Øresund Space Collective / Different Creatures
Different Creatures Spielzeit: 73:01 (CD 1); 65:24 (CD 2)
Medium: Do-CD
Label: Space Rock Productions, 2015
Stil: Space Rock


Review vom 24.12.2015


Joachim 'Joe' Brookes
Auf der zweiten CD des Øresund Space Collective-Doppeldeckers "Different Creatures" befinden sich nur zwei Songs. Einerseits ist es "Raga For Jerry G" und andererseits "20 Steps Towards The Invisible Door". Über fünfundvierzig Minuten benötigt das musikalische Kollektiv für die zwanzig Schritte/Stufen bis zur unsichtbaren Tür. Hingegen hat man den "Digestive Raga" schon innerhalb von dreißig Minuten verdaut.
Das Øresund Space Collective (ØSC) hatte mit der 3-Scheiben-Live-Dokumentation
Out Into Space (2015) ihr zehnjähriges Bühnenjubiläum gefeiert und Ende 2015 kann man sich über den nächsten Output der Band freuen.
Dabei versammelten sich vom 24. bis 26. Oktober 2014 acht Musiker im Black Tornado Studio und jammten quasi, was das Zeug hielt und die Zeit hergab.
Die beteiligten Leute stehen unter anderem mit Bands wie Siena Root, Tangle Edge,
Gösta Berlings Saga oder Agusa in Verbindung, aber spielen hier unter dem Namen Øresund Space Collective.
Auch wenn die Abbildung im Kreis des Coverbildes wirr zu sein scheint, spiegelt es doch die auch in der Gelassenheit steckende Dynamik der Sessions. Es gibt halt "Different Creatures".
Das vorliegende Doppelalbum mit Music For Pogonologists zu vergleichen, verbietet sich im Grundsatz, denn dort war das Line-up ein anderes. Sehr wohl ist es erstaunlich, auf welch hohem kosmischen Niveau improvisiert wird.
Die intergalaktischen Strahlungen sind sehr intensiv. Instrumente wie Theremin, Sitar, Pedal Steel oder Violine erweitern das klangliche Spektrum enorm, aber dennoch schweben alle Nummern unter dem hohen Dach des ØSC.
Wer neugierig auf Space Country ist, der lässt sich eindeutig von "Raga For Jerry G" überzeugen. Getragen von einem unsichtbaren Luftkissen ist dieses Stück ein Beispiel dafür, wie spielerisch das Kollektiv ein Genre auslegen kann. Die einzelnen Instrumente ergeben ein herrlich-homogenes Bild aus ineinander fließenden, eher pastellen Farben. Eine Einleitung, noch ohne Schlagzeug, ist geradezu nachdenklich-verträumt. Wie perlende Wassertropfen an einer Fensterscheibe zu kleinen Rinnsalen werden ist "Raga For Jerry G" in seiner Gesamtheit eine Nummer, die Entspannung beim Hörer verursacht. Die diversen Instrumente treten in Alleingängen prominent in den Vordergrund. Bei dem Songtitel und Jonathans Violine kommt einem Jerry Goodman von The Flock beziehungsweise Mahavishnu Orchestra in den Sinn.
"Ride To Valhalla" ist aus ganz anderen kosmischen Eisen geschmiedet worden. Heftige kosmische Winde toben durch den rechten und linken Lautsprecherkanal. Das Øresund Space Collective rockt im Weltraum und auch wenn Jonathan mit seiner virtuos gespielten Violine bereits Erwähnung fand, ist er schon im Opener prägend mit von der Partie. "Ride To Valhalla" verfügt über ein Alleinstellungsmerkmal, denn keine andere Nummer auf diesem Album rockt so dermaßen ab. Hypnotisch zeichnen die Synthesizer ihre galaktischen Ringe und im Untergrund brodelt der Retro-Hammond-Sound, kreiert durch Jonas. Highlight schon zu Beginn!
Wie auch immer man auf den Titel "The MAN From Wales" gekommen ist, geht es bei 'MAN' tatsächlich um Man. Was bei "Ride To Valhalla" den Retro-Klang anbelangt, erzeugt zu Beginn hier auch die E-Gitarre. Das Stück wird angetrieben von einer hochinteressanten Psychedelic und verfügt über eine gewisse Härte in der Aussage, die durch herrliche Melodien konterkariert werden. Fantastisches Lied!
Klar, das minutenlange Monster "20 Steps Towards The Invisible Door" darf natürlich nicht unerwähnt bleiben, denn es gehört zu den Primus inter Pares der zwei Scheiben. Gegenüber "Ride To Valhalla" sind die kosmischen Winde hier eher sanft. Die Synthesizer und Keyboards vereinen sich zu einem herrlichen Miteinander unterschiedlicher Ausprägung. Die sich stetig steigernde Dynamik nimmt den Hörer gefangen. Die Intensität steigt, wird unter den Kopfhörern zu einem besonderen Genuss. Es ist verdammt viel los und selbst nach der Hälfte der Nummer will man immer mehr von den "20 Steps Towards The Invisible Door". Beim ØSC kennt die Improvisation keine Grenzen, ist im wahrsten Sinne des Wortes ausschließlich in der Freiheit der Ideen eingebettet. Gegen Ende, nach gut sechsunddreißig Minuten, mit Einsatz der Violine, scheint die Raumkapsel hinweg zu schweben und ganz zum Schluss dürfen die Synapsen, angeregt durch die Musik, ein wenig Erinnerungen an
The Doors
und ihr "Riders On The Storm" erwecken. Das Stück bekommt eine unglaubliche Leichtigkeit.
"Different Creatures" gibt es als Doppel-CD oder 3-LP-Gatefold. Das Booklet der Silberling-Version lässt sich zu einem Plakat auseinanderfalten. Auf der Vorderseite befinden sich viele Fotos der Session und die andere Seite ziert ein Kunstwerk von Mårdøn Smet und Lea Løvberg. Mit der fernöstlich angehauchten Space Trance von "Digestive Raga" ist "Different Creatures" eine der besten Øresund Space Collective-Veröffentlichungen, die bisher erschienen sind und somit eine dicke, ganz dicke Empfehlung!
Line-up:
Alex (drums, percussion)
Dr Space (analog synthesizer)
Hasse (bass, doundouns)
Jonas (guitar – CD 1#4, Hammond, synthesizer, electric piano)
Jonathan (Hammond – CD 1#4, guitar, violin, theremin, electric mandonin)
KG (sitar, analog synthesizer)
Mathias (guitar, pedal steel, shaker)
Mats (bass – CD 1#2-5, guitar)
Tracklist
CD 1:
01:Ride To Valhalla (19:36)
02:Juggle The Juice (3:49)
03:Digestive Raga (30:02)
04:The MAN From Wales (13:23)
05:Bon Voyage (6:11)
CD 2:
01:Raga For Jerry G (20:16)
02:20 Steps Towards The Invisible Door (45:14)
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