RockTimes: Hallo Hubi, endlich ist es uns gelungen, mit dir über dein Album, deine Musik und deine Ziele zu sprechen. Erst einmal herzlichen Glückwunsch zu deinem Album Kailash, welches in der Szene ja super Kritiken eingefahren hat. Wann reifte in dir der Entschluss, ein Konzept-Album zu machen?
Hubi: Danke für die Blumen! "Kailash" ist ja jetzt bereits mein 2. Konzept-Album und ich kann dir schon verraten, dass es sich im Grunde um eine Trilogie handelt, die mit "EmOcean" begann, aktuell durch "Kailash" fortgesetzt wird und dann mit einem 3. Konzept-Album, mit dessen Produktion ich bereits begonnen habe, ihren Abschluss finden wird. Die einzelnen Alben sind bestimmten Elementen zugeordnet und behandeln jeweils eine andere konzeptuelle Thematik. Aber jedes der 3 Album handelt von einer in sich geschlossenen inneren und äußeren "Reise". Begonnen hat alles im Jahr 2001, als ich eines Tages den starken Impuls in mir verspürte, ein Konzept-Album mit dem Titel "EmOcean" zu machen. Der Titel tauchte urplötzlich in meinem Kopf auf, und kurz darauf hatte ich in einer Nacht eine sehr intensive und bunte Unterwasser-Traumsequenz, nach der mir dann klar war, wovon die Konzept-Story handeln würde. "Kailash" entstand auf ähnlich intuitive Weise, und erst vor 1 ½ Jahren ist mir klar geworden, dass es sich um eine Trilogie handelt und ein tiefer Zusammenhang zwischen den 3 Alben besteht, was mir zu Beginn in keiner Weise bewusst war.
RockTimes: Inhaltlich dreht sich auf dem Album vieles um das Himalaya-Gebirge, Tibet und den Buddhismus. Wie kamst du auf die Idee, diese Thematik aufzugreifen und musikalisch zu verarbeiten? Was steckt dahinter und welche Botschaft möchtest an die Fans senden?
Hubi: Wie schon angedeutet, gehe ich bei diesen Alben recht intuitiv vor, und auch bei "Kailash" kam ich durch einen eindrucksvollen Traum sozusagen über Nacht auf die Thematik des Konzeptes. Als die Produktion des 2. Albums bevorstand, habe ich mich bemüht, meine "Antennen" auszufahren und um einen Hinweis gebeten. Das hat hervorragend funktioniert, und so bekam ich wieder einige sehr einprägsame Bilder vor die innere Linse gezaubert. In diesem Fall war es eine mächtige, schier endlose verschneite Bergkette und ein atemberaubender rot-goldenen Himmel. Gleich nach dem Aufwachen war mir klar, dass die "Reise" diesmal nach Tibet gehen wird. Nachdem ich die grobe Rahmenhandlung meiner Konzept-Geschichte fertig hatte, begann ich buddhistische Schriften und Bücher sowie Reden des 14. Dalai Lama zu lesen, denn bis dato hatte ich kaum Wissen und Einblick in diese bemerkenswerte Kultur. Also nahm ich mir die Zeit, mich eingehend mit dem konzeptuellen Inhalt des Albums auseinander zusetzen. Die Botschaft von "Kailash" lässt sich knapp auf den Punkt bringen: Weltfrieden und Verbrüderung aller Menschen, ganz egal welcher Religion, Rasse und Hautfarbe sie angehören. Und ich möchte den Zuhörer einfach dazu einladen, beim Hören des Albums selbst in diese Reise mit einzutauchen.
RockTimes: Wie bist du beim Komponieren vorgegangen? Du hast dich mit den Musikern ja nicht im Proberaum getroffen und das Songmaterial gemeinsam erarbeitet. Wie lief das in der Praxis ab?
Hubi: Da die musikalische Zusammenarbeit mit dem französischen Keyboarder Vivien Lalu für "EmOcean" bereits so hervorragend geklappt hatte, beschloss ich, auch diesmal wieder, mit ihm die musikalische Umsetzung des Konzeptes anzugehen. Vivien erhält das jeweilige Konzept sowie detaillierte Infos, wie ich mir den jeweiligen Song musikalisch vorstelle. Dann beginnt er die grundlegende instrumentale Musik zu komponieren und sendet mir seine Ideen zu, die ich dann solange mit ihm arrangiere, bis sie meiner Vorstellung des jeweiligen Songs entspricht. Anschließend komponiere ich dann meine Gesangsmelodien und schreibe die Texte. In der Zwischenzeit erhält jeder Musiker eine instrumentale Vorproduktion und vor den endgültigen Aufnahmen bespreche ich dann noch die Gitarren-Parts mit den Gitarristen. Die Aufnahmen fließen mir dann wieder in meinem Studio zusammen, wo ich auch den endgültigen Mix und meine Gesangsaufnahmen durchführe. Diese Vorgehensweise hat bisher trotz der großen Distanz immer sehr gut funktioniert, und ich bin sehr dankbar, in Vivien einen so geduldigen und fähigen musikalischen Partner gefunden zu haben!!
RockTimes: Mit Marcel Coenen, Jorge Salán und Daniel Flores u.a. hattest du für das Album wahrlich keine Unbekannten mit an Bord. Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit?
Hubi: Und nicht zu vergessen Johan Niemann von Therion, den sicher auch einige Leute kennen dürften. Ich kenne viele Musiker, aber es ging mir nie darum, dass ich möglichst bekannte Leute dabei habe, sondern diejenigen, die sich richtig anfühlen. Mit Daniel und Johan, die beide in Stockholm wohnen, bin ich seit etlichen Jahren befreundet. Marcel hatte ja bereits auf meiner ersten Solo-EP "Cut" sämtliche Gitarren eingespielt und da ich seinen Style sehr schätze, war er natürlich auch auf "EmOcean" und "Kailash" dabei. Für "Kailash" wollte ich auch endlich mal meinen spanischen Kumpel Jorge Salán von Mägo de Oz dabei haben, da wir schon längere Zeit vorhatten, mal musikalisch zusammenzuarbeiten. Er ist einfach ein wahnsinnig netter Mensch und zu seinen umwerfenden musikalischen Fähigkeiten braucht man ja nicht viel zu sagen!
RockTimes: Wird es mit diesen Musikern eine weitere Zusammenarbeit geben? Ich finde, dass das sehr gut musikalisch harmoniert. Und nach welchen Kriterien suchst du dir ggf. die Musiker aus?
Hubi: Ja, das ist schon angedacht, wobei ich auf der nächsten CD beabsichtige, gleich 3 Gitarristen zu präsentieren. d.h. neben Marcel und Jorge, die weiterhin mit an Bord sind, gibt es einen Neuzugang zu vermelden, über den ich mich sehr freue. Aber ich werde jetzt noch nicht verraten, um wen es sich handelt. Ein bisschen Geheimniskrämerei muss sein, haha! Bei der Auswahl des jeweiligen Line-ups gehe ich so vor, dass ich mich einfach bemühe, die Musiker zu finden, die die Stimmungen der Songs optimal rüberbringen und da das von Anfang an so super geklappt hat, ist das Line-up auch relativ gleich geblieben.
RockTimes: Ich denke, man kann deine Musik durchaus dem "Progressive Metal" zuordnen. Auch wenn diese Sparteneinteilungen, insbesondere bei den Künstlern, meistens nicht sehr beliebt sind, frage ich dich, ob du damit gut leben kannst. Oder handelt es sich um eine Fehleinschätzung unsererseits? Ergibt sich ein gewisser Stil bei dir mit den Kompositionen und kann sich somit demnächst durchaus ändern?
Hubi: Ich kann mit dem Begriff "Prog-Metal" schon gut leben, wobei ich ehrlich gesagt kein Freund von starren Klassifizierungen bin. Mir ist es wichtig, dem Zuhörer etwas wirklich Eigenständiges zu präsentieren, das nicht in eine bestimmte Schublade gepresst werden kann.
RockTimes: Denkst du manchmal darüber nach, dein Material auch live zu präsentieren? Falls ja, wie sind dahingehend deine Planungen? Oder bleibt es bei einem reinen Studio-Projekt?
Hubi: Das Interesse der Öffentlichkeit an Live-Konzerten steigt mit jedem Album, dennoch habe ich mich dazu entschieden, auch mit "Kailash" noch nicht auf Tour zu gehen. Die Kosten eines solchen Unterfangens stellen bei einer angemessenen Umsetzung des Materials ein ziemliches Risiko dar, und das war mir auch diesmal noch zu groß. Aber ich könnte mir gut vorstellen, dass ich nach Fertigstellung der Trilogie auch mal wieder auf Tour gehen werde.
RockTimes: In deinen Songs stelle ich fest, dass du mit einer relativ sanften Stimme zu stellenweise sehr hart gespielten Instrumenten singst. Das ist an sich eine sehr interessante Kombination. Setzt du bewusst auf die Schaffung einer bestimmten Atmosphäre oder liegt das einfach in der Natur der Sache, wie du singst?
Hubi: Ich mach mir da keinen großen Kopf und folge einfach meinem Gefühl. Jedenfalls bemühe ich mich nicht krampfhaft darum, einen auf hart zu machen, bloß weil meine Alben im Metal-Genre angesiedelt sind. Ich kann durchaus rauer oder wilder singen, aber mir geht es bei meinem stimmlichen Ausdruck in erster Linie um ehrliche Emotionen. Wenn es in einer Passage inhaltlich darum geht, Verzweiflung oder Schmerz auszudrücken, singe ich natürlich auch mal etwas heftiger. Aber wenn es noch nicht mal in den Kontext eines Songs passt, dann 'shoute' ich sicherlich nicht in der Gegend rum...(lacht)!
RockTimes: "Kailash" ist für meine Begriffe im Vergleich zum Vorgänger "EmOcean" insgesamt etwas härter geworden. Worin liegen die Ursachen? Hat das etwas mit dem Konzept und dem damit verbundenen thematischen Inhalt zu tun, welches du vermitteln wolltest?
Hubi: "EmOcean" war den Elementen Wasser und Luft zugeordnet, was sich auch in einer sphärischen und eher relaxten Grundstimmung niedergeschlagen hat, wobei aber auch auf "EmOcean" brettharte Passagen zu finden sind. Auf "Kaisash" hingegen dominieren die Elemente Erde und Luft, wodurch sich automatisch ein etwas härterer, geerdeter Sound ergeben hat.
RockTimes: Wann können wir mit einem neuen Album von dir rechnen? Und kannst du schon etwas darüber verraten?
Hubi: Ich denke, dass Frühjahr 2008 eine realistische Einschätzung für die Fertigstellung des nächsten Albums sein dürfte. Bisher haben die Produktionen dieser Konzeptalben jeweils ca. 2 bis 2 ½ Jahren Zeit in Anspruch genommen und da mir das Ergebnis wichtiger ist, als in kurzer Zeit möglichst viele Alben auf den Markt zu werfen, werde ich das auch beibehalten. Die Arbeiten am neuen Album sind wie gesagt bereits im Gange, aber es wäre ein wenig verfrüht, jetzt schon nähere Details zu verraten.
RockTimes: Würdest du sagen, dass "Kailash" dein bisher bestes Werk geworden ist?
Hubi: Ich bin generell kein Freund von Bewertungen, und da auch "EmOcean" exakt so klingt wie ich es mir vorgestellt habe, stellt sich für mich diese Frage gar nicht erst. Bisher aber schien die internationale Presse auf "Kailash" noch einen Tick überschwänglicher zu reagieren.
RockTimes: Erzähl uns doch ein bisschen mehr über dich. Was macht ein Hubi Meisel, wenn er nicht gerade an Songs schreibt oder sich im Studio befindet?
Hubi: Diese Konzeptalben nehmen tatsächlich einen Großteil meiner Zeit in Anspruch, denn für mich sind diese CDs ein sehr wichtiger Teil meines Lebens und nicht nur ein "Job", den es zu erledigen gilt. Wenn ich aber nicht gerade im Studio an einem Album bastele, dann nutze ich die Zeit, noch tiefer in das jeweilige Thema des Albums einzutauchen. Das heißt, das ich entweder Bücher lese oder im Internet auf Recherche bin. Ansonsten gibt es jeden Tag eine Menge E-mails zu beantworten, da es mir wichtig ist, allen Leuten, die mir schreiben, zumindest eine kurze Antwort zukommen zu lassen. Dann führe ich nebenbei noch mit 2 Freunden den CD/DVD Shop www.LionMetal.de, der in Kooperation mit dem finnischen Label Lion Music entstanden ist, bei denen ich ja auch unter Vertrag stehe. Wenn ich nicht gerade mitten in einer Produktion stecke, nehme ich auch immer wieder mal Sänger/innen bei mir im Studio auf. Wie Du siehst, hat neben Essen, Schlafen und Privatleben dann doch wieder alles irgendwie mit Musik zu tun… (lacht)!
RockTimes: Könntest du dir vorstellen, in einem ganz anderen musikalischen Bereich/Stil tätig zu werden? Gibt es anderweitige Projekte, die du gerne und unbedingt mal machen möchtest?
Hubi: Momentan liegt mein Fokus ganz klar auf der Trilogie, was danach kommt, weiß ich selber noch nicht, da ich kein Mensch bin, der immer schon auf Jahre in die Zukunft plant. Ich mache einfach das, was mir mein Herz zum jeweiligen Zeitpunkt sagt und damit bin ich bisher gut beraten gewesen. Ich bin selbst schon jetzt gespannt darauf, was mein Lebensplan so für mich bereithält. Projekte sind also derzeit keine geplant, aber ich könnte mir durchaus auch vorstellen, eines Tages musikalisch auch mal etwas ganz anderes zu machen.
RockTimes: Mit wem würdest du gerne mal zusammen arbeiten? Und was hörst du ansonsten für Musik? Wer sind deine Favourites?
Hubi: Bisher hatte ich das Glück, mit eigentlich fast allen Leuten, mit denen ich mal musikalisch was machen wollte, in irgendeiner Form zusammenzuarbeiten. Ansonsten höre ich sehr gern Sachen wie Steve Vai, Dream Theater, Whitesnake und Konsorten, oder auch mal was ganz anderes, wie z.B. New Age und klassische Musik. Je nach Stimmung eben.
RockTimes: Hast du inzwischen wieder mehr Kontakt zu deinen ehemaligen Mitstreitern von Dreamscape?
Hubi: In den letzen 7 Jahren herrschte eigentlich ziemliche Funkstille. Aber vergangenen Sommer bin ich wieder mit Wolfgang (Anm. der Redaktion: Wolfgang Kerinnis), dem Gitarristen, in Kontakt, nachdem er bei uns im Lion Metal Shop bestellt hatte. Seitdem sind wir wieder regelmäßig in Kontakt und haben sogar unsere alte Freundschaft wieder aufleben lassen!
RockTimes: Was war für dich in deiner musikalischen Laufbahn bisher am aufregendsten? Gibt es Momente, an die du dich besonders gerne, oder eben auch nicht so gerne, erinnerst?
Hubi: Am aufregendsten ist für mich eigentlich immer der Moment, wenn nach langer Arbeit endlich eines Tages das Paket mit den CDs von der Plattenfirma kommt, und man zum ersten Mal das wirklich GANZ fertige Produkt aus dem Presswerk in den Händen hält. Da "EmOcean" und "Kailash" von Lion Music beide als aufwendige Digipacks veröffentlicht wurden, war es immer doppelt spannend zu sehen, ob auch alles mit dem Druck so hingehauen hat, wie es gedacht war. Aber zum Glück war ich bisher jedes Mal sehr erleichtert und mit dem Ergebnis absolut glücklich… (lacht)! Es freut mich natürlich auch jedes Mal, wenn mir Leute erzählen, dass sie Freude beim Hören der Alben haben. Glücklicherweise gab es nur wenige unschöne Dinge, und die sind in meiner Erinnerung auch schon wieder so weit weg, dass ich sie fast schon wieder vergessen habe.
RockTimes: Lieber Hubi, ich danke dir für das nette Gespräch und ich freue mich schon jetzt auf kommende Songs von dir und deinen musikalischen Wegbegleitern. So rock on!
Hubi: Dir und den Lesern von RockTimes ebenfalls ein herzliches DANKE für Euer Interesse an meiner Arbeit! Wer neugierig geworden ist, den lade ich herzlich ein, auf meiner Homepage vorbeizuschauen und in MP3s und die kostenlose Online-Single "Potala Palace" reinzuhören. Macht's gut und viele liebe Grüße aus München!
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