Manilla Road, Masters Of Disguise und Mayfair machen Musik in Mannheim. Was klingt wie eine Sprachübung für Alliterationsbegeisterte umschreibt einen Konzertabend im 7er Club. Fans genannter Bands brachte der Freitag, der 13. (Mai 2016) kein Unglück. Im Rahmen der "The Blessed Curse"-World Tour 2016 gab es im Mai drei Clubgigs, nach Hamburg und Ludwigsburg dann auch in Mannheim. Bei letzteren beiden Abenden kamen Mayfair als dritte Band hinzu.
Mayfair waren dann der Opener, der mit einer kleinen Verzögerung loslegte. Die Österreicher gab es von 1989 bis 2000 und dann nach einer Pause wieder ab 2010. Ich habe sie immer nur am Rande wahrgenommen, mal reingehört, fand es aber nicht wirklich interessant. Daran änderte auch dieser Auftritt nicht. Was sie machen wird als Progressive Metal eingestuft und ist sicher nicht ohne einen gewissen Anspruch, ich finde es dennoch unspannend, es packt mich einfach nicht, obwohl es durchaus zwischendurch interessante Momente gab. Nun, es waren auch einige Fans (den Shirts nach zu urteilen) anwesend, die sich darüber freuten, dass Mayfair in Deutschland spielten. Wie mir gesagt wurde, hatten sie das vorher noch nie, der Auftritt in Mannheim war der zweite, am Abend zuvor in der Rockfabrik Ludwigsburg das erste Mal.
Masters Of Disguise packten mich da schon deutlich mehr. Obwohl ich zugeben muss, dass ich mit ihnen auf Tonträger eher weniger anfangen kann (zumindest bisher), fand ich sie live mitreißend und besser als ich sie vom letzten Mal vor Manilla Road (damals in Rüsselsheim) in Erinnerung hatte.
Wobei ich nie abgestritten habe, dass sie ihren Power/Speed Metal versiert und mit Spielfreude darbieten und dass Sänger Alexx Stahl wirklich etwas kann. Dass er und noch weitere Musiker auch bei Roxxcalibur aktiv sind, hat wohl bewirkt, dass gerade aktuell eine EP mit Coverversionen von Klassikern aus den 80ern erschien, "The Fine Art Of Aging Gracefully". Von dieser spielten sie "Torture Me" von Omen, was erwartungsgemäß sehr gut umgesetzt wurde.
Masters Of Disguise, die sich bekanntlich nach dem Debüt von Savage Grace benannt haben, schaffen es wirklich, die Musik von damals heute frisch, lebendig und überzeugend mit eigenen (und gecoverten) Songs zu bringen. Natürlich durfte auch die Anspielung auf den Cop Knutson nicht fehlen, auch wenn er dieses Mal nicht durch einen Gast verkörpert wurde, sondern Alexx sich lediglich mal kurz ein Polizeihemd anzog. Insgesamt: Ein gelungener Auftritt einer gut gelaunten Band, die natürlich schon einen gewissen Heimvorteil hatte, auch wenn Schlagzeuger Andreas 'Neudi' Neuderth mittlerweile nicht mehr dabei ist, weil er sich auf Manilla Road konzentriert und er damit an gerade an diesem Abend wieder genug zu tun hatte.
Natürlich war genannter Headliner für mich der Hauptgrund für dieses Konzert, denn so schnell kommt für mich nichts gegen Manilla Road an. Nach zwei Mal auf Festivals ( Hammer Of Doom VI, Metal Assault III) und einmal in Rüsselsheim war dieses mein zweites Clubkonzert. Sonst stand ich links bis Mitte, dieses Mal hatte ich dann mal eine andere Position, direkt rechts an der Bühne (für Kenner des 7er Clubs: Richtung Toilette...), mal was anderes, wenn auch leider weiter weg von Mastermind Mark Shelton.
Neben einem neuen Song von der letztjährigen "The Blessed Curse" nämlich "Truth In The Ash" gab es Klassiker aus den 80ern von den Scheiben "Metal", "Crystal Logic", Open The Gates "The Deluge" und "Mystification". Etwas schade, dass z. B. die "Courts Of Chaos" nicht bedacht wurde, aber es gibt einfach zu viele gute Songs, dass selbst vier Stunden Spielzeit nicht ausreichen würden.
Den Anfang machte dieses Mal "Flaming Metal System", das ursprünglich für den Sampler "U.S. Metal Vol. III" aufgenommen wurde und mittlerweile als Bonustrack auf neueren "Crystal Logic"-Veröffentlichungen dabei ist. Auf dieser Scheibe lag einer der Schwerpunkte an diesem Abend, denn es gab noch einige weitere Songs davon: "The Ram", "Necropolis", "Crystal Logic" (aber leider kein "The Veils Of Negative Existence") und zu meiner Freude "Dreams Of Eschaton", bei dem Alexx Stahl den Gesang übernahm. In Rüsselsheim damals kam Martha Gabriel von Crystal Viper bei "Flaming Metal System" dazu - schöne Idee, Sänger/innen einer Vorband als Gäste mit auf die Bühne zu holen.
Die "Open The Gates" wurde ebenfalls reichlich bedacht; als Bryan 'Hellroadie' Patrick ansagte, dass es nun Material von dieser Scheibe gäbe, war anscheinend mein Ausruf der Begeisterung so laut, dass er mir nach dem Song die Hände schüttelte. Bei der Größe seiner Pranken musste ich daran denken, dass er als Roadie für die Band angefangen hatte und aufgrund von gesundheitlichen Einschränkungen von Mark Shelton nun größtenteils den Gesang übernimmt, was sehr gut funktioniert. Es gab u.a. den Titelsong "Open The Gates", "Road Of Kings" und "Heavy Metal To The World" (dazu komme ich später noch einmal).
"Witches Brew" wurde wieder in die mir schon seit dem Hammer Of Doom bekannte "Masque Of The Red Death By The Hammer Of The Witches Brew"-Quadrilogy gepackt, die allerdings erst gespielt werden konnte, nachdem dem Schlagzeuger mit Bier versorgt wurde... bei solchen Aufforderungen kommt der Humor der Band durch, was sie sehr sympathisch und fannah wirken lässt. Andere Ansagen waren etwas ernsthafter, z. B. die Ankündigung der Show auf dem nächstjährigen Keep It True zum 40. Jubiläum (boah ja... »..est. 1977« wie auf dem Plakat steht).
Ja, Manilla Road sind nicht nur immer noch aktiv (auch wenn nur Bandgründer Mark Shelton die ganze Zeit dabei war - er war und bleibt der kreative Kopf), sondern haben ihren Kultstatus seit den 80ern ausbauen können, auch wenn sie noch immer in kleinen Clubs spielen, war doch der 7er mit über 200 Zuschauern angenehm gefüllt und die Anwesenden gingen begeistert mit, feierten und sangen mit. Beispielsweise bei den ruhigen Passagen von "Cage Of Mirrors" (ja!! Sie haben es wieder gespielt... ich liebe es!!!), bei denen das Publikum (zumindest auf meiner Seite) lauter als Mark war - das war einer der wenigen Momente, in denen er den Gesang übernahm. Ebenfalls von der "Metal" gab es "Queen Of The Black Coast", das von einer von Robert E. Howard erdachten Piratenkönigen aus Hyboria handelt. Howard dürfte der Autor sein, der die meisten Manilla Road-Texte beeinflusst hat, noch vor Edgar Allan Poe, der u.a. mit "Mystification" bedacht wurde.
Eigentlich ließe sich jeder einzelne Song hervorheben und loben, doch ich will nur noch "Heavy Metal To The World" erwähnen, das in "Heavy Metal To Mannheim" umgewandelt wurde und den Abschluss des Abends darstellte.
Manilla Road waren wieder einmal sehr spielfreudig, gut gelaunt, abwechslungsreich, mit anspruchsvollen Songs/Strukturen - wieder einmal einfach DER HAMMER!!!
Darauf ein begeistertes: »Up The Hammers!«
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