Während alles zur Zeit über das wohl ganz gut gelungene Comeback-Album von Whitesnake, Good To Be Bad, (hab's noch nicht gehört) diskutiert, gibt es auf nationaler Basis auch ein kleines Revival zu vermelden, nämlich Midnite Club, die es nach vier Jahren wohl noch mal versuchen wollen und jetzt ihren zweiten Silberling "Circus Of Life" präsentieren.
Ihr Debüt Running Out Of Lies hatte mir damals bereits sehr gut gefallen und auch der Nachfolger weiß in jeder Hinsicht zu überzeugen. Besetzungstechnisch ist alles beim Alten geblieben. Tragende Säulen sind nach wie vor Gitarrist Steffen Seeger und Sänger Carsten 'Lizard' Schulz (auch Shouter von Evidence One, erhält von mir Zusatzsympathiepunkte wegen des Ablichtens im Innenbooklet im Lynyrd Skynyrd-T-Shirt, obwohl es natürlich nur für Fachleute mit geschärftem Blick erkennbar ist☺.
Beide haben erneut den Löwenanteil beim Songwriting erledigt (mit dabei auch wieder sporadisch Frontline-Gitarrist Robby Böbel), spielen halt mit Gitarre (viele filigrane Soli, teilweise auch mal in der Twin-Variante) und Gesang (wieder sehr variabel und zum Musikstil passend) naturgemäß musikalisch auch eine übergeordnete Rolle. Wie beim Debüt gibt es erneut elf Stücke, inklusiv einer sehr schön knackigen Coverversion des recht bekannten Stückes "Danger Zone", mit dem Kenny Loggins seinerzeit für Furore sorgte. Hier legte Axel Rudi Pell-Keyboarder Ferdy Doernberg als Gastmusiker die Finger mit in die Tasten.
"Circus Of Life" ist trotzdem, auch wenn vieles ähnlich erscheint, kein reiner Klon des Vorgängers. Die Platte wirkt mir deutlich moderner, einen Tick pfiffiger, etwas aggressiver und angriffslustiger. Die schönen Melodien bleiben jedoch dabei nie auf der Strecke. Keyboarder Holger Seeger lässt diesmal mit seinem an Jon Lord erinnernden Orgelspiel dezente Retroelemente mit einfließen. Während es bei Deep Purple ja meistens in ausufernde Spielereien mündet, verstehen es Midnite Club in der Regel, ihre Trademarks auf angenehme Weise relativ kurz und knapp auf den Punkt zu bringen.
"Ticket To Silence" vom Debüt bleibt zwar nach wie vor mein Lieblingssong der Band, aber der Opener "Circus" (traditioneller Hard Rock mit 80er-Appeal; warum nur der abrupte, wie abgehackt wirkende Schluss?), "Afraid Of Love" (treibende E-Gitarre, fette Drums, melodischer Refrain, schönes E-Solo in zwei Abschnitten), "Promises Remain" (Schulz singt wie Coverdale, Holger Seeger mit Lord-mäßigem Orgelspiel), "Memories For Sale" (schöne Akustikgitarreneinbindung, atmosphärisch) "Closer To The Distance" (schöne Stimmungswechsel, E-Solo mit Twin-Flair) und die abschließende nette, recht schmalzfreie Ballade "Crying In A Dream" (klasse Twin-E-Solo) sind allesamt melodische Hard Rock-Tracks auf absolut internationalem Top-Niveau auf einem durchgehend guten Werk.
Krönender Abschluss ist die wunderschön anzusehende farbenfrohe Covergestaltung (inkl. aller Texte) von Thomas Ewerhard, der ja bereits für viele in RockTimes auftauchende Interpreten Hand angelegt hat. Ein Blick auf seine eigenwillige und höchst anspruchvolle Homepage ist ein wahrer visueller Genuss. Sollte man sich nicht entgehen lassen.
Fazit: Midnite Club haben mit ihrer Eigenproduktion (wo bleiben eigentlich die einschlägigen Label?) "Circus Of Life" in der Sparte des melodischen Hard Rocks ein überdurchschnittliches Zweit-Werk hingelegt. Man kann nur hoffen, dass ihnen die dafür verdiente Anerkennung zuteil wird. Der RockTimes-Redakteur ist jedenfalls absolut begeistert! Ganz klare Kaufempfehlung!
Tracklist |
01:Circus
02:Afraid Of Love
03:Promises Remain
04:Behind My Eyes
05:Heart Of A Dragon
06:Danger Zone
07:Shelter From The Storm
08:Memories For Sale
09:Closer To The Distance
10:Calling For Crazy
11:Crying In A Dream
|
|
Externe Links:
|