RockTimes: Hallo Cyril, vielen Dank, dass du dir die Zeit für das Interview mit RockTimes nimmst. Natürlich auch noch mal herzliche Glückwünsche zum gelungenen neuen Album!
Rocktimes: Also, fangen wir doch gleich an. Wo befindest du dich gerade und womit bist du beschäftigt?
Cyril: Ich sitze momentan gerade im Camper vor dem Club Totem in Pamplona, wo wir heute Abend mit U.D.O. auftreten werden. Ich kämpfe noch mit den Nachwirkungen der gestrigen Nacht, wo wir es amtlich haben krachen lassen. Da wir einen Day Off hatten und die letzten Tage 1.300 km zurückgelegt haben, waren wir die ganze Zeit unterwegs, da wir die ganze Tour selber fahren. In einer Stunde geht es auf die Bühne, wo wir unseren ersten Gig in Spanien auf die Bretter legen. Hoffentlich haben wir bis dann das viele und gute Essen verdaut, momentan sind wir noch etwas träge…
Rocktimes: Euer neues Album nennt sich "Dogz On Dope" - was steckt hinter diesem Titel?
Cyril: Nun ja, eigentlich ist es eine Metapher für das Verhalten vieler Menschen in der heutigen Zeit. Wenige nehmen sich die Zeit groß nachzudenken, oder sich mit dem Weltgeschehen zu beschäftigen. Alles wird so akzeptiert, wie es gerade ist und nichts wird hinterfragt. Man geht schön artig morgens um acht zur Arbeit, schuftet sich den Arsch ab und um fünf geht es dann wieder nach Hause, wo man vielleicht die Tagesschau anschaut und einmal im Monat seine bessere Hälfte knallt. Angesichts der momentanen Hysterie bezüglich Schweinegrippe lässt sich dasselbe Phänomen beobachten. Alle schreien, dass es eine so gefährliche Grippe ist und sich jedermann/-frau möglichst schnell impfen lassen sollen. Dass bei der alljährlichen, normalen Grippe wesentlich mehr Menschen sterben, wird gar nicht mehr bedacht, sondern einfach aus dem Gedächtnis gestrichen. Von daher sind viele Menschen in einem Zustand völliger Trägheit und lassen sich willenlos hin- und herschieben. Wie Hunde auf Drogen eben …
Rocktimes: Was gibt es zum Entstehungs- und Aufnahmeprozess zu berichten?
Cyril: Die Aufnahmen zu "Dogz On Dope" haben sich ziemlich in die Länge gezogen, da die Band ursprünglich ein Projekt von Hef [Häfliger - Anm. d. Verf.] (Leadgitarre) und Oli [Häller - Anm. d. Verf.] (Drums) war und die beiden zwei Jahre lang an den Songs gearbeitet und ständig recordet haben. Kurze Zeit später kam dann auch Nobi [Suppiger, Gesang - Anm. d. Verf.] dazu, dessen Stimme zu den Songs passt wie die Faust aufs Auge. Dies geschah ziemlich unspektakulär im Proberaum und bei Hef zuhause in der guten Stube. Als dann die Songs beisammen waren, wurde das Ganze gemischt und die Band mit mir und Tom [Kirchhofer - Anm. d. Verf.] (Bass) vervollständigt.
Rocktimes: Wie sieht's mit dem Albumcover aus?
Cyril: Das wiederum ist eine Arbeit unseres Grafikers, den Köter haben wir aber schon vorher als unser bandinternes Maskottchen erkoren.
Rocktimes: Kommen wir auf die Songs zu sprechen: Welches ist dein persönlicher Fave und weshalb?
Cyril: Das ist ganz klar "Bad To The Bone", denn der geht amtlich nach vorne ab und beschließt auch immer unser Liveset. Ist sicherlich einer unserer härteren Songs und zeigt eigentlich ziemlich gut auf, für was Maxxwell stehen.
Rocktimes: Steht ein generelles Konzept hinter den Texten, oder erzählt jeder Song seine eigene Geschichte? Worum geht's denn überhaupt bei euch in den Stücken?
Cyril: Die Texte beschäftigen sich teilweise mit ernsteren Themen, wie zum Beispiel "Acid Train", das von einem Drogensüchtigen handelt, der den Absprung einfach nicht schafft und sich deshalb im 'Acid Train' befindet, aus dem er leider nicht aussteigen kann. Zu "Dogz On Dope" habe ich mich ja schon geäußert. Es hat aber auch augenzwinkernde Texte dabei wie "Big Shot", der das typische Rockklischee mit Sex, Drugs & Rock'n'Roll bedient. Es hat also für alles etwas dabei. Den Literaturnobelpreis werden wir mit unseren Texten aber sicherlich nicht gewinnen.
Rocktimes: Die Schweiz ist seit jeher für ihre florierende Hardrock-Szene bekannt. Bestehen bei einer solchen Banddichte freundschaftliche Beziehungen unter den Gruppen? Werdet ihr von den 'Großen' wie Gotthard, Krokus oder Shakra eigentlich wahrgenommen? Welche Schweizer Bands kannst du besonders empfehlen?
Cyril: Im Falle von Krokus und Gotthard weiß ich nicht, ob sie wissen, dass es uns gibt. Shakra sind aber gute Freunde von uns, die wir teilweise schon mehrere Jahre kennen. Sie unterstützen uns wirklich wo sie nur können und wir hatten auch schon die Möglichkeit einige Supportslots für sie zu spielen. Von daher können wir uns absolut nicht beklagen.
Empfehlen kann ich besonders unsere Nachbarn Black Sonic aus Liechtenstein (gehört ja fast schon zur Schweiz). Ihr letztes Album 7 Deadly Sins gehört zum Besten, was ich dieses Jahr gehört habe und die Band ist live unglaublich gut. Die Jungs sind absolute Vollblutrocker, bei unserem letzten gemeinsamen Aufeinandertreffen haben wir es gewaltig knallen lassen. Natürlich sind es auch persönlich ganz tolle Typen.
Rocktimes: Nenne doch bitte deine ganz persönlichen musikalischen Einflüsse - welche Personen und Musiker haben dich entscheidend geprägt?
Cyril: Obwohl ich 'soliertechnisch' sehr eingeschränkte, um nicht zu sagen, keine Fähigkeiten habe, sind es zwei echte Könner auf dem Brett, die mich immer wieder beeindrucken. Zum Einen wäre das Criss Oliva von Savatage, der mit seinem Stil unerreicht bleibt und leider total unterbewertet war [Oliva starb 1993 bei einem Verkehrsunfall. - Anm. d. Verf.]. Zum Anderen mag ich das Spiel und den Irrwitz von Jeff Waters von Annihilator. Was der sich immer wieder aus dem Handgelenk würgt ist unglaublich.
Rocktimes: Und wie sieht's da mit bedeutenden, einflussreichen Alben aus?
Cyril: Was soll ich da sagen? Davon gibt es so viele, die man aufzählen müsste oder gerade in dem Moment vergisst, wo man es tut. Entscheidend geprägt haben mich sicherlich "Painkiller" von Judas Priest, Hall Of The Mountain King von Savatage, "Alice In Hell" von Annihilator. Gerne erwähnen möchte ich auch die gesamte Evergrey -Diskografie, da ist eigentlich jedes Album ein Treffer.
Rocktimes: Wie schätzt du die Bedeutung von Online-Magazinen wie RockTimes für Bands eures Status' ein?
Cyril: Gerade für Bands wie Maxxwell ist es enorm wichtig, dass wir stattfinden können und diese Unterstützung kommt zum größten Teil von Online-Magazinen, die sich auch für die 'kleineren' Bands Zeit nehmen. Es gibt meiner Ansicht nach aber auch einige Webmags, die ihren Job eher als Mittel zum Zweck, sprich zum Abgreifen von Gratis-CDs missbrauchen. RockTimes gehört da aber definitiv nicht dazu und gerade zum Beispiel eure Weihnachtsaktion finde ich sehr gelungen und witzig.
Rocktimes: Wie beurteilst du den derzeitigen Zustand der Musikbranche?
Cyril: Puh, schwierige Frage, auf die es irgendwie keine echte Antwort gibt. Das CD-Geschäft ist sicherlich ziemlich am Arsch, wobei das die Metalszene vermutlich weniger trifft als andere Musiksegmente. Der Metalfan hat meiner Ansicht nach noch mehr Herzblut und kauft sich die Musik seiner Lieblingsbands, gerade auch weil es ja um das Gesamtpaket geht. Es ist halt aber auch Tatsache, dass viele Labels den falschen Weg gehen und aus jedem noch so beschissenen Album eine Special-Edition, 'ne Extended-Edition und so weiter machen, wo man dem geneigten Fan zusätzlich Kohle zur Tasche rauszieht, die dann für andere Bands fehlt. So überleben halt nur die Großen und viele kleinere Combos haben das Nachsehen. Schlussendlich glaube ich aber, dass sich Qualität und Echtheit am Schluss durchsetzen, egal wie lange es dauert. Steter Tropfen höhlt den Stein, sag ich da nur.
Rocktimes: Ihr befindet euch zurzeit mit U.D.O. auf Deutschlandtour. Verläuft die Tour für euch erwartungsgemäß? Wie waren bisher die Reaktionen des Publikums auf euch? Wie kommt ihr mit dem Headliner zurecht?
Cyril: Bis jetzt können wir uns gar nicht beklagen. Wir werden zuvorkommend und nett behandelt. Auch die üblichen Spielchen mit Lautstärkeregelung usw. kriegen wir hier nicht vorgegaukelt. Sind alles echt nette Jungs, auch die Crew. Das Publikum reagiert eigentlich sehr gut auf uns, ich glaube sie merken, dass wir Überzeugungstäter sind und an allererster Stelle der Spaß an der Musik steht. Natürlich geben wir uns auch große Mühe, dass das vorne auch alles gut klingt und wir nicht irgendwelchen Schrott fabrizieren auf der Bühne. [Aufgrund von Stimmbandproblemen ihres Sängers mussten Maxxwell die Tour zwischenzeitlich leider canceln, RockTimes berichtete. - Anm. d. Verf.]
Rocktimes: Kommen wir nun noch zu ein paar Qual-der-Wahl-Fragen: Mötley Crüe oder Guns N' Roses?
Cyril: Ganz klare Sache: Mötley Crüe. Wir alle sind große Fans der Truppe und bewundern die Band für ihren Durchhaltewillen. Es gab wohl selten eine Band, die derart konsequent ihren Weg gegangen ist und immer noch geht (im Guten wie im Schlechten). Motley Crue mit John Corabi war eine große Inspiration für Maxxwell, sowohl sound- als auch songtechnisch. Und wer "The Dirt" noch nicht gelesen hat, der hat sowieso keine Allgemeinbildung.
Rocktimes: Schweden-Sleaze oder amerikanischer Glam Metal?
Cyril: Schweden-Sleaze. Die ganze Glam Metal-Zeit ging total an mir vorbei, ich habe mir zu der Zeit lieber Sodom, Kreator, Annihilator und Bands dieser Couleur reingepfiffen. Mit Bands wie Poison oder Warrant kannst du mich heute noch jagen. Bands wie Hellfueled finde ich aber sehr, sehr geil, gerade auch weil die Produktionen besser sind und um einiges mehr knallen.
Rocktimes: Gotthard oder Krokus?
Cyril: Shakra. Meiner Ansicht nach vereinen sie die Stärken beider genannter Bands und stehen für ebenso gutes wie abwechslungsreiches Songwriting. Ihr Erfolg in der Schweiz gibt ihnen diesbezüglich Recht. Krokus haben mich nie besonders interessiert und das Comeback finde ich völlig überflüssig. Bin gespannt, ob die alten Herren noch was hinkriegen. Gotthard ist mir persönlich halt einfach ein bisschen zu weichgespült. Die ersten drei Alben fand ich aber klasse.
Rocktimes: Hard Rock oder Metal?
Cyril: Ganz klar Metal. Die Hard Rock-Zeit habe ich verpasst und mit dem ganzen Hairspray-Zeugs konnte ich nix anfangen. Also habe ich mir zu der Zeit dann lieber gleich amtlich die Rübe mit Exodus, Heathen, Cyclone Temple und weiteren harten Metal-Bands durchpusten lassen.
Rocktimes: Basel oder Zürich?
Cyril: Luzern. Zürich mag ich gar nicht, ist mir viel zu gehetzt und alle sind da so wichtig. Basel kenn ich nicht, aber da geht mir der Dialekt dermaßen auf den Sack. Da wir alle aus Luzern sind oder in der Umgebung wohnen, fühlen wir uns der Stadt sehr verbunden, auch da sie wirklich sehr schön ist und einen sehr eigenen Charme besitzt. Ist eigentlich eher wie ein großes Dorf.
Rocktimes: Okay, nochmals vielen Dank für dieses Interview. Für die Zukunft wünscht RockTimes euch nur das Beste! Gibt es abschließend noch irgendwas, was du unseren Lesern gern mitteilen möchtest? Die letzten Worte gehören dir!
Cyril: Danke, dass ihr bis zum Schluss des Interviews durchgehalten habt. Wir würden uns natürlich freuen, wenn ihr unserer CD mal eine Chance geben würdet und reinhört. Möglichkeiten dazu gibt es ja genug. Haltet Ausschau nach Konzerten von uns, denn wir werden bereits im Februar wieder für eine Woche Deutschland unsicher machen. Tourdaten könnt ihr unter www.maxxwell.ch nachschauen [und natürlich auch hier bei RockTimes unter Tourtermine - Anm. d. Verf.]. Und die neue Scheibe ist ebenfalls bereits in Planung, die Songs stehen. Wir hoffen, dass wir das Ding im nächsten Herbst veröffentlichen können. Ansonsten wünschen wir euch allen eine möglichst erholsame Weihnachtszeit und natürlich einen guten Rutsch ins neue Jahr. Nicht zu viel saufen und immer schön sauber bleiben.
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