Bereits seit dem Jahr 2009 ist der Berliner Musiker und Sänger Marceese kein Unbekannter bei RockTimes mehr und mit dem Album Young At Heart fand der Hauptstädter im letzten Jahr auch den Weg in die Anlage des Verfassers dieser Zeilen. Witzigerweise folgt er diesem Albumtitel nun mit "A-Ramblin' And A-Howlin'" und einem Musikstil, der schon sehr viel älter ist, als ein menschliches Herz jemals werden kann. Aber das eine (jung) schließt das andere (alt) ja nicht aus und was uns der Protagonist hier vorlegt, ist ein astreines Folk-/Roots-Album mit zwölf Songs, die sich vor internationalen Vergleichen beileibe nicht zu scheuen brauchen.
So ganz furchtbar weit weg von seinem Vorgängeralbum ist Marceese dabei irgendwie gar nicht, und dennoch ist diese neue Platte eine völlig andere Geschichte. War "Young At Heart" mit seinem Singer/Songwriter-Material auch sehr nah am Blues angesiedelt, spielen hier der Folk und die Roots-Musik eine wesentlich größere Rolle. Das macht sich alleine schon bei der Instrumentenwahl bemerkbar. Marceese hat auch dieses neue Album im Alleingang eingespielt und dafür akustische wie auch halbakustische Gitarren, einen Bass, ein Banjo und die Mundharmonika gewählt, von denen er seinen Gesang begleiten lässt.
Und nicht nur all das macht der Berliner verdammt gut: Er hat auch noch richtig starke Songs im Köcher, die sich in gleich mehreren Fällen so richtig fest in den Gehörgängen einnisten und für lange Zeit dort nicht mehr raus wollen. Das beginnt schon mit dem Opener "Honey Bee", der im Übrigen auch die erste Single des Albums darstellt. Ein knackiger Gitarrenrhythmus wird von soulvollem Gesang begleitet, der umgehend aufhorchen lässt. Der eingängige Refrain rundet den perfekten Eröffnungssong dann ab. Nur um von dem "Poor Wretch Blues" gefolgt zu werden, der ebenfalls hochgradig ansteckend ist.
Ein weiteres großes Plus dieser Platte sind neben den bereits genannten Punkten ebenso die cleveren Arrangements, die nicht eine Sekunde lang auch nur die Spur von Langeweile aufkommen lassen. Und verdammt authentisch kommen die Stücke ebenfalls, speziell die Nummern ("Honey Bee", "Every Jack Has His Jill", "Oh, How I Long For" und "Give A Dog A Bad Name"), die von dem Berliner live (im Studio) und nur von einem einzigen Mikro für Gesang und Gitarre aufgenommen wurden. Da kann man die Atmosphäre und die erzählten Geschichten fast physisch greifen.
Es fällt mir sehr schwer, hier wirklich Anspieltipps zu nennen, da geradezu jeder Track hammerstark ist. Wenn man mir nun die Pistole auf die Brust setzen würde, dann wären am ehesten "I Might Be Wrong", "Barking Underdog", "Honey Bee", "Pretty Willie" sowie das bluesige "Looking For A Change" auf meinem Zettel. Aber der komplette Rest der Songs (sehr cool ist auch noch der "Poor Wretch Blues") steht den genannten in so gut wie nichts nach. Und selbst wenn "Both Hands Tied" phasenweise Assoziationen zu Goin' Down That Road Feelin' Bad weckt, dann stört das kaum, weil die Performance von Marceese überzeugend und sehr tiefgehend rüberkommt.
"A-Ramblin' And A-Howlin'" beeindruckt gleich auf mehreren Ebenen. Zum einen sind es die starken Songs, die durch und durch authentische Darbietung, aber auch die cleveren Arrangements sowie der Sound bzw. die Produktion an sich passen auf diese Songs wie die Faust aufs Auge. Eine dicke Überraschung, die ich nach dem (wahrlich nicht schlechten) "Young At Heart" so nicht erwartet hätte. Nach eigener Aussage ist diese Art von Songs genau die Richtung, in die sich Marceese bewegen wollte. Und da kann man nur festhalten: Der Mann ist auf einem verdammt guten Weg!
Line-up:
Marceese (acoustic & half acoustic guitars, bass, banjo, harmonica, vocals)
Tracklist |
01:Honey Bee
02:Poor Wretch Blues
03:Give A Dog A Bad Name
04:I Might Be Wrong
05:Life Is Worth A Ride
06:Every Jack Has His Jill
07:Barking Underdog
08:Looking For A Change
09:The Man With A Head Full Of Doubt
10:Both Hands Tied
11:Oh, How I Long For
12:Pretty Willie
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