The Mannish Boys / Lowdown Feelin'
Lowdown Feelin' Spielzeit: 62:52
Medium: CD
Label: Delta Groove Music, 2008
Stil: Blues


Review vom 09.06.2008


Joachim 'Joe' Brookes
Das Line-up der The Mannish Boys wurde aufgestockt!
Neben dem bisher etatmäßigen Sänger Finis Tasby gehört jetzt auch Bobby James, mit dem Löwenanteil an vokalen Einsätzen, zum erlauchten Kreis der festen Musiker und schraubt die Zahl der Künstler auf stramme zehn hoch.
Mit Blick auf die Gästeliste legte man dieses Mal den Fokus mehr auf die Harp-Spieler. Beim letzten Album Big Plans waren es eher die Vertreter der Saiten-Fraktion.
Die Stammspieler geben sich ja schon die Song-Klinke in die Hand und bei der illustren Schar an Gästen soll einem doch glatt schwindelig werden, denn diese Liste will und will kein Ende nehmen.
Bei der Zusammenstellung der Songs setzt man dieses Mal auf Fremd-Kompositionen der bekannten sowie unbekannten Art.
Schon der Opener ist eine Überraschung. Wie schon bei Mississippi Heats Hattiesburg Blues bringt die Band, besonders durch Kid Ramos' akustische Gitarre und Scott Steens Trompete haufenweise Latino-Flair ins Spiel. Wow, dieses Stück setzt sich umgehend in den Gehörgängen fest. Delta Groove-Label-Chef Randy Chortkoff spielt zu dem luftig-leichten Rhythmus eine bluesige Harp. Allerdings ist diese Nummer (leider) eine Ausnahme auf "Lowdown Feelin'". Schade, denn diese Trumpf-Karte hätte man durchaus noch ein weiteres Mal ausspielen können. Latin-Feeling und der 12-Takter gehen eine klasse Symbiose ein. Na ja, vielleicht beim nächsten Mal.
Der Veteran Bobby James, Geburtsjahrgang 1939, hat eine fantastische reife Stimme mit der nötigen Flexibilität.
James macht sowohl in Songs der Marke Chicago-Stil als auch in denen mit Gospel- oder Soul-Ausrichtung eine hervorragende Figur. Namentlich ist das einerseits Howlin' Wolfs "Chocolate Drop" mit einem weiteren nennenswerten Gast: Junior Watson, der seine Gitarre im Stil eines
Hubert Sumlin intoniert.
Andererseits legt der Sänger viel Gospel/Soul in den Schleicher "Dead Letter Blues", abermals mit Watson an der Lead Guitar, dieses Mal allerdings ein stückweit kräftiger zupackend.
Der Gebläse-Einsatz wurde gegenüber dem Vorgänger um einiges gekappt. Dennoch ist das Gespann David Woodford und Scott Steen wieder einmal eine hervorragende Bereicherung für den Mannish Boys-Sound.
Johnnny Dyer macht in "The Same Thing" und "Good Times" eine tolle Muddy Waters-Figur und Fred Kaplan, ob an der Hammond oder dem Piano unterwegs, ist über jeden Zweifel erhaben. Der Drummer Richard Innes sei hier gleich mit genannt. Al Bake ist der Slow-Blueser "Good Times" wie ein Maßanzug auf den Harp-Leib geschrieben.
Die Mannish Boys holen sich Gäste ins Studio, die nicht bedingungslos zu den ganz Großen des Blues-Business gehören, den Warenkorb der Gefühle allerdings gut füllen.
Fred Scribner, der auf zwei Songs Slide- oder Rhythmusgitarre spielt und unter anderem bei
Levon Helm aktiv war, liefert eine ganz feine Arbeit ab.
Lynwood Slim, der auch im Dunstkreis des Mannish Boys-Gitarristen Kid Ramos oder bei
Dave Specter und R. J. Mischo auftaucht, ist einer der weiteren Harper-Gäste auf "Lowdown Feelin'". Vertreten ist er im Mid-Tempo-Schieber "Need My Baby" und dem John Lee Hooker-mäßig groovenden "The Woodchuck". Neben seiner tollen Harp, die in letzterem Song fast hypnotisch angelegt ist, brilliert Ronnie James Weber am gezupften Kontrabass.
Den Reigen der Harper rundet Little Sammy Davis ab. Das shuffelige "Fine Lookin' Woman" und "When I Leave" sind seine Spielwiese. Obendrauf singt er mit einer typischen Blues-Stimme auch in den beiden Tracks.
Wenn Frank Goldwasser das Bottleneck einsetzt, sind die Ohren des Hörers aber so etwas von gespitzt. Sein Können gibt es im von Chortkoff geschriebenen "Searchin' Blues" oder "The Same Thing" zu hören. Der Mann ist wirklich mit allen Wassern gewaschen.
Ein weiteres Stück des Label-Chefs bildet der "Rude Groove", auch wegen seiner Länge ein Peak in der Song-Liste. Hielt sich der Musiker Chortkoff in Sachen "Searchin' Blues" völlig raus, hat er in diesem saucoolen "Rude Groove" als Sänger und Harper gleich einen doppelten Einsatz.
Die Mannish Boys können dem Hörer noch die letzten Moleküle Luft entziehen. Diese 72 Minuten sind atemberaubend. Die Gruppe poliert den traditionellen Blues auf Hochglanz.
Als Rosinen-Picker empfehle ich das soulige "When I Leave" (mit hervorragenden backing vocals von Cynthia Manley und Jessica Williams), "Searchin' Blues", "Chocolate Drop" sowie "Rude Groove" und mit Freude gebe ich "Lowdown Feelin'" 9 von 10 RockTimes-Uhren.
Line-up:
Bobby James (vocals - #1, 2, 4, 6, 8, 11, 17)
Finis Tsby (vocals - #3, 5, 15)
Johnny Dyer (vocals - #7, 14)
Randy Chortkoff (vocals - #12, harmonica - #1, 4, 12)
Frank Goldwasser (vocals - #16, lead guitar - #8, 12, 16, slide guitar - #2, 7, rhythm guitar - #5, 9, 10)
Kid Ramos (lead guitar - #3, 11, 12, acoustic guitar - #1)
Kirk Fletcher (lead guitar - #5, 10, rhythm guitar - #1, 7, 8, 15, 16)
Ronnie James Weber (upright bass - #4, 6, 7, 8, 9, 17, electric bass - #1, 3, 5, 10, 12, 15, 16, guitar - #3)
Tom Leavey (electric bass - #2, 11, 13)
Richard Innes (drums)

Special Guests:
Little Sammy Davis (vocals, harmonica - #9, 13)
Fred Scribner (slide guitar - #9, rhythm guitar - #13)
Junior Watson (lead guitar - #4, 14, 17, rhythm guitar - #6)
Lynwood Slim (harmonica - #6, 8)
Al Blake (harmonica - #14)
Fred Kaplan (piano - #1, 3, 4, 6, 7, 9, 10, 15, 17, Hammond B3 - #11, 12, 13, 14, 16)
Scott Steen (trumpet - #1, 3, 10)
David Woodford (tenor saxophone - #1, 3, 6, 10, 17, baritone saxophone - #1, 17)
Cynthia Manley (backing vocals - #13)
Jessica Williams (backing vocals - #13)
Tracklist
01:These Kind Of Blues (4:01)
02:Searchin' Blues (3:44)
03:Low Down Feeling (4:08)
04:Chocolate Drop (3:02)
05:If The Washing Don't Get You, The Rinsing Will (3:27)
06:Need My Baby (3:42)
07:The Same Thing (3:35)
08:The Woodchuck (3:35)
09:Fine Lookin' Woman (3:24)
10:You Don't Love Me (5:08)
11:Figure Head (4:56)
12:Rude Groove (7:50)
13:When I Leave (4:34)
14:Good Times (4:44)
15:Something's Wrong (3:12)
16:Reet, Petite And Gone (2:29)
17:Dead Letter Blues (3:49)
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