Mink DeVille / Live At Montreux 1982
Live At Montreux 1982 Spielzeit: 62:21 (CD), 68:00 (DVD)
Medium: CD & DVD-Box
Format: DTS, Digital Surround Sound
Ton: Dolby Surround 5.1
Bild: 4:3
Sprache: Englisch
Länder-Code: 0
Label: Eagle Vision, 2010
Stil: Rock

Review vom 17.05.2010


Markus Kerren
Mann, ist das tatsächlich auch schon wieder zwei Jahre her, seit ich die DVD-Ausgabe des Auftritts von Mink DeVille beim Montreux-Festival aus dem Jahr 1982 reviewt habe?? Nach dem überraschenden Tod Willy DeVilles im letzten Jahr kommen nun nach und nach immer mehr ältere Aufnahmen wieder auf den Markt. So wurde auch dieses Konzert noch einmal neu aufgelegt und kommt nun als Doppelpack daher, der außer der Scheibe mit den laufenden Bildern auch die Audio-Version im CD-Format enthält. Die Tracklist ist jeweils identisch, wobei die DVD durch ein paar wenige Boni eine ebenso wenige Minuten längere Spielzeit hat. Letztendlich egal.
Was nicht egal ist, sondern mit Freude wahrgenommen werden kann, ist, dass Mink De Ville zum Zeitpunkt des Festivals vor 28 Jahren schwer in Form und sehr tight waren. Das Zusammenspiel ist klasse und Willy, so spindeldürr er damals auch war, singt richtig klasse. Und über die Güte von Songs wie beispielsweise "Mixed Up, Shook Up Girl", "Spanish Stroll", "Savoir Faire" oder "Maybe Tomorrow" (um nur mal ein paar wenige zu nennen) braucht man sowieso nicht mehr zu diskutieren. Die Frage war vielmehr, ob die Truppe einen guten oder eher schlechten Tag erwischt hatte. Aber wie bereits erwähnt lief an diesem Abend alles, bis auf ein paar Probleme mit dem Sound (die ich im DVD-Review bereits beschrieben hatte) bestens.
Nachdem sich die Band erstmal mit "Harlem Nocturne" warm gespielt hat, kommt schließlich Willy auf die Bühne und gleitet sprichwörtlich in "Slow Drain" hinein, eine optimale Eröffnungsnummer mit viel Groove und einer wabernden Hammond. Er versprüht mit seinem Gesang auch direkt jede Menge Charisma, während er seine Geschichte nahe am Sprechgesang erzählt. Eine starke Figur macht bei dem Stück auch Louis Cortelezzi am Saxophon, der Willys Textzeilen immer wieder dialogartig beantwortet. Mit "Savoir Faire" gibt es dann einen starken Rocker vom "Le Chat Bleu"-Album (1980), bevor die Band für eine knappe Hand voll Songs in die Frühphase, sprich ihre ersten beiden Alben ("Cabretta" von 1977 und "Return To Magenta", 1978) eintaucht.
Hier gefallen im Besonderen das obercoole "Cadillac Walk" (mit Willy an der Slide) und das zerbrechliche, mit viel Gefühl gebrachte "Mixed Up, Shook Up Girl". Und der zeitlebens unterbewertete Sänger bewies auch an diesem Abend einmal mehr, wie spielerisch er zwischen zart Hingehauchtem und harten Rockern, wie zum Beispiel "Maybe Tomorrow" wandeln konnte. Hier und da mag mal eine falsche Note dabei sein, was aber durch Ausstrahlung und viel Feeling mehr als wettgemacht wurde. Sehr stark auch die Titel ("Maybe Tomorrow", "Love And Emotion" und "Love Me Like You Did Before") vom damals gerade aktuellen Album "Coup De Grace" (1981), das für mich immer schon einen besonderen Stellenwert im Schaffen Willys einnahm und die letzte richtig großartige Studio-Scheibe von Mink DeVille war.
Auf die DVD möchte ich hier weniger eingehen und vielmehr auf das 2008er Review verweisen, da hier auch keine Ergänzungen angefügt wurden. Lieber gehe ich noch auf den ein oder anderen Song des Konzertes ein. Zum Ende hin durfte natürlich der Überraschungs-Hit "Spanish Stroll", die erste Single der Band aus dem Jahr 1977, nicht fehlen. Wir tauchen in die überwiegend von Latinos bewohnten Viertel des Molochs New York City ein, in trostlose Gegenden voll mit Menschen, die zumeist keine große Zukunft vor sich haben, sich dem aber trotzig entgegenstellen, sich aufputzen und bei einem Rundgang durch die Nachbarschaft selbst vorgaukeln, dass ihnen eigentlich sowieso die gesamte Stadt gehört. Schoen kräftig gerockt wird dann noch mal bei "Lipstick Traces", bevor schließlich in die Zielgerade eingebogen wird.
"Live In Montreux 1982" ist eine durchaus lohnenswerte Anschaffung! Besonders natürlich dann, wenn man die DVD nicht bereits im Schrank stehen hat. Leider habe ich den Rockpalast-Auftritt der Band (aus ungefähr der gleichen Zeit) nicht mehr zur Hand und kann deshalb keinen direkten Vergleich ziehen. Muss ich aber auch nicht unbedingt um mich zu dem Fazit hinreißen zu lassen, dass hier starke Songs mit viel Spielfreude und einem Schamanen vor dem Mikro geboten werden. Abschließend kann ich mich nur dem guten Mann anschließen, der Willy (die Band ist schon auf der Bühne und spielt) für die Zugaben dieses Abends mit den folgenden Worten ankündigt:
»...ALRIGHT ... let's hear it one more time ... C'MOOOON ... for the man himself... Mister WILLY DEVILLE!!!«
Line-up:
Willy De Ville (vocals, rhythm slide guitar, harmonica)
Louis Cortelezzi (saxophone)
Kenny Margolis (keyboards, vibes, accordion)
Paul James (lead & rhythm guitar, background vocals)
Joey Vasta (bass)
Tommy Price (drums)
Tracklist
01:Harlem Nocturne
02:Slow Drain
03:Savoir Faire
04:Cadillac Walk
05:She's So Tough
06:Mixed Up, Shook Up Girl
07:Just Your Friends
08:Love And Emotion
09:Maybe Tomorrow
10:This Must Be The Night
11:Teardrops Must Fall
12:Love Me Like You Did Before
13:Spanish Stroll
14:Lipstick Traces
15:Ohyeah
16:Stand By Me
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