The Kenn Morr Band / Worth Imagining
Worth Imagining Spielzeit: 42:43
Medium: CD
Label: Fleets Cove Music, 2012
Stil: Folk, Singer/Songwriter

Review vom 11.07.2012


Markus Kerren
Bei den Recherchen für dieses - wenn ich richtig mitgezählt habe - sechste Album von Kenn Morr kam bei mir etwas Verwirrung auf. Da hatte sich der Amerikaner bisher zwei Mal bei uns vorgestellt und genauso oft entgegengesetzte gesangliche Fähigkeiten bescheinigt bekommen. Schrieb Tom Machoy zu Move On (2008) noch, dass der Gesang mit voller Inbrunst vorgetragen wird, so werden von unserem Wolfgang bei Higher Ground (2010) gerade die zögerlichen wie verhaltenen Vocals des Protagonisten stark kritisiert.
Und wie sieht die Sache nun bei "Worth Imagining" aus? Naja, 'Inbrünstigkeit' hört sich anders an, aber man kann sich bei den zehn neuen Songs auch nicht unbedingt über Zaudern oder Zaghaftigkeit beschweren. Da hat der gute Kenn auf dieser Scheibe wohl genau in die Mitte getroffen. Und trotzdem bleibt der Gesang ein Thema und leider auch der herausstechende Kritikpunkt, denn der Tonumfang des in Connecticut lebenden Musikers ist dann doch sehr begrenzt. Was bei Leuten wie etwa Leonard Cohen, Lou Reed oder auch J.J. Cale (um nur mal ein paar wenige zu nennen) dennoch irgendwie funktioniert, kann mich bei Kenn Morr allerdings weder inspirieren, noch überzeugen.
Was eigentlich sehr schade ist, denn der locker-relaxte Folk Morrs ist nicht unbedingt von schlechten Eltern. Die Tracks sind durchaus angenehm instrumentiert, arrangiert wie auch durchdacht und mit Herzblut komponiert. Mit seinen langjährigen Mitstreitern Bob Gaspar, Dan Hocott und Tom Hagymasi hat er dazu richtige Klasse-Musiker an seiner Seite. Und die, bzw. Hocott und Hagymasi reißen mit ihren Background Vocals dann doch noch einiges raus. Musikalisch gibt es - von einer dann doch vermissten Variabilität, was die Tempi betrifft - eigentlich gar nichts zu meckern. Okay, das erste Lick von "Have It That Way" erinnert an eine Stones-Nummer aus den frühen Siebzigern, aber ansonsten ist alles okay.
Und dennoch gibt es auf den zehn Stücken wunderschöne Mandolinen, Dulcimers, Bouzoukis, Pianos und, und, und... zu hören. Sehr erdig ist die Produktion, die den Stücken zweifelsohne eine heimelige Atmosphäre verpasst. Das Problem dieser Scheibe sind keineswegs die einzelnen der sich darauf befindenden Songs (die sich, gesondert angehört, in der Tat als sehr angenehm entpuppen), sondern vielmehr die kompletten knapp 43 Minuten am Stück. Oder, um es deutlicher zu machen: Die fehlende Abwechslung und der letzten Endes doch ZU monotone Gesang des Bandleaders.
Dieses Album mag funktionieren, wenn man nach einem langen Arbeitstag (bzw. darf sich hier jeder seinen ganz persönlichen Anlass aussuchen) die totale Entspannung sucht und sich bei gedämmtem Licht einfach nur treiben lassen will. Ansonsten passiert mir allerdings viel zu wenig hier, was für mein persönliches Bewertungssystem dann am Ende einfach auch nicht ausreicht, um diese Scheibe für quantitativ in den Himmel reichende Abspielzahlen direkt neben der Stereoanlage liegen zu lassen.
Dennoch will ich als Anspiel-Tipps "High & On Empty", "Sunday Morning" (hat nichts mit dem Velvet Underground-Klassiker zu tun), "Time & Again" sowie "Have It That Way" nennen. Wer Interesse hat und in ein paar Songs reinhören will, der wird dann auch ziemlich schnell herausfinden, ob ihm diese Musik bzw. die Protagonisten zusagen werden.
Ganz sicher nicht für Jedermann, aber dennoch gilt wie immer: Jedem das Seine!
Line-up:
Kenn Morr (acoustic, 12-string & electric guitars, piano, keyboard, harmonica, lead vocals)
Bob Gaspar (drums, djembe, cajon comparsa, congas, bongos, surdo, guiro, shakers, bells, triangle, chimes, african clave)
Dan Hocott (electric & double bass, background vocals)
Tom Hagymasi (fiddle, mandolin, bouzouki, accordion, african thumb piano, dulcimer, melodica, background vocals)
Tracklist
01:Bad Days
02:Trade Winds
03:High & On Empty
04:A Little Time
05:Lighthouse
06:Last Plea
07:Have It That Way
08:Time & Again
09:My Friend
10:Sunday Morning
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