichts mehr beweisen, alles übertreiben. Wenn man jung ist, macht man sich Gedanken, wie man auf der Bühne herumspringen, wie sein Haar schütteln, wie ins Publikum schreien soll... sehr viele künstliche Probleme für viele Bands. Wir sind zwar ziemlich energetisch, aber es ist sehr tröstlich, in unserer eigenen Haut zu stecken und wirklich von unserer Musik zu profitieren, was eine sehr wichtige Sache ist, wenn man einen Song live spielen möchte. Wir lieben es, einfach Spaß zu haben und über uns selbst zu lachen. Ich denke, es löst eine ganze Menge, wenn man mit sich selbst im Reinen ist und nicht ständig versuchen muss, 'größer als das Leben' zu sein... gerade bei unserer Art von Musik. Ein Konzert soll Spaß machen und interaktiv sein. Wenn man sich anstrengt, wie ein Rockstar zu erscheinen, trennt man sich von seinem Publikum.
RockTimes: American Dream ist nicht nur für mich Euer bislang reifstes Album. Welchen Stellenwert misst Du der Scheibe in Eurer Karriere bei? Ist es vielleicht sogar die wichtigste?
Ron: Dem stimme ich zu - und so sollte es auch sein! Die gesamte Materie und die lyrischen Beobachtungen dokumentieren ebenso einen Reifeprozess wie die Tiefe des Songwritings. Wenn wir Stücke für ein Album schreiben, schauen wir, welche Formen von Musik, die wir lieben, in den Songs repräsentiert werden soll. Erst danach setzen wir uns vor diese 'Leinwand' und versuchen, das Fehlende noch auszufüllen... das macht uns Spaß, weil wir dann unsere Flügel spreizen und den Stilrichtungen und Stimmungen huldigen, die wir lieben.
Little Caesar RockTimes: Auffällig ist die unverhohlene Gesellschaftskritik in manchen Songs. Was läuft Deiner Meinung nach derzeit verkehrt in den USA?
Ron: Vor allem die Polarisierung der Gesellschaft! Da sind so viele Leute, die extreme Positionen beziehen: politisch, gesellschaftlich und religiös - für soziale Fragen sind jetzt die 'Sozialen Medien' zuständig. Die US sind ein Land der Extreme geworden. Das behindert die zwischenmenschliche Kommunikation und den Fortschritt. Alles wird von Machthunger und Geldgier bestimmt und ängstliche Menschen haben eben Angst vor Veränderungen. Als Mensch und Bürger kann ich mich da nicht einfach zurücklehnen und mir das Bild eines Rock'n'Roll-Lifestyles zurechtmalen, um attraktiv für die Musikfans zu erscheinen. 'Seht mal, mein neues cooles Foto, kauft unser neues Album, weil wir so cool sind' - das ist eine wirklich schwache Message! Ich versuche Sachen anzustoßen, um die Leute zur Diskussion anzuregen, wenn sie meine Beobachtungen und Meinungen für falsch halten. Das ist meine Art, mich als Person zu entwickeln und zu wachsen. »My shit stinks too...« Wenn jeder aufgeschlossen wäre, die Bereitschaft zu Kompromissen und den Wunsch zum persönlichen Wachsen hätte, wären wir vielleicht in der Lage, unsere Probleme zu lösen. Das Internet sollte hierbei mehr sein, als ein Platz zum Musik kaufen oder zum Download von Pornos sein.
RockTimes: Ihr macht Eure Platten jetzt in Eigenregie, ohne großes Label im Hintergrund. Hat das den Grund, damit Ihr singen und spielen könnt, was IHR wollt? Sachen hinter denen Ihr hundertprozentig stehen könnt? Wo Euch keiner mehr reinreden kann?
Ron: Das ist absolut richtig! Wir sind keine Kinder mehr - wir machen das jetzt schon eine ganze Weile. Ich kann mit Computern und Mischpulten umgehen und wir haben ein paar richtig großartige, talentierte Leute an der Seite, die uns dabei helfen, das zu schaffen, was wir wirklich mögen. Ein Musiker ist keine Kapitalgesellschaft und der ganze Mist, der dabei herauskommt. Das Produkt, das dabei herauskommt, lebt viel länger als ein Kontoauszug! Es wäre ein Bärendienst für die Musik, die Fans und die beteiligten Musiker, wenn dem so wäre. Ich bin wirklich dankbar dafür, dass wir das Ding in unserem Sinn machen können.
RockTimes: Gib uns mal einen kleinen Ausblick auf die nähere Zukunft von Little Caesar. Was steht demnächst, nach der Tour, an?
Ron: Wir nehmen es, wie es kommt. Wenn ich etwas aus dem Ausbrennen und Zusammenbruch der Band in den Neunzigern gelernt habe, dann dass ich unsere Reise jetzt genießen und mich nicht nur auf das Ziel fixieren soll. Jetzt freue ich mich erstmal auf die Shows mit ihren Interaktionen zwischen uns und unseren Fans und dann auf die Proben zum neuen Album nach dieser Tour. Wir werden sicher sehr inspiriert und lächelnd nach Hause kommen und energiegeladen neue Musik machen... und das Rad wird sich weiter und weiter drehen.
RockTimes: Besteht die Möglichkeit, dass die alten Scheiben - speziell die megarare "This Time It's Different" - neu aufgelegt werden?
Ron: Wir haben das Album gerade wiederveröffentlicht - es ist auf iTunes und unserer Website erhältlich.
RockTimes: Auch Du musst meine obligatorische Scherzfrage zum Schluss dieses Interviews beantworten: Was wolltest Du schon immer mal von einem Interviewer gefragt werden? ;-)
Ron: Du hast mir einige richtig gute Fragen gestellt - ich weiß das sehr zu schätzen! Ich habe es immer gehasst, von jemand befragt zu werden, der mit unserer Musik und Historie nicht vertraut ist. Deshalb: Danke!
RockTimes: Noch irgendeine Message an Eure/Deine Fans in Deutschland und deutschsprachigen Raum?
Ron: Klar, ich danke euch sehr für eure Unterstützung. Ihr habt uns unbezahlbar viel zurückgegeben! Du kannst zwar Musik machen, aber sie erwacht erst zum Leben, wenn sie gehört wird. Deshalb spielen wir für euch... unsere neue wie alte Musik ist wie ein Lebenselixier für uns. Diese unglaublichen Interaktionen mit euch sprechen uns ganz persönlich an. Wir treffen dabei großartige Menschen und ihre Geschichten von dem, was unsere Musik für sie bedeutet, sind uns wichtig... manche davon sind wirklich stark. Es ist ernüchternd und erfreulich zugleich... für euch weiterhin Musik zu machen, macht uns unglaublich reich - nicht vermögend, aber reich!
RockTimes: Besten Dank, lieber Ron, für die offene Beantwortung unserer Fragen. Viel Spaß und Erfolg bei der anstehenden Tour und den Aufnahmen zum neuen Album! Und: Rock'n'Roll!!
Ron: Ich danke EUCH!!!!
Die Tour von Little Caesar ist gerade angelaufen. Die Termine hierzulande finden vom 6. bis 14. Juni statt. Einzelheiten in unseren Tourterminen!
Ausdrücklich dankt RockTimes Carmen Fiechter von Teenage Head Music, die dieses E-Mail-Interview ermöglichte.
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