Als bekennendem
Gary Moore-Fan war es mir sofort klar, dass es nicht leicht fallen würde, die rosarote Brille bei der Rezension vorliegender Scheibe abzusetzen. Erschwerend kommt die Tatsache hinzu, dass sich hier ein Meister der Königsklasse der Werke eines anderen Meisters der selben Klasse angenommen und sie zudem noch mit weiteren legendären Musikern intoniert hatte. Am 25. Oktober 2007 wurde im Londoner Hippodrome ein einzigartiges Konzert zum Auftakt des Programms
Jimi Hendrix: Live At Monterey aufgenommen und es zeigt
Gary Moore mit seiner Band, wie er
Hendrix-Klassiker spielt. Wäre es nicht ein einmaliges Live-Dokument, könnte einem schnell der Gedanke kommen, hier würde der Ausverkauf des Erbes beider Musiker billig vorangetrieben. Im
Hendrix'schen Fall sind wir das ja schon seit rund 40 Jahren gewöhnt (was es natürlich nicht besser macht). Der irische Saitenhexer liegt allerdings noch keine zwei Jahre unter der Erde und da ist bislang auch schon so einiges passiert, sei es die posthume
Live At Montreux 2010-Edition, ein mehr oder weniger gelungenes
Tributalbum oder weitere Zusammenstellungen, die dann gern auf den Markt geschmissen werden. Aber ich schweife ab…
Besagter 25. Oktober sah nun einen Musiker auf der Bühne des Hippodrome, der sich ein legitimes Recht erspielt hatte, die Hinterlassenschaft von
Jimi Hendrix aufzuführen (kleine Übertreibungen sind bewusst gewählt). Nicht nur hat er den Gott der Stratocaster bereits als 15-Jähriger erstmals selbst live sehen können, er hat sein Können, sein Gefühl, sein Anliegen in diversen Bands und Projekten mehr als eindrücklich bewiesen und zudem rund zwanzig reguläre Solo-Studioalben auf den Markt gebracht. So war es vielleicht nur eine Frage der Zeit, bis er sich in einem kompletten Auftritt Songs wie "Purple Haze", "Foxy Lady", "The Wind Cries Mary", "Hey Joe" oder "Voodoo Child" annahm. Vor dem Hintergrund, dass
Moore seinem Freund und Vorbild
Peter Green schon 1995 eine Tributscheibe mit dem Titel "Blues For Greeny" widmete, mag die Bezeichnung "Blues For Jimi" etwas einfallslos erscheinen, aber sei's drum.
Die Show vor zweifelsohne glücklichen Fans beginnt mit einem tollen "Purple Haze" und nach einigen Minuten wird klar, dass sich
Moore anschließend mehr und mehr in eine gefühlvolle Rage spielt. Ein ebenso feines "Manic Depression" folgt auf dem Fuße und danach wird es dann ein wenig ausufernd (im positiven Sinne). "Foxy Lady", "The Wind Cries Mary" und "I Don't Live Today" gehen gefühlt fast in einander über und der Meister lässt sich auf der Gitarre forttragen. Man wünscht sich, 2007 mal schnell einen Kurztrip nach London gebucht zu haben, um dieser Show beiwohnen zu können.