Grötesk war 2007 die Novelle Cuisine des Jazz Metal.
2008 schwingen die französischen Freaks aus Annecy wieder den Kochlöffel, allerdings rühren sie damit in Aufgewärmtem und das gleich in zwei Töpfen.
"Toons Tunes From The Past" enthält die ersten beiden Mörglbl-Platten "The Mörglbl Trio!!" (1998) und "Bienvenue À Mörglbl Land" (1999), die mit einem Duo-Bonus-Pack aus dem Jahr 2000 getunt ist.
Haken wir direkt die Gimmicks "Mexico", "Monishkolio", "Bienvenue À Mörglbl Land" mit einer Art Blaskapellen-Unterfütterung und "Angélica" (Indianer auf dem Metal-Kriegspfad) ab, bleiben immer noch fast zwei Stunden Mörglbl-Vollbedienung in dreiundzwanzig Menüs auf der Speisekarte.
Alle drei Musiker sind Virtuosen vor den Jazz- Metal-Herrn und jeder für sich kann es mit den Größen aus beiden Genres aufnehmen.
Wie schon bei "Grötesk" bietet das Trio heftig deftige, entspannte Gerichte und den gemischen Salat nach Art des Hauses an.
"Inside Power" ist ein herrlich sphärischer Track, in dem Godin traumhaft fließene Gitarren-Linien spielt.
Einen echten Kontrast hat man mit der Komposition "Il Bello Di Notte" im Köcher. Godin schultert die Akustische und zu akzentuierendem, lockerem Drumming von Jean-Pierre Frelezeau sowie weichen Bass-Tönen serviert man eine jazzige Nummer mit Latin-Flair und steckenweise Flamenco-Ambiente. Hier werden die Geschmacksnerven angeregt und solch eine Ausnahme verstärkt nur den Gesamteindruck des Doppeldeckers.
Die Franzosen verstehen es nicht nur die stark gewürzte Schiene zu bedienen.
Vermischtes, immer auf sehr unterhaltende und gehaltvolle Art ist z.B. "Les Mécanismes Du Temps". Verträumte Sounds, beginnend mit der E-Gitarre, umgarnen die Ohren. Dann setzt das Schlagzeug dezent mit ein und urplötzlich befinden wir uns und im tiefsten Riff-Metal. Eine kurzes Durchatmen und dann wieder zurück auf die heftigen Gleise. Godin versorgt uns mit einem verdammt guten Solo, auch Wah Wah-gesteuert und dann soliert der Bass jazzig.
Dem Drummer Frelezeau gebührt ein ganz großes Lob, denn selbst wenn es mit einer höllischen Geschwindigkeit ans Werk geht, versteht er es auch dann sehr differenziert zu spielen. Hau drauf ist nicht sein Ding. Bei einem Trio dieser Qualität und musikalischen Ausrichtung ist es quasi auch die Pflicht eines Schlagzeugers, melodisch mitzuwirken.
Eine lupenreine Ballade ist "Strictment Confidentiel". Lupenrein deswegen, weil man tatsächlich in sanfteren Fahrwassern verweilt. Identisch verwöhnen uns Mörglbl mit dem längsten Stück des Debüt-Albums, ganz am Ende der CD: Schlicht "Friends" benannt, hat man den Jazz fest in beiden Händen und sowohl E-Gitarre als auch die Akustische kommen zu Wort. Oben drauf gibt es dann auch noch ein Bass-Solo.
"The Principles Of Life" ist ein identisch konsequenter Track, allerdings im Jazz Metal verankert und damit laut sowie krachend. Übereinander gelagerte Gitarren-Wände, zig verschiedene Sounds bietend, mal tiefergelegt, dann funkig und immer mit einem hervorragend pumpenden Bass, hat dieses Stück ein Fade-Out. Ungewöhnlich, aber jetzt auch nicht so wichtig.
Beide CDs verfügen über einen exzellenten Sound und dass die Combo auch live eine Hausnummer ist, haben sie bei der Zappanale 2007 unter Beweis gestellt.
Bedenkt man, dass dieses Mörglbl-Retro-Packet schon zehn, bzw. neun Jahre auf dem Buckel hat, sind die beiden ersten Alben zeitlos gute Knaller.
Auf der zweiten CD möchte ich unseren Lesern "Pekno-Tekno Boy" ganz besonders ans Metal-Herz legen.
Teilweise lässt Godin seine Gitarre klingen, wie einen Synthesizer und Jean-Pierre Frelezeau hat einen unwiderstehlichen Groove für das Stück ausgesucht. Mit Anleihen aus dem Jazz ist es, was diesen Track angeht, Pustekuchen.
In ihrer Schlichtheit verzaubert die Ballade "L'Âge De L'Éveil (À Geneviève Et Roger)".
"Bienvenue À Mörglbl Land" wurde mit einigen Gästen eingespielt. Im Line-up sticht Francis Vicherat hervor, weil er mit dem Akkordeon vertreten ist. Jazz Metal und die Quetschkommode… Wie geht das denn zusammen? Mit einem prächtig geslappten Bass, einer zirpenden Gitarre und perfektem Drumming wird "Le Fantôme De Savoie" gefüttert. Und wo ist das Akkordeon? Weit und breit nichts davon zu hören… Ah, doch… abrupt wechselt der Schlagzeuger die Rhythmik, es gibt einige gesprochene Worte dazu und ganz am Ende sitzen wir im einem Café an der Seine und Vicherat spielt Chanson-mäßig auf. So hat die Nummer das gewisse Extra.
Tatsächlich: Man kombiniert ja doch Gesang und Musik, besser Skat-Gesang.
"Scouskymegnum" verdeutlicht wohl am besten die Kombination aus Jazz und Metal, mal nebeneinander, mal gemixt.
Die beiden Bonus-Tracks mit dem Gast-Drummer Pierre-Yves Desvignes runden den Gesamteindruck des Doppeldeckers nur ab.
Bereits vor einer Dekade haben Mörglbl gezeigt, wie ansteckend ihre instrumentale Musik war und auf welch hohem Niveau man dies präsentiert hat.
Man kann sich, als Anhänger dieses Nischen-Genres durchaus beide Platten hintereinander geben… Für mächtig Abwechslung ist gesorgt und das verdient einfach 9 von 10 RockTimes-Uhren.
Line-up:
Christophe Godin (guitar, voice)
Ivan Rouchny (bass, voice)
Jean-Pierre Frelezeau (drums, percussion, voice)
Guests:
Severine Passello (vocals - CD 1 - #1)
Manu Araoz (guitar solo, banjo solo - CD 2 - #12)
Francis Vicherat (accordion - CD 2 - #5)
Stéphane Bergeon (voice - CD 2 - #2)
Nicolas Milliot (voice - -CD 2 - #2)
Christophe Chambet (bass - CD 2 - #8)
Pierre-Yves Desvignes (drums - CD 2 - #13, 14)
| Tracklist |
CD 1: The Mörglbl Trio!!
01:Links (1:38)
02:The Tale Of Thibault (4:57)
03:Streets And Tapes (4:54)
04:Inside Power (5:36)
05:Il Bello Di Notte (4:40)
06:Les Mécanismes Du Temps (5:56)
07:Travels (6:48)
08:Mexico (0:21)
09:Lieutenant Colombin (5:39)
10:Strictment Confidentiel (6:38)
11:Monishkolio (0:17)
12:The Principles Of Life (4:31)
13:Friends (7:57)
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CD 2: Bienvenue À Mörglbl Land
01:Bienvenue À Mörglbl Land (0:39)
02:Scipagnoleg Et Bombola (6:01)
03:Pekno-Tekno Boy (4:48)
04:L'Âge De L'Éveil (À Geneviève Et Roger) (4:45)
05:Le Fantôme De Savoie (5:18)
06:Angélica (0:26)
07:Ben... Voilà (5:15)
08:Derrière Les Sourires (3:40)
09:Cléopatatras (6:16)
10:Scouskymegnum (5:05)
11:Conversations D'Alcôve (3:39)
12:Jounos Un Peu (1:43)
Bonus Tracks:
13:Toons Tunes (6:27)
14:Nounours A Disparu (5:37)
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Externe Links:
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