Gary Moore / Blues For Jimi
Blues For Jimi Spielzeit: 73:28 (CD), 74:00 (DVD)
Medium: CD / DVD
Bildformat: 16:9, FSK O, Dolby Surround 5.1, Digital Surround Sound
Label: Eagle Records, 2012
Stil: Blues / Rock

Review vom 13.10.2012


Jochen v. Arnim
Als bekennendem Gary Moore-Fan war es mir sofort klar, dass es nicht leicht fallen würde, die rosarote Brille bei der Rezension vorliegender Scheibe abzusetzen. Erschwerend kommt die Tatsache hinzu, dass sich hier ein Meister der Königsklasse der Werke eines anderen Meisters der selben Klasse angenommen und sie zudem noch mit weiteren legendären Musikern intoniert hatte. Am 25. Oktober 2007 wurde im Londoner Hippodrome ein einzigartiges Konzert zum Auftakt des Programms Jimi Hendrix: Live At Monterey aufgenommen und es zeigt Gary Moore mit seiner Band, wie er Hendrix-Klassiker spielt. Wäre es nicht ein einmaliges Live-Dokument, könnte einem schnell der Gedanke kommen, hier würde der Ausverkauf des Erbes beider Musiker billig vorangetrieben. Im Hendrix'schen Fall sind wir das ja schon seit rund 40 Jahren gewöhnt (was es natürlich nicht besser macht). Der irische Saitenhexer liegt allerdings noch keine zwei Jahre unter der Erde und da ist bislang auch schon so einiges passiert, sei es die posthume
Live At Montreux 2010-Edition, ein mehr oder weniger gelungenes Tributalbum oder weitere Zusammenstellungen, die dann gern auf den Markt geschmissen werden. Aber ich schweife ab…
Besagter 25. Oktober sah nun einen Musiker auf der Bühne des Hippodrome, der sich ein legitimes Recht erspielt hatte, die Hinterlassenschaft von Jimi Hendrix aufzuführen (kleine Übertreibungen sind bewusst gewählt). Nicht nur hat er den Gott der Stratocaster bereits als 15-Jähriger erstmals selbst live sehen können, er hat sein Können, sein Gefühl, sein Anliegen in diversen Bands und Projekten mehr als eindrücklich bewiesen und zudem rund zwanzig reguläre Solo-Studioalben auf den Markt gebracht. So war es vielleicht nur eine Frage der Zeit, bis er sich in einem kompletten Auftritt Songs wie "Purple Haze", "Foxy Lady", "The Wind Cries Mary", "Hey Joe" oder "Voodoo Child" annahm. Vor dem Hintergrund, dass Moore seinem Freund und Vorbild Peter Green schon 1995 eine Tributscheibe mit dem Titel "Blues For Greeny" widmete, mag die Bezeichnung "Blues For Jimi" etwas einfallslos erscheinen, aber sei's drum.
Die Show vor zweifelsohne glücklichen Fans beginnt mit einem tollen "Purple Haze" und nach einigen Minuten wird klar, dass sich Moore anschließend mehr und mehr in eine gefühlvolle Rage spielt. Ein ebenso feines "Manic Depression" folgt auf dem Fuße und danach wird es dann ein wenig ausufernd (im positiven Sinne). "Foxy Lady", "The Wind Cries Mary" und "I Don't Live Today" gehen gefühlt fast in einander über und der Meister lässt sich auf der Gitarre forttragen. Man wünscht sich, 2007 mal schnell einen Kurztrip nach London gebucht zu haben, um dieser Show beiwohnen zu können.
Außer dem knapp einminütigen "My Angel" aus der Feder von Moore stammen alle anderen Songs aus der Hendrix-Ära. Besonders hervorzuheben ist auf jeden Fall noch das flotte "Fire", das Gary Moore auf die für ihn so typische Art und Weise intoniert. Kurz danach kommen dann mit Mitch Mitchell und Billy Cox zwei Musiker auf die Bühne, die noch mit Hendrix in dessen Begleitbands The Jimi Hendrix Experience und später der Band Of Gypsys gespielt haben und legen mit einem epischen "Red House" los, das uns für gut zwölf Minuten in seinen Bann zieht. Danach darf Cox ans Mikro und dem Hörer bzw. auch dem Zuschauer (neben hier vorliegender CD und DVD gibt es wie mittlerweile schon üblich auch eine Blu-ray-Fassung von diesem Konzert), seine Version von "Stone Free" darbieten. Für den Video-Konsumenten erübrigt es sich, auf die sichtliche Spielfreude hinzuweisen, die sämtliche Musiker an den Tag legen - Moore mit dem für ihn so typisch verzerrten Gesicht. Bevor wir zum letzten Song kommen, gibt es noch einmal eine ultralange Fassung des alten Hendrix-Krachers "Hey Joe", oft kopiert und selten erreicht. Hier jedoch muss neidlos anerkannt werden, dass die 2007er 'Gary Hendrix Experience' das mehr als eindrücklich hinkriegt, was natürlich nicht zuletzt an den Gitarrenkünsten Moores liegt. Das über zehnminütige "Voodoo Child (Slight Return)" ist ein passender Schluss für dieses Zeitzeugnis, dessen Kauf sich für Hendrix- und Moore-Fans unbedingt und uneingeschränkt lohnt!
Line-up:
Gary Moore (vocals, guitar)
Dave Bronze (bass)
Darrin Mooney (drums)

Special Guests:
Billy Cox (bass, vocals - #9,10,11)
Mitch Mitchell (drums - #9,10,11)
Tracklist
01:Purple Haze
02:Manic Depression
03:Foxy Lady
04:The Wind Cries Mary
05:I Don't Live Today
06:My Angel
07:Angel
08:Fire
09:Red House
10:Stone Free
11:Hey Joe
12:Voodoo Child (Slight Return)
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