
Auf dieses Konzert in Rainers Rockhaus war ich wirklich richtig gespannt. Schon seit ich im Jahr 2009 das erste Studio-Album New Resolution der Kris Pohlmann Band zum Besprechen zugeschickt bekam, hatte die Düsseldorfer Gruppe um den gebürtigen Engländer verstärkt mein Interesse geweckt. Diese unglaublich variable Rockmusik, bei der sich der Blues wie ein roter Faden durch die einzelnen Songs zog, riss mich sofort in ihren Bann, zumal auch öfter mal der Funk-Bereich gestreift wurde oder sogar herrlich einfühlsame Songs im Stile eines Peter Green enthalten waren. Dieses Album war für mich eine der gelungensten Debüt-Scheiben der jüngeren Geschichte, zumal nur Eigenkompositionen am Start waren. Dieses kolossale Songwriting ließ noch so Einiges erwarten.

Und genau so ging es auch weiter. In der Zeit von 2006 bis 2012 heimste das Trio etliche Preise ein (u. a. solche Titel wie 'Beste Blues Band', 'Bester Bluessänger' und 'Bestes Bluesalbum'), womit der zweite Longplayer One For Sorrow aus dem Jahr 2011 ausgezeichnet wurde. Und das vollkommen zu Recht, denn die Kris Pohlmann Band wirkte hier noch zupackender und persönlicher als auf ihrem Debüt, ohne ihre Vielseitigkeit aufzugeben. Der gesamte Stil des Dreiers war nun im rockigen Bereich angesiedelt, obwohl auch nach wie vor nicht auf das nötige Feeling verzichtet wurde. Jetzt schien die Band ihren eigenen Stil gefunden zu haben.

Obwohl ich in den ganzen Jahren in regelmäßigem Mail-Kontakt mit Kris stand, war es mir bis zum heutigen Tag einfach noch nie gelungen, das Trio mal live auf der Bühne zu erleben. Irgendwie kam immer wieder etwas dazwischen, wenn die Band mal in meiner Nähe zu Gast war, und ausgerechnet jetzt, beim letzten Konzert der Kris Pohlmann Band in (fast) Originalbesetzung klappte es doch noch. Leider war Bassmann Warren Richardson an diesem Abend schon nicht mehr mit dabei und auch Drummer Elmar Stolley saß zum letzten Mal hinter der Schießbude. Die beiden Begleiter werden die Band aufgrund zahlreicher anderer Verpflichtungen verlassen, und so muss Kris sich für die Zukunft neue Musiker suchen, um ein intensiveres Touren möglich zu machen. Doch an diesem Abend war noch einmal die alte Formation zu zwei Dritteln angesagt, verstärkt durch Thomas Hannes, der im wirklichen Leben als Produzent der Band tätig ist.

Diese Umbesetzung machte sich beim Publikum aber nicht weiter bemerkbar. Das Zusammenspiel passte für mein Empfinden ganz gut, wobei eventuelle kleine Fehler wohl nur von den Musikern selbst bemerkt wurden, wenn es sie überhaupt gab.
Was folgte war ein zweiteiliges Set von etwa zweieinhalb Stunden Länge in einer sehr entspannten und lockeren Atmosphäre. Den drei Musikern schien der Auftritt in kleinem Rahmen sehr viel Spaß zu machen. Die Songs wurden mit launigen Ansagen angekündigt, sodass sofort ein enger Kontakt zwischen den Musikern und ihrem Publikum vorhanden war. Übrigens setzte sich das auch in der Pause und nach dem Konzert fort, wobei auch ich die Gelegenheit hatte, mich ausführlich mit diesen äußerst sympathischen Leuten zu unterhalten. Das hat richtig Spaß gemacht!

Die Setlist bestand natürlich zum größten Teil aus den Höhepunkten der beiden Alben, wobei sofort festzustellen war, dass die Kris Pohlmann Band die Songs allesamt in einer etwas härteren Gangart losließ, was jedem einzelnen Titel sehr gut tat. Die Rhythmus-Sektion wirkte druckvoller als bei den Studio-Einspielungen, sodass selbst die ruhigeren Stücke mehr in die Beine gingen. Doch zu keiner Sekunde hatte man den Eindruck, dass Kris ohne sein spezielles Feeling spielen würde. Das stand ganz klar im Vordergrund. Es war schon toll anzuhören, wie gut und differenziert er sein Instrument beherrscht und dabei einen glasklaren Sound fabriziert. So gehörten für mich die beiden Eröffnungssongs "Don't Make A Fool Of Me" und "Soulshaker" vom zweiten Album schon mal zu den Highlights des Konzertes, denn sie zeigten auf, in welche Richtung es an diesem Abend gehen würde: straight nach vorne, und das ohne große Schnörkel. Das war das Motto an diesem Abend!

Zum Schluss des ersten Teils dieses Gigs wurde es dann noch einmal richtig bluesig. Die letzten drei Songs bestanden aus dem Albert Collins-Titel "If You Love Me Like You Say", "I'm Tore Down" aus der Feder von Freddie King, sowie der Eigenkomposition "Got To Be The Blues" vom ersten Album. Die Band ging danach in eine zwanzigminütige Pause, die sie sich auch redlich verdient hatte. Besonders erwähnen möchte ich bei diesem ersten Set noch die kochendheiße Coverversion des Free-Klassikers "The Hunter", bei der Kris natürlich nicht an die Vocals eines Paul Rodgers heranreichen konnte, aber gitarrenmäßig ein richtiges Feuerwerk abbrannte. Das war schon die hohe Kunst des Gitarrenspiels.

Der zweite Teil des Konzertes begann mit drei weiteren eigenen Songs, bei denen die Kris Pohlmann Band das Publikum erneut sehr schnell auf Betriebstemperatur brachte, bevor mit "See The Light" sehr eindrucksvoll an Jeff Healey erinnert wurde. Und auch Gary Moore kam noch zu einem Tribute, als die Band "Since I Met You Baby" anstimmte. Doch es bleibt ganz klar festzustellen, dass sich die Pohlmann-Kompositionen durchaus auf Augenhöhe mit diesen Klassikern befinden. Nachzuhören z. B. bei "Believe" und "Fallin' Down", das als letztes Stück des Konzertes ablief und sich zu einem handfesten Jam mit entsprechender Spieldauer entwickelte. Ein weiterer Höhepunkt dieses Abends.

Der Zugabenteil bestand aus dem Don Nix-Song "Going Down", mit dem man natürlich absolut nichts falsch machen konnte, sowie dem Titelsong des zweiten Albums "One For Sorrow", der wieder etwas Tempo raus nahm, dafür aber eine der schönsten Gitarrenpassagen von Kris Pohlmann beinhaltet. Hier lagen die Gefühle blank.
Nun war das offizielle Programm eigentlich beendet, doch es kam noch zu einem besonderen Schmankerl. Zum Glück konnte ich Kris in der Pause dazu überreden, den Steamhammer-Hit "Junior's Wailing" zu spielen, der in einer tollen Version auch auf YouTube zu sehen ist. Und so gab es diesen Klassiker noch als special request. Danke dafür, Kris! Allerdings hielt sich die Band hier eher an die Fassung von Status Quo und stellte den Boogie mehr in den Vordergrund. Da hat mich der gute Kris doch noch ausgetrickst…!

Insgesamt hat dieser Abend so richtig Spaß gemacht. Wir haben eine tolle Band gesehen, von der wir in der nächsten Zeit noch sehr viel hören werden. Gespannt darf man auch auf die neue Live-CD sein, die für den Herbst dieses Jahres geplant ist. Wenn es der Kris Pohlmann Band hier auch nur ansatzweise gelingt, ihre Energie auf den Silberling zu übertragen, dann haben wir erneut ein großes Album zu erwarten. Das werden sicherlich alle Anwesenden, die diesen Gig miterlebt haben, bestätigen können - besonders die Mädels, die sich zum Schluss, zusammen mit Kris, auf der Tanzfläche tummelten.
Wie immer danken wir Rainer Pullwitt für die problemlose Akkreditierung und das nette Zusammensein.
Line-up:
Kris Pohlmann (guitar, vocals)
Elmar Stolley (drums, backing vocals)
Thomas Hannes (bass)
Setlist: |
01:Don't Make A Fool Of Me
02:Soulshaker
03:One Day Baby
04:The Hunter
05:Reconsider Baby
06:Got To Let You Go
07:Sorry
08:If You Love Me Like You Say
09:I'm Tore Down
10:Got To Be The Blues
11:Feel The Same
12:One Chance
13:Nothing's Real
14:See The Light
15:Bad For Me
16:Believe
17:Since I Met You Baby
18:Heavy Pain
19:Fallin' Down
20:Going Down
21:One For Sorrow
22:Junior's Wailing
|
|
Externer Link:
|