'Love handles' - welch niedliche Umschreibung hat das englischsprachige Ausland doch für das fiese Wort 'Hüftspeck'… Da macht das Zunehmen ja fast schon Spaß und es wird ganz nebenbei die Schönheit weiblicher Formen und Rundungen angemessen gewürdigt. »Kein Arsch und kein Tittchen, sieht aus wie Schneewittchen«, oder wie hieß es damals in der Schule so schön…?!
Das aber nur am Rande, denn auch in Skandinavien scheint man von diesem leicht vulgären Kinderreim überzeugt zu sein. Den Namen LoveHandles nämlich trägt ein Quartett aus Schweden, das uns jetzt sein gleichnamiges Debütalbum unter die Nase hält. Der ungewöhnliche Bandname lässt dabei schon einen ersten Rückschluss darauf zu, dass sich die Musiker wohl nicht allzu ernst nehmen und lieber mit Energie und viel Spaß inne Backen vor sich hin rocken: »Wir sind einfach vier Hard Rock-Fans, die Musik für andere Fans machen«, charakterisiert sich der Vierer denn auch so treffend wie bodenständig selbst.
Das Kind hat man übrigens 'Sumorock' getauft und möchte darunter schwer groovenden Hard Rock mit ganz viel Attitüde und packenden Melodien verstanden wissen. Genau das erwartet den Hörer dann auch, wenn die Silberscheibe erst mal zum Rotieren gebracht wurde: Riffbetonter Heavy Rock, der gnadenlos drauflos stampft und sich rücksichtslos seinen Weg bahnt: Referenzen wie Corrosion Of Conformity, Black Label Society, Pure Inc., Alice In Chains, Union (die Truppe um John Corabi/ Bruce Kulick) usw. nehmen vor dem inneren Auge Gestalt an, wenn man LoveHandles' Hard Rock-Interpretation lauscht. Die Band macht zweifelsohne einen auf dicke Hose und grätscht die Beine beim Rocken ganz gewaltig auseinander.
Die eigens erfundene Schublade Sumorock hält, was sie verspricht. Die ersten drei Songs braten einem die Powerchord-Salven um die Ohren, dass man gut und gerne nur 'taub, stumm und blind' ("Deaf, Dumb & Blind") aus dem Ganzen heraus kommt. Erst "Wounded Knee" hält mit ruhigeren Parts (verträumte Gitarrenmelodien und minimalistische Snare-Arbeit) ein paar Verschnaufpausen bereit, bevor bei "Me, Myself & I" dann wieder gewohnt Druck gemacht wird und "Welcome (To My Revolution)" den ultimativen Dampfwalzen-Groove auspackt und "Yeah, Right!!?" vergleichsweise flott und rotzig daher kommt. Ganz am Schluss zitieren die Schweden dann plötzlich und deutlich Audioslave, da "Lost" aufgrund seines charakteristischen Riffings doch sehr an Chris Cornell, Tom Morello & Co. erinnert.
Insgesamt haben die LoveHandles hier also zehn Songs versammelt, die allen Fans von hammerhartem Rocksound unter Garantie gefallen werden. Die soliden Kompositionen gehen bei angenehmen 42 Minuten durch ihre Natürlichkeit und Frische gut ins Ohr und machen Freude. Innovation sieht zwar deutlich anders aus, aber wer braucht das in diesem Genre schon?! Wer also mit den genannten Vergleichsgrößen was anfangen kann, der liegt bei den vier Schweden sehr richtig und kann sich die Scheibe mit dem unpassenden Coverartwork ins Regal stellen - denn was zwei kindlich-dürre Superhelden mit 'Hüftrollen' zu tun haben, will mir nicht in den Kopf.
Line-up:
Johan Widerberg (vocals)
Mikael Delén (bass and backing vocals)
Mikael Johannesson (guitars)
Jens Frank (drums)
Tracklist |
01:I Hate! (4:23)
02:Save Your Soul (3:20)
03:Deaf, Dumb & Blind (3:59)
04:Wounded Knee (4:58)
05:Me, Myself & I (3:55)
06:Welcome (To My Revolution) (4:34)
07:Yeah, Right!!? (3:41)
08:Set Me Free (5:09)
09:I Don't Care (Who You Are) (4:21)
10:Lost (4:12)
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