The Lone Crows / Dark Clouds
Dark Clouds Spielzeit: 45:44
Medium: CD
Label: World Of Sound, 2014
Stil: Rock, Blues, Jam

Review vom 10.09.2014


Sabine Feickert
»You say my dark cloud's got a silver lining. But I can't find it...«
Keine Ahnung, welche dunklen Wolken da über den Lone Crows hingen, aber das im Inneren des Digi-Paks abgedruckte Textfragment des Titelsongs passt zur Stimmung, die das Album vermittelt.
»But I can't find it...« war mein erster Gedanke beim Hören, als ich die Live-Band, die wir vor kurzem im Mannheimer 7er Club erleben durften, in diesem Album suchte. Sehr viel druckvoller und energiegeladener waren die Amerikaner im 7er rübergekommen. Irgendwie ganz anders... was nun aber nicht schlecht heißen soll... nur sehr anders.
Vielleicht ist es so ein 'Zweites-Album-Phänomen'? Wenn ziemlich schnell nach einer hochgelobten ersten Scheibe was hinterhergeschoben wird, dazwischen vielleicht noch exzessiv getourt, dann gleich ins Studio für die neue Platte – da fehlt manchmal die Zeit, die Songs brauchen können, um sich zu entwickeln. Um noch den allerletzten Pfiff zu kriegen. Den Schmackes, den mir Hörproben des Debüts um die Ohren pfeifen.
Vielleicht ist auch die Produktion einfach ein bisschen zu glatt, zu vorsichtig, zu sehr auf Nummer Sicher? Ein paar Ecken und Kanten, etwas rauer, mit ein wenig Dreck unter den Fingernägeln hätte die Scheibe lebendiger gemacht. So wirkt sie – gerade nach dem Live-Erlebnis – etwas blass um die Nase. Oder transportiert sie vielleicht eine genau so gewollte, eher etwas gedrücktere Stimmung?
Wenn man sich auf die einlässt, dann zeigt das Album seine Qualitäten und die des Quartetts. Bei "Next Thing I Know" spielen sich die vier Musiker die Bälle nur so zu.
"Anger" hätte gute Chancen gehabt, vor knapp 30 Jahren in meinem düsteren Lieblingsschuppen in die Playlist meines Lieblings-DJs eingereiht zu werden, irgendwo zwischen The Four Horsemen und Roooooooxanne. Soulig-funkig und dabei doch schleppend geht die Nummer zwar vielleicht nicht beim ersten Hören ins Ohr, wenn sie aber nach ein paar Durchläufen ihren Weg gefunden hat, dann bleibt sie dort verbissen hängen.
"Out Of Time" wirkt hier auf mich irgendwie gedrosselt, ausgebremst, ist eine dieser Nummern, die live so viel kraftvoller kommen und auf dieser CD nur erahnen lassen, wie sehr diese Band auf der Bühne Gas gibt.
Der Titelsong "Dark Clouds" groovt wie Sau, die Gitarrensoli triefen vor Wehmut, die Rhythmusfraktion tickt präzise wie ein Uhrwerk – sehr schöne Nummer. Das Instrumental "Speechless" beginnt ganz zart und verhalten, verläuft sehr bluesig und melancholisch. Mehr Power hat dann "The Dragon" auf dem Buckel, will er mit den Zeppelinen um die Wette fliegen? "Lonesome Road" – mach die Augen zu und fahr mit auf dieser langen einsamen Straße. Die Gitarren treiben dich an und jede Meile wird zum Vergnügen. Ist das Ziel der einsamen Straße die "Midnight Show"? Eine in einer runtergekommenen Spelunke? Der Gesang kommt ein bisschen dreckig und rau, Breaks verleihen dem Song Spannung und die Freunde ausgiebiger Gitarrenparts werden ihre helle Freude an dieser Show haben. Genauso wie an "On That Day".
Erst einige Hördurchgänge haben mich mit diesem Zweitling Freundschaft schließen lassen. Zum Anchecken leg ich euch "Anger", "Speechless" oder auch die "Midnight Show" ans Herz. Wer die Lone Crows noch gar nicht kennt, sollte aber unbedingt auch mal in ihr Debüt reinlauschen und sich vor allem keinesfalls den nächsten Gig entgehen lassen. Da die Jungs beim Schwetzinger World in Sound Label unter Vertrag stehen, sind sie regelmäßig hierzulande unterwegs.
Line-up:
Tim Barbeau (guitar, vocals)
Joe Goff (drums & percussion)
Julian Manzara (guitars)
Andy Battcher (bass)
Tracklist
01:Next Thing I Know
02:Anger
03:Out Of Time
04:Dark Clouds
05:Speechless
06:The Dragon
07:Lonesome Road
08:Midnight Show
09:On That Day
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