Roye Albrighton: Wir waren nie abwechslungsreicher als auf "Time Machine"
Rocktimes Interview Nachdem die Prog Rock-Legende Nektar in den letzten zwölf Jahren ja wieder richtig aktiv am Werk war (erst in diesem Jahr erschien auch das aktuelle Studioalbum), kommt das Quartett Anfang 2014 endlich wieder auf die deutschen Bühnen zurück. Insgesamt fünf Termine sind bisher bestätigt und zu diesem Anlass erkundigten wir uns auch beim Gründungsmitglied und Hauptsongwriter Roye Albrighton, nach dem genauen Stand der Dinge.

Interview vom 13.12.2013


Markus Kerren
RockTimes: Hallo Roye, schön, dass wir uns mal wieder unterhalten können. Denn das letzte Mal ist schon wieder über fünf Jahre her und seitdem ist sicherlich einiges passiert.
Roye: Hi Markus, klasse, wieder von dir zu hören. Ich hoffe, es geht dir gut.
RockTimes: Vor etwas über einem Jahr hast du gesagt, dass eure aktuelle Scheibe (Time Machine) die beste sei, die ihr jemals aufgenommen habt. Denkst du heute noch genauso bzw. wo würdest du sie heute einsortieren? Und wie stehst du heute zu Remember The Future (meine Lieblingsscheibe von euch), "Journey To The Centre Of The Eye" oder "A Tab In The Ocean", um nur mal drei zu nennen?
Roye: Ich denke heute noch genauso über "Time Machine" wie zu dem Zeitpunkt, als ich das gesagt habe. Meiner Meinung nach ist es das abwechslungsreichste Album, das wir jemals aufgenommen haben. Das soll aber nicht bedeuten, dass "Remember..." und "A Tab..." sowie die restlichen Alben einen geringeren Stellenwert haben. Aber die Zeiten ändern sich und damit muss sich auch das Songwriting verändern.
RockTimes: Stört es dich, wenn deine neuen Alben von Kritikern und Fans immer wieder mit den legendären Nektar-Werken aus den Siebzigern verglichen werden?
Roye: Nein, überhaupt nicht... ich finde es sogar gut, wenn sich damit auseinandergesetzt wird. Dennoch müssen wir uns alle auch im Kontext mit der Zeit entwickeln.
RockTimes: "Set Me Free, Amigo" vom neuen Album "Time Machine" ist für mich ein Knaller. Eigentlich untypisch für die Band, aber so was von genial. Wie kam es zu diesem Stück?
Roye: Im Jahr 1980 spielte ich in der Band Grand Alliance und wir veröffentlichten ein Album mit dem selben Namen. Dafür hatte ich den Song "On The Border" geschrieben. In der Story ging es um einen Bankräuber im Wilden Westen, der auf der Flucht zur und dann über die Grenze nach Mexiko war. "Set Me Free, Amigo" ist die Weiterführung dieser Geschichte, wenn der Bandit im Knast sitzt und über sein Schicksal grübelt.
RockTimes: Die Nummer, welche mir am wenigsten zusagt, ist das poppige "Destiny". Der Song ist nicht schlecht. Er ist sogar so gut, dass er im täglichen deutschen Radioprgramm laufen könnte. Gab es darauf Reaktionen von alten Progmaniacs, die die 70er Nektar-Scheiben als heilig erachten?
Roye: Die Reaktionen, die von diesen Fans zu dem Song kamen, waren eigentlich alle gut. Ich stimme dir zu, dass er ziemlich kommerziell ist und wenn ihn eine andere, viel jüngere Band aufgenommen hätte, hätte sie damit sicher einen kleineren oder größeren Hit landen können.
RockTimes: Nicht wirklich alle Nektar-Fans waren besonders glücklich mit dem Vorgänger-Album
A Spoonful Of Time, weil es ein reines Cover-Album war und auch euer typischer, euch so einzigartig machender Sound nicht vorhanden war. Wer kam auf die Idee zu diesem Album und wie ist es entstanden?
Roye: Ich glaube, unser Label Cleopatra Records hatte die Idee, sehr viele Musiker auf einer Scheibe zu vereinen und mal zu sehen, was da rauskommt. Wobei solche Geschichten ja nun wirklich nichts Neues sind... Ich hätte die Platte gerne mit denselben Musikern gemacht, die Songs dafür aber lieber selbst komponiert. In dem Fall hätte sie sich nämlich wie Nektar mit Gastmusikern angehört. Bezüglich der Aufnahmen lief es so, dass jeder seinen Part für sich ganz alleine eingespielt hat. Zu keinem Zeitpunkt befanden sich zwei beteiligte Musiker zusammen im Studio.
RockTimes: Wie wird die Setlist auf der anstehenden Tour ausschauen? Werdet ihr euch auf die letzten Alben konzentrieren oder mehr von den alten Stücken spielen?
Roye: Naja, du weißt ja, dass auch bei einem Konzert nur ein gewisser zeitlicher Rahmen gegeben ist. Wir wollen natürlich "Time Machine" präsentieren, aber auch ein paar Klassiker und dazu noch einige Stücke aus der Zeit dazwischen bringen. Dadurch ergibt sich zwangsläufig, dass wir es nicht jedem recht machen können. Es wird immer Leute geben, die sich nach einer Show wünschen, wir hätten dieses oder jenes noch gespielt. Wir hoffen einfach, dass wir eine gute Mischung zusammenstellen und diese dann auch Nacht für Nacht immer mit ein paar zusätzlichen Songs variieren können.
RockTimes: Vor fünf Jahren war es so, dass mit Klaus Henatsch (Keyboards) und Peter Pichl (Bass) zwei deutsche Musiker in der Band waren. Klaus ist ja immer noch dabei, ist er mittlerweile auch ins Songwriting involviert? Und warum ist Peter nicht mehr in der Band?
Roye: Ich schreibe nach wie vor das allermeiste Material für Nektar, aber auf "Time Machine" war jeweils auch ein Stück von Klaus und eins von Ron Howden vertreten. Peter hatte einfach einen zu prallgefüllten Terminkalender mit anderen (musikalischen) Verpflichtungen, sodass er schlicht nicht mehr genug Zeit für Nektar hatte.
RockTimes: Auf "Time Machine" hatte ja Billy Sherwood den Bass eingespielt. Wird er auch auf dieser Tour mit dabei sein und falls nicht, wer wird die vier dicken Saiten übernehmen?
Roye: Das ist praktisch dieselbe Geschichte. Billy ist drüben in Los Angeles arbeitsmäßig derzeit so sehr ausgebucht, dass er nicht mitkommen konnte. Das soll aber nicht heißen, dass dies auch für die Zukunft ausgeschlossen ist. Auf dieser Tour haben wir Tom Fry als Bassisten dabei.
RockTimes: Hast du noch Kontakt mit den ehemaligen Bandmitgliedern und was machen sie heutzutage so?
Roye: Sowohl zu Derek Moore als auch zu Alan Freeman habe ich kaum noch Kontakt und kann dir deshalb auch nicht sagen, was sie heute so treiben.
RockTimes: Wie sehen deine Pläne für das kommende Jahr aus, wenn die Tour vorüber ist?
Roye: Nach der Tour werde ich direkt mit dem Songwriting für das nächste Album beginnen. Außerdem würde ich sehr gerne eine Akustik-Tour spielen. Nur ich und ein weiterer Musiker am Cajon, die Nektar-Songs zum Besten geben. Da hätte ich richtig Lust drauf.
RockTimes: Welche Musik hört ein Roye Albrighton privat bzw. wie offen bist du für Musik, die mit Prog nun überhaupt nichts zu tun hat?
Roye: Oh, ich höre tatsächlich jede Menge unterschiedlicher Musik. Es gibt Tage, an denen ich mir die 'normalen' Radioprogramme anhöre, weil ich da zwischendurch immer mal wieder ein paar nette Melodien höre, die mir gefallen. Am nächsten Tag darf es dann beispielsweise nichts anderes als Jazz sein und nochmal 24 Stunden später höre ich nur progressives Zeug. Kommt immer drauf an, wie ich mich gerade fühle.
RockTimes: Herzlichen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast, Roye. Erstmal frohe Weihnachten, einen guten Rutsch und fürs nächste Jahr dann viel Erfolg mit der Tour. Wir freuen uns schon drauf!
Roye: Ja, wir freuen uns auch schon drauf, wieder rüber zu kommen. Und auch an euch frohe Weihnachten und eine gutes neues Jahr.
RockTimes: Hi Roye, great to talk to you again. Last time we spoke was back in 2008 and I guess a few things happened since then?
Roye: Hi Markus, great to hear from you again... hope all is well.
RockTimes: About a year ago you said "Time Machine" is 'the best album we have ever made'. I understand that the newest album is always the best for any musician. Do you still feel the same or where would you place it today with the gift of hindsight? And how do you feel nowadays about "Remember The Future" (my alltime fave), "Journey To The Centre Of The Eye" or "A Tab In The Ocean" to name just three?
Roye: I still feel the same about "Time Machine". I feel it is the most diverse album we have ever made... that's not to say I don't feel that "RTF" and "TAB" etc. etc. are no longer appreciated. I just feel that time moves on and we have to diversify the writing.
RockTimes: Does it bother you if critics and fans always compare your new albums with your legendary material from the seventies?
Roye: Not at all... in fact I feel it is good to debate the subject... however we must all move with the times.
RockTimes: "Set Me Free, Amigo" from the new album is such a great number. A bit untypical I'd say, but really genious. How'd you come up with that song?
Roye: Back in 1980 I was with a band called Grand Alliance and we made an album of the same name. I wrote a song called "On The Border" which was the story of a bank robber in western times that fled to the Border and over to Mexico. "Set Me Free, Amigo" is the continuation of that story where he is sitting in jail and contemplating his fate.
RockTimes: The song I like last best is the Pop-like "Destiny". It's not a bad song, in fact it's actually good enough to fit perfectly in commercial german radio programms. Did you receive any feedback from your old prog-maniac fans who look at your seventies stuff as sacred?
Roye: Actually they all quite liked that song, I agree with you that it is a little commercial and I believe if anyone else had recorded it who is far younger that we are... it would be a medium hit for them.
RockTimes: Not all of your fans were very happy with "A Spoonful Of Time" since it was a cover album and they were missing the original Nektar sound which always made the band so unique. What was the thought behind this album and how did it come together?
Roye: I think Cleopatra records had the idea to put a whole lot of musicians together on one record and see how it comes out... it's really nothing new to do this however, I would liked to have written music for the album using the same musicians... then it would have sounded like Nektar with guest artists. This was all done by file transfer, no two musicians were ever in the studio together at the same time.
RockTimes: What can we expect on the upcoming tour regarding the setlist? Will you play a lot from the last few albums or will there be many old songs?
Roye: You probably realize that we only have so much time to play in respect of the set length, also having said that we need to promote "Time Machine" and play some from the classic old albums and some from those after... so you can see we cannot please everyone... someone is bound to say that they wished we had played this or that... we just hope that we can strike a good combination and maybe change it a little every night.
RockTimes: It was also five years ago when with Klaus Henatsch and Peter Pichl you had two german guys in the band. Klaus is still with you, is he also involved in the songwriting process by now? And what happened to Peter?
Roye: I still write the majority of the music however "Time Machine" has a track written by Klaus and one from Ron Howden on it. Peter had a backlog of commitments and he had to leave to fullfill these.
RockTimes: Billy Sherwood played the bass on "Time Machine". Will he be on the tour as well and if not, who is going to play the bass?
Roye: Again... Billy has an enormous workload over in LA and will not be able to make this tour however that is not to say he won't in the future. On bass for this tour will be Tom Fry.
RockTimes: Are you still in contact with the ex-members and what are they doing these days?
Roye: I have very little contact with Derek Moore or Alan Freeman and have no idea what they are doing these days.
RockTimes: What are your plans for 2014 after the tour is done?
Roye: After the tour, I shall continue writing music for the next album. I would also like to take Nektars music as acoustic out for a short tour... just myself and maybe a cajon player as this sounds really good.
RockTimes: What kind of music do you listen to for fun? Do you like any stuff that is not progressive or say Prog Rock?
Roye: Yes I like to listen to a lot of different music... some days I will listen to a really commercial station because I like some of the melodies that I hear, then the next day I might have a jazz day... then a proggy day... it all depends how I feel.
RockTimes: Thank you so much for taking the time, Roye. You have a Merry Christmas and all the best for the upcoming tour. We're already looking forward to it.
Roye: We are also all looking forward to coming, thank you and have a great Christmas and new year.
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