Ryan McGarvey kehrte zurück nach Groesbeek, wo am 10.06.2011 mit einem
Konzert bei den Blues Moose-Leuten alles seinen europäischen Anfang nahm.
Bei sommerlichen Temperaturen heizte der amerikanische Künstler mit seinem Bassisten
Sam Miller und
Chris Hill am Schlagzeug die sehr gut besuchte Café Bar De Comm ordentlich ein. Der Spezialist für die fließend-tiefen Töne, mit dem der Frontmann bereits seit seiner Jugend musiziert, war bereits auf dem Album
Redefined mit von der Partie. Während der vielen Tournee-Reisen hatten die Zuschauer schon einige Rhythmus-Abteilungen erleben dürfen. Als das Konzert noch in vollem Gange war stand fest, dass sich
Sam Miller sowie
Chris Hill problemlos in die Reihe der sehr guten Begleitmusiker eines toll aufgelegen
Ryan McGarvey einreihten. Es gab bei diesem Gig zwar keine Soloeinlagen der beiden Musiker, aber was nicht ist, kann ja noch werden. 2011 sagte der Gitarrist im
Interview, dass er sehr gerne wieder zurückkommen würde.
Fiktion: Gäbe es für Konzerte dieses herausragenden Musikers Aktien zu kaufen, hätte man bis dato einen enormen Gewinn gemacht, denn 2013 trat
Ryan McGarvey schon unzählige Male in Europa auf. Respekt!
Er war ein Mann der ganz großen Blues-Töne. Er vermittelte beim Slow Blues eine Gänsehaut nach der anderen. Bei seinen psychedelischen Exkursen hing bildlich gesprochen jeder Besucher an den Membranen der Lautsprecher. Er wusste, wie man Dynamik und Spannung Schritt für Schritt aufbaute oder aus einem Höhenflug wieder auf die Grasnarbe des 12-Takters zurückkam. Mit seinem Gitarrenspiel fesselte er die Zuschauer und auch wenn die Bühne etwas kleiner ausfiel, hatte er ausreichende Bühnenaktionen parat. Wie viele Auftritte diese Band-Zusammensetzung schon hinter sich hatte, war nicht genau zu beurteilen. Jedenfalls konnten
Sam Miller und
Chris Hill jede Gefühlsregung des Protagonisten mitgehen und umsetzen. Was sich zwischen 17:30 Uhr und kurz nach 19:30 Uhr abspielte, war Dramatik pur, beste Unterhaltung zur frühen Abendstunde. Neben immer wieder gerne gehörten Klassikern, weil stets anders arrangiert, waren auch einige brandneue Songs vom dritten Album des Guitarslingers im reichlich gefüllten Repertoire des Amerikaners aus Albuquerque, New Mexico.
Aus der bunten Palette der Newcomer-Lieder hatte aus meiner Sicht "Memphis" das Rennen gemacht. Auf den Plakaten hatte man dieses Konzert mit dem Titel 'Blues tot op het bot!' angekündigt, was improvisiert übersetzt soviel wie 'Blues bis auf den Knochen' heißt. Mit "Memphis" hatte
Ryan McGarvey dabei definitiv den Riff-Nagel auf den Kopf getroffen. Hammer! Welch eine Nummer! Dieses Stück pumpte bis an die äußersten Nervenenden und die tieftönige Riff-Kultur ging stante pede in die Fußwippe. "Memphis" ... ein Track, den man einfach nicht mehr aus dem Gedächtnis bekam. Ein Song mit Tiefenwirkung.
Er streichelte die Saiten, seine Finger wanderten geschmeidig wie eine Raubkatze über das Fretboard, er spielte die Erkennungstöne von
Deep Purples "Smoke On The Water" nur über das Drehen am Hals einer Saite und bei der Zugabe "A Million Miles Away" von
Rory Gallagher gab es quasi jede einhundert Meilen eine andere Stimmung.
Ryan McGarvey war der Psychedelic-Beschwörer des Blues, ein Magier der Klang-Orgie, der Feingeist auf dem Wah Wah-Pedal und ein Irrwisch am Treble-Knopf. Bei einigen Intros war er der einsame Blueser, sehr in sich gekehrt und doch ganz nah beim Publikum. Wenn aus Emotionen Töne wurden, dann war die Begeisterung groß.
"Mystic Dream" wurde von virtuellen Nebeln umrankt und das Rhythmus-Duo groovte ohne Ende.
Ryan McGarvey zelebrierte den Rock'n'Roll in seiner ganz persönlichen Blues-Sprache. Gemessen an den bisher von
RockTimes besuchten Konzerten gab es viele relativ knackig-kurze Lieder auf die Mütze und insgesamt war auch dieser Gig wieder ein brillantes Live-Erlebnis. Diese Band trumpfte voll auf. Der Gitarrist öffnete ein überraschendes Geschenk nach dem anderen und betonte mehrmals, wie sehr er sich darüber freute, an dieser Stelle wieder ein Konzert zu spielen. Dieser Gig war abermals hochklassige Werbung für den Blues Rock.