John Mayall / Tough
Tough Spielzeit: 54:55
Medium: CD
Label: Eagle Records/Edel, 2009
Stil: Blues

Review vom 22.08.2009


Joachim 'Joe' Brookes
Nach seiner Ehrerbietung für den Gitarristen Freddie King mit In The Palace Of The King gibt es zwei Jahre später ein neues Lebenszeichen vom Senior-Botschafter des britischen Blues in Form eines Albums.
Vielleicht hat Mayall zu einem Zeitpunkt mit der beständigsten Bluesbreakers-Formation Schluss gemacht, weil es am schönsten war, denn neu ist auch seine Band, mit der er bereits tourte. Da kann man dann schon von eingespielt reden und wenn die aktuelle CD noch "Tough" heißt, darf der Blues-Fan wohl ganz gespannt darauf sein, wie die elf Songs beim Hörer ankommen.
Mayall ist nun schon 76 Jahre alt, aber seine frische Stimme gehört ohne Zweifel immer noch zu seinen Markenzeichen. In einem Atemzug sind natürlich seine Fähigkeiten an der Harp zu nennen.
Der Platte verpasste man einen sehr transparenten Sound und mit anderen Musikern am Start, hat Mayall anscheinend so etwas wie eine Kreativ-Auffrischungskur bekommen.
Auch wenn das gewisse Extra an Bottleneck bei der Gitarrenarbeit fehlt, verursacht es keine Dellen im Gesamteindruck der Platte. Man mag geneigt sein, zu sagen, dass es auf "Tough" richtig Blues-rockig zugeht.
Die Überschrift auf dem Informationsblatt kann ich persönlich nicht ganz nachvollziehen, wenn dort steht: »THE GODFATHER OF BRITISH BLUES IS BACK«
Nicht wegen des 'godfathers'… der ist Alexis Korner, sondern eher aufgrund der Formulierung '… is back'. Hey, John Mayall ist immer noch eine Speerspitze des globalen Blues und bekanntlich ist dort nicht ganz so viel Platz für andere.
Neben dem Protagonisten stehen der Gitarrist Rocky Athas und Keyboarder Tom Canning (übrigens kein neuer in der Band) deutlich im Vordergrund und die beiden halten sich in ihren solistischen Beiträgen die Waage, wobei es auf dem Album von schönen Piano-Klängen wimmelt. Manchmal treffen diese in einigen Tracks auf Keyboards. Klasse!
Einen Ausreißer nach oben, was die Spielzeit angeht, macht "Tough Times Ahead". Brandaktuell geht es um »banks are closing daily… depression… with all the people crying out in vain… that whole world is in bad trouble…« und verpackt ist dieses Thema in einer grandiosen Ballade vor dem Blues-Herrn. Das Gitarrensolo ist sehr gelungen und beim ersten Durchgang war es, als hätte ich Szenenapplaus für diese Leistung gehört. Mit über sieben Minuten bekommt man viel Musik und einen auf den Punkt gebrachten Text serviert. Ein Highlight, dieser Slow-Blues, der ein Primus inter Pares ist.
John Mayall verweilt nicht in Gleichförmigkeit.
Der Mann beweist es sich und uns, dass er es immer noch drauf hat, selbst wenn er zu schleppendem Rhythmus betont, dass es 'nichts mit Liebe zu tun hat' und er seine Harp, die viel zum Einsatz kommt, von bodenständig bis schwebend spielt.
Eine klasse Funk-Nummer beinhaltet die Platte auch und dazu tragen natürlich in erster Linie Athas sowie Canning bei. Das Wah Wah-Pedal darf nicht fehlen. An vielen Stellen lassen es Mayall & Co. herrlich rocken und es muss eine verdammt tolle Stimmung bei den Aufnahmen geherrscht haben. Man kann einerseits zu einem Shuffle-Rhythmus famos swingen und andererseits werden fette E-Gitarrenriffs von einer akustischen Gitarre unterlegt. Wenn dazu noch ein Damen-Chor stößt, taktet das Blues-Herz schon schneller.
Der neue Gitarrist ist ein guter Mann und als wolle Mayall es auch durch einen Song-Titel dokumentieren, lässt er den 12-Takter rocken ("That Good Old Rockin' Blues") und das nicht nur einmal.
Der in Macclesfield geborene Brite ist und bleibt eine Galionsfigur, an die andere erst einmal heran kommen müssen. "Tough" belegt, wie gut es um John Mayall bestellt ist und hoffentlich hören wir noch viel von ihm, egal ob live oder aus der Konserve. Blues on, John!
Line-up:
John Mayall (vocals, guitar, keyboards, harp)
Rocky Athas (guitar)
Tom Canning (keyboards)
Greg Rzab (bass)
Jay Davenport (drums)
Tracklist
01:Nothing To Do With Love (5:55)
02:Just What You're Looking For (4:23)
03:Playing With A Losing Hand (4:10)
04:An Eye For An Eye (4:36)
05:How Far Down (5:04)
06:Train To My Heart (4:34)
07:Slow Train To Nowhere (4:28)
08:Number's Down (4:00)
09:That Good Old Rockin' Blues (4:56)
10:Tough Times Ahead (7:18)
11:The Sum Of Something (5:32)
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